Sportmedizinische Aspekte im Fußball und deren Umsetzung in die Praxis


Seminararbeit, 2007

36 Seiten, Note: 1.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

3. Energiestoffwechsel und metabolisches Belastungsprofil im Wettkampf

4. Beanspruchungsprofil im Hallenfußball der Männer und Frauen

5. Energiestoffwechsel und metabolisches Belastungsprofil im Training

6. Zusammenfassung/Fazit

1. Einleitung

Das Thema der sportmedizinischen Aspekte im Fußballsport und vor allem die Umsetzung der Erkenntnisse in die Spiel- und Trainingspraxis beschäftigt Wissenschaftler nun schon seit fast 50 Jahren. Dabei wird von Wissenschaftlern gesprochen, da sich noch bis vor wenigen Jahrzehnten viele Trainer den Erkenntnissen der Trainingswissenschaft verschlossen haben. Dieses Missverhältnis beginnt sich aber deutlich aufzulösen und es werden vermehrt wissenschaftliche Erkenntnisse von den Vereinen nachgefragt und in die Trainingspraxis eingebaut. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich nun mit vier relevanten Aspekten der wissenschaftlichen Untersuchungen im Fußball. Im ersten Abschnitt werden verschiedene Studien zu Laufleistungen von Fußballspielern dargstellt, beschrieben und verglichen. Dabei werden auch die Methoden der Untersuchungen besonders berücksichtigt, da sich diese im Verlauf der Zeit mit der technologischen Entwicklung enorm verbessert haben. So stellt es heute z.B. kein Problem mehr da, die Laufstrecke eines Spielers mittels eines Computers zu verfolgen und zu berechnen, während dies bis in die achtziger Jahre noch durch Beobachtung geschehen musste. Der zweite Teil beschäftigt sich mit dem Energiestoffwechsel und den metabolischen Belastungen im Wettkampf. Hierfür werden vor allem Blutlaktat und Herzfrequenz als entscheidende Parameter genutzt. Im dritten Abschnitt wird die Beanspruchung des Hallenfußballs thematisiert. Hallenfußball wird im Profisport erst seit Anfang der 90er Jahre intensiv für die Überbrückung der Winterpause genutzt und ist damit auch noch nicht so lange im Focus der Wissenschaftler. Es wurden für die Untersuchungen dieselben Parameter genommen wie bei den Untersuchungen auf dem großen Feld. Schließlich werden im letzten Abschnitt Ergebnisse von Untersuchungen zur Beanspruchung im Training dargestellt. Dabei stehen vor allem die typischen Trainingsformen „Eins-gegen-eins“ bis „Sechs-gegen-sechs“ im Vordergrund. Auch bei diesen Untersuchungen zeigt es sich wieder, dass die Trainer von den Ergebnissen erfahren sollten und die Erkenntnisse in die Trainingspraxis mit einfließen lassen sollten, um eine optimale Vorbereitung auf den Wettkampf zu gewährleisten, denn oft kommt es zu einer falschen Belastungsreihenfolge oder zu einer Überbelastung, die in keinem Verhältnis zum eigentlichen Wettkampf steht.

2. Vergleich der Laufleistungen von Fußballspielern

Die Laufleistungen von Spielern auf allen Positionen haben sich im Verlauf der letzten 50 Jahre drastisch verändert. Dies kann man an Hand verschiedener Untersuchungen gut nachvollziehen. An dieser Stelle werden nun Untersuchungen der letzten 50 Jahre beschrieben und verglichen. Zum größten Teil beziehen sich die Untersuchungen auf Profimannschaften, aber zum Teil auch auf Amateure.

Mitte des letzten Jahrhunderts gab es noch die Auffassung, dass man ein Fußballspiel durch Technik und Taktik alleine gewinnen kann und Spielsituationen müssten eher durch Technik gelöst werden als durch Lauf- und Krafteinsatz (Pálfai 1973, S.29). Doch schon zu jener Zeit bemerkte man einen rapiden Wandel was dieses Credo betraf. So stellten die Brasilianer nach der WM 1954 ihr Training um, indem sie auch vermehrt Konditionstraining einbauten. Dies führte, neben ihrer hervorragenden technischen Ausbildung, dazu, dass ihr Spiel schneller wurde, sie den Gegner quasi überrannten und sich nach Spielen schneller erholen konnten. So wurden sie zu der überragenden Mannschaft der 60er Jahre (Pálfai 1978, S.31).

