Mehr als in vielen anderen Bereichen der Sozialversicherung machen sich die Auswirkungen der letzten Reformen im Versorgungssystem der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für den Bürger in der eigenen Tasche bemerkbar.
Leistungen werden entweder ersatzlos aus dem Leistungskatalog gesetzlicher Krankenkassen gestrichen oder Eigenbeteiligungen werden erhöht. Dabei besteht die überwiegende Erwartungshaltung der Versicherten darin, dass im Krankheitsfall alles Denkbare zur Wiederherstellung der Gesundheit in Bewegung gesetzt wird.
Der Wandel der Krankheitsbilder und die erhöhte Krankheitshäufigkeit so-wie die demographischen Prognosen und die konjunkturelle Lage, veranlassten den Gesetzgeber zu ständig neuen Gesundheitsreformen, die das Denken und Handeln von Krankenkassen von der Vergangenheit bis zur Gegenwart immer wieder beeinflussten.
Die Finanzierungslöcher in der GKV sind bekannt und beruhen vor allem auf dem Rückgang der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen sowie den sinkenden Löhnen und Gehältern. Durch die steigende Lebenserwartung ist abzusehen, dass die Krankenversicherungen in Zukunft vor unlösbaren Leistungsinanspruchnahmen stehen werden, die zu unbezahlbaren Beiträgen führen. Krankenkassen werden mehr denn je, einer Sparwelle ausgesetzt sein. Es wird somit unumgänglich sein, das derzeitige Handeln innovativ, effizient und vor allem wirtschaftlich zu gestalten um den aufgeführten Prognosen entgegenzuwirken.
Mit Beginn der weitestgehend freien Kassenwahl durch das Gesundheitsstrukturgesetz (GSG) von 1996 begann die kundenorientierte Ausrichtung der Krankenkassen. Aufgrund dieser Wahlfreiheit, in Verbindung mit dem Risikostrukturausgleich (RSA), standen die Kassen plötzlich einer Wettbewerbssituation gegenüber, die eine andere Herangehensweise als zuvor erforderte.
Gesetzliche Krankenkassen befinden sich derzeitig nicht mehr in einem gefestigten und transparenten Umfeld, in dem Veränderungen frühzeitig erkennbar sind. Sie bewegen sich in einem dynamischen Markt, in dem Trends erkannt werden müssen, um das Unternehmen Krankenkasse entsprechend ausrichten zu können. Diese sich ständig ändernden Bedingungen machen es erforderlich, die Unternehmensbereiche so auszurichten, dass sie allgemein aufeinander abgestimmt und auf die Unternehmensstrategie ausgerichtet sind.
Die Krankenkassen müssen ihre Strategien so ausrichten, dass diese einen wettbewerbsfähigen Weg ebnen. Versichertenakquisition, -loyalität, -zufriedenheit und Beitragssatzstabilität sind Ziele, welche von immenser Bedeutung sind und Krankenkassen das Überleben sichern. Diese Ziele können anhand von bestimmten Faktoren überprüfbar gemacht werden, welche im späteren Verlauf noch erläutert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Kassenanforderungen im Wandel
- 2.1 Aktuelle Ausgangssituation – Veränderung wird zum Regelbestand
- 2.2 Eingeschränkter Wettbewerb
- 2.2.1 Versichertenbeziehungsmanagement
- 2.2.2 Kostensteuerung
- 2.2.3 Mitarbeitermanagement
- 2.2.4 Organisationsstruktur
- 2.3 Der Weg zu modernen Dienstleistungsunternehmen
- 2.4 Strategisches Management in der gesetzlichen Krankenversicherung
- 2.5 Zusammenfassung
- 3. Die Balanced Scorecard nach Kaplan und Norton
- 3.1 Begriffserläuterungen
- 3.2 Der Aufbau
- 3.2.1 Finanzperspektive
- 3.2.2 Kundenperspektive
- 3.2.3 Prozessperspektive
- 3.2.4 Mitarbeiterperspektive
- 3.2.5 Ursache-Wirkungszusammenhänge
- 3.3 Schritte zur Entwicklung
- 3.4 Zusammenfassung
- 4. Branchenspezifische Balanced Scorecard in der gesetzlichen Krankenversicherung
- 4.1 Leitbild und Unternehmensstrategie als Herzstück
- 4.2 Wahl der Perspektiven
- 4.2.1 Versichertenperspektive als Leitperspektive
- 4.2.1.1 Versichertenbedürfnisse analysieren und berücksichtigen
- 4.2.1.2 Optimale Beratung
