Durch seine gesamte Geschichte hindurch ist Bibliodrama stets experimentell und aufgeschlossen für Neues geblieben. Trotz oder vielleicht gerade wegen seiner Zentrierung auf den biblischen Text hat es sich Zugangsversuchen von den verschiedensten Seiten geöffnet und ist dadurch selbst farbiger, eindrücklicher und als Form der Religionsausübung lebensnaher und lebendiger geworden. Gleiches gilt auch für den Diskurs über die Formen seiner Praxis und die Wege seiner Gestaltung, der über die einzelnen Bibliodrama-‚Schulen’ und inzwischen etablierte, auf nationaler Ebene organisierte Bibliodrama-Gesellschaften hinweg im Rahmen eines offenen internationalen Netzwerkes auch im interreligiösen Dialog geführt werden soll.
Genau in diesem Kontext bewegt sich diese Arbeit. Sie versucht einen durchaus ‚klingenden’ Beitrag in dem Diskurs zu leisten, der heute mit ausgeprägter Bereitschaft zum Experimentieren von den ‚BibliodramatikerInnen’ und ‚BibliodramaturgInnen’ geführt wird. Im Mittelpunkt der Untersuchungen steht die Frage nach der grundsätzlichen Legitimität eines wesentlich musikalisch geprägten Zuganges zum Bibliodrama sowie nach den Möglichkeiten und Varianten der Nutzung musikalischer Ausdrucksformen als ästhetischen, und damit an die körperliche Wahrnehmung gebundenen hermeneutischen Zugängen zum biblischen Text.
Exemplarisch für die mögliche Vielzahl ästhetischer Ausdrucksformen konzentriert sich die Arbeit somit auf den Bereich der Musik, der Klänge im weiteren und engeren Sinne sowie auf den musikalischen Gebrauch der Stimme.
Der Exkurs der Arbeit vollzieht sich in kritischer Würdigung bereits vorliegender Theorieansätze über die Suche nach neuen philosophischen, hermeneutischen, tiefenpsychologischen, und musikpraktischen Zugängen zu einer musikalisch geprägten bibliodramatischen Arbeit und mündet konsequenter Weise immer wieder in ersten Anregungen und Ideen für eine praktische Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Am Anfang war das Wort... - Eine theologische selbstreferentielle Annäherung an das musikalisch geprägte Bibliodrama
- Das Kriterium der Aktualität und Lebensnähe im Bibliodrama
- Das Kriterium der Textzentrierung im Bibliodrama
- Das Kriterium der Leiblichkeit im Bibliodrama
- Das ethische Kriterium im Bibliodrama
- Und das Wort wurde sinnlich - Eine philosophische Annäherung an das musikalisch geprägte Bibliodrama
- Dem „Geheimnis“ auf der Spur – Was ereignet sich nach Pasquay im Bibliodrama?
- Der Atmosphärebegriff des Philosophen Gernot Böhme
- Die Notwendigkeit einer neuen Ästhetik als Aisthetik
- Atmosphäre als zentraler Gegenstand und Begriff der Aisthetik
- Ästhetische Arbeit
- Das „unverfügbare Geheimnis“ bleibt gewahrt – Ein Fazit
- Und das Wort war Klang - Eine textbezogene Annäherung an das musikalisch geprägte Bibliodrama
- Musik - zwei parallele aber gegenläufige Wege zwischen Mensch und Bibel
- Die Spur der Musik im Text
- Der musikalische Raum des Alten und des Neuen Testaments
- Die semiotische Qualität musikalischer Elemente im Alten und Neuen Testament
- Der „Textraum“ darf klingen – Ein Fazit
- Und das Wort sang zu mir - Eine musikphilosophische/musikpraktische Annäherung an das musikalisch geprägte Bibliodrama
- 'Wo sind wir, wenn wir Musik hören?' – Eine Sloterdijk'sche Prämisse für das musikalisch geprägte Bibliodrama
- Das aktive Hören geistlicher Musik im Bibliodrama – Die Bibliophonie nach Teichert
- Die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach – Ein Beispiel nach Teichert
- Musikalische Gestaltung als Mittel der ‚Hervorholung' – Aspekte nach Warns/Redecker
- Und das Wort traf sein Echo - Eine tiefenpsychologische/ musikpraktische Annäherung an das musikalisch geprägte Bibliodrama
- Musikalische Urmuster
- Die Jung'schen Archetypen
