Robust action and the Rise of the Medici 1400 - 1434


Term Paper, 2007

22 Pages, Grade: 1,0


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Definition der Begriffe und Bearbeitungshorizont

Datenkorpus

Netzwerkanalyse

Blockmodellanalyse zur Sozialstruktur

Entwicklungen: Network-dynamics

Robust Action: Fazit

Literatur

Einleitung

Diese Arbeit befasst sich mit dem 1993 im American Journal of Sociology erschienenen Aufsatz von John Padgett „Robust Action and the rise of the Medici 1400-1434“. Die Relevanz dieses Artikels für das Thema der Netzwerkanalyse ergibt sich schon aus dem Titel des Papers, welcher frei übersetzt „stabile Beziehungen“ lauten könnte. Padgett, der an der University of Chicago eine Professur für Politikwissenschaften inne hat, ist ausserdem auswärtiger Professor am Santa Fe Institute, wo er sich sich seit 15 Jahren mit dem Thema: „Innovation in Markets - Co-Evolution of State and Market in Renaissance Florence“ [1] beschäftigt. In diesen Rahmen ist auch der hier zu behandelnde Aufsatz einzuornden.

Padgett verfolgt mit der Arbeit die Absicht, seine These zu belegen, dass die Medici im Florenz zur Zeit des Übergangs von Spätmittelalter zur Frührenaissance nicht, wie bisher von Geschichtswissenschaftlern vermutet, ihre immense Macht und Bedeutung erlangten, indem sie die eigene Differenz zum bestehenden System der Oligarchen ausbauten und aus ihren unterschiedlichen sozialen Attributen Kapital schlugen, sondern dass sie den Oligarchen auf struktureller Ebene glichen. Sie mussten sich also vielmehr auf einer anderen Ebene von den bisherigen elitären Strukturen unterscheiden. Wie wir sehen werden, wird diese Ebene durch den Terminus „robust action“ umrissen.

Zum einfacheren Verständnis wollen wir uns in der Unterteilung dieser Arbeit an die Vorlage halten. Nach einer kurzen Definition des Problems und der verwendeten Begriffe in diesem spezifischen Kontext, widmen wir uns Padgetts Untersuchungen der Sozialstruktur anhand seiner drei verschiedenen Modelle. Diese sind im Einzelnen die Netzwerkanalyse zur Untersuchung der Attributverteilung unter den Elitefamilien, die Blockmodellanalyse zur Untersuchung der sozialen Netzwerke der beiden Parteien und die Netzwerkdynamik, die es ermöglichen soll, geschichtliche Entwicklungen in die Untersuchung zum Aufstieg der Medici und deren Parteienbildung mit einzubeziehen.

Definition der Begriffe und Bearbeitungshorizont

Da sich die Geschichte der Medici ab dem 15. Jahrhundert nicht von der Stadt Florenz trennen lässt und da die Entwicklung innerhalb dieser Grossfamilie auch die Entwicklungen ihres Umfeldes prägen, befasst man sich bei ihrer Untersuchung auch immer mit der Gründung des Stadtstaates, wie ihn das italienische Mittelalter so noch nicht kannte, der aber prägend werden sollte für die folgende Epoche und nicht auf nationale Grenzen beschränkt war. Folgerichtig müssen also auch in Padgetts Überlegungen Ideen der Staatenbildung einfliessen.

Das grundlegende Element, welches sowohl der Parteien-Gründung der Medici als auch der Bildung eines Staates zugrunde liegt, ist die Zentralisierung[2]. Die Bündelung der Authorität und der Macht an einer Stelle, deren Umfang variieren kann. Der Zentralisierungsprozess entsteht meist plötzlich, wenn in einer Gesellschaft verschiedene Macht-Gruppierungen (Eliten) nebeneinander bestehen, aus denen ein Akteur heraustritt, der sich - durch welche Umstände auch immer - in einer privilegierten Situation befindet und dem es gelingt, Regeln aufzustellen. Diese Regeln, die nicht wie Gesetze fixiert sein müssen, sondern sich aus einer gängig gewordenen Praxis geformt haben können, müssen einen limitierenden Charakter aufweisen: Die anderen Macht-Faktoren müssen an diese Regeln gebunden sein, die ihre eigenen Handlungen und Interaktionen einschränken[3]. Dazu später mehr am konkreten Beispiel.

Bei diesem Prozess entsteht aber ein Widerspruch, dessen Auflösung über die Stabilität und Dauerhaftigkeit des Systems entscheidet. Padgett zeichnet diesen Widerspruch anhand zweier Begriffe nach: reproduction und control.[4] Als Reproduction ist die eigenständige „Fortpflanzung“ der Regeln in das soziale System der Verbindungen zu verstehen. Sie entsteht, wenn aus den, durch das herausgetretene Individuum, festgelegten Regeln für die Interaktion Rollen werden. Diese Rollen können mit den heutigen und damaligen Berufen in Verbindung gebracht werden. In seiner Funktion als Banker ist das Individuum darauf aus, den Gewinn zu maximieren, während es als Patron daran interessiert ist, Macht zu vermehren. Um diese Ziele zu erreichen, handelt es nach einer Reihe von Regeln – es handelt in einer Rolle. Diese Rollen wiederum erzeugen spezifische Interessen, die ihrerseits einen „strategischen Austausch“[5] erzeugen (also einen vorteils-orientierten Austausch der Individuen untereinander in ihren Rollen zur Befriedigung ihrer Interessen), die sich auf Dauer zu Mustern kollektiver Handlung fixieren (sie werden also zu einer Art Tradition des Handelns). Somit werden aus den anfänglichen Regeln des einzelnen „Anführers“ mit der Zeit Handlungsmuster der Gemeinschaft (der Mächtigen).

