Von jedem Menschen wird erwartet, dass er über eine gute Lese- und Rechtschreibkompe-tenz verfügt. Wer diese Fähigkeiten nur schlecht oder gar nicht beherrscht, wird in unserer Gesellschaft sehr schnell fälschlicherweise als dumm abgestempelt. In unserem alltägli-chen Leben hat das Lesen und Schreiben einen enorm hohen Stellenwert; kaum etwas ist ohne diese Fertigkeiten vorstellbar. Die Mehrzahl der Vorschulkinder freut sich vor allem darauf, endlich lesen und schreiben zu lernen, damit sie, genau wie die Erwachsenen, am kulturellen Leben teilnehmen können. Leider entwickeln nicht wenige Kinder Schwierigkeiten beim Erlernen der Schriftsprache.
Die pädagogische und didaktische Forschung beschäftigt sich seit einem guten Jahrhundert mit der Frage, wie Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten während des Schriftspracherwerbs entstehen und verhindert werden können. Lange Zeit wurde angenommen, dass Schwierigkeiten in diesem Bereich aufgrund visueller Wahrnehmungsstörungen entste-hen. Diese Auffassung wirkte sich auf die Übungen und Fördermaßnahmen zur Behebung der Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten aus. Allerdings konnte durch die Förderung der visuellen Wahrnehmung keine Lösung des Problems erreicht werden und somit musste man nach weiteren Ursachen forschen.
Aus diesem Grund wurden verschiedene elementare Lernvoraussetzungen im Hinblick auf die Lese-Rechtschreib-Problematik und ihrem Zusammenhang mit dem späteren Schuler-folg überprüft. Die meisten Lernvoraussetzungen, welche im Kindergarten vermittelt wer-den, stellen sich zwar als vorhersagekräftig heraus, jedoch ist keine stark genug, um Prognosen für spätere Lese-Rechtschreib-Erfolge zu treffen.
Schließlich wurde man aber in dem Konstrukt der phonologischen Bewusstheit als prog-nosekräftige Lernvoraussetzung fündig. Es wurden etliche Studien durchgeführt, welche den Zusammenhang der vorschulischen phonologischen Bewusstheit der Kinder mit ihrem schulischen Schriftspracherwerb und den damit einhergehenden schriftsprachlichen Leistungen untersuchen und bestätigen sollten. Es ergab sich, dass die phonologische Bewusstheit eine wichtige Vorläuferfähigkeit für den Schriftspracherwerb ist und dass durch ihre frühzeitige Förderung Probleme in diesem gemindert oder gar verhindert werden können. Daraufhin wurden in vielen Ländern Förderprogramme zur phonologischen Bewusstheit entwickelt, welche im Elementar- sowie im Primarbereich ihren Einsatz finden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Kindergarten als Ort des Lernens und Förderns
- Förderung von Lernvoraussetzungen im Kindergarten
- Körperliche Lernvoraussetzungen
- Sozial-emotionale Lernvoraussetzungen
- Kognitive Lernvoraussetzungen
- Phonologische Bewusstheit
- Phonologische Bewusstheit als Teil des Literacy-Konzepts
- Phonologische Informationsverarbeitung
- Phonetische Rekodierung im Arbeitsgedächtnis
- Phonologische Rekodierung aus dem inneren Wortlexikon
- Phonologische Bewusstheit
- Bedeutsamkeit der phonologischen Bewusstheit und ihrer Förderung für den Schriftspracherwerb
- Trainierbarkeit der phonologischen Bewusstheit
- Skandinavische Längsschnittstudie von Lundberg et al.
- Würzburger Längsschnittstudien von Schneider et al.
