Private Equity. Eine Alternative auch für Privatanleger?

Begriff - Anlageformen - Portfolioauswirkung


Tesis (Bachelor), 2007

105 Páginas, Calificación: 1,5


Extracto


INHALTSVERZEICHNIS

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

TABELLENVERZEICHNIS

1. EINLEITENDER TEIL
1.1 Einleitung und Zielsetzung
1.2 Aufbau der Arbeit
1.3 Angewandte Methodik

2. PRIVATE EQUITY
2.1 Definition Private Equity
2.2 Die Private Equity Segmente
2.2.1 Venture Capital und Abgrenzung zu Private Equity
2.2.2 Der Buy-Out
2.2.3 Die Mezzanine Finanzierung
2.3 Die Private Equity Finanzierungsphasen
2.3.1 Die Early Stage
2.3.2 Die Expansion Stage
2.3.3 Die Later Stage and Special Situations
2.4 Zwischenfazit

3. FORMEN DER PRIVATE EQUITY ANLAGE
3.1 Die Direktinvestition in Private Equity
3.2 Die indirekte Investition in Private Equity
3.2.1 Der Private Equity Fonds
3.2.2 Der Private Equity Fund of Funds
3.2.3 Die Problematik bei Private Equity Fonds
3.2 Börsengehandelte Private Equity Investment Vehikel
3.3.1 Zertifikat auf ein Private Equity Portfolio
3.3.2 Die Private Equity Wandelanleihe

4. PRIVATE EQUITY IM PORTFOLIOKONTEXT
4.1 Grundlagen des Portfolio-Selection-Modells
4.2 Modelltheoretische Annahmen
4.2.1 Festlegung der Portfoliostrategien
4.2.2 Empirische Datenbasis und Wahl der Benchmarkindizes
4.2.3 Berücksichtigung des Rendite-Risiko-Verhältnisses
4.2.4 Die Annahme einer Normalverteilung
4.3 Analyse der Benchmarkindizes
4.3.1 Durchschnittliche Performance der Benchmarkindizes
4.3.2 Korrelationsanalyse der Benchmarkindizes
4.4 Umsetzung der Portfolioanalyse bzw. -optimierung
4.4.1 Das klassische Ausgangsportfolio
4.4.2 Optimierung der klassischen Portfoliostrategien durch Private Equity
4.4.2.1 Integration von Private Equity in die klassisch defensive Potfoliostrategie
4.4.2.2 Integration von Private Equity in die klassisch ausgewogene Portfoliostrategie
4.4.2.3 Integration von Private Equity in die klassisch dynamische Potfoliostrategie
4.4.3 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
4.4.4 Betrachtung der Portfolioentwicklung in bestimmten Marktphasen
4.4.5 Kritische Anmerkung

5. FAZIT

ANHANG

LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1: Die Private Equity Segmente

Abbildung 2: Stadien der Unternehmensentwicklung - Private Equity Finanzierungsphasen

Abbildung 3: Private Equity im Kontext der Finanzierungsphasen

Abbildung 4: Investitionsformen in Private Equity

Abbildung 5: Erwarteter Verlauf einer Nettoinvestition

Abbildung 6: Effizienzlinie eines klassischen Portfolios, 1997-2006

Abbildung 7: Durchschnittliche Performance der klassischen Portfoliostrategien und Private Equity, 1997-2006

Abbildung 8: Verlauf der Effizienzlinie durch die Integration von Private Equity in die klassisch defensive Portfoliostrategie, 1997-2006

Abbildung 9: Verlauf der Effizienzlinie durch die Integration von Private Equity in die klassisch ausgewogene Portfoliostrategie, 1997-2006

Abbildung 10: Verlauf der Effizienzlinie durch die Integration von Private Equity in die klassisch dynamische Portfoliostrategie, 1997-2006

Abbildung 11: Verschiebung der klassischen Effizienzlinie durch Beimischung von Private Equity in die klassischen Portfoliostrategien, 1997-2006

Abbildung 12: Effizienzlinie eines klassischen Portfolios in der Hausse-Phase, 1997-1999

Abbildung 13: Verschiebung der klassischen Effizienzlinie durch Beimischung von Private Equity in die klassischen Portfoliostrategien während der Hausse, 1997-1999 Abbildung 14: Alternative Portfoliooptimierung

Abbildung 15: Historischer Renditevorsprung für Private Equity

TABELLENVERZEICHNIS

Tabelle 1:

Performance des REXP, 1997-2006

Tabelle 2:

Performance des Dow Jones Euro Stoxx 50, 1997-2006

Tabelle 3:

Performance des LPX50, 1997-2006

Tabelle 4:

Durchschnittliche Performance der Benchmarkindizes, 1997-2006

Tabelle 5:

Renditezusammenhang der Benchmarkindizes, 1997-2006

Tabelle 6:

Sharpe Ratio klassischer Portfoliokombinationen, 1997-2006

Tabelle 7:

Durchschnittliche Performance der klassischen Portfoliostrategien, 1997-2006

Tabelle 8:

Sharpe Ratio alternativ defensiver Portfoliokombinationen, 1997-2006

Tabelle 9:

Sharpe Ratio alternativ ausgewogener Portfoliokombinationen,1997-2006

Tabelle 10:

Sharpe Ratio alternativ dynamischer Portfoliokombinationen, 1997-2006

Tabelle 11:

Renditevergleich der klassischen bzw. alternativen Strategien bei gegebenem Risiko, 1997-2006

Tabelle 12:

Performance der Anlageklassen Aktien und Private Equity während der Hausse- bzw. Baisse-Jahre.

Tabelle 13:

Durchschnittliche Performance der Anlageklassen je nach Marktphase

Tabelle 14:

Renditezusammenhang der Anlageklassen je nach Marktphase

Tabelle 15:

Renditevergleich der klassischen bzw. alternativen Strategien bei gegebenem Risiko für die Hausse-Phase, 1997-199

1. EINLEITENDER TEIL

„Alle Kapitaleinkommen entstehen im Unternehmen.

Die unternehmerische Wertschöpfung ist der Ursprung unseres materiellen Wohlstands.

Private Equity ist die unmittelbarste Beteiligung am Erfolg dieser Wertschöpfung.

Eine Investition an der Quelle.“[1]

1.1 Einleitung und Zielsetzung

Wer heute sein Geld anlegen will, hat selbst bei kleineren Anlagebeträgen die Qual der Wahl, denn das Angebot scheint kaum noch überschaubar zu sein. Nach dem Platzen der Spekulationsblase im Jahr 2000 sahen sich neben den institutionellen Investoren auch die Privatanleger bei ihrer Kapitalanlage einer ganz neuen Situation ausgesetzt: Die Suche nach absoluten Erträgen, die eine geringe Volatilität und eine negative Korrelation zum Aktien- und Rentenmarkt aufweisen, begann![2].

