Don Quijote - Übersetzung und Bearbeitung für Kinder

Ein Vergleich des spanischen Originaltextes mit den Übersetzungen von Tieck und Braunfels mit je einer deutschen und einer spanischen Kinderbuchbearbeitung


Hausarbeit, 2005

40 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

0. Einleitung

1. Biografie von Miguel de Cervantes Saavedra

2. Inhaltsangabe des Don Quijote
2.1 Teil I
2.2 Teil II

3. Struktur des Romans
3.1 Allgemeiner Aufbau
3.2 Erzähltechniken
3.3 Die Protagonisten
3.4 Die Sprache im Don Quijote
3.5 Die rhetorischen Mittel im Don Quijote
3.6 Der Autor und sein Werk

4. Übersetzungsbeispiele und Kritik
4.1 Textbeispiel 1:
4.2 Textbeispiel 2:
4.3 Textbeispiel 3:

5. Übersetzung und Bearbeitung

6. Anhang
6.1 Weltweite Bearbeitung und Rezeption des „Don Quijote“
6.1.1 Verfilmungen, Vertonungen, Medien
6.1.2 Frankreich und England
6.1.3 Deutschland
6.2 Zitate über Don Quijote
6.3 Rezension des „Don Quijote“
6.4 Abbildungen des Don Quijote
6.5 Abbildung der ersten Seite der Erstausgabe
6.6 Abbildung aus der spanischen Kinderbuchbearbeitung
6.7 Abbildungen von Miguel de Cervantes
6.8 Abbildung von Ludwig Tieck
6.9 Übersetzerbiografien
6.9.1 Ludwig Tieck
6.9.2 Ludwig Braunfels

7. Literaturverzeichnis

0. Einleitung

In diesem Jahr jährt sich das Erscheinen des 1. Teils desDon Quijote de la Mancha zum 400. Mal. 1615 erschien der zweite Teil vom„Scharfsinnigen Edlen von la Mancha“ des Spaniers Miguel de Cervantes Saavedra. Sein weltbekanntes Werk wurde in viele Sprachen übersetzt, die jüngste Übersetzung stammt aus dem Jahre 1976 ins Baskische. Weiterhin hat der deutsche Buchmaler Reinhold Metz 1977 eine handgeschriebene Ausgabe veröffentlicht (DIETERICH/KUSENBERG 1984, 8-9). Die beiden bekanntesten Übersetzungen ins Deutsche liefern wohl Ludwig Tieck (1799-1801 erschienen) und Ludwig Braunfels (aus dem Jahr 1848).

Sowohl im Spanischen als auch im Deutschen wurde derDon Quijote für ein bestimmtes Publikum bearbeitet, darunter auch für Kinder. Es handelt sich hierbei um eine vereinfachte und gekürzte Abfassung des Originals. Ziel meiner Arbeit ist einerseits, die Unterschiede zwischen einer Übersetzung und einer Bearbeitung aufzuzeigen und andererseits, den spanischen Originaltext desDon Quijote mit den beiden deutschen Übersetzungen von Ludwig Tieck und Ludwig Braunfels und mit je einer deutschen und einer spanischen Kinderbuchbearbeitung zu vergleichen, außerdem auf subjektive Art und Weise gute und weniger gute Textpassagen aufzuzeigen, zu kritisieren und zu beurteilen.

1. Biografie von Miguel de Cervantes Saavedra

Cervantes hinterließ weder private Briefe, Erinnerungen, noch Manuskripte, deshalb ist es schwierig, sein genaues Geburts- und Todesdatum festzustellen.

1547: Geburt von Miguel de Cervantes in Alcalá de Henares, wahrscheinlich am 29. September, als viertes von fünf Kindern von Rodrigo de Cervantes, einem Andalusier, und Leonor de Cortinas, einer Neukastilierin.

1568: Miguel ist Schüler des Humanisten Juan López de Hoyos. Erstes Auftreten als Dichter.

1571: Teilnahme an der Schlacht von Lepanto. Verstümmelung der linken Hand.

