Mit der Studentenbewegung der späten 60er-Jahre verbinden sich im gesellschaftlichen Kollektivgedächtnis die Auflehnung gegen konservative Moralvorstellungen und Strukturen, Protest gegen Materialismus und Demonstrationen für Abrüstung und gegen die Atomkraftbewegung. Die Generation der heutigen Studenten wird im Gegensatz dazu zumeist als angepasst und unkritisch wahrgenommen, ohne gesellschaftspolitisch motivierte und einheitlich formulierte Ziele.
In dem vorliegenden qualitativen Forschungsbericht soll anhand von Interviews mit Angehörigen beider Generationen der Frage nachgegangen werden, inwiefern sich die offensichtlich unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Situationen auf das Karriere- bewusstsein und die Karriereplanung beider Generationen ausgewirkt haben und inwiefern sich die Generationen in der Formulierung und Umsetzung von Karrierezielen unterscheiden.
Folgende Fragestellungen stehen dabei im Mittelpunkt der Untersuchung:
• Haben die gesellschaftspolitischen Ereignisse zu einer Reduzierung des Karrierebewusstseins der Studenten der 68er-Generation geführt?
• Ist die gesellschaftliche Anpassungsleistung und somit das Bestreben, innerhalb der gesellschaftlichen Hierarchien aufzusteigen bei der 98er-Generation ausgeprägter? Welchen Stellenwert nehmen in diesem Zusammenhang Werte wie Selbstverwirklichung und die Verfolgung persönlicher Interessen ein?
• Welche Rolle spielt die Studienwahl und der Studienverlauf bei der Planung des zukünftigen Berufslebens? Wird das Studium lediglich als Instrument betrachtet, um im Berufsleben eine ideale Ausgangsposition zu erreichen oder hat das Studium einen eigenen ideellen Wert?
• Einen Schwerpunkt bildet die besondere Situation der Geistes- und Sozialwissenschaftler. Lassen sich zwischen den Generationen Unterschiede in der Studiengestaltung im Hinblick auf die pragmatischen Anforderungen der Berufswelt erkennen?
Um diese Fragestellungen angemessen zu beantworten, soll zunächst in Kapitel 2 der Forschungsansatz der qualitativen Sozialforschung durch die Darstellung der ihr zugrunde liegenden Theoretiker und Forschungsmethoden erläutert werden. Im Anschluß daran folgen in Kapitel 3 die Angaben zum Verlauf des Forschungspraktikums, welche u.a. die Bereiche Themenfindung, Datenerhebung und Aufbereitung der Interviews umfassen.
In Kapitel 4 wird ein theoretischer Bezugsrahmen zum Themenkomplex Karriere konstruiert. Dazu werden zum einen die Zusammenhänge zwischen Beruf, sozialer Schichtung und Karriere erläutert, zum anderen werden Maßnahmen der Karriereplanung vorgestellt. Zudem erfolgt die Beschreibung des gesellschaftlichen Umfeldes der zu untersuchenden Generationen. Kapitel 5 beinhaltet den gewählten Untersuchungsansatz und die Analysemethode des Forschungsberichtes, auf deren Basis die Analyse des Datenmaterials in Kapitel 6 erfolgt.