- 4.2.1.3 Verbesserte Erreichbarkeit
- 4.2.1.4 Bestandsversicherte erhalten
- 4.2.1.5 Akquisition von Versicherten
- 4.2.1.6 Subjektive und objektive Kennzahlen
- 4.2.1.7 Kernkennzahlen
- 4.2.2 Besonderheiten der Finanzperspektive
- 4.2.2.1 Steuerung der Leistungsausgaben
- 4.2.2.2 Reduktion der Verwaltungskosten
- 4.2.2.3 Konkurrenzfähiger Beitragssatz
- 4.2.3 Prozess- und Infrastrukturperspektive
- 4.2.3.1 Optimierte Leistungserbringung
- 4.2.3.2 Unbürokratische Leistungserbringung
- 4.2.3.3 Ausbau von EDV-Lösungen
- 4.2.4 Die Mitarbeiterperspektive als entscheidender Faktor zum Erfolg
- 4.2.4.1 Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit
- 4.2.4.2 Versichertenorientierte Kompetenzen weiterentwickeln
- 4.2.4.3 Motivationserhöhung
- 4.2.4.4 Gezielte Mitarbeiterbeschaffung
- 4.2.5 Ursache-Wirkungsbeziehungen in der gesetzlichen Krankenversicherung
- 4.3 Kritik an der Balanced Scorecard
- 4.4 Diskussion und Zusammenfassung vor dem Hintergrund der marktrelevanten Prinzipien
- 5. Fazit
- Literatur- und Quellenverzeichnis
- Analyse der Herausforderungen im GKV-Markt, die durch den Wandel der Kassenanforderungen, den eingeschränkten Wettbewerb und die zunehmende Bedeutung von Kundenzufriedenheit und Kostenmanagement entstehen.
- Erläuterung der Grundlagen des BSC-Konzepts nach Kaplan und Norton, einschließlich der vier Perspektiven (Finanz-, Kunden-, Prozess- und Mitarbeiterperspektive) und der Bedeutung von Ursache-Wirkungszusammenhängen.
- Entwicklung eines modifizierten BSC-Modells für gesetzliche Krankenkassen, mit der Versichertenperspektive als Leitperspektive und Anpassung der anderen Perspektiven an die spezifischen Rahmenbedingungen des GKV-Sektors.
- Diskussion der Kritik an der BSC und der Herausforderungen bei der Implementierung in der GKV.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Einsatz der Balanced Scorecard (BSC) im Wettbewerb der gesetzlichen Krankenkassen. Sie untersucht, wie die BSC als Instrument der strategischen Unternehmenssteuerung in diesem Sektor implementiert und genutzt werden kann. Das Hauptziel der Arbeit ist es, ein branchenspezifisches BSC-Konzept für gesetzliche Krankenkassen zu entwickeln, das die besonderen Herausforderungen des GKV-Marktes berücksichtigt.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert, die den Einsatz der BSC im Wettbewerb der gesetzlichen Krankenkassen beleuchten.
Kapitel 2 analysiert die aktuellen Herausforderungen, denen gesetzliche Krankenkassen gegenüberstehen. Die steigende Lebenserwartung der Bevölkerung, die Zunahme chronischer Erkrankungen und der Kostendruck führen zu einem dynamischen Markt und erfordern innovative Managementansätze.
Kapitel 3 beschreibt die Balanced Scorecard als ein modernes Führungsinstrument, das die Verzahnung von strategischen und operativen Prozessen ermöglicht. Es werden die vier Perspektiven des BSC-Modells und die Bedeutung von Ursache-Wirkungszusammenhängen erörtert.
Kapitel 4 widmet sich der Anpassung des BSC-Konzepts an die Besonderheiten des GKV-Sektors. Hierbei wird ein branchenspezifisches BSC-Modell entwickelt, das die Versichertenperspektive als Leitperspektive integriert und die anderen Perspektiven an den GKV-Markt anpasst.
Kapitel 5 fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und diskutiert den Nutzen und die Grenzen der BSC im Wettbewerb der gesetzlichen Krankenkassen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Balanced Scorecard, strategisches Management, gesetzliche Krankenversicherung, Wettbewerb, Kundenorientierung, Kostenmanagement, Versichertenzufriedenheit, Servicequalität und Prozessoptimierung.
- Citar trabajo
- Daniel Neuber (Autor), 2007, Der Einsatz der Balanced Scorecard im Wettbewerb der gesetzlichen Krankenkassen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81533