1575: Reise nach Neapel. Auf der Rückkehr nach Spanien nehmen Piraten Miguel de Cervantes vor der katalanischen Küste gefangen. Sie verschleppen ihn nach Algier.

1576: Erster Fluchtversuch aus Algier.

1578: Zweiter Fluchtversuch von Cervantes.

1579: Dritter und Vierter Fluchtversuch.

1580: Trinitariermönche kaufen Miguel frei. Er kehrt nach Madrid zurück, um eine Anstellung zu finden.

1584: Erfolgreicher Theaterautor. Heirat in Esquivias mit Catalina de Salazar y Palacios. Verhältnis mit Ana de Villafranca. Miguels Tochter Isabel wird geboren.

1585: Fortan nennt er sich Miguel de Cervantes Saavedra. Tod des Vaters.

1592: Er wird in Castro del Río (Provinz Córdoba) gefangen genommen.

1595: Neue Aufgaben als Steuereinnehmer im Umkreis von Granada.

1597: Erneuter Gefängnisaufenthalt wegen Verleumdungen in Sevilla, wo er beginnt, denDon Quijote zu schreiben.

1598: Aufenthalte in Sevilla und Kastilien. Ausbreitung der Pest in Spanien.

1599: Miguel de Cervantes hält sich in Toledo auf.

1602: Rückkehr nach Esquivias. Er arbeitet amDon Quijote.

1605: Erscheinen des ersten Teils desDon Quijote, der zum Bucherfolg in ganz Europa wird.

1607-1608: Er beginnt, denDon Quijote II zu schreiben.

1614: Avellanedas angebliche Fortsetzung desDon Quijote erscheint.

1615: Der zweite Teil desDon Quijote erscheint.

1616: Miguel de Cervantes stirbt mit 69 Jahren am 22. April, im selben Jahr wie Shakespeare. Eigentlich am selben Tag, aber aufgrund unterschiedlicher Kalender (Spanien nach dem gregorianischen, England noch nach dem julianischen), sodass eine Lücke von 10 Tagen dazwischen liegt. Er ist im Kloster der Trinitanierinnen in Madrid beigesetzt. Sein Grab trägt keine Inschrift.

(angepasst aus: DIETERICH/KUSENBERG 1984, 134-136, STROSETZKI 1991, 199-200 und NABOKOV 1985, 35)

Weitere Werke von Cervantes

- La Galatea (geschrieben zwischen 1581 und 1583)
- Die Exemplarischen Novellen [Novelas Ejemplares] (1613)
- Die Reise zum Parnaß [El viaje del Parnaso] (1614)
- Acht Komödien und acht Zwischenspiele [Ocho comedias y ocho entremeses] (1615)
- Persiles und Sigismunda [Persiles y Sigismunda] (1616)

(angepasst aus: DIETERICH/KUSENBERG 1984, 102-112, ESCAMILLA GALINDO/JAVIERRE GONZÁLES/REOYO GONZÁLEZ 2004, 359 und STROSETZKI 1991, 200)

2. Inhaltsangabe des Don Quijote

2.1 Teil I

(Die Zitatangaben beziehen sich auf die Übersetzung von Braunfels)

Don Quijote lebt irgendwo in der Mancha. Er ist von dürrer Gestalt, ein Freund der Jagd und Frühaufsteher. Ständig liest er Ritterromane und verliert darüber den Verstand. Er glaubt auch ein Ritter zu sein und Heldentaten begehen zu müssen (1. Kap., 23). So sattelt er seinen alten Gaul Rosinante und zieht los (2. Kap., 26). Da aber jeder Ritter auch eine Herzensdame haben muss, erwählt Don Quijote dazu ein Bauernmädchen aus dem Nachbarort, zu der er ein platonisches Verhältnis pflegt, und sie Dulcinea von Toboso nennt. Ihr wirklicher Name aber ist Aldonza Lorenzo (1. Kap., 26).

