Rockmusik und Religion


Seminararbeit, 2006

19 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffserklärungen
2.1. Religion
2.2. Kultur
2.3. Populäre Kultur

3. Rockmusik
3.1. Die Geschichte der Rockmusik
3.1.1. Afroamerikanische Wurzeln
3.1.2. Erscheinen der Rockmusik
3.1.3 Zusammenfassung

4. Rockmusik und Religion
4.1. Rockmusik als funktionales Äquivalent für Religion
4.2. Das individualisierte Lebensgefühl heutiger Jugendlicher
4.3. Rockmusik als Symbol jugendlicher Religiosität
4.4. Religiöse Elemente der Rockmusik
4.4.1. Das Rockkonzert
4.4.2. Starkult
4.4.3. Beteiligung des Publikums
4.4.4. Nachfolge
4.4.5. Rocktexte

5. Religiöse Motive in Rocktexten
5.1. U2 – I still haven’t found what I’m looking for
5.2. Tool - Opiate

6. Fazit

7. Literatur

1. Einleitung

Man kann seit längerem feststellen, dass Jugendliche und Kinder wenig Interesse an Religion und kirchlichen Ritualen zeigen. Religion verliert für Jugendliche an Verbindlichkeit und Selbstverständlichkeit. Jugendliche zweifeln an der Religion, da ihnen der praktische Bezug fehlt. Religion wird verstärkt in Hinblick auf ihre Funktion für den Einzelnen betrachtet. Deshalb tauchen Fragen auf, wie z.B. „Was bringt Religion? Was nützt es mir?“

Durch die Pluralisierung der Welt, die hohe Individualisierung, die unzähligen freien Wahlmöglichkeiten und Entscheidungsfreiheiten und das unüberschaubare Angebot, werden andere Werte und Normen für Jugendliche wichtig. Es geht um Bedürfnisbefriedigung, nicht um Pflichten. Befragt man Jugendliche, was ihnen „heilig“ ist, kann man Antworten wie „mein Handy, mein Zimmer, meine Privatsphäre oder Freiheiten“ erwarten. Der Begriff „heilig“ wird somit nur im Zusammenhang mit Privatem gesehen.

Aber auch die Veränderung der Kindheit, die Auflösung der Familienstrukturen und das Überwiegen der Klein- und Kleinstfamilien spielen eine bedeutende Rolle. Kinder werden durch ihre Eltern und/oder die Großeltern geprägt. Ihre ersten Erfahrungen religiöser Art machen die Kinder in der Regel durch Geschichten und Erzählungen. Auch die Bibel ist ein Geschichtenbuch. Da aber die Tradition des Geschichtenerzählens in unserer mediengeprägten Welt verloren geht, kommt es zu einem Ausfall religiöser Kommunikation.

Wie kann man nun Jugendliche mit Religion erreichen? Treml (1997)[1] führt aus, dass es Wege hierfür gibt. Man dürfe nur nicht glauben, „dass diese Wege einfacher sind als die katechetisch orientierten Vermittlungen von gestern. Die Individualisierung und Privatisierung von Religion erfordert ein Umdenken im religionspädagogischen Feld. Religiöse Erziehung kann nicht mehr nur Vermittlung tradierter Glaubensinhalte sein. Diese werden kaum noch verstanden“.

Über Fragen und Antworten kann man sich den Jugendlichen heutzutage nicht mehr nähern. Vielmehr geht es um den Ausgangspunkt der individuellen Biographie des Einzelnen auch im religiösen Bereich, sind doch die „Subjekte nicht (nur) Empfänger theologischer Lehre, sondern selbständige und kreative Produzenten religiösen Denkens“(Luther, 1992)[2]

Die Populäre Kultur stellt eine Lebenswelt für Jugendliche dar, in der sie sich wieder finden. Tatsächlich spiegeln sich in den Medien religiöse Inhalte und existentielle Fragen, sei es in der Werbung, in Kinofilmen oder in der Musik.

Vor dem Hintergrund des hohen Stellenwertes der Musik im Leben der Heranwachsenden soll im Rahmen der nachfolgenden Ausführungen untersucht werden, inwieweit Rockmusik und Religion sich beeinflussen und zusammenhängen. Um zu einem besseren Verständnis zu gelangen, werden zunächst die Begriffe Religion und Populäre Kultur geklärt. Anschliessend folgt ein kurzer Abriss der Geschichte der Rockmusik, um dann Religion und Rockmusik in Beziehung zueinander zu stellen.

2. Begriffserklärungen

2.1. Religion

Schon seit vielen Jahrhunderten beschäftigen sich die verschiedensten Fachwissenschaften mit der Frage, was Religion sei und dennoch ist es bisher nicht gelungen, zu einer eindeutig definitorischen Aussage zu gelangen. Jeder einzelne sieht „Religion“ aus seinem eigenen Blickwinkel und wird somit auch bei einem Definitionsversuch verschiedene Akzente setzen. Dies drückt aus, wie subjektiv das Erleben von Religion ist. Dabei taucht aber auch die Frage nach Religiosität des Einzelnen und einer kollektiven Religion auf, die ummünzbar auf die Allgemeinheit ist. Dies wiederum ist abhängig von der jeweiligen Definition und soll hier nicht untersucht werden.