Mittlerweile stehen den Kapitalanlegern neben den klassischen Vermögensanlagen auch die so genannten „Alternative Investments“ zur Verfügung, die sich im Hinblick auf Chancen und Risiken von den klassischen Anlageklassen unterscheiden. Besonders die alternative Anlageform Private Equity ist in den letzten Jahren auf größeres Interesse bei Kapitalanlegern gestoßen und steht daher im Zentrum dieser Bachelorthesis.

Dabei ist die Idee, die Anlageform Private Equity nicht nur institutionellen, sondern auch privaten Investoren als alternative Vermögensanlage anzubieten, keineswegs neu. Bereits seit 1950 in den USA sowie seit den 70er Jahren in Großbritannien haben vermögende Privatanleger positive Erfahrungen mit dieser Anlageklasse erlebt.[3] Auch in Deutschland sind Finanzierungsbeteiligungen über Private Equity nicht nur für institutionelle, sondern mittlerweile auch für private Anleger eine interessante Alternative zu herkömmlichen Finanzanlagen.[4] Denn Private Equity Anlagen werden neben einer absolut positiven Renditeentwicklung auch eine geringe, gar negative Korrelation zu herkömmlichen Anlageformen zugesprochen.[5] Demnach stellen Private Equity Anlagen eine

Investmentvariante dar, deren Ergebnisse weitgehend unabhängig von den Ergebnissen und Entwicklungen an den Kapitalmärkten sind.[6] Aufgrund dieser Tatsache kommt für

immer mehr Anleger eine Private Equity Beteiligung als alternative Renditemöglichkeit bzw. zur Portfoliodiversifikation in Frage.

Jedoch wissen die Wenigsten, was sich konkret hinter dem Begriff „Private Equity“ ver­birgt. Auch die vor etwas mehr als zwei Jahren durch den heutigen Vizekanzler und Bundes­­minister für Arbeit und Soziales, Franz Müntefering, eingeleitete Heuschrecken-Debatte,[7] hat nicht zu einem besseren Verständnis hinsichtlich Private Equity beigetragen.

Da besonders in den letzten Jahren Kapitalanleger mit Private Equity eine beachtliche Performance erzielt hätten und auch deutsche Private Equity Gesellschaften, wie ADCIRCULUM, BVT und RWB beschlossen haben, fondsgebundene Private Equity Beteiligungen speziell für Privatanleger zu lancieren, möchte ich mit dieser Bachelorthesis dem Leser die alternative Anlageform Private Equity näher bringen. Dabei sollen im Verlauf der Arbeit folgende Fragen erarbeitet werden:

- Was versteht man unter „Private Equity“?
- Welche Anlageformen in Private Equity gibt es?
- Wie wirkt sich Private Equity im klassischen Portfoliokontext aus?

Hierzu verfolgt die vorliegende Bachelorthesis folgende Zielsetzungen. Zum einen soll dem Leser ein umfassender Einblick in die Bedeutung und das Verständnis des Begriffes „Private Equity“ übermittelt werden. Dabei wird der definitorische Hintergrund dieser alter­na­tiven Anlageform erarbeitet. In einem weiteren Schritt soll den potentiellen Private Equity Investoren eine übersichtliche Auswahl an gängigen Private Equity Anlageformen, einschließlich deren typischer Merkmale und Besonderheiten, aufgezeigt werden.

Das Hauptziel dieser Arbeit besteht darin, dem Leser anhand einer Portfolioanalyse bzw.

-optimierung die Auswirkungen der alternativen Anlageform Private Equity im Portfolio­kontext zu demonstrieren. Dabei soll untersucht werden, ob verschiedene klassische Portfoliostrategien eines klassischen Ausgangsportfolios durch proportionale Integration von Private Equity in ihrer Rendite-Risiko-Struktur optimiert werden können.

1.2 Aufbau der Arbeit

Neben diesem einleitenden Teil setzt sich die vorliegende Bachelorthesis aus weiteren vier Kapiteln, einschließlich einem abschließendem Fazit, zusammen.

In Kapitel 2 werden dem Leser zunächst die grundlegendsten Definitionen und Zusam­men­hänge des zu untersuchenden Begriffes „Private Equity“ vorgestellt. Anschließend wird die Stellung von Private Equity aufgezeigt und eine Abgrenzung zu dessen Segmenten erarbeitet. Des Weiteren werden die unterschiedlichen Anlässe für eine Private Equity Investition dargestellt. Abschließend werden alle erörterten Erkenntnisse in einem Zwischenfazit zusammengetragen und zueinander in Verbindung gestellt, um ein übergreifendes Verständnis zu ermöglichen.

Das Kapitel 3 der Arbeit befasst sich mit den unterschiedlichen Möglichkeiten einer Investition in Private Equity, um selbst aktiv an dieser alternativen Anlageform partizi­pieren zu können. Dabei wird zunächst zwischen „direkten“ und „indirekten“ Private Equity Beteiligungen unterschieden. Alternativ werden weitere Private Equity Investment Vehikel vor­gestellt. Den dargestellten Investitionsmöglichkeiten wird jeweils eine Private Equity Anlage aus der Praxis zugeordnet.

Das Kapitel 4 stellt den Schwerpunkt dieser Bachelorthesis dar. Anhand einer empirisch­en Untersuchung wird analysiert, welche Auswirkungen die Integration von Private Equity im klassischen Portfoliokontext bewirkt. Dazu werden dem Leser zu Beginn der Unter­suchung die Grundlagen des Portfolio-Selection-Modells und die speziell für diese Unter­suchung getroffenen Annahmen vorgestellt. Anschließend erfolgt eine Analyse des ver­wen­de­ten Datenmaterials. Darauf aufbauend wird ein klassisches Ausgangsportfolio in seiner Entwicklung für den zu Grunde gelegten Betrachtungszeitraum untersucht, bevor ermittelt wird, welche Auswirkungen die proportionale Beimischung von Private Equity auf die Rendite-Risiko-Struktur der klassischen Portfoliokombinationen bewirken würde.

In Kapitel 5 werden alle erarbeiteten Erkenntnisse bzw. erzielten Ergebnisse in einem Fazit zusammengetragen.

1.3 Angewandte Methodik

Bei der Erstellung der vorliegenden Bachelorthesis wurde seitens des Verfassers großer Wert auf die Verbindung zwischen Theorie und Praxis gelegt, so dass nur ein Teil der theoretischen Inhalte über Private Equity berücksichtigt wird. Die für die behandelten The­men­­gebiete notwendigen und verwendeten theoretischen Grundlagen mussten zunächst erarbeitet und sondiert werden. Die aus Literatur, Fachbeiträgen und Expertenmeinungen erfahrenen Erkenntnisse und Anregungen dienen als Fundament für das praktische Verständnis einer Private Equity Allokation im Portfoliokontext. Hierbei stand die Umsetz­ung des erstellten Portfoliomodells permanent im Zentrum dieser Bachelorthesis.

