Ausgewählte Probleme des französischen Arbeitsmarktes


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2006

21 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Die Terminologie arbeitsmarktpolitisch relevanter Begrifflichkeiten

2. Historischer Abriss der ökonomischen Entwicklung
2.1 „Les Trente glorieuses“ (Die dreißig glorreichen Jahre)
2.2 Die Wirtschaftskrise 1974
2.3 Die 80er und 90er Jahre

3. Arbeitsmarktentwicklung
3.1 Arbeitslosigkeit und ihre Problemgruppen
3.2 Prekarisierung der Arbeit

4. Arbeitsmarktpolitik & arbeitsmarktpolitische Instrumente

Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Die folgende Arbeit beschäftigt sich mit der französischen Arbeitsmarktpolitik und ausgewählten Problemen des französischen Arbeitsmarktes. Um sich mit diesem Thema auseinandersetzen zu können, ist es zwingend erforderlich die Begrifflichkeit der Arbeitsmarktpolitik angemessen einzuordnen. In Anbetracht des Umfangs der Arbeit bilden diese Fragestellungen die Grundlage der folgenden Erörterung: Was versteht man genau unter Arbeitsmarktpolitik? Welche Maßnahmen oder Instrumente gibt es, um Arbeitslosigkeit zu bekämpfen oder um auf dem Arbeitsmarkt eingreifen zu können? Was sind die Gründe für Arbeitslosigkeit? Gibt es bestimmte Personengruppen, die eher von Arbeitslosigkeit betroffen sind als andere? Anhand dieses Leitfadens beschäftigt sich die folgende Arbeit mit den Gegebenheiten und Verhältnissen des Arbeitsmarktes in Frankreich.

Der Aufbau der Arbeit gliedert sich wie folgt: Eine kurze terminologische Einführung definiert die Begrifflichkeit der Arbeitsmarktpolitik, ihre Ausprägungsarten und die damit verbundenen Instrumente zur Regulierung des Arbeitsmarktes. Im Anschluss daran wird ein historischer Abriss über die ökonomische Entwicklung in Frankreich gegeben, um im dritten und vierten Teil die spezifische Arbeitsmarktentwicklung und Arbeitsmarktpolitik bzw. die dazugehörigen Instrumente angemessen charakterisieren zu können. Das Fazit leistet schließlich vor dem Hintergrund der aktuellen Situation in Frankreich einen Ausblick zu zukünftigen Entwicklungen in Frankreich. Die Argumentation der vorliegenden Arbeit bezieht sich insbesondere auf die Publikation von Steinhilber, Jochen: Frankreich: Schlanke Marianne?, in: Bieling, Hans-Jürgen/Deppe, Frank (Hrsg.), Arbeitslosigkeit und Wohlfahrtstaat in Westeuropa, Opladen: Leske+Budrich 1997, S. 89-120.

1. Einführung in die Terminologie

arbeitsmarktpolitisch relevanter Begrifflichkeiten

Gemäß Definition umfasst Arbeitsmarktpolitik „Maßnahmen zur Unterstützung des Ausgleichs am Arbeitsmarkt, also Abbau und/oder Verhinderung von Arbeitslosigkeit oder Arbeitskräftemangel."[1] Arbeitsmarktpolitik lässt sich des Weiteren aufspalten in aktive und passive Arbeitsmarktpolitik.

Die aktive Arbeitsmarktpolitik umfasst alle Maßnahmen, „die darauf gerichtet sind, auf mikroökonomischer Ebene in gezielter und differenzierter Weise die Beziehungen zwischen Angebot und Nachfrage zu beeinflussen.“[2]

Die Instrumente der aktiven Arbeitsmarktpolitik sind:

- Qualifizierungsmaßnahmen
- Eingliederungsmaßnahmen bestimmter Personengruppen
- Erhaltungsmaßnahmen von Arbeitsplätzen
- Schaffungsmaßnahmen von Arbeitsplätzen[3]