1961/62 führten Pálfai und sein Team Messungen durch, in denen sie die Laufwege von verschiedenen Topspielern der europäischen Ligen aufzeichneten. Zu den Methoden finden sich leider keine genauen Angaben; es wird lediglich beschrieben, dass bei früheren Messungen Laufwegschätzungen vorgenommen wurden (ebenda, S.30). Deshalb vermute ich, dass dies auch bei diesen Aufzeichnungen praktiziert wurde.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Ergebnisse waren folgende: (Grafik 2.1)

Außerdem schreibt Pálfai auf S. 32, dass sich andere Ausnahmestürmer wie Pelé, Vava und Uwe Seeler ebenso viel bewegten. Allerdings sieht man in der Tabelle, dass dies kritisch zu sehen ist, da die Laufleistungen doch sehr variieren (von 2220m bis 4868m). Ebenso merkt er an, dass fehlende Laufleistung durchaus mit Technik zu kompensieren ist, doch um auf hohem Niveau zu spielen, muss man doch schon die Leistungen erreichen wie die Topspieler. Doch wenn man sich die Laufstrecken ansieht, sieht man auch, dass eine Laufstrecke von 5km in 90min nicht wirklich viel ist und dass die Spiele damit wahrscheinlich sehr statisch waren, verglichen mit heute.

Eine weitere Untersuchung zu diesem Thema wurde 1981/82 von Waldemar Winkler durchgeführt, allerdings waren seine Methoden wissenschaftlich präziser, da seine Messungen nicht auf Schätzungen beruhten, sondern auf Basis einer Videoanalyse stattfanden. Aber auch er weißt darauf hin, dass gerade bei der Beurteilung der Intensitäten der Läufe zwischen den Beobachtern Unterschiede auftreten können und somit eine Beobachterschulung von Nöten ist (Winkler 1983, S.68). Zwischen den Untersuchungen von Pálfai und Winkler liegen ziemlich genau 20 Jahre, und in denen hat sich im Fußballsport wieder eine Menge geändert. So wurden Außenabwehrspieler auch zu Flügelspielern, die sich in den Angriff einschalteten und Liberos sowie defensive Mittelfeldspieler schalteten sich mit in den Angriff ein und umgekehrt fing die Abweht quasi schon im Sturm an.

Das Spiel wurde also wesentlich agiler und unberechenbarer. Das heißt aber auch, dass die Spieler mehr laufen mussten. Winklers Studie war noch etwas umfangreicher bzw. präziser ausgerichtet als die von Pálfai. So wurden auch die Positionen der Spieler berücksichtigt und das Laufverhalten wurde in Gehen, langsames Laufen und schnelles oder sehr schnelles Laufen aufgeteilt. Winkler untersuchte diesmal nur Bundesligaspieler und zwei Spieler aus seiner Hochschulmannschaft von der Universität Göttingen, die zu der Zeit gerade Deutscher Hochschulmeister war.

(Tab.2.1)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Winkler 1983, S.66)

Tabelle 2.1 zeigt Winklers Ergebnisse. Besonders auffällig ist nun natürlich, dass sich die Laufstrecke der Spieler im Vergleich zu denen von 1961 zum Teil mehr als verdoppelt hat. Außerdem fällt auf, dass es große Abweichungen der Laufleistungen auf den verschieden Positionen gibt. So laufen die zentralen Mittelfeldspieler Breitner und Burgsmüller etwa zwei km mehr als die Stürmer, was wahrscheinlich daran liegt, dass sie sowohl mit abwehren müssen als auch den Angriff einleiten und womöglich sogar abschließen. Wenn man davon ausgeht, dass Winkler und Pálfai dasselbe unter „schnellem Lauf“ verstehen, dann ist es doch etwas überraschend zu sehen, dass sich in dieser Hinsicht in den 20 Jahren kaum was getan hat, denn diese Leistungen liegen immer noch knapp über einem Kilometer.

Winkler behauptet außerdem, dass Spieler aus dem Amateurbereich in etwa eine ähnliche Laufleistung erbringen wie Spitzenspieler, aber im Allgemeinen mehr „traben“ und dafür weniger schnelle Läufe absolvieren (S.66). Doch wenn man die beiden Spieler der Hochschulmannschaft betrachtet, dann sieht man, dass diese durchaus das Niveau von Bundesligaspielern aufweisen können, zumindest, was die Laufleistungen betrifft (ebenda, S.66).