Unter optimalen Bedingungen gleichen die Interessen des Anführers, die er mit seinen Regeln zu erfüllen suchte, denen der Gemeinschaft. Wenn die eingeschränkten Interaktionen (locked-in interactions) der Anderen ein kollektives Verhalten erzeugt, dass den eigenen Interessen des Anführers dient, kann man von Kontrolle sprechen.

Der eigentliche Wiederspruch besteht nun zwischen den Funktionen und Interessen des judge und des boss. Der Gründer des Staates oder einer Organisation (wie einer Partei) kann nicht beides gleichzeitig sein. Die Stabilität seiner gegründeten Struktur hängt davon ab, dass die Basis (also die Gemeinschaft oder Anhängerschaft) glaubt, dass die Regeln nicht zum persönlichem Nutzen, sondern zum Gemeinwohl aufgestellt wurden, und dass die Richter, die die Einhaltung der Regeln gewährleisten, nicht aus eigenem Interesse heraus agieren. Ist der Gründer gleichzeitig Richter, sinkt seine Glaubwürdigkeit und damit seine Macht, denn er kann die Einhaltung seiner Regeln kraft seiner richterlichen Authorität erzwingen.

Gleichzeitig ist aber jeder Gründer bestrebt, dass sein Staat oder seine Organisation sich nach seinem Plan, also seinen Zielen entwickelt. Muss er dazu in die locked-in interactions immer wieder nachträglich eingreifen oder das kollektive Verhalten in seiner Gesamtheit dominieren, zeigt dies seinen Mangel an Kontrolle, die er versucht mit diesen Hilfsmitteln nachträglich wieder herzustellen.[6]

Es stellt sich nun die Frage, wie die Medici unter ihrem Oberhaupt Cosimo es bewerkstelligten, diesen Widerspruch zu überbrücken, wie es ihnen gelang aus dem Netzwerk an Heirats-, Wirtschafts- und Patronatsbeziehungen die politische Partei zu gründen, die schliesslich 1434 mächtig genug war, den Staat Florenz zu übernehmen und zu führen.

Es wurde schon angedeutet, dass dieser Fall nicht nur für den lokal begrenzten Raum von Florenz eine Relevanz aufweist, sondern beispielhaft ist für den Übergang zwischen den Epochen im abendländischen Europa. Er beschreibt den abrupten Wechsel vom mittelalterlichen städtischen Parteienwesen, bestehend aus Gilden und Lehnsparteien, zum regional vereinigten Staat. Das System des Aufstiegs der „new men families“, also Familien, die nicht aus dem alten Adel stammen und sich schnell emporgearbeitet haben und in hohe Positionen in der Stadt und politische Ämter aufsteigen konnten, verschwindet nach der Machtübernahme der Medici vollständig. Es sei hier angemerkt, dass die Medici selbst eine Zeit lang den Status einer new-men-family inne hatten, bevor sie wieder in die patrizische Elite aufstiegen, und dass sie auch deshalb darum bemüht gewesen sein mussten, dass ihnen dies nicht andere Emporkömmlinge gleichtaten.

Vor der Regentschaft der Medici durchlebte Florenz eine Phase, die man getrost als Krise bezeichnen kann: Nach einem erfolglosen Klassenaufstand (1378-1382) und mehreren Kriegen (1424 – 33) ist die Finanzlage katastrophal.[7]

Dass eine Krise immer eine Entscheidung und einen gewissen Grad an Veränderung nach sich zieht, liegt in der Natur der Dinge, aber es wird ersichtlich, dass die oben erwähnten Stationen der florentinischen Geschichte einen Wandel geradezu verlangten oder zumindest begünstigten.

[...]


[1] http://www.santafe.edu/research/topics-innovation-evolutionary-systems.php

[2] Padgett: “Robust action”, S. 1259

[3] Padgett: “Robust action”, S. 1260

[4] Padgett: “Robust action”, S. 1260

[5] Padgett: “Robust action”, S. 1260

[6] Padgett: “Robust action”, S. 1260

[7] Padgett: “Robust action”, S. 1262

Excerpt out of 22 pages

Details

Title
Robust action and the Rise of the Medici 1400 - 1434
College
University of Constance  (Fachbereich: Soziologie)
Course
Netzwerkanalyse
Grade
1,0
Author
Year
2007
Pages
22
Catalog Number
V80217
ISBN (eBook)
9783638872409
ISBN (Book)
9783638872454
File size
661 KB
Language
German
Keywords
Robust, Rise, Medici, Netzwerkanalyse
Quote paper
Tobias Luchsinger (Author), 2007, Robust action and the Rise of the Medici 1400 - 1434, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80217

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