Der Begriff „Religion“ ist nicht mehr nur mit christlichem Glauben gleichzusetzen. Es gibt unzählig verschiedene Definitionen und Ansichten, was Religion bedeutet. Marx ist der Meinung, Religion sei ein falscher Trost (da die Menschen psychisch elend sind, begeben sie sich auf die Suche nach so etwas)[3], Paul Tillich hingegen sagt, Religion sei etwas, was den Menschen unbedingt angeht.[4] Wilhelm Gräb bezeichnet Religion als „die Kultur der Symbolisierung letzter Sinnhorizonte in der alltagsweltlichen Lebensorientierung.“[5]

Mit letzten Sinnhorizonten sind Dinge gemeint, die man nicht ersetzen kann. Dies ist wichtig für das Verständnis von Religion, da wir in einer Welt leben, „in der Dinge, Waren, Ideen und auch die Menschen zunehmend austauschbar werden.“[6]

Religion ist eine symbolische Kultur in der sich Menschen mit Existenzfragen beschäftigen. Sie gibt Orientierung und Sicherheit, vor allem aber ist sie Ausdruck bewussten Lebens.

Dazu gehört das Ritual der Gottesdienstabfolge, welches Sicherheit und Stabilität vermittelt.

Wichtige Elemente der Religion sind z.B. Rituale, festliche Kleidung, Orte, Traditionen, Bräuche, kirchliche Feste, die eigene persönliche Haltung gegenüber Religion, Personen (Pfarrer…), die Welt- oder Lebensdeutung, die Beziehung zu Gott/zum Göttlichen und das Beten oder die Anbetung.

Auch die Glaubensgemeinschaft innerhalb einer Religion ist ein signifikantes Merkmal, das ein Geborgenheitsgefühl vermittelt. Man praktiziert Religion nicht alleine, sondern es nehmen mehrere Personen daran teil. Dies wird am ehesten beim Abendmahl deutlich, da es sich hier um eine kollektive rituelle Handlung einer Gemeinschaft handelt.

Meditationen oder Askese sind spirituelle Übungen, sich auf eine Sache zu konzentrieren und um das Leben bewusster wahrzunehmen.

Pilgerreisen zu den kleinen heiligen Orten, wie z.B. Mekka, Jerusalem oder Santiago de Compostela, sind Komponenten geprägter Praxis.

Kirchliche Feste wie z.B. Weihnachten, Ostern oder bestimmte Feiertage strukturieren das Jahr, geben Halt in einer sehr schnelllebigen Zeit. Jedes Fest ist mit eigenen rituellen Handlungen verbunden, sei es die Ostereisuche oder das Musizieren vor der Bescherung an Weihnachten.[7]

2.2. Kultur

Der Begriff „Kultur“ kommt aus dem Lateinischen (lat.: cultura) und bedeutet zunächst einmal Landbau, Pflege (des Körpers u. Geistes), oder „bebauen, bestellen, pflegen….die Gesamtheit der geistigen und künstlerischen Lebensäußerungen einer Gemeinschaft, eines Volkes.“[8] Kultur ist somit der Bereich mit dem sich der Mensch umgibt, um überhaupt leben zu können. Mit dem Begriff kann alles bezeichnet werden, was vom Menschen gemacht ist, was nicht natürlich ist. Dazu zählen die verschiedensten Bereiche, wie z.B. die Sprache, Sitten, Traditionen und Bräuche, Musik, Technik, das Sozialverhalten, Umgangsformen, Essen, Religion, Medizin, Medien, Bildung, Politik, Wissenschaft, Kunst, Sport, Rechtswesen und Ökonomie. Diese Liste könnte man fortsetzen. Das Wesentliche, was aber eine Kultur ausmacht, ist die Tatsache, dass sie von Menschen für Menschen gemacht ist, um besser oder erleichterter leben zu können.[9]

Der Begriff steht in engem Zusammenhang mit Zivilisation. Man gebraucht Worte wie „unkultiviert“ oder „unzivilisiert“ und diese haben einen wertenden Charakter.

Im Begriff Zivilisation ist im Allgemeinen der technische Fortschritt mit enthalten. Desweiteren unterscheidet man Begriffe wie Esskultur, Wohnkultur oder Weinkultur, die eng mit Zivilisation oder „zivilisiert leben“ zusammenhängen.

2.3. Populäre Kultur

Die populäre Kultur, die sich im Gegensatz zur Hochkultur an ein Massenpublikum wendet, entwickelte sich seit den 50er Jahren als eigene Teilkultur. Die Wurzeln liegen in der populären Musik.