Um für den weiteren Verlauf der Arbeit mögliche Missverständnisse gegenüber verwen­deten Bezeichnungen zu vermeiden, werden bereits an dieser Stelle synonyme Bedeu­tung­en festgelegt. Die Bezeichnungen „Kapitalgeber“ bzw. „Private Equity Investoren“ stehen besonders in Kapitel 2 stellvertretend für Private Equity Gesellschaften oder Private Equity Fonds. Auch die Begriffe „Finanzierung“ und „Investition“ sind besonders in Kapitel 2 eng mit einer Private Equity Beteiligung verbunden und müssen je nach Sicht­weise unterschieden werden. In Kapitel 3 und Kapitel 4 wird die Betrachtungsweise dagegen aus der Sicht eines Privatanlegers vollzogen.

2. PRIVATE EQUITY

Aufgrund der Variation an Definitionen und der Vielzahl an Begriffen, die im Umfeld von Private Equity verwendet werden, widmet sich das 2. Kapitel den grundlegendsten Be­griffs­definitionen, Merkmalen und Ausprägungen von Private Equity.

2.1 Definition Private Equity

Der Begriff „Private Equity“ stammt aus den USA, wo die Evolution der Begriffe, ebenso wie die der Sache selbst, der Entwicklung in anderen Teilen der Welt vorauseilte.[8] Dabei handelt es sich beim Begriff „Private Equity“ nicht um das Resultat einer theoretischen Konstruktion, sondern um ein Phänomen, welches von der Praxis geprägt wurde.[9]

Aus der englischen Sprache wörtlich übersetzt bedeutet Private Equity „privates Eigen­kapi­tal“, wobei die Bezeichnung „Private“ für den nicht öffentlichen Charakter steht. Der Aus­druck „Equity“ symbolisiert den Eigenkapitalcharakter dieser Anlageform. Public Equity bildet dagegen das Pendant, die Finanzierung über Eigenkapital, das an öffent­lich­en Börsen in Form von Aktienkapital aufgenommen wird. Eine erste, allgemein gehaltene Definition des Begriffes „Private Equity“ nach Bader lautet:

Private Equity ist eine Finanzierungsart, bei welcher nicht kotierten Unternehmen in einer entscheidenden Phase ihrer Entwicklung, ohne ausreichende Sicherheiten, mittel- bis langfristig Kapital und, bei Bedarf, Managementunterstützung zur Verfügung gestellt wird. Zur Realisierung eines dem Risiko entsprechenden Gewinnes besteht von vornherein die Absicht, die Beteiligung wieder zu veräußern.“[10]

Diese Definition enthält alle konstitutiven Elemente, die auf eine Private Equity Betei­li­gung, mit dem Zweck einer Unternehmensfinanzierung, zurückführen. Dabei zeichnen sich Private Equity Finanzierungen durch folgende Merkmale aus:

- Private Equity ist eine Finanzierungsart und kein Finanzierungsinstrument.[11]
- Private Equity Beteiligungen sind Investitionen in nicht kotierte Unternehmen bzw. in private Unternehmen, die sich in den außerbörslichen Entwicklungsphasen
des Unternehmenslebenszyklus’[12] befinden. Finanzierungen im Rahmen eines „Going Private“ bspw. Finanzierungen von Unternehmen die sich von der Börse zurückziehen oder eine ihrer operativen Einheiten im Rahmen eines Buy-Out[13] verkaufen, können dabei mit eingeschlossen werden.
- Private Equity Finanzierungen erfolgen überwiegend in Form von voll haftendem Eigenkapital. Neben Eigenkapital kann aber auch eigenkapitalähnliches Fremd­kapital, so genanntes Mezzanine Kapital[14], eingesetzt werden, um eine höhere Flexi­bi­lität zu erreichen.[15]
- Private Equity Finanzierungen kommen nur für Unternehmen in Frage, die sich in einer entscheidenden Phase befinden, d.h. in der ein einschneidendes Ereignis in der Unternehmensentwicklung ein dem eingegangen Risiko entsprechendes, zukünftiges Ertragswachstum erwarten lässt. Demnach handelt es sich für den Kapitalgeber bei einer Private Equity Finanzierung um eine mittel- bis lang­fristige Investition. Diese kann je nach Entwicklungsstand des Unternehmens zwei bis zehn Jahre lang sein.
- Ein absolut elementarer Bestandteil einer Private Equity Finanzierung ist der Mangel an Sicherheiten, der zu finanzierenden Unternehmen. Die nicht ausreich­enden Sicherheiten sind eine wichtige Voraussetzung, denn Unternehmen werden nur dann „teures“ Private Equity Kapital in Anspruch nehmen, wenn sie ihren Kapi­tal­­bedarf nicht auf eine andere Art decken können.[16]

Bei einer Private Equity Finanzierung tragen die Kapitalgeber das volle unternehmerische Risiko, entsprechend dem Umfang ihres Engagements am Unternehmen. Im Fall einer Insolvenz nehmen diese eine nachrangige Position gegenüber Kreditgebern und anderen Gesellschaftern ein. Für das Eingehen dieses höheren Risikos verlangen die Kapitalgeber neben einer hohen Rendite auch Informations-, Kontroll- und Mitspracherechte, die im Einzelfall mit einer aktiven Managementunterstützung verbunden sein kann. Diese aktive Managementunterstützung der Kapitalgeber besteht primär aus der Beratung in betriebswirtschaftlichen, strategischen und finanztechnischen Belangen, aber auch in der Bereitstellung von Kontakten und Netzwerken. Wie bereits zuvor genannt, verlangen Kapitalgeber für die Übernahme des höheren Risikos auch eine hohe Rendite, deren Realisierung im Wesentlichen durch die Partizipation an der Steigerung des Unternehmenswertes bis zum Zeitpunkt eines Exits[17] erfolgt. Hieraus erschließt sich ein wei­ter­er elementarer Bestandteil einer Private Equity Finanzierung, und zwar die bereits von vornherein bestehende Absicht der Kapitalgeber, die Beteiligung an einem

Unter­­­nehm­en gewinnbringend wieder zu veräußern. Folglich handelt es sich bei einer Private Equity Finanzierung um eine Kapitalbeteiligung auf Zeit.[18]

Um diese erste Definition abzurunden, wird zusätzlich die Aussage der European Venture Capital und Private Equity Association (EVCA) hinsichtlich des Terms Private Equity herangezogen:

Private Equity provides equity capital to enterprises not quoted on a stock market. Private Equity can be used to develop new products and technologies, to expand working capital, to make acquisitions, or to strengthen a company`s balance sheet. It can also resolve ownership and management issues – a succession in family-owned companies,

or the buyout or buyin of a business by experienced managers may be

achieved using Private Equity“[19]

Da nach dieser Aussage Private Equity Finanzierungen alle außerbörslichen Finan­zierungs­phasen und -anlässe eines Unternehmens unterstützen, entspricht Private Equity, nach Ansicht der EVCA einem Oberbegriff, der den gesamten Markt für privates Beteiligungskapital repräsentiert.[20] Demnach nimmt der Begriff „Private Equity“ eine übergeordnete Bedeutung im Anlagesegment vorbörslicher Firmenbeteiligungen ein.[21]

Auch in dieser Arbeit wird Private Equity als Oberbegriff für alle Formen und Anlässe einer Eigenkapital- bzw. eigenkapitalähnlichen Beteiligung in unkotierte Unternehmen verstan­den. Daher erfolgt eine Übersicht über die einzelnen Segmente.

