Die Entstehung und Verbreitung der Hanse in Nord- und Ostseeraum und die Bedeutung der vier Kontore Bergen, Brügge, London und Nowgorod


Dossier / Travail, 2007

16 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhalt

2. Einleitung

3. Die Entstehung und Ausbreitung der Hanse – Ein Überblick
3.1 Die Gotländische Genossenschaft
3.2 Der Handel mit Skandinavien und die Ausbreitung nach Westen
3.3 Von der gotländischen Genossenschaft zur Städtehanse

4. Die Kontore
4.1 Brügge
4.2 Nowgorod
4.3 Bergen
4.4 London

5. Der Niedergang der Hanse

6. Fazit

7. Bibliographie

2. Einleitung

Groß sind die Menschen auf dem Land, noch größer sind die Menschen aber auf der See, besagt ein altes hansisches Sprichwort. Recht ungewöhnlich wenn man bedenkt welchen Gefahren sich die Menschen im 12. Jahrhundert aussetzten, wenn sie auf den Meeren segelten. Mit den damaligen, geringen Errungenschaften der Wissenschaft, war ein Kentern der Schiffe, bedingt durch ungünstige Winde oder anderes widriges Wetter, oftmals der Fall. Zahlreiche Handelsschiffe der damaligen Zeit verloren auf dem Weg an ihren Bestimmungsort die gesamte Fracht oder erreichten niemals ihr Ziel. Doch trotzdem kann man zu Beginn des 12. Jahrhunderts den Aufstieg einiger sich zusammenschließender Kaufleute zur wichtigsten und bedeutsamsten Handelsorganisation des Mittelalters (und weit darüber hinaus) verfolgen. Natürlich kann in dieser frühen Phase noch keine Rede von der Hanse sein. Doch machten zahlreiche politische und wirtschaftliche Veränderungen in dieser Zeit es möglich, ja geradezu notwendig den Handel im Ostseeraum grundlegend zu erweitern: im Jahre 1282 kam es zur ersten Erwähnung der mercatores de hansa Alemanie[1]. Später entstanden vier Kontore und zahlreiche Faktoreien. Im Weiteren sollen diese Kontore näher betrachtet werden. Wie entstanden die Kontore? Was waren die wichtigsten Handelswaren? Gab es Unterschiede in den einzelnen Kontoren, sei es im Leben der Kaufmänner oder der Entwicklung der Kontore? Nahezu die gesamte Zeit des Mittelalters (das hier zwischen dem Ende des Weströmischen Reiches im fünften Jahrhundert und dem Beginn der Reformation Anfang des 16. Jahrhunderts eingeordnet werden soll) war die Hanse ein wichtiger wirtschaftlicher und sogar politischer Machtfaktor. Die Hansegesellschaft deckte nahezu den gesamten Ost- und Nordseeraum ab und drang bis nach Smolensk vor[2]. Doch trotz des immensen Erfolges der Hanse, war ihre Geschichte auch von Krisen und Seekriegen geprägt. Im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts verlor die Hanse an Bedeutung, obwohl die Städte nichts an ihrem Handelsvolumen einbüßten[3]. Warum kam es also zu einem Ende der Hanse? Wofür sind die Ursachen zu suchen? Oder wie es Antjekathrin Grassmann formuliert:

Vielleicht sollte man auch anders fragen: Warum konnte überhaupt ein Phänomen wie die Hanse so lange bestehen- trotz […] der sprichwörtlichen Lockerheit des Bundes, trotz der sich verändernden wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen?[4]

Ist die Verlagerung des Handelsschwerpunktes auf den Atlantik eine Ursache für den Niedergang? Im Weiteren sollen diese Fragen untersucht werden.