- Förderung der phonologischen Bewusstheit in Kindergarten und Schule
- Trainierbarkeit der phonologischen Bewusstheit
- Das Würzburger Trainingsprogramm „Hören, lauschen, lernen“ zur Förderung der phonologischen Bewusstheit im Kindergarten
- Prinzipien des Würzburger Trainingsprogramms
- Wirksamkeit des Trainingsprogramms
- Praktische Umsetzung des Trainingsprogramms
- Aufgaben zur Förderung phonologischer Bewusstheit
- Lauschspiele
- Aufgaben zu Reimen
- Aufgaben zu Sätzen und Wörtern
- Aufgaben zu Silben
- Aufgaben zu Anlauten
- Aufgaben zu Phonemen
- Umsetzung des Würzburger Trainingsprogramms „Hören, lauschen, lernen“ im Kindergarten Cremlingen
- Allgemeine Informationen zur Umsetzung
- „Hören, lauschen, lernen 2“
- Beobachtungen zur Übereinstimmung des Programms in Theorie und Praxis
- Kontinuität und Dauer des Trainings
- Teilnehmende Kinder
- Spiel- oder Arbeitsatmosphäre
- Individuelle Förderung
- Aussprache der Phoneme
- Einhaltung des Trainingsplans und des Aufgabenkonzepts
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Förderung von Lernvoraussetzungen im Elementarbereich, insbesondere mit der phonologischen Bewusstheit. Ziel ist es, die Bedeutung der phonologischen Bewusstheit für den Schriftspracherwerb zu beleuchten, ihre Trainierbarkeit zu untersuchen und die praktische Umsetzung des Würzburger Trainingsprogramms „Hören, lauschen, lernen“ im Kindergartenalltag zu analysieren.
- Die Bedeutung der phonologischen Bewusstheit für den Schriftspracherwerb
- Trainierbarkeit der phonologischen Bewusstheit durch gezielte Förderprogramme
- Praktische Anwendung des Würzburger Trainingsprogramms "Hören, lauschen, lernen" im Kindergarten
- Analyse der Prinzipien und der Wirksamkeit des Programms
- Beobachtungen zur Übereinstimmung von Theorie und Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Hausarbeit stellt die Bedeutung des Schriftspracherwerbs und die Problematik von Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten heraus. Sie führt das Konstrukt der phonologischen Bewusstheit als wichtige Lernvoraussetzung ein und skizziert den Aufbau der Arbeit.
- Der Kindergarten als Ort des Lernens und Förderns: Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle des Kindergartens als "basale Bildungseinrichtung" und seine Aufgaben in Bezug auf die Förderung der Schulfähigkeit.
- Förderung von Lernvoraussetzungen im Kindergarten: Es werden die wichtigsten Lernvoraussetzungen für die Schulfähigkeit (körperlich, sozial-emotional, kognitiv) vorgestellt und näher erläutert.
- Phonologische Bewusstheit: Das Kapitel behandelt das Literacy-Konzept und die phonologische Informationsverarbeitung, die den Erwerb des Lesens und Schreibens beeinflussen. Es wird die Bedeutung der phonologischen Bewusstheit im weiteren und engeren Sinn für den Schriftspracherwerb erläutert.
- Das Würzburger Trainingsprogramm „Hören, lauschen, lernen“: Es wird das Würzburger Trainingsprogramm vorgestellt, das die phonologische Bewusstheit bei Vorschulkindern spielerisch fördert. Die Prinzipien und die Wirksamkeit des Programms werden diskutiert.
- Umsetzung des Würzburger Trainingsprogramms „Hören, lauschen, lernen“ im Kindergarten Cremlingen: Die Beobachtungen der Autorin während ihrer Hospitation im Kindergarten Cremlingen werden beschrieben. Die Autorin analysiert, inwieweit die Prinzipien des Programms in der Praxis umgesetzt werden.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Hausarbeit sind: Phonologische Bewusstheit, Schriftspracherwerb, Lernvoraussetzungen, Elementarbereich, Kindergarten, Würzburger Trainingsprogramm „Hören, lauschen, lernen“, Literacy-Konzept, Phonem-Graphem-Korrespondenz, Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten.
- Arbeit zitieren
- Nathalie Drewes (Autor:in), 2007, Förderung von Lernvoraussetzungen im Elementarbereich am Beispiel der Förderung phonologischer Bewusstheit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81224