2.2 Die Private Equity Segmente

Weder in der Literatur noch in der Praxis ist eine einheitliche Systematisierung der unterschiedlichen Beteiligungsformen zu finden.[22] Daher erfolgt auch in dieser Arbeit zunächst eine grobe Einteilung der Private Equity Segmente, bevor an weiterer Stelle eine verfeinerte Kategorisierung vorgenommen wird. Speziell in dieser Arbeit umfasst der Oberbegriff „Private Equity“ die vorbörslichen Beteiligungsanlässe einer Venture Capital und Buy-Out Finanzierung. Aber auch die Beteiligung in Form einer Mezzanine Finanzierung wird dabei mit eingeschlossen.

Abbildung 1: Die Private Equity Segmente

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Bader 1996, S. 9

Besonders Venture Capital wird häufig synonym mit dem Begriff Private Equity verwen­det, was beiden Termen jedoch nicht gerecht wird.[23] Um weitere Missverständnisse zu ver­­meiden, wird zunächst Venture Capital als vorbörsliche Beteiligungsform zu Private Equity abgrenzt, bevor die weiteren Segmente Buy-Out und Mezzanine vorgestellt werden.

2.2.1 Venture Capital und Abgrenzung zu Private Equity

Zu Beginn muss festgehalten werden, dass Venture Capital zu Private Equity der ältere Begriff ist,[24] der ebenfalls, wie die Sache selbst, aus den USA stammt.[25] Auch die Bezeichnung „Venture Capital“ ist nicht das Resultat eines theoretischen Denkprozesses, sondern relativ zufällig zur Umschreibung eines in der Praxis bereits existierenden Phäno­mens entstanden.[26] Dabei wurden die Begriffe „Private Equity“ und „Venture Capital“ zunächst inhaltlich gleich verwendet. Dennoch ist zu berücksichtigen, dass beide Begriffe nicht deckungsgleich zueinander sind. Vielmehr muss Private Equity verstanden werden als Venture Capital, angereichert mit Elementen aus benachbarten Finanzierungsarten, so dass Venture Capital, wie aus Abbildung 1 hervorgeht, einen bedeutenden Teilbereich des Private Equity Marktes einnimmt.[27] Inhaltlich beschreiben beide Begriffe das zur Ver­füg­ung stellen von Eigenkapital zur Finanzierung einer nicht börsennotierten Unter­nehmung, so dass von der grundsätzlichen Anlage zwischen Venture Capital und Private Equity keine Unterschiede bestehen. Venture Capital ist hingegen privates Eigenkapital
speziell für kleine und mittlere zum Finanzierungszeitpunkt noch nicht börsennotierte Unternehmen, die aufgrund einer besonderen Technologie oder eines innovativen Kon­zeptes über das Potential verfügen, ein überdurchschnittliches Umsatz- und Gewinn­wachs­tum zu realisieren.[28]

Demgegenüber ist das Verständnis von Private Equity weiter gefasst. Während der Ober­be­griff Private Equity alle Finanzierungsanlässe bzw. -phasen subsumiert,[29] beschreibt Venture Capital insbesondere die Frühphasenfinanzierung (Early Stage Financing)[30] inno­va­tiver Unternehmen. Demnach kann der Begriff Private Equity auch als Erweiterung von Venture Capital verstanden werden, der sich im Wesentlichen nur in Bezug auf die Unternehmenslebenszyklusphasen unterscheidet.[31] Denn die Klassifizierung der einzel­nen Private Equity Segmente richtet sich nach dem Zeitpunkt des Lebenszyklus`, in dem sich das zu finanzierende Unternehmen befindet.[32] Um die inhaltliche Abgrenzung der Be­griffe „Venture Capital“ und „Private Equity“ abzuschließen, wird die Aussage der EVCA herangezogen: „Venture Capital is, strictly speaking, a subset of private equity and refers to equity investments made for the launch, early development, or expansion of a business.”[33]

Auf Grundlage der vorangegangen Erörterungen wurde versucht eine praxisnahe Defini­tion hinsichtlich Venture Capital, die zumindest für diese Bachelorthesis von Gültigkeit sein soll, zu erarbeiten.

Venture Capital ist ein bedeutendes Teilsegment des Oberbegriffes Private Equity und wird primär jungen Unternehmen, der Early Stage und frühen Expansion Stage, die sich in einer Phase geringer Erträge mit gleichzeitig hohem Wachstumspotential befinden, zur Verfügung gestellt, bei der eine aktive Managementunterstützung durch die Kapitalgeber oftmals im Vordergrund steht.

Abhängig vom Entwicklungsstand des Unternehmens zum Investitionszeitpunkt wird seitens des Venture Capital Investors in der Regel nach zwei bis zehn Jahren der so genannte „Exit“ anvisiert. Da Venture Capital speziell Finanzierungen von jungen Unter­nehmen beschreibt, sind diese im Vergleich zu allen weiteren Private Equity Finan­zierungen mit einem höheren Risiko belastet, da die Wahrscheinlichkeit des wirtschaft­lichen Scheiterns bzw. die Gefahr das eingesetzte Kapital zu verlieren größer ist als bei bereits etablierten Unternehmen.[34] Diesem höheren Risiko bei Venture Capital Investi­tionen stehen jedoch auch höhere Gewinnchancen gegenüber.[35]

In Deutschland wurde versucht, den Begriff „Venture Capital“ mit den Bezeichnungen „Wagniskapital“ oder „Risikokapital“ zu übersetzen, was jedoch zu vielen Missver­ständ­nissen bis hin zur Vorstellung führte, dass es sich bei Venture Capital Investments um eine extrem riskante, hinsichtlich des Erfolges unkalkulierbare oder sogar unseriöse Ange­­­legenheit handelt. Kritisch distanzierte Betrachter setzen dabei die englische Be­zeichnung „venture“ mit „adventure“ gleich.[36] Da jedoch mit dem Einsatz von Venture Capital meist spezielle Entwicklungen bewirkt werden sollen bzw. die Venture Capital Finan­zierung eine Form der Finanzierung von Innovationen im Schumpeter`schen Sinne[37] darstellt, eignet sich als deutsche Bezeichnung Entwicklungs- oder Zukunftskapital besser. Da bei Venture Capital Finanzierungen auch eine aktive Betreuung und Beratung der finanzierten Unternehmen (Hands-On-Management) einhergeht, wird auch von „intelligentem Eigenkapital“ gesprochen.[38] Letzten Endes wurde die englische Bezeich­nung „Venture Capital“ ins Deutsche übernommen, um jegliche Missverständnisse zu ver­meiden.[39]

2.2.2 Der Buy-Out

Neben Venture Capital umfasst der Oberbegriff „Private Equity“ auch den vorbörslichen Beteiligungsanlass einer Buy-Out Finanzierung. Mit dem Begriff „Buy-Out“ wird die Über­nahme eines Unternehmens oder eines Unternehmensteils (Produktlinie) durch das vorhandene Management oder ein externes Management bezeichnet, bei dem die bisherigen Mehrheitseigentümer durch neue Private Equity Investoren ersetzt werden. Im Rahmen des Buy-Outs wird dem Unternehmen neues („frisches“) Eigenkapital zur Verfügung gestellt, wodurch eine Begünstigung des Verhältnisses zwischen Eigenkapital und Fremdkapital herbeigeführt wird. Dieser Effekt wird noch verstärkt, sofern das zuge­führte Eigenkapital zur Kredittilgung des Unternehmens eingesetzt wird, indem dadurch die Zinslast reduziert wird.

