"Frauen - Mythen - Stimmen" lautet der Titel des Projektseminars, in dessen Folge diese Arbeit entstanden ist. Im Laufe eines Semesters und einer mehrtägigen Seminarfahrt, setzten sich die TeilnehmerInnen des Seminars kritisch mit diesen drei Themenbereichen auseinander. Besondere Verknüpfung fanden die drei Themen durch Untersuchungen der weiblichen Rhetorik, die anhand literarischer Verarbeitungen mythologischer Frauenfiguren abschließend spezifiziert wurden. Trotzdem zeichnete sich zum Ende des Seminars die schwer einsichtige Verbindung der drei Seminarthemen als ein allgemeiner Kritikpunkt ab. Ausgehend von dieser Sachlage möchte diese Arbeit versuchen, anhand der Novelle Die Sirene von Dieter Wellershoff alternativ weitere Verknüpfungspunkte zwischen den drei Themen zu finden. Wellershoff adaptiert in seiner Novelle den Sirenenmythos, um die Entwicklung seiner Hauptperson Elsheimer anzuzeigen. Professor Elsheimer hat sich ein Freisemester genommen, um seinen Ruf als Wissenschaftler durch eine neue Publikation zu festigen. Bei den Planungen zu diesem Buch wird er unterbrochen durch den Anruf einer ihm unbekannten Frau. Diese bittet ihn um Hilfe; nachdem ihr ehemalige Geliebter sie verlassen habe, brauche sie jemanden, der ihr zuhört und sie versteht. Nach und nach entwickelt sich eine immer intensiver werdende Beziehung zwischen den beiden, die jedoch nur über das Medium des Telefons ausgelebt wird. Die Anruferin, die nur durch den Titel und durch zwei der Novelle vorangestellte Zitate als Sirene charakterisiert wird, zieht Elsheimer immer mehr aus der Realität in eine Phantasiewelt. Zunächst genießt Elsheimer den Aufenthalt in dieser Welt. Als er jedoch die phantastische Beschaffenheit dieser Welt und seiner Bewohnerin langsam erkennt, beginnt er um die Rückkehr in die Realität zu kämpfen. Der Preis für seinen Sieg ist jedoch der Tod der Sirene.
In der Novelle finden sich alle drei Themenbereiche wieder. Sie erscheint, wie die Untersuchung zeigen wird, als Reformulierung des antiken Sirenen-MYTHOS; durch das Medium des Telefons spielt die STIMME als einziges Kommunikationsmittel eine bedeutende Rolle; die Sirene vertritt als FRAU die Gegenposition zur männlichen Figur Elsheimers.
Die drei Themen sollen zunächst getrennt untersucht werden; dies erscheint einerseits sinnvoll, um der Komplexität der einzelnen Aspekte annähernd gerecht zu werden, andererseits um die jeweiligen Spezifika herauszuarbeiten.
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Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Die Sirene: Frau – Mythos – Stimme
- I. Der Sirenen-Mythos
- I.1. Die Odyssee als ältestes Beispiel einer literarischen Interpretation des Mythos
- I.2. Theoretische Interpretationen des Mythos
- 1.2.1. Die Dialektik der Aufklärung nach Max Horkheimer und Theodor W. Adorno
- I.3. Der Mythos in der Novelle Die Sirene
- II. Stimme – Zum Gesang der Sirenen
- II.1. Der Gesang der Sirenen nach Wellershoff
- II.2. Stimme, Sprache und Gesang der Sirene in der Novelle
- III. Frauen – Zur Weiblichkeit der Sirenen
- III.1. Wellershoffs Sirene als Frau
- III.2. Die Novelle als Reformulierung von Weiblichkeitsmythen
- III.3. Der Gesang der Sirene als weibliche Rede?
- I. Der Sirenen-Mythos
- C. Zusammenfassung und Schluß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Dieter Wellershoffs Novelle „Die Sirene“ im Kontext des Seminars „Frauen – Mythen – Stimmen“. Sie sucht nach Verknüpfungspunkten zwischen den drei Themenbereichen Frau, Mythos und Stimme, die in der Novelle anhand des Sirenenmythos und der Figur der Sirene als Gegenspielerin zu Elsheimer dargestellt werden. Die Arbeit analysiert den Sirenenmythos, die Rolle der Stimme als Kommunikationsmittel und die Darstellung der Weiblichkeit in der Novelle.
- Der Sirenenmythos und seine literarische und theoretische Interpretation
- Die Bedeutung der Stimme als zentrales Kommunikationsmittel in der Novelle
- Die Darstellung der Weiblichkeit und die Reformulierung von Weiblichkeitsmythen
- Die Beziehung zwischen Elsheimer und der Sirene und deren Auswirkungen
- Die Verbindung von Mythos, Stimme und weiblicher Figur in Wellershoffs Novelle
Zusammenfassung der Kapitel
A. Einleitung: Diese Einleitung beschreibt den Entstehungskontext der Arbeit im Rahmen eines Seminars zum Thema „Frauen – Mythen – Stimmen“. Sie hebt die Schwierigkeiten hervor, die drei Themen zu verbinden, und skizziert den Ansatz dieser Arbeit: die Untersuchung von Dieter Wellershoffs „Die Sirene“ als Beispiel für die Verknüpfung von Frau, Mythos und Stimme. Die Novelle wird als Adaption des Sirenenmythos dargestellt, wobei Elsheimers Entwicklung im Zentrum steht, beeinflusst durch die Beziehung zu einer unbekannten Frau, die nur über das Telefon kommuniziert. Die drei Themen werden zunächst separat untersucht, um später ihre Verbindungen aufzuzeigen.