Er kommt an einer Schenke an, hält die beiden Dirnen davor für Burgfräulein und den Wirt für den Burgherrn (2. Kap., 29-31). Er möchte, das dieser ihn zum Ritter schlägt. Dieser tut, wie ihm geheißen, um ihn loszuwerden, da Don Quijote bei einer Nachtwache zwei Maultiertreiber angreift, von denen er sich bedroht fühlt. Er wird von ihnen verprügelt (3. Kap., 37) und ein Bauer aus dem Nachbarort bringt ihn nach Hause (5. Kap., 51).

Der Pfarrer, der Barbier, die Haushälterin Don Quijotes und dessen Nichte machen sich daran, einen großen Teil seiner Ritterbücher zu verbrennen (6. Kap., 61), da nach Meinung des Pfarrers diese Bücher der Grund für seine Verrücktheit seien (5. Kap., 51). DerAmadís von Gallien, das erste in Spanien gedruckte Ritterbuch wird verschont (6. Kap., 54).

Erneut möchte er in die Welt ausziehen. Da ein fahrender Ritter aber auch einen Knappen braucht, macht sich Don Quijote auf die Suche und findet Sancho Pansa, der gegen die Verlockung, Statthalter auf einer Insel zu werden, bereitwillig Frau und Kinder verlässt und mit ihm loszieht (7. Kap., 65). Sancho spricht in Sprichwörtern und so streifen sie durch Spanien. Don Quijote kämpft gegen Windmühlen, die er für Riesen hält (8. Kap., 68), und gegen eine Staubwolke, die für ihn feindliche Heere darstellen, dabei handelt es sich nur um zwei Schafherden (18. Kap., 148). Sie erfahren eine unheimliche Begegnung mit einem Leichenzug, der einen gefallenen Ritter in seine Heimat Segovia überführt (19. Kap., 159). Er und Sancho treffen auf Galeerensklaven, die Don Quijote nach ihrem jeweiligen Schicksal befragt (22. Kap., 193), schlafwandelnd kämpft der Ritter von der traurigen Gestalt gegen Schläuche roten Weins, die, wie er glaubt, einen Riesen darstellen und der auslaufende Wein dessen Blut (35. Kap., 366).

Nach weiteren Abenteuern kehrt Don Quijote auf einem Ochsenkarren zusammen mit Sancho in seine Heimat zurück (52. Kap., 533). Dies ist das Ende des ersten Teils.

2.2 Teil II

Der zweite Teil beginnt mit einer Vorrede, in dem Cervantes auf die „falsche“ Fortsetzung Avellanedas anspielt und Drohungen ausspricht, keine weiteren falschen Fortsetzungen zu liefern (546). Dieser Teil erzählt von der dritten AusfahrtDon Quijotes und seines Knappen (1. Kap. , 547). Interessant ist, dass die Romanfiguren selbst erkennen, dass schon über sie geschrieben worden ist. Sie fragen sich, wie dies geschehen kann, wie all die intimen Gespräche des Ritters und Sanchos dem Verfasser schon bekannt sind (2. Kap., 563). Hier geht es auch um den Widerspruch, dass Sanchos Esel verschwindet und an anderer Stelle grundlos wieder auftaucht (3. Kap., 571). Die Romanfiguren sprechen selbst zum Verfasser und fordern ihn auf, nichts auszulassen an der erzählten Geschichte (4. Kap., 574). Don Quijote zieht mit Sancho aus, sie wollen nach Toboso, wo seine angebetete Dulcinea wohnt. Sie treffen auf Bauernmädchen, von denen Sancho seinem Herrn klar machen möchte, dass eine davon die verzauberte Dulcinea sei (10. Kap., 617). Don Quijote ist enttäuscht und verzweifelt.