Der Bereich des Buy-Out-Financing wird einerseits in die Teilbereiche Management Buy-Out (MBO) bzw. Management Buy-In (MBI) und anderseits in Leveraged Buy-Out (LBO) untergliedert. Von einem MBO wird gesprochen, wenn das bisher angestellte
Management eines Unternehmens die Mehrheit am Eigenkapital und somit die Kontrolle über das Unternehmen erlangt.[40] Demnach handelt es sich bei einem MBO um eine interne Unternehmensübernahme, die von Private Equity Gesellschaften sowohl finanziell als auch strategisch unterstützt wird.[41] Als Sicherheit für die Private Equity Investoren dient der Substanz- oder Ertragswert des erworbenen Unternehmens, die auch nach dem erfolgreichen MBO dem Unternehmen beratend zur Seite stehen. Da auch auf diesem Weg die Rückzahlung der Private Equity Finanzierung erfolgt, kommen für einen MBO nur Unternehmen in Betracht, die über einen stabilen und ausreichenden Cash Flow verfügen und überdies keinen Kapitalbedarf für Neuinvestitionen haben.[42] Ein mögliches Haupt­motiv für eine solche Übernahme liegt in der Motivation der unternehmerischen Selbst­ständigkeit, womit die Verwirklichung eigener Ideen und Konzepte ermöglicht wird.[43] Ein MBO kann beispielsweise auch dann stattfinden, wenn sich ein Unternehmen dazu ent­schließt, sich von einzelnen Teilbereichen zu trennen.[44]

Dagegen wird unter einem MBI die Übernahme eines Unternehmens durch ein neues, von außen kommendes Managementteam verstanden. Demnach handelt es sich bei einem MBI um eine externe Unternehmensübernahme, die häufig im Rahmen von Nach­folge­regelungen bei mittelständischen Unternehmen praktiziert wird. Das unter­nehmer­ische Risiko der Finanzinvestoren ist bei einem MBI vergleichsweise höher als bei einem MBO, da das von außen kommende neue Management mit den speziellen inneren Um­ständen des Zielunternehmens naturgemäß noch nicht vertraut ist.[45]

Wird hingegen zur Übernahme eines Unternehmens „überdurchschnittlich“ viel Fremdkapital verwendet, handelt es sich hierbei um einen Leveraged Buy-Out (LBO). Die fremdkapitalfinanzierten Erwerber des Unternehmens sind nicht an einer strategischen Beteiligung am Unternehmen interessiert. Stattdessen steht die dadurch einhergehende

Hebelwirkung auf die Eigenkapitalrentabilität im Vordergrund. Insgesamt verfolgen die Erwerber lediglich das Ziel, die fremdkapitalfinanzierte Kaufsumme aus der Zerschlagung oder aus dem kompletten Weiterverkauf des Unternehmens zu refinanzieren.[46] Private Equity Investoren engagieren sich sowohl am Eigenkapital als auch am nachrangigen Fremd­kapital einer Buy-Out Unternehmung.[47]

Die für einen Buy-Out (Buy-Out-Fonds) interessantesten Objekte sind in erster Linie reifere, bereits etablierte Unternehmen, die sich in einem Stadium der späteren Entwick­lungs­stufe (Later Stage) befinden.[48] Der Grund hierfür liegt in dem geringeren Risiko gegenüber Investitionen in Unternehmen früherer Entwicklungsstufen (Early- bzw. Expansion Stage).[49] Demnach weisen Buy-Out Finanzierungen ein deutlich geringeres Investitionsrisiko auf als Venture Capital Finanzierungen, da der Substanz- und Ertrags­wert der bereits etablierten Unternehmen den Private Equity Kapitalgebern als Sicherheit dient. Daher sind für Buy-Out Finanzierungen so genannte „Cash Cows“[50] - Unter­neh­men, welche nur noch ein geringes Wachstum aber einen entsprechend hohen Cash Flow aufweisen - besonders geeignet, um einerseits das unternehmerische Risiko einzu­grenzen und andererseits durch erneutes Wachstum den Unternehmenswert weiter zu steigern. Die Hauptziele, die im Rahmen einer Buy-Out Finanzierung verfolgt werden, sind der Abbau der extremen Schulden- und Zinslast, Kostensenkungen, Effizienz­steigerungen und das Abstoßen nicht operativer Aktiva.[51]

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass der Buy-Out Bereich den wichtigsten Zielbereich („Style“) im Private Equity Geschäft darstellt, und dass hierin die meisten Gelder investiert und die größten Private Equity Häuser involviert sind.[52]

2.2.3 Die Mezzanine Finanzierung

Ein weiteres Segment des Oberbegriffes Private Equity sind vorbörsliche Mezzanine Finanzierungen[53]. Streng genommen zählt die Mezzanine Finanzierung, aufgrund ihrer Aus­ge­staltung als verzinsliches Darlehen, keine Private Equity Finanzierung dar. Sachlich ist die Mezzanine Finanzierung jedoch eng mit einer Private Equity Finanzierung ver­knüpft, insbesondere weil sie eine Komponente bei der Akquisition einer Unternehmung durch einen Private Equity Investor darstellt.[54] Denn spezielle Beteiligungsfonds stellen zur Co-Finanzierung von Unternehmensentwicklungen auch so genanntes Nachrang­kapital zur Verfügung.[55]

Wirtschaftlich handelt es sich bei „Mezzanine“ um eine hybride Finanzierungsstruktur zwischen Eigenkapital und Fremdkapital. Demnach beschreibt die Mezzanine Finan­zierung eine Beteiligungsform, die weder durch klassisches Eigenkapital noch durch ein erstrangig besichertes Fremdkapitaldarlehen sichergestellt wird. Denn Mezzanine Kapital als hybride Finanzierungsform weist Eigenschaften von Eigenkapital als auch von Fremdkapital auf. Zum einen hat Mezzanine Kapital die Eigenschaft von Eigenkapital als langfristiges, gegenüber den Gläubigern nachrangiges Haftungskapital zu dienen. Daher steht den Mezzanine Kapitalgebern aufgrund des höheren Risikos häufig ein Anteil an der Steigerung des Unternehmenswertes zu (Equity Kicker). Zum anderen weist Mezzanine Kapital Eigenschaften von Fremdkapital, wie die unbedingte Rückzahlungsverpflichtung, die laufende, erfolgsunabhängige Basisverzinsung und die steuerlich angenehme Eigen­schaft der Abzugsfähigkeit aller damit entstehenden Kosten wie z.B. Zinsen, auf.[56]