1976 erfolgte eine weitere, diesmal noch umfangreichere Studie durch Thomas Reilly und Vaughan Thomas. Sie untersuchten die Profis vom englischen Premier League Club Manchester City FC über eine Saison in insgesamt 51 Spielen.

Die Anzahl der Probanden war dabei 40 und es wurden die Laufarten Gehen, Traben, Laufen und Sprinten sowie außerdem Rückwärtslaufen, Springen und Stehen unterschieden. Außerdem wurde noch zwischen den Positionen Innenverteidigung, Außenverteidigung, Mittelfeld und Sturm unterschieden. Die Untersuchungsmethode beruhte auch hier wieder auf Schätzung, allerdings durch mehrere Beobachter und einem Vergleich mit Videoaufzeichnungen, sodass eine entsprechende Beobachterschulung stattfand. Die Laufstrecken wurden anhand einer Spielfeldkarte verglichen, auf der verschiedene Distanzen eingezeichnet waren, wie z.B. der Durchmesser des Mittelkreises oder der Abstand zwischen 16m-Raum und Seitenlinie. Um nicht durchs Mitschreiben vom Spielgeschehen abgelenkt zu werden, wurden die Beobachtungen auf ein Diktiergerät gesprochen. Nach Angaben von Reilly und Thomas muss ein Korrelationskoeffizient bei eins liegen, um perfekte Zuverlässigkeit anzuzeigen. Die Werte für Rückwärtslaufen, Gehen, Traben, Laufen und Sprinten lagen im Schnitt bei 0,946 (Reilly & Thomas 1976, S.87-91) und damit scheinen sie recht zuverlässig gewesen zu sein.

In Grafik 2.2 kann man deutlich sehen, dass die größte Laufleistung bei den untersuchten Probanden von Reilly und Thomas von den Mittelfeldspielern erbracht wurde, im Schnitt 9805m. Danach folgen die Angreifer mit 8397m und die Außenverteidiger mit 8245m. Die Innenverteidiger laufen mit Abstand am wenigsten mit 7759m, wahrscheinlich vor allem deswegen, weil sie sich am wenigsten in den Angriff mit einschalten, wohingegen die Außenverteidiger durchaus auch mit in den Angriff gehen. Bei allen Spielern wurde die größte Distanz durch das normale Laufen zurückgelegt (s. Grafik 2.3). Die größte Sprintdistanz legten die Stürmer (1068m) und die Mittelfeldspieler (1063m) zurück. (Die Grafik 2.3 stellt diesen Sachverhalt hier falsch dar.) Deutlich weniger sprinten die Innenverteidiger (829m) und Außenverteidiger (787m). Genau andersherum verhält es sich beim Rückwärtslauf. Hier legen die Verteidiger größere Strecken zurück, als die Stürmer und Mittelfeldspieler (ebenda, S.94). Dies spiegelt auch das Spielerverhalten wider, wie es von den jeweiligen Positionen vermutet wird, da sich ein Verteidiger nun mal rückwärts bewegen muss, wenn ein Stürmer in Ballbesitz auf ihn zukommt.

In der Diskussion ihrer Ergebnisse kommen Reilly und Thomas unter anderem zu dem Schluss, dass eine hohe Arbeitsrate eine Voraussetzung für einen Mittelfeldspieler ist. Dies begründen sie damit, dass der Spieler, der die größte Distanz während eines Spiels zurücklegte, lediglich 11 Sekunden stand und ansonsten die ganze Zeit in Bewegung war.

Mit Hinweis auf die große Sprintleistung der Stürmer schlagen sie außerdem ein entsprechendes Tempoausdauertraining für diese Spieler vor (ebenda, S.95).

[...]

Ende der Leseprobe aus 36 Seiten

Details

Titel
Sportmedizinische Aspekte im Fußball und deren Umsetzung in die Praxis
Hochschule
Deutsche Sporthochschule Köln
Veranstaltung
Sportmedizinische Aspekte in den Sportspielen
Note
1.0
Autoren
Jahr
2007
Seiten
36
Katalognummer
V80939
ISBN (eBook)
9783638883948
Dateigröße
1413 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sportmedizinische, Aspekte, Fußball, Umsetzung, Praxis, Sportmedizinische, Aspekte, Sportspielen
Arbeit zitieren
Steffen Blatt (Autor:in)Simon Fink (Autor:in), 2007, Sportmedizinische Aspekte im Fußball und deren Umsetzung in die Praxis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80939

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