Er kämpft mutig gegen Löwen (17. Kap., 669), erteilt Sancho Ratschläge, wie dieser seine Insel zu regieren habe (42. Kapitel, 863). Sancho Pansa wird in diesem 2. Teil größere Bedeutung zuteil mit der Geschichte seiner (fiktiven) Statthalterschaft der Insel. Es wird erzählt, wie Don Quijote in Barcelona ankommt (61. Kapitel, 1016) und wie Sancho und sein Herr schließlich wieder in ihr Dorf zurückkehren (71. Kapitel, 1080). Dort wird der Ritter krank, macht sein Testament und stirbt schließlich, umringt von seiner Nichte, seiner Haushälterin, dem Pfarrer, dem Baccalaureus und Sancho Pansa, als weiser Mann (74. Kapitel, 1102).

3. Struktur des Romans

3.1 Allgemeiner Aufbau

Der Roman besteht aus zwei Teilen, der erste Teil umfasst 52, der zweite 74 Kapitel. Jedes Kapitel enthält zu Beginn eine kurze Zusammenfassung, um was es sich im Folgenden handeln wird.

3.2 Erzähltechniken

Hier und da ist von einem arabischen Autor die Rede, bei Tieck nennt er sichCide Hamete Benengeli, bei BraunfelsSidi Hamét Benengelí. Es ist aber so, dass es einen zweiten fiktionalen Erzähler gibt, der über Cide Hamete schreibt (STROSETZKI 1991, 133).

Eines der vielen Textbeispiele findet sich bei Tiecks Übersetzung (Teil I, 16. Kap., 120):

[...] denn er war einer der reichsten Eselstreiber von Arevalo, wie der Autor dieser Historie sagt, der dieses Treibers besonders erwähnt, weil er ihn kannte [...]. Dies beweist, das Cide Hamete Benengeli ein forschbegieriger und in allen Dingen überaus gründlicher Geschichtsschreiber war, [...]

auch im Teil I, 20. Kap., 159:

[...] Diese Tränen und dieser ehrenvolle Entschluß des Sancho Pansa bestätigen den Verfasser dieser Geschichte darin, ihn für den Sohn guter Eltern, oder wenigstens für einen guten Christen zu halten [...]

oder im Teil I, 22. Kap., 174:

[...] Cide Hamete Benengeli, der arabische und manchanische Geschichtsschreiber, erzählt in dieser wichtigen, erhabenen, genauen, lieblichen und gut erfundenen Geschichte, [...]

Die Absicht Cervantes´ war es, durch das Einflechten der Tatsache, es gäbe eine arabische Vorlage, eine ironische Distanz zu schaffen. Durch die Fiktionalisierung wollte er die Wahrscheinlichkeit des Geschehenen erhöhen, den Roman authentischer erscheinen lassen. Zu Zeiten Cervantes´ war der Roman noch kein etabliertes Genre, deshalb wollte der Autor sich hier distanzieren.

Auch der Autor selbst taucht im Roman auf, so in Tiecks Übersetzung (Teil I, 6. Kap., 56-57):

[...] „Die Galatea des Miguel de Cervantes“; antwortete der Barbier. „Dieser Cervantes ist seit vielen Jahren mein guter Freund, und ich weiß, daß er gewandter im Leiden als im Reimen ist.“ [...]

Bei derGalatea handelt es sich um einen Schäferroman Cervantes´. Hier scheint es, als würde Cervantes seine eigenen literarischen Fähigkeiten herunterspielen. Es ist aber interessant zu sehen, dass er sich selbst in seinen eigenen Roman, von dem er behauptet, ein anderer (nämlich Cide Hamete Benengeli) hätte ihn geschrieben, mit einbringt.

Noch an einer anderen Stelle im Roman wird dies deutlich (Übersetzung von Braunfels, Teil I, 40. Kapitel, 412): „[...] Nur ein einziger Soldat kam gut mit ihm aus, ein gewisser de Saavedra [...]“. Hier ist Miguel de Cervantes de Saavedra eindeutig zu erkennen. Eine weitere autobiographische Textstelle ist erkennbar, wenn ein Sklave aus Algier erzählt (ebd., Teil I, 40. Kap., 411): „[...] In Algier dachte ich andere Mittel zu finden, um das so sehr ersehnte Ziel zu erreichen; denn nie verließ mich die Hoffnung, meine Freiheit zu erlangen [...]“. Auch Cervantes befand sich in Algier in Gefangenschaft, nachdem er 1575 auf der Rückfahrt nach Spanien von Neapel von Piraten gefangen genommen wird (STROSETZKI 1991, 199).

