Demokratie im Cyberspace

Die demokratischen Potentiale des Internet


Seminararbeit, 2006

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Zentrale Eigenschaften des Internet

3. Optimisten vs. Pessimisten: Unterschiedliche Sichtweisen
3.1 Optimistische Betrachtung
3.2 Pessimistische Betrachtung
3.2.1 Digital Divide
3.3 Ambivalente Sichtweise

4. Maßnahmen, um Potentiale nutzbar zu machen

5. Fazit

6. Literatur

7. Internetquellen

1. Einleitung

Das Internet verbreitet sich mit atemberaubender Geschwindigkeit: Waren im Jahr 1997, laut der ARD/ZDF-Online-Studie, in Deutschland nur lediglich 6,5 Prozent der Bundesbürger Internet-Nutzer, so ist ihr Anteil im Jahr 2006 auf rund 60 Prozent gestiegen. Die 2006 zum zehnten Mal erhobene Studie ist repräsentativ für die bundesdeutsche Bevölkerung ab einem Alter von 14 Jahren. Im Rahmen der Erhebung wurden im April 2006 insgsamt 1.820 Erwachsene in Deutschland befragt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Demnach sind inzwischen also 38,6Millionen bundesdeutsche Erwachsene online. Vor allem auf Grund der immer attraktiver werdenden multimedialen Aufbereitungsmöglichkeiten verbringen die Deutschen immer mehr Zeit vor dem Computerbildschirm: Genau genommen handelt es sich um durchschnittlich 48 Minuten pro Erwachsenen. Die Tendenz ist steigend (vgl.: www.br-online.de, 10.12.2006). Diese Entwicklung ist nicht zuletzt auf die “technische Konvergenz” des Internet zurückzuführen. Als solche beschreibt Werner Meier “das Verschmelzen der Endgeräte Telefon, PC und Fernseher” (vgl. Meier 1998, S. 31): Die Möglichkeit Informationen multimedial aufzubereiten und so attraktiver und leichter verständlich zu machen, gekoppelt mit einem Kommunikationspotential scheinbar jenseits aller räumlichen und hierarchischen Barrieren lassen darüber hinaus, vor den Augen so manches Optimisten, im Cyberspace eine “Elektronische Agora” (Diese Theorie sieht im Internet die griechische Agora, den öffentlichen Marktplatz, verwirklicht: Alle haben Teil an allem, das Internet wird zur medialen Infrastruktur der Zivilgesellschaft stilisiert .) entstehen. Im brecht’schen Sinne wird jeder Empfänger auch zum Sender (vgl. Emmer 2001). Demnach schlummern im wachsend beanspruchten Internet also ungemeine demokratische Potentiale. Mit der Frage, wie realistisch diese Einschätzungen zu beurteilen sind und wo sich die demokratischen Potentiale im Cyberspace gegebenenfalls unterstützen ließen, soll sich diese Seminararbeit im Folgenden beschäftigen.

2. Das Internet und seine zentralen Eigenschaften

Das Internet vereint, wie oben bereits kurz unter dem Begriff „Konvergenz“ angerissen, unterschiedliche spezifische Eigenschaften.

Ein zentrales Kriterium ist seine Globalität: Das Netz umspannt den gesamten Erdball, was zur Folge hat, dass Informationen jederzeit und weltweit verfügbar sind.“ Hinzu kommt die Möglichkeit einer ständigen Aktualisierung von Daten und Informationen. Darüber hinaus bedeutsam ist die Kapazität im virtuellen Raum. Datenmaterial kann in großen Mengen schnell und über große Entfernungen hinweg gesendet werden. Zu den Charakteristika zählt auch die bereits erwähnte multimediale und graphische Aufbereitungsmöglichkeit von Informationen: Es können nicht nur Texte, Bilder und Grafiken dargestellt werden, sondern neben kleinen Animationen auch Videosequenzen und Töne (vgl. Stradtmann 1998).

Unter den drei Stichworten der Interaktivität, Individualität und Flexibilität fasst Stradtmann die Tatsache zusammen, dass innerhalb der Internet-Kommunikation die Rollen von Sender und Empfänger nicht unveränderbar festgelegt sind: „Jeder kann sowohl Anbieter als auch Abrufer von Informationen sein“ (Stradtmann 1998, Kapitel 2).

Zahlreiche weitere Autoren greifen diesen Aspekt vor dem Hintergrund der politischen Potentiale des Internet auf: Marcinkowski und Irrgang beispielsweise sehen im Internet die Möglichkeit, „dass jeder Nutzer an der Erzeugung politischer Information aktiv teilnimmt, anstatt sie, wie in den herkömmlichen Massenmedien, nur einseitig zu empfangen“ (Marcinkowski,/ Irrgang 1999, S. 28). Eine letzte zentrale Eigenschaft des Netzes ist seine Offenheit, die das Bereitstellen und Abrufen von Informationen nahezu uneingeschränkt ermöglicht. (Wo das Internet diesbezüglich jedoch auf seine Grenzen stößt, insbesondere im Hinblick auf eine so genannte „Digitale Spaltung“ soll weiter unten näher beschrieben werden.)

3. Optimisten vs. Pessimisten: Unterschiedliche Sichtweisen

Olaf Winkel unterscheidet, in Anlehnung an Hubertus Buchstein, drei Lager wenn es um die Betrachtungsweise der politischen Potentiale des Internet geht: Er trennt Optimisten, Pessimisten und Neutralisten (vgl. Winkel 1999, S. 27).

