Dass nicht nur die letzte Prosa, wie Ingeborg Bachmann meint, sondern ebenso Bernhards Theaterstücke sich nicht nur mit Beckett in eine Reihe stellen lassen und in ihrer Tradition stehen, sondern ebenfalls über Beckett hinausgehen, soll Ausgangsthese dieser Arbeit sein. Dies möchte ich anhand des oftmals vernachlässigten Dramas "Die Macht der Gewohnheit" untersuchen.
Speziell Beckett mit seinen Theaterstücken wird von der Sekundärliteratur besonders oft zum Vergleich mit Bernhard herangezogen, wobei hier meist Becketts "Endspiel" und Bernhards "Ein Fest für Boris" miteinander verglichen werden. Weil diese auffälligen Parallelen von der Sekundärliteratur jedoch kaum weiter verfolgt wurden, möchte ich im Folgenden die Elemente des Theaters des Absurden in Bernhards Theaterstück "Die Macht der Gewohnheit" heraussuchen und mich dabei an Becketts "Warten auf Godot" orientieren, was bisher so explizit in der Sekundärliteratur nicht stattgefunden hat. Meiner Meinung nach finden sich eben nicht nur starke Bezüge zu Becketts "Endspiel", welches – wenn überhaupt – von der Sekundärliteratur zum Vergleich herangezogen wird, sondern andere ergiebige, interessante Ähnlichkeiten mit "Warten auf Godot", die auf andere Schwerpunkte in MDG hinweisen und das Stück in einen anderen Gesamtzusammenhang stellen als im Vergleich mit "Endspiel".
Dennoch gibt es Elemente, die klar über das Theater des Absurden und Beckett hinausführen wie etwa der ganze Kunst-/ Künstlerkomplex sowie die Musikalität auf der inhaltlichen wie sprachlichen Ebene. Diese möchte ich abschließend untersuchen und prüfen, welches Ergebnis sich aus dem Vorangegangenen ziehen lässt, ob ein Darüber-Hinausgehen tatsächlich festzustellen ist. Gibt es, und wenn ja, welche Weiterentwicklung Bernhards gegenüber dem Theater des Absurden?
Inhaltsverzeichnis
- I. EINLEITUNG
- II. HAUPTTEIL
- 1 Elemente des „Absurden“
- 1.1 Das „Absurde“ bei Camus
- 1.2 Begriffsbestimmung und Entstehungsbedingungen des Theaters des Absurden
- 1.3 Bezüge zwischen Beckett und Bernhard
- 1.3.1 Abgrenzungen zwischen Beckett, Bernhard und Ionesco
- 1.3.2 Bezüge zwischen Beckett und Bernhard in der Sekundärliteratur
- 2 Elemente des Theaters des Absurden in Bernhards Theaterstück Die Macht der Gewohnheit
- 2.1 „Strategien des Überlebens“
- 2.2 Zeitverhältnisse
- 2.3 Figuren
- 2.4 Sprache
- 2.5 Ort/Raum
- 2.6 Handlung
- 2.7 Metaphysischer Grundgehalt
- 3 Bernhards Weiterentwicklung bzw. sein Darüberhinausgehen
- 3.1 Die soziale und politische Komponente
- 3.2 Kunst und Künstlerexistenz
- 3.3 Musik und Musikalität
- III. SCHLUSS
- IV. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht Thomas Bernhards Theaterstück „Die Macht der Gewohnheit“ im Kontext des Theaters des Absurden. Sie analysiert die Einflüsse des Absurden, wie sie in der Philosophie von Albert Camus und in den Werken von Samuel Beckett erkennbar sind, und zeigt auf, wie Bernhard diese Elemente in seinem Werk weiterentwickelt. Neben der Analyse des Theaterstücks werden auch die soziale und politische Komponente, die Rolle der Kunst und des Künstlers sowie die Bedeutung von Musik und Musikalität in Bernhards Werk beleuchtet.
- Die Absurdität der menschlichen Existenz im Angesicht des Todes
- Die Auseinandersetzung mit der Sinnlosigkeit des Lebens
- Die Relevanz des Theaters des Absurden als künstlerische Ausdrucksform
- Bernhards eigene Weiterentwicklung und sein „Darüberhinausgehen“ im Vergleich zu Beckett
- Die Rolle der Kunst und des Künstlers in Bernhards Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung von „Die Macht der Gewohnheit“ als eines der erfolgreichsten, aber weniger untersuchten Stücke von Thomas Bernhard. Sie stellt die These auf, dass das Stück sowohl Bezüge zur Philosophie von Albert Camus als auch zum Theater des Absurden aufweist und über Beckett hinausgeht. Das erste Kapitel befasst sich mit dem „Absurden“ nach Camus und dem Theater des Absurden, wobei Becketts Werke als Vergleichsbasis dienen. Der zweite Teil analysiert die Elemente des Theaters des Absurden, die in „Die Macht der Gewohnheit“ zum Tragen kommen, und stellt Parallelen zu Becketts „Warten auf Godot“ her. Das dritte Kapitel untersucht Bernhards Weiterentwicklung und sein „Darüberhinausgehen“ im Vergleich zum Theater des Absurden, indem es die soziale und politische Komponente, die Rolle der Kunst und des Künstlers sowie die Bedeutung von Musik und Musikalität in seinem Werk beleuchtet.
Schlüsselwörter
Das Theater des Absurden, Albert Camus, Samuel Beckett, „Die Macht der Gewohnheit“, Thomas Bernhard, Sinnlosigkeit, Absurdität, Kunst, Künstler, Musik, Musikalität, Soziales, Politik, „Darüberhinausgehen“, Weiterentwicklung.
- Arbeit zitieren
- Elisabeth Holdener (Autor:in), 2007, Thomas Bernhards „Die Macht der Gewohnheit“ - Untersuchung der Einflüsse des Absurden in Bernhards Theaterstück und sein Darüber-Hinausgehen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80547