Die Frage nach der Rolle und Bedeutung von Vertrauen in ökonomischen Prozessen ist eine ist eine der wichtigsten im Kontext einer Suche nach einem neuen Selbstverständnis des betrieblichen Managements. Diese Suche ist notwendig geworden durch veränderte Marktbedingungen, wachsenden Konkurrenzdruck und immer schnellere Informations- und Kommunikationsstrukturen. Obwohl die große Bedeutung von Vertrauen seit langem in der Wirtschaft unbestritten ist, wird Vertrauen oft nur zu einem funktionalen Aspekt in Geschäftsbeziehungen und Produktion( als kostensenkender Effekt) oder als bloß rationales Kalkül zur effizienten Gewinnsteigerung („vertraut der Kunde/Partner, dann kauft er auch mehr“) verkürzt. Dieser verengten Perspektive lässt sich sowohl eine tiefergehende Untersuchung der konstitutiven Rolle von Vertrauen für ökonomische Prozesse überhaupt als auch eine kritische Darstellung des Verhältnisses von Vertrauen zu Kontrollmechanismen des Managements entgegen setzen. Aufgabe dieses Essays soll es sein, über diese beiden Problemfelder einen skizzenartigen Überblick zu liefern und eine bestimmte Umgangsweise im Bezug auf Vertrauen vorzuschlagen.
In einem ersten Schritt soll ein bestimmtes Verständnis von Vertrauen entwickelt werden (I). Hierzu werden verschiedene Erklärungsansätze dargestellt und ihre Implikationen für den Vertrauensbegriff in seiner Verwendung im ökonomischen Kontext näher betrachtet. Ausgehend von der Frage nach der Bedeutung von Vertrauen in diesem gesellschaftlichen Teilsystem werden anschließend die Grundlagen unter den Aspekten ‚Existenz eines Risikos’ und ‚gemeinsames Interesse’ herausgearbeitet (II). Dabei wird sowohl der strukturationstheoretische Ansatz als auch das Problem der doppelten Kontingenz eine zentrale Rolle einnehmen. In einem nächsten Schritt soll versucht werden, die gewonnenen Einsichten über Vertrauen in ein kritisches Verhältnis zur Tendenz der Handlungskoordinierung über Kontrollmechanismen zu setzen (III). Hier steht insbesondere die konstitutive Rolle von personenbezogenem Vertrauen und Systemvertrauen angesichts der Grenzen von Kontrollmöglichkeiten im Mittelpunkt. Abschließend soll Vertrauen als eine reale Alternative zur Kontrolle vorgestellt und auf die Gestaltung einer zukünftig komplexeren Führung durch das Management bezogen werden (IV). Da Vertrauen durch Kontrolle nur komplementär ergänzt werden kann, ist hier ein Prozess von der bisherigen wirtschaftstheoretischen Fokussierung auf Kontrollmechanismen hin zu einer breiteren Vertrauensbildung im praktischen Umgang notwendig und sinnvoll.
Inhaltsverzeichnis
- Welches Verständnis von Vertrauen existiert?
- Was sind die Grundlagen von Vertrauen?
- Wie steht Vertrauen im Verhältnis zu Kontrolle?
- Ist Vertrauen eine Alternative zur Kontrolle?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay befasst sich mit der Rolle und Bedeutung von Vertrauen in ökonomischen Prozessen, insbesondere im Kontext einer Suche nach einem neuen Selbstverständnis des betrieblichen Managements. Er untersucht das Verhältnis von Vertrauen zu Kontrollmechanismen und stellt Vertrauen als eine mögliche Alternative zur Kontrolle dar.
- Das Verständnis von Vertrauen aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven
- Die Grundlagen von Vertrauen im Kontext von Risiko und gemeinsamem Interesse
- Die Beziehung zwischen Vertrauen und Kontrollmechanismen
- Die Möglichkeit von Vertrauen als Alternative zur Kontrolle im Management
- Die Gestaltung einer komplexeren Führung durch das Management
Zusammenfassung der Kapitel
Welches Verständnis von Vertrauen existiert?
Dieser Abschnitt beleuchtet verschiedene Perspektiven auf den Begriff „Vertrauen“ aus der Wirtschaftswissenschaft, der Psychologie und der Soziologie. Er zeigt die unterschiedlichen Auffassungen von Vertrauen auf und analysiert die Implikationen für die Verwendung des Begriffs im ökonomischen Kontext.
Was sind die Grundlagen von Vertrauen?
Dieser Abschnitt beleuchtet die Voraussetzungen für das Zustandekommen von Vertrauen. Er argumentiert, dass ein Risiko notwendig ist, um überhaupt Vertrauen sinnvoll zu sein. Darüber hinaus wird die Bedeutung eines gemeinsamen Interesses im Hinblick auf Vertrauen hervorgehoben.
Wie steht Vertrauen im Verhältnis zu Kontrolle?
Dieser Abschnitt untersucht die Beziehung zwischen Vertrauen und Kontrollmechanismen, insbesondere im Kontext der Grenzen von Kontrolle. Er betont die konstitutive Rolle von personenbezogenem und Systemvertrauen.
Schlüsselwörter
Vertrauen, Management, Kontrolle, Ökonomie, Soziologie, Psychologie, Risiko, gemeinsames Interesse, strukturelle Koordination, Handlungskoordination, Systemvertrauen, personenbezogenes Vertrauen
- Arbeit zitieren
- Kai Lehmann (Autor:in), 2004, Vertrauen im Management. Eine Alternative zur Kontrolle?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80126