In Folge einer Mezzanine Finanzierung beteiligt sich der Kapitalgeber mit einem Nach­rangdarlehen wirtschaftlich an einem Unternehmen. Das Mezzanine Kapital weist – je nach Ausgestaltung – eher Eigenkapital- oder eher Fremdkapitalmerkmale auf, so dass grundsätzlich zwischen „Equity Mezzanine“ und „Debt Mezzanine“ unterschieden werden kann. Bei Quasi Eigenkapital beteiligt sich der Kapitalgeber als stiller Gesellschafter, Genussrechtsinhaber oder Verkäufer (Seller´s Note) am Unternehmen. Bei Quasi Fremd­kapital beteiligt sich der Kapitalgeber über ein Gesellschafterdarlehen oder über ein partiarisches Darlehen.[57]

Bei Mezzanine Finanzierungen werden etablierten Unternehmen Finanzmittel zeitlich be­fristet zur Verfügung gestellt und in der Regel anlassbezogen in Anspruch genommen. Ergänzend zu Private Equity wird Mezzanine Kapital insbesondere bei Buy-Out oder Expan­sions­finanzierungen eingesetzt, um die Kapitalstruktur der Unternehmen zu verbes­sern. Auch ein IPO kann auf diese Weise vorbereitet werden. Demnach wird zwischen Wachstums-Mezzanine, MBO/MBI-Mezzanine und Rekapitalisierungs-Mezzanine unter­schieden. Die Vergütung von Mezzanine Kapital setzt sich aus den Bestandteilen laufender Zins, auflaufender bzw. endfälliger Zins und Equity- oder non-Equity-Kicker zusammen.[58][59]

Der Kapitalgeber orientiert sich bei der Vergabe einer Mezzanine Finanzierung an den zu erwartenden Cash Flows (Equity Kicker) eines Unternehmens, an die ihm eingeräumten Informations-, Mitwirkungs- oder Kontrollrechte im Unternehmen und an das Rating bzw. an die Gesamtverschuldung des Unternehmens. Hinsichtlich Risiko-Ertrags-Profil nehmen Mezzanine Finanzierungen eine Mittelstellung zwischen einem erstrangig besichertem Fremdkapitaldarlehen und dem klassischen Eigenkapital ein. Im Falle der Liquidation

eines Mezzanine finanzierten Unternehmens genießen die vorrangig besicherten Fremdkapitalgeber Priorität gegenüber Mezzanine Kapitalgebern. Mezzanine Kapital ist jedoch zurückzubezahlen, bevor voll haftende Eigenkapitalgeber (u. a. Private Equity Inves­toren) den Wertzuwachs des Eigenkapitals realisieren oder ihre Einlage zurück­erhalten. Des Weiteren erhält der Nachrangkapitalgeber mangels Sicherheiten eine um zwei bis acht Prozent höhere Verzinsung als der herkömmliche Darlehensgeber. In der Praxis steht Mezzanine Kapital den zu finanzierenden Unternehmen langfristig, 6 bis 10 Jahre, zur Verfügung.[60]

Abschließend bleibt festzuhalten, dass das durch eine Mezzanine Finanzierung zuge­führte Kapital grundsätzlich Fremdkapitalcharakter besitzt und bilanziell als (nachrangige) Verbindlichkeit zu erfassen ist. Aufgrund der Nachrangigkeit wird in der Regel das Mezzanine Kapital von Banken im Vergleich zu Bankkrediten wie Eigenkapital bewertet und trägt somit zur Verbesserung der Bonität bei.[61]

2.3 Die Private Equity Finanzierungsphasen

Die Klassifizierung der einzelnen Private Equity Segmente orientiert sich nach dem Zeitpunkt des vorbörslichen Lebenszyklus`, in dem sich das zu finanzierende Unter­nehmen befindet.[62] Besonders die Literatur zu Private Equity befasst sich intensiv mit den unterschiedlichen Finanzierungsphasen und -anlässen zur Unterscheidung der Private Equity Konzepte, da diese maßgeblich für die Beurteilung von Risiko und Ertragschancen der jeweiligen Investitionen sind.[63]

„Es ist ein langer Weg von der ersten Unternehmensidee bis zur Börsenemission.“[64]

Dabei durchläuft ein Unternehmen verschiedene Phasen der Entwicklung, mit denen auch ein stetig wachsender Kapitalbedarf einhergeht.[65] Demnach beteiligen sich Private Equity Investoren zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Verlauf des Lebenszyklus` eines Unter­nehmens. Innerhalb dieses Lebenszyklus` hat sich eine Unterteilung in so genannte

Finanzierungs­phasen etabliert, deren Übergänge als fließend zu betrachten sind.[66] Generell werden die Finanzierungsphasen in drei Gruppen aufgeteilt:

- Frühfinanzierungen (Early Stage)
- Expansionsfinanzierungen (Expansion Stage)
- Spätfinanzierungen inklusive spezielle Finanzierungsanlässe eines Unter-nehmens (Later Stage).[67]

Diese Finanzierungsphasen lassen sich wie in Abbildung 2 dargestellt weiter unterteilen:

Abbildung 2: Stadien der Unternehmensentwicklung - Private Equity Finanzierungsphasen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an Blum 1997, S. 42

Wie bereits aus der EVCA Aussage hervorgegangen, deckt der Oberbegriff „Private Equity“ sämtliche Finanzierungsphasen eines Unternehmens ab, während Venture Capital grundsätzlich zur Early Stage bzw. zur frühen Expansion Stage gezählt wird.

Dabei werden die einzelnen Finanzierungsphasen von verschiedenen Autoren zum Teil unterschiedlich bezeichnet und abgegrenzt. Auch wenn diese hinsichtlich der Anzahl an Phasen variieren, gehen sie alle von der gesamten Bandbreite der Phasen, d.h. von der Seed Phase bis zur reifen Unternehmung, aus. Die erste Phase ist immer identisch und zwar die Bereitstellung von Seed Kapital. Ausgehend von dieser Phase sind alle weiteren Phasen mit einer signifikanten Entwicklung in der Unternehmung verbunden. Indem ange­nommen wird, dass eine Unternehmung umso profitabler und weniger risikoreich wird, je weiter diese in ihrem Entwicklungsprozess voranschreitet, weisen die einzelnen Phasen

ein unterschiedliches Rendite-Risiko-Profil auf.[68] Im Folgenden werden die Finanzierungs­phasen einschließlich ihrer entsprechenden Unterteilungen näher beschrieben.