- Die Korrespondenz zwischen Klangmustern und Urmustern
- Und das Wort wurde Musik - Eine methodische/musikpraktische Annäherung an das musikalisch geprägte Bibliodrama
- Der eigene musikalische Ausdruck im Bibliodrama
- Die drei Phasen des Bibliodramas
- Eine Vorbereitungsphase musikalischer Art
- Eine musikalisch ausgerichtete Spiel- und Gestaltungsphase
- Die erste individuelle Berührung mit dem Text
- Die Erarbeitung und Präsentation kollektiver Klangbilder
- Musikalische Interaktion zwischen Individuen und Gruppe
- Die Reflexionsphase
- …wurde zur Melodie des Lebens - Ein Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Legitimität und Möglichkeiten eines musikalisch geprägten Zugangs zum Bibliodrama. Sie argumentiert, dass Musik, Klang und Stimme dem Bibliodrama neue Dimensionen hinzufügen und zu einem ganzheitlichen Verständnis biblischer Texte beitragen können.- Theologischer Ansatz: Analyse der Kriterien von Aktualität, Textzentrierung, Leiblichkeit und Ethik im Bibliodrama
- Philosophischer Ansatz: Auseinandersetzung mit dem Begriff der Atmosphäre und der Rolle von Musik, Klang und Stimme in der ästhetischen Arbeit
- Textbezogene Annäherung: Analyse der semiotischen Qualität musikalischer Elemente in biblischen Texten
- Musikphilosophische/musikpraktische Annäherung: Untersuchung des aktiven Hörens geistlicher Musik und der musikalischen Gestaltung als Mittel der „Hervorholung“
- Tiefenpsychologische/musikpraktische Annäherung: Analyse der Korrespondenz zwischen Klangmustern und Urmustern
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Grundfrage nach der Legitimität eines musikalisch geprägten Bibliodramas und beleuchtet die Geschichte und Entwicklung der Bibliodrama-Bewegung.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel analysiert die theologischen Kriterien von Aktualität, Textzentrierung, Leiblichkeit und Ethik im Bibliodrama und untersucht, wie diese mit der Nutzung von Musik, Klang und Stimme zusammenhängen.
- Kapitel 3: Der philosophische Ansatz in diesem Kapitel widmet sich dem Begriff der Atmosphäre nach Gernot Böhme und untersucht, wie Musik, Klang und Stimme die ästhetische Arbeit im Bibliodrama unterstützen können.
- Kapitel 4: Anhand ausgewählter biblischer Texte wird die semiotische Qualität musikalischer Elemente und deren Bedeutung für das Verständnis des biblischen Textes im Bibliodrama untersucht.
- Kapitel 5: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der musikphilosophischen und musikpraktischen Ebene des musikalisch geprägten Bibliodramas und analysiert das aktive Hören geistlicher Musik sowie die musikalische Gestaltung als Mittel der „Hervorholung“.
- Kapitel 6: In diesem Kapitel wird die tiefe Verbindung zwischen Klangmustern und Urmustern anhand der Archetypen von Carl Gustav Jung untersucht und ihre Bedeutung für das Bibliodrama beleuchtet.
- Kapitel 7: Das Kapitel widmet sich den methodischen und musikpraktischen Aspekten des musikalisch geprägten Bibliodramas. Es behandelt den eigenen musikalischen Ausdruck im Bibliodrama und die drei Phasen des Bibliodramas: Vorbereitung, Spiel- und Gestaltung sowie Reflexion.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der Interdisziplinarität des Bibliodramas und untersucht, wie die Integration von Musik, Klang und Stimme zu einer ganzheitlichen Auseinandersetzung mit biblischen Texten führen kann. Wichtige Themen sind die Kriterien des Bibliodramas, die philosophischen Grundlagen der Ästhetik, die semiotische Qualität von Musik in biblischen Texten, musikphilosophische und musikpraktische Ansätze im Bibliodrama sowie die Verbindung zwischen Klangmustern und Urmustern.- Citation du texte
- Gerlinde Braun (Auteur), 2005, Ästhetische Dimensionen im Bibliodrama, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80408