Innerhalb der Analyse wird neben der Erfassung generationsspezifischer Tendenzen gezielt versucht, Aspekte zu erfassen, welche sich einer quantitativen Untersuchung in der Regel entziehen, wie z.B. ungewöhnliche Einzelfälle und latente Sinnstrukturen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 EINLEITUNG
- 2 QUALITATIVE SOZIALFORSCHUNG
- 2.1 BEGRIFFSBESTIMMUNG UND GRUNDSÄTZE
- 2.2 THEORETISCHE FUNDIERUNG DER QUALITATIVEN SOZIALFORSCHUNG
- 2.2.1 George Herbert Mead
- 2.2.2 Herbert Blumer
- 2.2.3 Alfred Schütz
- 2.2.4 Peter L. Berger und Thomas Luckmann
- 2.2.5 Erving Goffmann
- 2.2.6 Ethnomethodologie
- 2.3 METHODEN DER QUALITATIVEN SOZIALFORSCHUNG
- 2.3.1 Befragungsverfahren
- 2.3.2 Beobachtungsverfahren
- 2.3.3 Auswertungsverfahren
- 3 ANGABEN ZUM FORSCHUNGSPRAKTIKUM
- 3.1 GRUNDLAGEN, THEMENFINDUNG, DATENERHEBUNG
- 3.1.1 Erarbeitung theoretischer Grundlagen
- 3.1.2 Prozess der Themenfindung
- 3.1.3 Datenerhebung
- 3.2 AUFBEREITUNG DER INTERVIEWS
- 4 THEORETISCHER BEZUGSRAHMEN KARRIERE
- 4.1 BERUF UND SOZIALE SCHICHTUNG
- 4.2 KARRIERE, Karrierebewusstsein, KarrierEPLANUNG
- 4.3 MABNAHMEN DER KARRIEREPLANUNG
- 4.4 GESELLSCHAFTLICHES UMFELD DER ZU UNTERSUCHENDEN GENERATIONEN
- 4.4.1 Gesellschaftliches Umfeld der 68er-Generation
- 4.4.2 Gesellschaftliches Umfeld der 98er-Generation
- 5 UNTERSUCHUNGSANSATZ UND ANALYSEMETHODE
- 5.1 UNTERSUCHUNGSANSATZ
- 5.2 ANALYSEMETHODE
- 6 ANALYSE DES DATENMATERIALS
- 6.1 STUDIENMOTIVATION
- 6.1.1 68er-Generation
- 6.1.2 98er-Generation
- 6.2 STUDIENVERLAUF
- 6.2.1 68er-Generation
- 6.2.2 98er-Generation
- 6.3 BERUFSZIEL
- 6.3.1 68er-Generation
- 6.3.2 98er-Generation
- 6.4 ZUSATZQUALIFIKATIONEN (NEBENJOB, PRAKtika, WeiterbilDUNG, AUSLANDSAUF-ENTHALT)
- 6.4.1 68er-Generation
- 6.4.2 98er-Generation
- 6.5 BERUFSLEBEN DER KINDER
- 6.5.1 68er-Generation
- 6.5.2 98er-Generation
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Forschungsbericht untersucht die Auswirkungen der gesellschaftspolitischen Veränderungen auf das Karrierebewusstsein und die Karriereplanung von Studenten der 68er- und 98er-Generation. Anhand von Interviews mit Angehörigen beider Generationen wird die Frage nach den Generationendifferenzen in Bezug auf ihre Karriereziele und -strategien beleuchtet.
- Die Rolle der gesellschaftspolitischen Ereignisse auf das Karrierebewusstsein
- Der Einfluss von Werten wie Selbstverwirklichung und persönlichen Interessen auf Karriereentscheidungen
- Die Bedeutung der Studienwahl und des Studienverlaufs für die Karriereplanung
- Die Unterschiede in der Studiengestaltung zwischen den Generationen im Hinblick auf die Berufswelt
- Die generationsspezifischen Tendenzen und latenten Sinnstrukturen in der Karriereplanung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung des Forschungsberichts stellt die Thematik der Generationendifferenzen im Karrierebewusstsein und der Karriereplanung vor und formuliert die zentralen Forschungsfragen. Kapitel 2 erläutert die theoretischen Grundlagen und Methoden der qualitativen Sozialforschung, die Grundlage des Forschungsansatzes bilden. Kapitel 3 beschreibt den Prozess des Forschungspraktikums, einschließlich der Themenfindung, Datenerhebung und Aufbereitung der Interviews.
Kapitel 4 liefert einen theoretischen Bezugsrahmen zum Thema Karriere, in dem die Zusammenhänge zwischen Beruf, sozialer Schichtung und Karriere sowie Maßnahmen der Karriereplanung dargestellt werden. Außerdem wird das gesellschaftliche Umfeld der zu untersuchenden Generationen beleuchtet. Kapitel 5 präsentiert den gewählten Untersuchungsansatz und die Analysemethode, die für die Analyse des Datenmaterials in Kapitel 6 verwendet werden.
In Kapitel 6 erfolgt die Analyse des Datenmaterials, wobei die Studiengestaltung, die Berufsziele und die Zusatzqualifikationen der beiden Generationen im Fokus stehen. Die Analyse zielt darauf ab, generationsspezifische Tendenzen und latente Sinnstrukturen in den Daten zu identifizieren.
Schlüsselwörter
Karrierebewusstsein, Karriereplanung, Generationendifferenzen, 68er-Generation, 98er-Generation, qualitative Sozialforschung, Interview, Beruf, soziale Schichtung, Studiengestaltung, Selbstverwirklichung, gesellschaftliches Umfeld, Analysemethode, latente Sinnstrukturen.
- Citar trabajo
- Silke Bettray (Autor), 2002, Karrierebewusstsein und Karriereplanung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79652