3. Die Entstehung und Ausbreitung der Hanse – Ein Überblick

Zu Beginn soll die Entstehung der Hanse das Thema sein. Welche Voraussetzungen mussten gegeben sein, um ein Handelsnetz dieser Größe überhaupt entstehen lassen zu können? Dafür sind mehrere Faktoren verantwortlich. Zum einen konnte man zu Beginn des 12. Jahrhunderts einen schnellen Anstieg der Bevölkerungsdichte beobachten, der mit einem wachsenden Bedürfnis an Handelsgütern einhergeht. Gründe für den Bevölkerungsanstieg gibt es viele: Klimaverbesserung, das Einführen der Dreifelderwirtschaft und das Ende der Einfälle von Ungarn und Wikingern[5]. Die Menschen lebten länger und die Kindersterblichkeit (aufgrund der verbesserten Ernährung) ging zurück. Als Folge wanderte die Bevölkerung vom Land in die neu gegründeten Städte (Beispiel: Graf Adolf II. erhob Lübeck 1143 zur civitas[6] ). Die damalige Bevölkerung wandte sich von der reinen agrarischen Produktion ab und verhalf somit den neuen Städten zu großem wirtschaftlichen Aufschwung. Der zweite Punkt ist also die Entwicklung der Städte zu Handelszentren. Ein weiterer wichtiger Faktor war die Einbeziehung des Ost- und Nordseeraumes in das europäische Handelsnetz, bedingt durch die Umorientierung skandinavischer Handelsleute. Die Skandinavier hatten vorher größtenteils mit den islamischen Ländern Handel getrieben, aber durch die Verbreitung des Christentums (die Sklavenhandel verbot) sahen die Schweden und Norweger bald davon ab, mit den Arabern zu handeln[7]. Der Handel mit West- und Mitteleuropa begann.

3.1 Die gotländische Genossenschaft

Die, bereits oben erwähnte Stadt, Lübeck, bildete den Ausgangspunkt für den Handel im Ostseeraum. Hier begann man, die für die Hanse so typischen Schiffe, die Koggen zu bauen, mit denen weite Reisen nach Gotland und Russland möglich wurden. Sie waren bedeutend wendiger als die skandinavischen Schiffe und boten in den breitbäuchigen Rümpfen viel Platz für verschiedenste Handelsgüter[8]. Die schwedische Insel Gotland bestimmte zu damaligen Zeit den Handel im Ostseeraum, nur wer sich mit den Gotländern verständigte konnte Handel treiben. Im Jahre 1161 ließ Heinrich der Löwe die rivalisierenden Gotländer und Deutschen Frieden schwören und sicherte so den Handelsweg ab. Vor allem, die im Westen der Insel gelegene Stadt, Visby, wurde ein Handelsstandort. Die universi mercatores Imperii Romani Gotlandiam frequentantes (Genossenschaft der Gotland besuchenden Deutschen) war geboren[9]. Von da an begann der Handel mit Nowgorod, Riga und Åbo. In Nowgorod entstand ein hansischer Kontor und die deutschen Kaufleute siedelten sich an (siehe Kapitel 3). Zur Zeit der gotländischen Genossenschaft findet auch der Begriff Oldermänner seinen Ursprung, die die Gerichtsbarkeit ausübten. Es gab vier von ihnen an der Spitze der Genossenschaft, sie wurden von den Kaufleuten gewählt die in Visby, Lübeck, Soest und Dortmund ansässig waren. Doch Visby, das als Handelstützpunkt große politische Macht erlangt hatte, sollte bald an Einfluss verlieren. Da die Stadträte bald nicht mehr die Gotländische Genossenschaft unterstützten, sondern versuchten die Leitung der nach Russland fahrenden Deutschen zu übernehmen, zogen sie den Zorn Lübecks auf sich, dass seine Vormachtstellung gefährdet sah[10].

3.2 Der Handel mit Skandinavien und die Ausbreitung nach Westen

Handel zwischen Lübeck und Schweden gab es schon seit der Gründung der Stadt Lübeck, denn im Jahre 1173 findet man bereits zwischenstaatliche Verträge. Der Handel (vor allem mit Eisen und Kupfer) fand nur im Sommer statt, aber oftmals verbrachten deutsche Kaufleute den Winter in Schweden, die so genannten Wintersitzer. In dieser Zeit waren sie komplett dem schwedischen Recht unterstellt, es existierten noch keinerlei Privilegien[11].