2.3.1 Die Early Stage

Die Early Stage Phase wird auch als Gründungs- oder Frühfinanzierungsphase bezeichnet, für die ein Zeitraum von zehn Jahren bis zu einem geeigneten Exit keine Selten­heit darstellt. Diese beinhaltet dabei die Seed und Start-Up Phase und die First Stage.

Die Seed Phase („Saat“- Finanzierung) ist die früheste Phase in der Entstehung eines Unternehmens, in der lediglich eine Geschäftsidee besteht. Deswegen wird diese Phase auch als vorunternehmerische Phase bezeichnet. Jedoch fehlt in dieser Unternehmens-phase das notwendige Kapital für das Testen der Idee, für essentielle Marktanalysen oder für die Entwicklung eines Unternehmenskonzeptes. Die Seed Phase ist die risikoreichste Finanzierungsstufe von Venture Capital, da sieben bis zehn Jahre bis zur Unternehmens­reife vergehen. Zudem sind weder die Geschäftsidee noch der Unternehmer oder der Markt erprobt. Auch wenn der Kapitalbedarf zu diesem Zeitpunkt noch relativ gering ist

- generell sind 150.000 Euro angesetzt - ist die Wahrscheinlichkeit des wirtschaftlichen Scheiterns in dieser Phase enorm hoch, da den finanziellen Aufwendungen noch keine Erträge gegenüberstehen.[69] Dem großen Risiko eines möglichen Totalverlustes stehen dem Seed Investor jedoch auch entsprechende Ertragsmöglichkeiten gegenüber, da dieser für einen noch relativ geringen Kapitaleinsatz einen großen Anteil am sich gerade entwickelnden Unternehmen sichern kann.[70]

Private Equity Investments in der Start-Up Phase unterstützen primär den eigentlichen Start eines Unternehmens (Gründung). Durch eine Start-Up Finanzierung sollen die technischen und organisatorischen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Markteintritt geschaffen werden, denn im Mittelpunkt steht nicht mehr die reine Geschäftsidee, sondern deren kommerzielle Umsetzung, um auch erste Umsätze zu generieren. Hierzu wird mit Start-Up Kapital, der Aufbau der Produktionskapazitäten, der Vertriebskanäle und der sonstigen Betriebsinfrastruktur finanziert. Insgesamt steigen in dieser Phase die finan­ziellen Aufwendungen deutlich an. Festzuhalten ist, dass das Risiko dieser Finanzierung, mit einer Realisationszeit von sechs bis acht Jahren, für den Venture Capital Investor weiterhin sehr hoch ist. Zwar ist die Geschäftsidee zu diesem Zeitpunkt bereits

theoretisch überprüft, jedoch die Marktdurchdringung des Produktes in der Praxis weiter­hin fraglich. Hinzukommt das Risiko, dass mögliche Produktmängel auftreten können und dass das leitende Management in der Unternehmenspraxis noch immer ungetestet ist. Das durch eine Beteiligungsfinanzierung zur Verfügung gestellte Kapital beläuft sich durchschnittlich auf 500.000 Euro, in speziellen Einzelfällen auch auf mehr.[71]

Die First Stage ist die letzte Phase der Unternehmensgründung in der erstmals ein Umsatz erzielt wird. Primäres Ziel in diesem Unternehmensstadium ist die Markt­durch­dringung. Festzuhalten ist, dass das Risiko für eine Investition in dieser Entwicklungs­phase deutlich geringer ist, da die Kapitalbindung nur noch vier bis sechs Jahre beträgt. Hinzu kommt, dass gegenüber den früheren Finanzierungsphasen das Produkt bereits seine Marktfähigkeit unter Beweis gestellt hat. Dennoch bleibt eine Venture Capital Investition aufgrund fehlender Gewinne und positiver Cash Flows risikoreich. Das typische Investitionsvolumen in dieser Phase beläuft sich durchschnittlich auf 1,5 Mio. Euro.[72]

Abschließend bleibt festzuhalten, dass Early Stage Investments als sehr renditeträchtig gelten, aber gleichzeitig mit hohen Risiken behaftet sind. Vielfach sind die Beteiligungs­fonds, die sich auf solche Investments (Venture Capital) konzentrieren, in den oberen oder unteren Performance-Rankings zu finden und die Spannweite der Erträge ist groß.[73]

2.3.2 Die Expansion Stage

In diesen Phasen der Unternehmensentwicklung geht es um die Finanzierung von Unternehmen, die sich in einem Zustand stark steigenden Wachstums befinden und dabei kurz vor der Erreichung der Gewinnzone stehen bzw. bereits kleinere Gewinne erwirtschaftet haben. Unter Expansion Stage Financing (Wachstumsfinanzierung) werden die Entwicklungsphasen Second Stage und Third Stage subsumiert.[74]

[...]


[1] Vgl. RWB 2007a, online.

[2] Vgl. Busack/Kaiser 2006, S. 5.

[3] Vgl. BAI 2006, S. 4.

[4] Vgl. Eckstaller Huber-Jahn 2006, S. 5.

[5] Vgl. Busack/Kaiser 2006, S. 5.

[6] Vgl. Krämer 2005, S. 202.

[7] Auslöser der Heuschrecken-Debatte war ein Interview mit Franz Müntefering, das am 17.04.2005 in einer deutschen Boulevardzeitung erschien: „(…) Manche Finanzinvestoren verschwenden keine Gedanken an die Menschen, deren Arbeitsplätze sie vernichten. Sie bleiben anonym, haben kein Gesicht, fallen wie Heuschreckenschwärme über Unternehmen her, grasen sie ab und ziehen weiter. Gegen diese Form von Kapitalismus kämpfen wir (…).“ Vgl. Wikipedia 2007a, online.

[8] Vgl. Leopold/Frommann/Kühr 2003, S. 6.

[9] Vgl. Blum 1997, S. 31.

[10] Bader 1996, S. 10.

[11] Obligationen, Wandelanleihen, Aktien oder Optionen stellen Finanzierungsinstrumente dar. Vgl. Bader 1996, S. 10.

[12] Siehe Kapitel 2.3.

[13] Siehe Kapitel 2.2.2.

[14] Siehe Kapitel 2.2.3.

[15] Zu nennen sind höhere Gewinne durch steuerliche Vorteile oder keine Veränderung der Eigentumsverhältnisse.

[16] Vgl. Bader 1996, S.10ff.

[17] Der Exit, auch als Deinvestition bezeichnet, kann über einen IPO (Börsengang), Trade Sale (Verkauf an ein anderes Unternehmen), Secondary Sale (Verkauf an andere Finanzinvestoren), Company-buy-back (Rückkauf der Anteile durch den ursprünglichen Eigentümer) oder mittels Abschreibungen erfolgen. Vgl. Krämer 2005, S. 217f; Leschke 2003, S.247ff.

[18] Vgl. Grunert 2006, S. 4.

[19] Jesch 2004, S. 22.

[20] Vgl. Eckstaller/Huber-Jahn 2006, S. 11.