3.1 Optimistische Betrachtung

Die Optimisten sehen enorme Potentiale in den neuen Informationstechnologien: Sie erhoffen sich vom World Wide Web eine „Verbesserung des demokratischen Systems und der demokratischen Kultur [...]“ (Winkel 1999, S. 28). Als Begründung ziehen sie in erster Linie den „komfortablen, ungefilterten, kostengünstigen und universellen Zugang zu politischen Informationen und Prozessen“ heran. Der klassischen „Einwegkommunikation“ der Massenmedien werde auf diese Weise eine „Zweiwegekommunikation“ entgegengesetzt (Winkel 1999, S. 28).

Verbesserungsmöglichkeiten für den politischen Prozess werden bei der optimistischen Sichtweise auf allen Ebenen verortet: Sowohl auf der Informations-, der Diskurs- wie auch auf der Entscheidungsebene.

Auf ersterer sehen die Optimisten vor allem die Möglichkeit zu gesteigerter Transparenz. So könnten Beschlüsse, Dokumente und Akten vermehrt online gestellt und eingesehen werden.

Auf der zweiten Ebene, ist in erster Linie die Möglichkeit zur vereinfachten Kommunikation der Bürger untereinander, sowie der Bürger mit Politikern und, umgekehrt natürlich auch, der Politiker mit den Bürgern gemeint. Nicht nur, dass Barrieren, wie räumliche Gebundenheit, im Netz wegfielen, auch müssten politische Informationen nicht mehr den Umweg über bestimmte „Informations-Gatekeeper“, wie Journalisten, nehmen. Der Bürger könne demnach selbst seine Informationen auswählen und besäße idealerweise zudem verstärkt die Möglichkeit zu direktem Feedback.

Auf der letzten Ebene, der Entscheidungsebene, könnten politische Prozeduren vereinfacht werden: Hiermit wird vor allem auf virtuelle Stimmzettel und ähnliches angespielt (vgl. Winkel 1999, S. 28).

3.2 Pessimistische Betrachtung

Im Gegensatz zu den Netz-Optimisten sehen die Vertreter dieser Sichtweise im Cyberspace keine demokratischen Potentiale. Vielmehr befürchten sie, dass in der Nutzung des Internet sogar neue Gefahren für die Gesellschaft lauern: Hierzu zählt Hubertus Buchstein, einer der Vertreter der Pessimistischen Sichtweise, vor allem „Kommerzialisierung, Disintegration und Fragmentierung der politischen Öffentlichkeit“ (Buchstein 1996, S. 605). Zudem bemängelt Buchstein, dass im Netz verstärkt jene Nachrichten ausgewählt würden, die sich mit den eigenen Sichtweisen deckten (vgl. Buchstein 1996, S. 599). Dieses Auswahlverhalten lässt sich zwar zum Teil auch beim „traditionellen“ Medienkonsum nachweisen, Theorien wie der „Uses and Gratifications Approach“ (Rezipienten suchen sich Medieninhalte und Informationen zielgerichtet aus, um dadurch bestimmte Benefits oder Gratifikationen zu erhalten. (vgl. Katz et al. 1974)) oder auch Konsonanz-/ Dissonanzmodelle (miteinander unvereinbare Kognitionen, wie Gedanken oder Einstellungen, erzeugen innere Spannungen. Eine Möglichkeit, diese kognitiven Dissonanzen auszuräumen, ist die Vermeidung von Kognitionen die den eigenen widersprechen. (vgl. Festinger 1978)) können herangezogen werden, um dies zu belegen, jedoch finden extreme Sichtweisen und Randmeinungen in den traditionellen Massenmedien keine so starke Repräsentanz, wie dies in der Informationsflut des Netzes der Fall ist. In diese Richtung gehen somit auch die Befürchtungen der Netzpessimisten, das Internet verstärke die Individualisierungsbewegung, zerstöre die Basis einer kollektiven Öffentlichkeit und führe zur Zersplitterung der Gesellschaft: Die Kommunikation im Internet „[...] ziehe aber einen Zerfall der politischen Öffentlichkeit nach sich, da die Selektionsinstanzen selbst zu den Triebkräften der kulturellen Ausdifferenzierung gehörten, die dem Zerfall der Öffentlichkeit zugrunde lägen“ (Winkel 1999, S. 38). Das Beispiel der elektronischen Zeitung „Hotwired“ (vgl. hierzu Gröndahl 1998) bestätigt dieses Verhalten: Die User hatten die Möglichkeit, sich ohne Umschweife und journalistische Gewichtung (wie dies beispielsweise bei Tageszeitungen durch die Positionierung innerhalb der Zeitung oder der jeweiligen Seite der Fall ist) zu dem Themenkomplex ihrer Wahl durchzuklicken, dadurch bliebe, so Buchstein, alles was über die subjektiven Wahrnehmungsprioritäten hinausgehe ausgeblendet. Eine Aufrechterhaltung eines kollektiven gesellschaftlichen Aufmerksamkeitsfokus bleibe damit ausgeblendet (vgl. Buchstein 1996, S. 599).

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Demokratie im Cyberspace
Untertitel
Die demokratischen Potentiale des Internet
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (IfKW)
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
19
Katalognummer
V80172
ISBN (eBook)
9783638864770
ISBN (Buch)
9783638864879
Dateigröße
511 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Demokratie, Cyberspace
Arbeit zitieren
Petra Flaischlen (Autor:in), 2006, Demokratie im Cyberspace, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80172

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