3.3 Die Protagonisten

Don Quijote und Sancho Pansa - Der Gegensatz könnte nicht größer sein. Bereits auf den ersten Blick unterscheiden sie sich physiognomisch: Ersterer ist lang, dürr, erhaben, Sancho Pansa hingegen wirkt schwerfällig, phlegmatisch und bodenständig. Auf der einen Seite ein belesener, gelehrter Mann, der auf Abenteuer aus ist und Luftschlösser baut, auf der anderen Seite der beleibte Begleiter, ein Realist und nur darauf aus, seinen Magen zu füllen. Don Quijote möchte Sancho immer wieder aufs Neue beweisen, dass er ein Ritter ist und auch als solcher mutige Taten vollbringt. So legt er Buße ab, schwört seiner Dulcinea ewige Treue, schlägt in Unterwäsche Purzelbäume und möchte mit dem Kopf gegen Felsen rennen, damit Sancho seiner Herzensdame von den Taten seines Herrn berichte. Don Quijote kann sich nicht entscheiden, ob er nun dem Amadís von Gallien nacheifern soll oder dem Don Roldán (Übers. von Braunfels, Teil I, 25. Kap., 228).

Sancho Pansa glaubt indes alles, was sein Herr sieht, außer der Tatsache, dass Dulcinea eine Prinzessin und wunderschön sein soll. Sie ist ein einfaches Bauernmädchen aus dem Nachbarort, das er kennt (ebd., Teil I, 25. Kap., 235), und seiner Meinung nach auch nicht so schön, wie sein Herr sagt.

Beide bilden als Held und Antiheld eine Einheit. Hier ist Don Quijote der Antiheld, eine Person, die über keinerlei heroische Eigenschaften verfügt. Im Gegensatz zum Helden, mit dem sich der Leser eines Textes identifizieren möchte, ist der Antiheld vielschichtiger und ruft durch seine Taten eine gewisse Heiterkeit hervor (angepaßt aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Antiheld).

3.4 Die Sprache im Don Quijote

Cervantes bedient sich der Sprache seiner Zeit, des sog. klassischen Spanisch, welches im Laufe des 16. Jahrhunderts entstand, im 18. Jahrhundert kam das moderne Spanisch auf. Das Altspanisch wird der Epoche zwischen dem 12. und dem 15. Jahrhundert zugeordnet, also zwischen demCantar de Mio Cid (um 1140) und dem Siglo de Oro (GECKELER, DIETRICH 2000, 159), oder besser gesagt, den Siglos de Oro, da diese Blütezeit sich über mehrere Jahrhunderte, nämlich über das 16. und 17., erstreckte (WESCH 2001, 135).

3.5 Die rhetorischen Mittel im Don Quijote

In der Übersetzung von Braunfels (Teil I, 35. Kapitel, 375) taucht ein Litotes auf: „Was aber die Art und Weise betrifft, wie er [der Fall] erzählt wird, so bin ich damitgar nicht unzufrieden“ [Hervorhebung von mir]. Eine Tautologie bzw. ein Pleonasmus läßt sich auffinden (ebd., Teil I, 36. Kapitel, 377): „Und zu dessen Zeugen will ich Euch selbst nehmen, da gerade meine reine Wahrheitsliebe Euch zumfalschen Lügner gemacht hat“ [Hervorhebung von mir]. Auch gibt es Parallelismen (ebd., Teil II, 8. Kap., 601): „Nackt bin ich zur Welt gekommen,nackt bin ich noch heute“ [Hervorhebung von mir].