„Die passive Arbeitsmarktpolitik regelt die kompensatorischen Leistungen für Einkommensausfälle infolge von Arbeitslosigkeit.“[4]

Die Instrumente der passiven Arbeitsmarktpolitik sind:

- Zahlung von Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe und Konkursausfallgeld bei bestehender Arbeitslosigkeit
- Zahlung von Kurzarbeitergeld bei vorübergehender Arbeitslosigkeit
- Zahlung von Vorruhestandgeld und Altersruhegeld bei Überlastung des Arbeitsmarktes (frei werdende Arbeitsplätze können wiederbesetzt werden)[5]

Das arbeitsmarktpolitische System wird in Frankreich für den passiven Bereich (Lohnersatzleistungen) über Beiträge und im aktiven Bereich über Steuern finanziert.[6]

Der Begriff Arbeitslosigkeit meint die „Nichtbeschäftigung von lohnabhängigen, beschäftigungswilligen Arbeitskräften.“[7] Die Gründe für Arbeitslosigkeit sind – wie ihre Ausprägungsarten – vielfältig. Daher ist es – vor dem Hintergrund einer zutreffenden Interpretation von Arbeitslosigkeit – unentbehrlich, die verschiedenen Formen von Arbeitslosigkeit klar voneinander abzugrenzen.

Man unterscheidet hierbei:

1. friktionale Arbeitslosigkeit (kurzfristig) Ursachen: Sucharbeitslosigkeit (bis 3 Monate)
2. saisonale Arbeitslosigkeit (kurzfristig) Ursachen: Produktions- und Nachfrageschwankungen
3. konjunkturelle Arbeitslosigkeit (mittel- bis langfristig) Ursachen: Rückgang der Güternachfrage und Güterproduktion
4. lang andauernde Arbeitslosigkeit (langfristig) Ursachen: Mangelnde Kapitalbildung oder Rationalisierung durch technischen Fortschritt
5. strukturelle Arbeitslosigkeit (langfristig) Ursachen: Ungleichgewicht zwischen angebotenen und nachgefragten Arbeitsleistungen[8]

Wird im Folgenden von Arbeitslosigkeit bzw. einer spezifischen Arbeitslosenrate gesprochen, so ist es erforderlich den Begriff der Vollbeschäftigung in diesem Zusammenhang zu definieren. Da immer einige Personen eine Arbeit suchen, besteht auf dem Arbeitsmarkt eine natürliche Fluktuation von Arbeitskräften. Demnach kann es eine Arbeitslosenquote von 0% nicht geben. Daher lautet die Definition von Vollbeschäftigung über die Arbeitslosenquote seit den 60er Jahren wie folgt:

- 1% (1960)
- 2-3% (70er-80er Jahre)
- 5-6% (90er Jahre)[9]

2. Historischer Abriss der ökonomischen Entwicklung

2.1 „Les Trente glorieuses“ (Die dreißig glorreichen Jahre)

„Frankreich war bis 1945 das Land mit dem höchsten Agraranteil aller entwickelten kapitalistischen Staaten.“[10] Nach 1945 setzte ein schneller Modernisierungsprozess ein. Diese Entwicklung war geprägt von einer starken zentralen Regulierung durch den Staat, einer engen Verschränkung von Staats- und Wirtschaftseliten und einer ausgedehnten staatlichen Industriepolitik.[11]

Die industriepolitische Leitlinie beruhte auf einer engen Zusammenarbeit zwischen Staat und französischen Großunternehmen. Führende Unternehmen wurden unter staatliche Kontrolle gestellt, um die Verteidigung nationaler und ökonomischer Interessen zu gewährleisten. Der französische Staat „übernahm die großen Banken, die Kohlebergwerke, die Gas- und Elektrizitätsversorgung und durch die Verstaatlichung von Unternehmen wie Renault auch einen Teil der Industrie. “[12]