[21] An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass in verschiedener Literatur zwischen Private Equity im weiteren Sinn und Private Equity im engeren Sinn unterschieden wird. Dabei bedeutet Private Equity im engeren Sinn die vorbörsliche Beteiligung in ausschließlich reifere Unternehmen bzw. zu späteren Finanzierungsanlässen z.B. bei einem Buy-Out. Dagegen korrespondiert Private Equity im weiteren Sinn mit der Aussage der EVCA, indem Private Equity als Oberbegriff für vorbörsliches Beteiligungskapital alle Finanzierungsphasen bzw. -anlässe mit einschließt. Vgl. Jesch 2004, S. 21.

[22] Vgl. Blum 1997, S. 40.

[23] Vgl. Grunert 2006, S. 5.

[24] Vgl. Eckstaller/Huber-Jahn 2006, S. 11.

[25] Vgl. Leopold/Frommann/Kühr 2003, S. 3.

[26] Vgl. Bader, 1996, S. 4.

[27] Vgl. Eckstaller/Huber-Jahn 2006, S. 12; Bachmann 1999, S. 9.

[28] Vgl. Jesch 2004, S. 21.

[29] Vgl. Keller/Burger 2002, S. 872.

[30] Siehe Kapitel 2.3.1.

[31] Vgl. Pöllath 2003, S. 20.

[32] Vgl. Busack/Kaiser 2006, S. 19.

[33] Jesch 2004, S. 22.

[34] Es bleibt festzuhalten, dass bei allen vorbörslichen Finanzierungsarten für den Kapitalgeber keine klassischen Sicherheiten für das bereitgestellte Kapital bestehen.

[35] Vgl. Eckstaller/Huber-Jahn 2006, S. 13.

[36] Vgl. Leopold/Frommann/Kühr 2003, S. 3; Cramer 2000, S. 163.

[37] Eine Finanzierung von Innovationen im Schumpeter`schen Sinne umfasst die Herstellung eines neuen Produktes, die Einführung einer neuen Produktionsmethode, die Erschließung neuer Absatz- und Bezugsmärkte sowie grundlegende organisatorische Neuerungen. Vgl. Jesch, 2004, S. 21.

[38] Vgl. Jesch 2004, S. 21.

[39] Vgl. Leopold/Frommann/Kühr 2003, S. 4.

[40] Vgl. Busack/Kaiser 2006, S. 22.

[41] Spezifische Ausprägungen eines MBO: Spin-Off, Spin-Out, Split-Off und Carve-Out. Vgl. Jesch 2004, S. 91f.

[42] Vgl. Jesch 2004, S. 92.

[43] Die Bereitschaft der Eigentümer das Unternehmen an das bisherige Management zu verkaufen, kann auch aus einem geplanten Rückzug der Unternehmensgründer resultieren. Daher entspricht der MBO einer idealen Möglichkeit, bei fehlendem Nachfolger eines Familienunternehmens, den Erhalt des Unternehmens zu gewährleisten. Vgl. BAI 2003, S. 28.

[44] Vgl. Busack/Kaiser 2006, S. 22.

[45] Darüber hinaus können Buy-Outs in den Sonderformen des Buy-In-Management-Buy-Out (BIMBO), Employee-Buy-Out (EBO) und Owner-Buy-Out (OBO) auftreten. Vgl. Jesch 2004, S. 92.

[46] Vgl. Jesch 2004, S. 93; Blum 1997, S. 46ff.

[47] Vgl. Bader 1996, S. 109.

[48] Siehe Kapitel 2.3.3.

[49] Vgl. Busack/Kaiser 2006, S. 22.

[50] Als Cash Cow („Geldkuh“) bezeichnet man ein etabliertes Unternehmen, das jährlich hohe, stabile und somit berechenbare Gewinne abwirft. Dieser Begriff wird besonders in BCG-Matrizen verwendet. Vgl. Wikipedia 2007b, online.

[51] Vgl. Bader 1996, S. 109.

[52] Vgl. Busack/Kaiser 2006, S. 22f.

[53] Die Bezeichnung „Mezzanine“ (ital. „mezzanino“), ist ursprünglich der Architektur entnommen und verweist auf eine Positionierung von Mezzanine Kapital in der Bilanz eines Unternehmens, die zwischen Eigenkapital und dem Fremdkapital liegt (Zwischengeschoss zweier Hauptgeschosse). Vgl. Fischer 2004, S. 225; Schneck 2006, S. 23.

[54] Private Equity Finanzierungen, erfolgen überwiegend in Form von Eigenkapital. Neben Eigenkapital kann aber auch eigenkapitalähnliches Fremdkapital, so genanntes Mezzanine Kapital eingesetzt werden, vgl. Kapitel 2.1.

[55] Vgl. Jesch 2004, S. 88; Lüdicke/Arndt 2007, S. 299.

[56] Vgl. Fischer 2004, S. 225f; Jesch 2004, S. 89.

[57] Vgl. Jesch 2004, S. 89f; Lüdicke/Arndt 2007, S. 303.

[58] Vgl. Hollasch 2004, S. 9f.; Lüdicke/Arndt 2007, S.303; Mittendorfer 2000, S. 54.

[59] Equity- und non-Equity-Kicker, siehe unter Fischer 2004, S. 228ff.

[60] Vgl. Jesch 2004, S. 88; Fischer 2004, S.225.

[61] Vgl. Lüdicke/Arndt 2007, S. 304.

[62] Vgl. Busack/Kaiser 2006, S. 19.

[63] Vgl. Krämer 2005, S. 215f.

[64] Grabherr 2000, S. 33.

[65] Vgl. Jesch 2004, S. 79.

[66] Vgl. Grunert 2006, S. 6f.

[67] Vgl. Krämer 2005, S. 215f.

[68] Vgl. Blum 1997, S. 41.

[69] Vgl. Grabherr 2000, S. 34; Krämer 2005, S. 216.

[70] Vgl. Busack/Kaiser 2006, S. 20.

[71] Vgl. Blum 1997, S. 43; Grabherr 2000, S. 34f; Grunert 2006, S. 6f; Krämer 2005, S. 216.

[72] Vgl. Blum 1997, S. 42f; Grabherr 2000, S. 35.

[73] Vgl. Busack/Kaiser 2006, S. 21.

[74] Vgl. Blum 1997, S. 43; Krämer 2005, S. 216.

Final del extracto de 105 páginas

Detalles

Título
Private Equity. Eine Alternative auch für Privatanleger?
Subtítulo
Begriff - Anlageformen - Portfolioauswirkung
Universidad
Nürtingen University
Calificación
1,5
Autor
Año
2007
Páginas
105
No. de catálogo
V81210
ISBN (Ebook)
9783638847087
ISBN (Libro)
9783638845007
Tamaño de fichero
881 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Private, Equity, Eine, Alternative, Privatanleger
Citar trabajo
Bachelor of Science Christian Botzenhardt (Autor), 2007, Private Equity. Eine Alternative auch für Privatanleger?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81210

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