Wicke und Ziegenrücker (1997) beschreiben die populäre Musik als ein „Ensemble sehr verschiedenartiger Genres und Gattungen der Musik, denen gemeinsam ist, dass sie massenhaft produziert und angeeignet werden.“[10] Da die populäre Musik sehr viele Menschen anspricht und vom Gehalt her einfach zu konsumieren ist, liegt die „Produktion und Verbreitung auf einer Massenbasis, denn nur dann vermag sie auch massenhaft angeeignet und also populär zu werden“.[11]

Die Popkultur richtet sich nach den Bedürfnissen der Menschen, was wiederum das menschliche Lebensgefühl der heutigen Zeit reflektiert. Bereiche der populären Kultur sind unter anderem die Werbung, der Sport, die Popmusik, das Fernsehen, die Mode, der Kinofilm oder Filme im Allgemeinen und Comics. Diese Bereiche sind für die Menschen leicht zugänglich.

3. Rockmusik

3.1. Die Geschichte der Rockmusik

3.1.1. Afroamerikanische Wurzeln

Mit der Entdeckung Amerikas im Jahre 1492 begann wenige Jahre später der Sklavenhandel. Anfangs war es den Sklaven verboten, ihre heimischen kulturellen Traditionen fortzuführen, da die Sklavenbesitzer wussten, „dass Schlag- und Blasinstrumente in Afrika unter anderem der Nachrichtenübermittlung dienten und somit die Gefahr bestand, über ein verschlüsseltes Informationssystem Aufstände vorzubereiten.“[12]

Den schwarzen Sklaven, die auf Pflanzungen ihrer weißen Herren arbeiteten, war es aber erlaubt, während der Arbeit zu singen, weil zum Rhythmus eines Liedes die Arbeit leichter und schneller von der Hand ging. Der Rhythmus der Arbeit und die Texte bezogen sich meist auf diese Arbeit. Man nannte diese Lieder „worksongs“.

Während der Christianisierung der Schwarzen gegen Ende des 17.Jahrhunderts durch die Puritaner, Anglikaner, Methodisten und Baptisten entstand das geistliche Volkslied, das „Spiritual“ (engl. =geistlich). Es entwickelte sich eine Musik, in der biblische Geschichten (Josua, Moses, Jesus, Abraham…) erzählt wurden. Diese Lieder waren eine Mischung aus afrikanischer und europäischer Musik und biblischen Texten.

In dem Lied „Go down Moses“ wird erzählt, wie Gott das Volk Israel aus der Knechtschaft des ägyptischen Pharaos befreien will. Die Sklaven hatten das Gefühl, ihr Leben sei so wie damals das Leben des Volkes Israel. Sie drückten in diesem Lied die Hoffnung aus, dass Gott sie eines Tages aus der Sklaverei führen würde, wie er es einst mit dem Volk Israel tat.

Hier kann man sagen, dass „die Erlösung von den Qualen das zentrale Motiv der Spiritual-Texte“[13] ist.

Mitte der Zwanziger Jahre diesen Jahrhunderts wurden die Spirituals von „Gospels“ ergänzt, die die Musik der Straßenkirchen afroamerikanischer Gemeinden war.

Der Blues war eine Weiterentwicklung der worksongs und sollte dem Broterwerb dienen.

Der Blues galt im „Inhalt und Ausdruck als melancholisch, klagend.“[14] Diese Interpretation stammt von den Weißen, die „aufgrund ihrer Hörgewohnheiten die Blues-Tonalität mit den europäischen Moll-Modalitäten in Zusammenhang brachten.“[15]

Desweiteren wurde der Blues als „devil’s music“ bezeichnet, welche eine abwertende Bezeichnung der Christen war, und eine Sympathisierung mit dem Teufel konnte in den Kirchen nicht geduldet werden. Auch in der Rockmusik wurde in den 60er Jahren die Sympathisierung mit dem Teufel wieder aufgenommen (Heavy Metal).

[...]


[1] Treml, 1997, S. 97ff

[2] In Treml, Hubert, 1997: Spiritualität und Rockmusik. Ostfildern: Schwabenverlag; S.99

[3] Vorlesung SS 06: Prof.Dr.Dr. Kunstmann: Populäre Kultur und Religion.

[4] Vgl. ebd.

[5] Kunstmann, 2004, S.305

[6] ebd.

[7] Vorlesung SS 06: Prof.Dr.Dr.Kunstmann: Populäre Kultur und Religion

[8] Duden,2000

[9] Vorlesung SS 06: Populäre Kultur und Religion, Prof. Dr. Dr. Kunstmann

[10] Wicke/Ziegenrücker,1997, S.389

[11] ebd., S.390

[12] Schwarze, Bernd, 1997, S.114

[13] ebd., S.115

[14] Wicke/Ziegenrücker, 1997, S.72

[15] Schwarze, Bernd, 1997, S.116

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Rockmusik und Religion
Hochschule
Pädagogische Hochschule Weingarten
Veranstaltung
Populäre Kultur und Religion
Note
1,5
Autor
Jahr
2006
Seiten
19
Katalognummer
V80327
ISBN (eBook)
9783638870290
ISBN (Buch)
9783640403271
Dateigröße
426 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rockmusik, Religion, Populäre, Kultur, Religion
Arbeit zitieren
Natascha Malsam (Autor:in), 2006, Rockmusik und Religion , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80327

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