Auch mit den norwegischen Städten handelte man schon seit längerer Zeit, aber erst Anfang des 13. Jahrhunderts wurde Bergen zum Handelszentrum. Man tauschte vor allem Getreide gegen Stockfisch. Wegen dem geringen Eigenertrag in der Landwirtschaft, baute sich so eine regelrechte Abhängigkeit von der Hanse auf. Die Hanse wurde das erste Mal zum Machtfaktor. Vom Bergener Hafen aus, starteten die deutschen Kaufleute auch ihre Verbindung zu den englischen Handelshäfen[12]. Sie erschlossen sich den Nordseeraum mit England und den Niederlanden. Anders als im Norden und Osten des hansischen Einflussbereiches blieben hier die Beziehungen (zu Anfang) rein wirtschaftlich. Es wurde vor allem mit Wachs und Pelz gehandelt. Erst zu Beginn des 13. Jahrhunderts nahm man den Handel mit Flandern auf. Wie Dollinger anmerkt:

Diese Tatsache ist paradox, wenn man an die Nähe des Rheinlands und an die unvergleichliche Rolle denkt, die Brügge in der Geschichte der Hanse spielte. Sie erklärt sich offenbar aus der Aktivität, die die flämischen Kaufleute noch zu dieser Zeit nicht nur in Köln, sondern auch in Bremen, Hamburg, in den sächsischen und sogar in den Ostseestädten entwickelten[13].

Im Jahre 1253 verlieh die flandrische Gräfin den deutschen umfangreiche Privilegien (z.B. Herabsetzung der Zölle) und somit stieg der Handel mit Flandern sprunghaft an. Brügge wurde zum wichtigsten Handels- und Finanzplatz in Europa[14].

[...]


[1] Vgl. Hammel-Kiesow, Rolf: Die Hanse. 3. aktualisierte Ausgabe, München 2000, S.27.

[2] Vgl. Fritze, Konrad; Stark, Walter; Schildhauer, Johannes: Die Hanse. 6. Auflage, Berlin 1974, Karte im Einband.

[3] Vgl. Grassmann, Antjekathrin (Hrsg.): Niedergang oder Übergang? Zur Spätzeit der Hanse im 16. und 17. Jahrhundert. Köln, Weimar, Wien, Böhlau 1997, S. 8.

[4] Ebenda, S. 7.

[5] Vgl. Hammel-Kiesow, S. 22.

[6] Vgl. Stoob, Hans: Die Hanse. Graz, Wien, Köln 1995, S. 62.

[7] Vgl. Hammel-Kiesow, S. 21.

[8] Vgl.: Dollinger, Philippe: Die Hanse. Stuttgart 1966, S. 41.

[9] Vgl. Ebenda.

[10] Vgl. Ebd, S.43f.

[11] Vgl. Fritze, Stark, Schildhauer: S. 53.

[12] Vgl. Fritze, Stark, Schildhauer: S.55.

[13] Dollinger: S.62.

[14] Vgl. Ebd. S.63f.

Fin de l'extrait de 16 pages

Résumé des informations

Titre
Die Entstehung und Verbreitung der Hanse in Nord- und Ostseeraum und die Bedeutung der vier Kontore Bergen, Brügge, London und Nowgorod
Université
Technical University of Chemnitz
Note
1,7
Auteur
Année
2007
Pages
16
N° de catalogue
V80197
ISBN (ebook)
9783638867757
Taille d'un fichier
436 KB
Langue
allemand
Mots clés
Entstehung, Verbreitung, Hanse, Nord-, Ostseeraum, Bedeutung, Kontore, Bergen, Brügge, London, Nowgorod
Citation du texte
Stefanie Heidel (Auteur), 2007, Die Entstehung und Verbreitung der Hanse in Nord- und Ostseeraum und die Bedeutung der vier Kontore Bergen, Brügge, London und Nowgorod, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80197

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