B. Die Sirene: Frau – Mythos – Stimme: Dieses Kapitel untersucht den Sirenenmythos, beginnend mit seiner Darstellung in der Odyssee als älteste literarische Interpretation. Es wird die Unterscheidung zwischen dem Mythos selbst und seiner literarischen Verarbeitung diskutiert. Der Bezug auf Horkheimer und Adorno deutet auf eine theoretische Einordnung des Mythos hin. Der Fokus liegt auf der Rolle der Stimme als Kommunikationsmittel und der Darstellung der Weiblichkeit in Wellershoffs Novelle, wobei die Sirene als Gegenposition zur männlichen Hauptfigur Elsheimer fungiert. Die Analyse der weiblichen Rhetorik und die Interpretation des Gesangs der Sirene im Kontext der Novelle bilden wesentliche Bestandteile dieses Kapitels. Die Reformulierung des Mythos im Kontext der Novelle und die Bedeutung der weiblichen Perspektive werden hervorgehoben.
Häufig gestellte Fragen zu "Die Sirene": Eine Analyse von Dieter Wellershoffs Novelle
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Dieter Wellershoffs Novelle „Die Sirene“ unter Berücksichtigung der drei Themenbereiche Frau, Mythos und Stimme. Sie untersucht die Verknüpfung dieser Themen anhand des Sirenenmythos und der Figur der Sirene als Gegenspielerin zu Elsheimer. Die Analyse umfasst den Sirenenmythos selbst, die Rolle der Stimme als Kommunikationsmittel und die Darstellung der Weiblichkeit in der Novelle.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Schwerpunkte: den Sirenenmythos und seine literarische und theoretische Interpretation (inkl. Bezug auf Horkheimer und Adorno); die Bedeutung der Stimme als zentrales Kommunikationsmittel in der Novelle; die Darstellung der Weiblichkeit und die Reformulierung von Weiblichkeitsmythen; die Beziehung zwischen Elsheimer und der Sirene und deren Auswirkungen; und die Verbindung von Mythos, Stimme und weiblicher Figur in Wellershoffs Novelle.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in drei Hauptteile: Eine Einleitung, ein zentrales Kapitel ("Die Sirene: Frau – Mythos – Stimme") und eine Zusammenfassung/Schlussfolgerung. Das zentrale Kapitel unterteilt sich wiederum in drei Unterkapitel, die sich jeweils mit dem Mythos, der Stimme und der weiblichen Figur auseinandersetzen. Jedes Unterkapitel enthält detaillierte Analysen verschiedener Aspekte der Novelle.
Wie wird der Sirenenmythos behandelt?
Der Sirenenmythos wird aus verschiedenen Perspektiven betrachtet: als ältestes Beispiel einer literarischen Interpretation (Odyssee), durch theoretische Interpretationen (z.B. im Kontext der Dialektik der Aufklärung), und schließlich in Bezug auf seine Umsetzung in Wellershoffs Novelle. Die Arbeit untersucht die Unterschiede zwischen dem ursprünglichen Mythos und dessen literarischer Verarbeitung.
Welche Rolle spielt die Stimme in der Analyse?
Die Stimme ist ein zentrales Thema der Analyse. Es wird untersucht, wie Wellershoff die Stimme als Kommunikationsmittel in seiner Novelle verwendet, insbesondere im Kontext des Gesangs der Sirene und der Kommunikation zwischen Elsheimer und der Sirene. Die Analyse betrachtet den Gesang der Sirene als weibliche Rede und seine Bedeutung im Gesamtzusammenhang der Novelle.
Wie wird die Weiblichkeit in der Novelle dargestellt?
Die Arbeit analysiert die Darstellung der Weiblichkeit in der Novelle, insbesondere die Figur der Sirene und deren Rolle als Gegenspielerin zu Elsheimer. Sie untersucht, wie Wellershoff Weiblichkeitsmythen in seiner Novelle reformuliert und welche Bedeutung die weibliche Perspektive im Kontext des Werkes einnimmt.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit zieht Schlussfolgerungen über die Verknüpfung von Frau, Mythos und Stimme in Wellershoffs Novelle. Sie zeigt auf, wie der Autor den Sirenenmythos adaptiert und in einen modernen Kontext überträgt. Die genauen Schlussfolgerungen sind im Kapitel "Zusammenfassung und Schluss" detailliert dargestellt.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für Leser gedacht, die sich für literarische Analysen, den Sirenenmythos, die Darstellung von Weiblichkeit in der Literatur und die Themen Frau, Mythos und Stimme interessieren. Sie eignet sich insbesondere für akademische Zwecke und das Studium der deutschen Literatur.
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- Ines Isermann (Author), 2000, Frauen - Mythen - Stimmen: Eine Untersuchung zu Dieter Wellershoffs Sirene, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8099