Private Unternehmen wurden in eine Art Wachstumspakt miteinbezogen. Sie erhielten Subventionen vom Staat bei technischen Innovationen. Diese „Modernisierung von oben“ ist bis heute trotz einiger Modifikationen strukturbestimmendes Merkmal der französischen Wirtschaft geblieben.[13]

Nach dem 2.Weltkrieg stellte sich so ein schneller wirtschaftlicher Erfolg ein, der sich mit zunehmender Dauer sogar noch beschleunigte.[14] „So betrug die durchschnittliche Steigerung des Bruttoinlandprodukts zwischen 1949 und 1959 jährlich 4,5%, von 1955 bis 1968 5,7% und von 1969 bis 1973 6,1%.“[15] Nicht ohne Grund sprach der französische Ökonom Jean Fourastié von den „dreißig glorreichen Jahren“ der französischen Wirtschaft.[16] Die gesamtwirtschaftliche Ausrichtung veränderte sich in dieser Zeit zunehmend.[17]

[...]


[1] Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG (Hrsg.): Das Lexikon, Bd. 1, Hamburg: Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG 2005, S. 334.

[2] Hardt, Freia: Regierungswechsel und Arbeitsmarktpolitik in Frankreich, Opladen: Leske+Budrich 2003, Forschung Politikwissenschaft, Band 171, S. 85.

[3] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitsmarktpolitik vom 03.12.2005.

[4] Hardt, Freia: Regierungswechsel und Arbeitsmarktpolitik in Frankreich, Opladen: Leske+Budrich 2003, Forschung Politikwissenschaft, Band 171, S. 85.

[5] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitsmarktpolitik vom 03.12.2005.

[6] Vgl. http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/61832/ vom 03.12.2005.

[7] Dichtl, Erwin/Issing, Otmar (Hrsg.): Vahlens großes Wirtschaftslexikon, Bd.1, 2. Aufl., München: Verlag Franz Vahlen GmbH 1993, S. 105.

[8] Siehe ebd., S. 106

[9] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitsmarkt vom 03.12.2005.

[10] Steinhilber, Jochen: Frankreich: Schlanke Marianne?, in: Bieling, Hans-Jürgen/Deppe, Frank (Hrsg.), Arbeitslosigkeit und Wohlfahrtstaat in Westeuropa, Opladen: Leske+Budrich 1997, S. 89.

[11] Vgl. ebd.

[12] Ministère des Affaires étrangères: Frankreich, Neuauflage, Paris: La Documentation française 1999, S. 167.

[13] Vgl. Steinhilber, Jochen: Frankreich: Schlanke Marianne?, in: Bieling, Hans-Jürgen/Deppe, Frank (Hrsg.), Arbeitslosigkeit und Wohlfahrtstaat in Westeuropa, Opladen: Leske+Budrich 1997, S. 89 f.

[14] Vgl. Loth, Wilfried: Geschichte Frankreichs im 20. Jahrhundert, 2. Aufl., Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag 1992, S. 188.

[15] Ebenda.

[16] Siehe Fourastié, Jean: Les trente glorieuses. La révolution invisible de 1946 à 1975, Paris 1979.

[17] Siehe Kapitel 2.1, „Les Trente glorieuses“ (Die dreißig glorreichen Jahre), Tabelle 1: sektorale Beschäftigung in %, S. 5.

Fin de l'extrait de 21 pages

Résumé des informations

Titre
Ausgewählte Probleme des französischen Arbeitsmarktes
Université
University of Osnabrück
Cours
Soziale Strukturen in der EU
Note
1,7
Auteur
Année
2006
Pages
21
N° de catalogue
V79692
ISBN (ebook)
9783638872232
Taille d'un fichier
515 KB
Langue
allemand
Mots clés
Ausgewählte, Probleme, Arbeitsmarktes, Soziale, Strukturen
Citation du texte
Philipp Seeck (Auteur), 2006, Ausgewählte Probleme des französischen Arbeitsmarktes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79692

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