Aufgrund teilweise spektakulärer Betrugsfälle, sind Verstöße in den letzten Jahren immer häufiger Gegenstand öffentlicher Diskussion geworden. In Deutschland waren Fälle wie Balsam/Procedo, Flowtex und Comroad letztlich nur einige Beispiele für eine neue Dimension der Betrugsfällen bei denen Bilanzen, teilweise unter Beteiligung des Managements, mit höchster krimineller Energie gefälscht wurden, zum Schaden von Gläubigern und Kleinaktionäre. Selbst wenn die genannten Beispiele Einzelfälle sind, die aufgrund des hohen Schadensausmaßes und der Vielzahl der Geschädigten, eine dementsprechend hohe Öffentlichkeitswirkung haben, ist festzustellen dass Verstöße im Unternehmen immer häufiger werden. Die Öffentlichkeit wirft den Wirtschaftsprüfern vor tatenlos zuzusehen zu haben und vor allem der Kapitalmarkt fragt sich was das Testat des Wirtschaftsprüfers noch Wert ist.
Zwischen den Erwartungen der Öffentlichkeit an die Prüfung und die tatsächlich erbrachten Leistungen der Abschlussprüfung entsteht eine immer größer werdende Lücke, diese immer größer werdende „Erwartungslücke“ hat die Branche aufgerüttelt. Die Legislative reagierte mit zahlreichen Regulierungsbestrebungen und Gesetzesänderungen, die einerseits dazu dienen sollten, die Verantwortlichkeit des Abschlussprüfers für die Aufdeckung von Unregelmäßigkeiten zu definieren und andererseits das Vertrauen in die Qualität der Rechnungslegung und der Abschlussprüfung zu stärken. 2005 veröffentlichte das Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) den Entwurf des Prüfungsstandards (IDW EPS) 210, Zur Aufdeckung von Unregelmäßigkeiten im Rahmen der Abschlussprüfung der damit den Standard on Auditing (ISA) 240, Die Veantwortung des Abschlussprüfers zur Berücksichtigung von Verstößen (fraud) im Rahmen der Abschlussprüfung in nationales Recht überführt. Das Ziel des IDW EPS 210 ist es die Wirksamkeit der Prüfungshandlungen im Umgang mit Risikofaktoren für Verstöße zu verbessern und die Erwartungslücke zu minimieren. Ziel dieser Arbeit ist es, auf Grundlage der gesetzlichen und berufständischen Rahmenbedingungen die Verfahrensweisen und Möglichkeiten des Abschlussprüfers darzulegen, mit denen dieser in der Lage ist, Unregelmäßigkeiten im Rahmen der Jahresabschlussprüfung mit einer hohen Erfolgsquote aufzudecken.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Unregelmäßigkeiten in der Rechnungslegung
- Unrichtigkeiten (ERROR)
- Verstöße (FRAUD)
- Sonstige Gesetzesverstöße
- Verantwortlichkeit des Abschlussprüfers zur Aufdeckung von Unregelmäßigkeiten
- Kritische Grundhaltung des Abschlussprüfers
- Prüfungshandlung zur Risikoerkennung und -beurteilung
- Risikoanalyse als Ausgangspunkt der Prüfungsplanung
- Erörterung im Prüfungsteam
- Befragung der gesetzlichen Vertreter und anderer Führungskräfte
- Einschätzung der Risikofaktoren mit Hilfe verschiedener Verfahren
- Red Flags
- Fraud Risk Assessment Tool
- Analytische Prüfungshandlungen
- Einfache Rechenmodelle
- Trendanalyse
- Kennzahlenanalyse
- Arbeitshilfen des ISA 240 und IDW EPS 210 (n.F.)
- Maßnahmen und Prüfungshandlungen zur Aufdeckung von Unregelmäßigkeiten
- Auswahlverfahren
- Analyse der Datenbestände
- Einzelfallprüfungen
- Inventurbeobachtungen
- Versendung von Saldenbestätigungen
- Versendung von Bankbestätigungen
- Arbeitshilfen des ISA 240 und IDW EPS 210 (n.F.)
- Maßnahmen bei Vermutung oder Aufdeckung von Unregelmäßigkeiten
- Maßnahmen bei Unrichtigkeiten und Verstöße
- Erweiterte Prüfungspflicht
- Mitteilungspflichten
- Dokumentationspflichten
- Pflicht zur Berichterstattung im Prüfungsvermerk und Bestätigungsvermerk
- Maßnahmen bei sonstige Gesetzesverstöße
- Kündigung des Prüfungsauftrages
- Maßnahmen bei Unrichtigkeiten und Verstöße
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Thematik der Wirtschaftskriminalität und der Rolle des Wirtschaftsprüfers bei der Aufdeckung von Unregelmäßigkeiten im Rahmen der Abschlussprüfung. Das Ziel der Arbeit ist es, die Herausforderungen und Anforderungen an den Wirtschaftsprüfer in diesem Kontext zu beleuchten und konkrete Maßnahmen zur Risikoerkennung und -beurteilung sowie zur Aufdeckung von Unregelmäßigkeiten zu analysieren.
- Risiken im Rahmen der Rechnungslegung
- Verantwortlichkeiten des Abschlussprüfers
- Prüfungshandlungen zur Risikoerkennung und -beurteilung
- Maßnahmen zur Aufdeckung von Unregelmäßigkeiten
- Handlungsempfehlungen bei Vermutung oder Aufdeckung von Unregelmäßigkeiten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Kontext der Wirtschaftskriminalität und die Bedeutung der Abschlussprüfung in diesem Zusammenhang erläutert. Im zweiten Kapitel werden verschiedene Formen von Unregelmäßigkeiten in der Rechnungslegung, wie z.B. Unrichtigkeiten (ERROR) und Verstöße (FRAUD), vorgestellt. Anschließend wird im dritten Kapitel die Verantwortung des Abschlussprüfers zur Aufdeckung von Unregelmäßigkeiten beleuchtet. Kapitel 4 befasst sich mit der kritischen Grundhaltung des Abschlussprüfers, die für die effiziente Risikoerkennung und -beurteilung unerlässlich ist. Die Kapitel 5 und 6 beschäftigen sich mit den konkreten Prüfungshandlungen zur Risikoerkennung und -beurteilung sowie den Maßnahmen zur Aufdeckung von Unregelmäßigkeiten. Dabei werden verschiedene Verfahren und Arbeitshilfen des ISA 240 und IDW EPS 210 (n.F.) vorgestellt. Das siebte Kapitel analysiert die notwendigen Maßnahmen bei Vermutung oder Aufdeckung von Unregelmäßigkeiten, einschließlich erweiterter Prüfungspflichten, Mitteilungspflichten und der Pflicht zur Berichterstattung im Prüfungsvermerk.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Wirtschaftskriminalität, Abschlussprüfung, Risikoerkennung, Risikobeurteilung, Unregelmäßigkeiten, Prüfungshandlungen, ISA 240, IDW EPS 210 (n.F.), Fraud Risk Assessment, Red Flags, analytische Prüfungshandlungen, Auswahlverfahren, Datenanalyse, Einzelfallprüfungen, Inventurbeobachtungen, Saldenbestätigungen, Bankbestätigungen, Mitteilungspflichten, Prüfungsvermerk.
- Citar trabajo
- Tanja Trott (Autor), 2007, Wirtschaftskriminalität und Wirtschaftsprüfung. Anforderungen an den Wirtschaftsprüfer zur Aufdeckung von Unregelmäßigkeiten im Rahmen der Abschlussprüfung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81023