Die Tatsache, dass sich Menschen meist egoistisch verhalten, hat Adam Smith, der Begründer der Nationalökonomie, bereits früh erkannt, indem er sagte: “It is not from the benevolence of the butcher, the brewer or the baker, that we expect our dinner, but from their regard to their own interest.” (1904, S.14) Demnach müssen sich Menschen in ökonomischen Beziehungen nicht darauf verlassen, dass sich ihre Verhandlungspartner aus purer Nächstenliebe fair verhalten. Vielmehr handeln sie aus Eigenliebe, die sie dazu treibt, alles daran zu setzen, die Verhandlung erfolgreich zu beenden. So wird der Bäcker stets seine besten Brötchen zum Verkauf anbieten, da es ihm nur dann gut ergeht, wenn es seinen Kunden gut schmeckt. Dies deckt sich mit der ökonomischen Standardtheorie, die annimmt, dass Menschen immer den größtmöglichen materiellen Gewinn aus einer Situation ziehen wollen. Sie verhalten sich wie der, von Adam Smith geprägte, perfekt rationale und egoistische Homo Oeconomicus, der als Grundannahme vieler wirtschaftswissenschaftlicher Modelle gilt.
Orientieren sich Menschen jedoch tatsächlich nur am materiellen Gewinn, oder gibt es andere Motivationen, die eine Rolle spielen?
Adam Smith (1790, S.4) gab selbst eine Antwort durch die Worte: “How selfish soever man may be supposed, there are evidently some principles in his nature, which interest him in the fortunes of others […] though he derives nothing from it except the pleasure of seeing it.“
Es erscheint plausibel, dass es soziale Präferenzen gibt, die Menschen dazu bringen, sich am Glück anderer zu erfreuen, obwohl es ihnen keinen materiellen Vorteil bringt.
Im Folgenden soll dargestellt werden, wie man diese sozialen Präferenzen empirisch messen kann. Im Speziellen wird gezeigt, wie experimentelle Spiele genutzt werden, um die Präferenzen Fairness, Vertrauen und Reziprozität, also konditionale Kooperation, zu modellieren. Das Diktator- und das Ultimatumspiel in der Version von Forsythe et al. (1994) und das Investmentspiel von Berg et al. (1995) dienen als Grundlage dieser Untersuchungen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Fairness
- 1. Altruismus im Diktatorspiel
- 1.1 Methodik
- 1.2 Standardtheoretische Prognose
- 1.3 Ergebnis
- 1.4 Erklärungsansätze
- 1.5 Anonymität im Diktatorspiel
- 1.6 Allgemeingültigkeit
- 1.7 Würdigung
- 2. Reziprozität im Ultimatumspiel
- 2.1 Methodik
- 2.2 Standardtheoretische Prognose
- 2.3 Ergebnis
- 2.4 Erklärungsansätze
- 2.5 Ablehnungsraten
- 2.6 Allgemeingültigkeit
- 2.7 Würdigung
- II. Vertrauen
- 1. Vertrauen & Reziprozität im Investmentspiel
- 1.1 Methodik
- 1.2 Standardtheoretische Prognose
- 1.3 Ergebnis & Erklärungsansätze
- 1.4 Allgemeingültigkeit
- 1.5 Würdigung
- III. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit dem Einfluss sozialer Präferenzen auf das menschliche Entscheidungsverhalten in ökonomischen Situationen. Der Fokus liegt auf den Präferenzen Fairness, Vertrauen und Reziprozität. Die Arbeit untersucht, inwiefern diese Präferenzen das Handeln von Menschen beeinflussen, insbesondere im Vergleich zu der rein rationalen Annahme des Homo Oeconomicus.
- Empirische Untersuchung der sozialen Präferenzen Fairness, Vertrauen und Reziprozität in experimentellen Spielen
- Analyse der Ergebnisse von Diktator-, Ultimatum- und Investmentspielen
- Vergleich der Ergebnisse mit der standardtheoretischen Prognose des Homo Oeconomicus
- Diskussion der Erklärungsansätze für beobachtetes Verhalten
- Bewertung der Relevanz der Ergebnisse für die Wirtschaftspsychologie und die Entscheidungsforschung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den Rahmen der Arbeit dar und diskutiert die Bedeutung sozialer Präferenzen im Kontext ökonomischen Verhaltens. Es wird auf die Standardtheorie des Homo Oeconomicus eingegangen und die Notwendigkeit der Berücksichtigung weiterer Motivationen neben dem reinen Eigeninteresse aufgezeigt.
- I. Fairness: Dieses Kapitel untersucht die Präferenz für Fairness anhand des Diktatorspiels und des Ultimatumspiels. Es werden die Methoden, die standardtheoretischen Prognosen und die Ergebnisse dieser Spiele analysiert. Weiterhin werden Erklärungsansätze für beobachtetes Verhalten diskutiert.
- II. Vertrauen: Das zweite Kapitel befasst sich mit der Präferenz für Vertrauen und untersucht diese anhand des Investmentspiels. Es werden die Methoden, die standardtheoretische Prognose, die Ergebnisse und Erklärungsansätze für das beobachtete Verhalten diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Fairness, Vertrauen, Reziprozität, Altruismus, experimentelle Spiele, Diktatorspiel, Ultimatumspiel, Investmentspiel, Homo Oeconomicus, soziale Präferenzen, Entscheidungsverhalten und Wirtschaftspsychologie.
- Citation du texte
- Michael Tomaschewski (Auteur), 2007, Fairness, Vertrauen und Reziprozität in experimentellen Spielen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80308