3.6 Der Autor und sein Werk

Cervantes schrieb den Don Quijote unter schwierigsten Bedingungen. Er war sehr arm und von Geldgebern abhängig. Er hatte nicht viel von seinem Erfolg als Schriftsteller und mußte sich noch vor Fertigstellung des ersten Teils Geld leihen, das natürlich schnell aufgebraucht war. Als der Roman fertig war, stand er mit leeren Händen da (USZKOREIT, 1985/1987, 240). Er hatte wenig Zeit und Ruhe zum Schreiben, befand sich oft in Gefangenschaft. Es wird vermutet, dass derDon Quijote in seinem Kopf lange ausgereift war, bevor er ihn 1603 niederschreiben konnte (ebd., 243). Danach schrieb er mit Unterbrechungen an ihm weiter, was laut J. J. Bertrand (STROSETZKI 1991, 108) Widersprüchlichkeiten zur Folge hat. Dies wird an bestimmten Textpassagen deutlich, wenn Don Quijote auch mit dem Namen Quijada, Quesada, Quijana oder Quijano erwähnt wird, oder wenn Bertrand zu der Feststellung kommt, dass Sanchos typische Sprichwörter in den Kapiteln 7 bis 18 nicht auftauchen (ebd., 109).

Weitere Kontradiktionen tauchen z. B. bei der Übersetzung von Braunfels im Teil I, 52. Kapitel, 534 auf: Sancho kehrt heim zu seiner Frau, die Hanne Pansa heißt (im spanischen Original nennt sie sich Juana Panza, bei Tieck Hanna Pansa). Im Teil II, 6. Kap., 578, ist Sancho, wie im Kapitel davor, im Gespräch mit seiner Frau, hier nennt sie sich allerdings Teresa Cascajo (im spanischen Original heißt sie genauso, bei Tieck Theresa Cascajo). Dies ist wohl auch darauf zurückzuführen, dass zwischen den Veröffentlichungen der beiden Teile desDon Quijote zehn Jahre liegen, und Miguel de Cervantes möglicherweise das Manuskript des ersten Teils nicht mehr vorliegen hatte, oder sich schlichtweg nicht mehr daran erinnern konnte, wie er die Frau Sanchos genannt hatte.

Kurz bevor Cervantes 1615 den 2. Teil des Don Quijote veröffentlichen konnte, kam ihm ein anderer Autor mit Namen Alonso Fernández de Avallaneda zuvor und brachte einen „falschen“ 2. Teil heraus (STROSETZKI 1991, 110). Hierin zieht Don Quijote weiter durch Spanien, führt kaum noch Gespräche mit seinem Knappen und seine Verliebtheit zu Dulcinea schwindet. Die Charaktere erscheinen als konstant und festgeschrieben, sie ändern sich nicht. In Avellanedas Fassung bereist Don Quijote Zaragoza, während er bei Cervantes nach Barcelona fährt (ebd., 111).

Cervantes wollte gegen das Minderwertige in der Literatur kämpfen und schrieb aus diesem Grund denDon Quijote. Dieses Werk war als Angriff auf die Ritterromane gedacht. Er meinte, dass diese die Menschen von den tatsächlichen Problemen der damaligen Zeit ablenkten (USZKOREIT 1985/1987, 243) und wollte ihnen damit die Augen öffnen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 40 Seiten

Details

Titel
Don Quijote - Übersetzung und Bearbeitung für Kinder
Untertitel
Ein Vergleich des spanischen Originaltextes mit den Übersetzungen von Tieck und Braunfels mit je einer deutschen und einer spanischen Kinderbuchbearbeitung
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Veranstaltung
Die literarische Übersetzung
Note
2,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
40
Katalognummer
V81408
ISBN (eBook)
9783638861816
ISBN (Buch)
9783638861854
Dateigröße
1630 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Quijote, Bearbeitung, Kinder
Arbeit zitieren
Marite Reiband (Autor:in), 2005, Don Quijote - Übersetzung und Bearbeitung für Kinder, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81408

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Titel: Don Quijote - Übersetzung und Bearbeitung für Kinder



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