Diese verdrängten menschlichen Potentiale und komplexen Konstellationen auf der Ebene des von Kluge so bezeichneten subdominanten Bewusstseins, sollen innerhalb der vorliegenden Arbeit genauer analysiert und in ihren unterschiedlichen Ausdrucksformen beschrieben werden.
Zuvor werde ich jedoch in einem ersten Schritt auf Alexander Kluges Realismusbegriff und dessen Implikationen eingehen. Hierbei soll die Komplexität des Realzusammenhang anhand der Unterscheidung zwischen Realität als fiktiver Konstellation und sinnlich erfahrbarer Lebenswirklichkeit dargestellt werden. Des weiteren möchte ich in diesem Zusammenhang näher auf die gesellschaftlichen Produktionsbedingungen von Wirklichkeit eingehen, und mich dabei mit zentralen Aspekten einer Kapitalismusanalyse auseinandersetzen, wie sie meines Erachtens nach in Alexander Kluges Arbeiten implizit enthalten ist.
Der dritte Gliederungspunkt befasst sich daran anschließend mit den Verarbeitungsformen gesellschaftlicher Realität. In diesem Rahmen möchte ich genauer auf die Kategorie des subdominanten Bewusstseins, dessen Ausdrucksweisen und anti-realistischen Tendenzen eingehen. Wunschproduktion und Phantasietätigkeit stellen hierbei zentrale Bezugsgrößen dar, die maßgeblich an der Produktion von Wirklichkeit beteiligt sind und in ihren unterschiedlichen Formen eine lebendige Arbeit des Protests leisten. Die vielschichtigen Arbeiten Alexander Kluges zeichnen sich nicht zuletzt dadurch aus, dass Kluge beständig nach Bündnissen mit jenen Triebkräften und Ausdrucksformen sucht, die gemeinhin als irrational und unwirklich gelten, und doch von einem kritischen Standpunkt aus einen zentralen Bezugspunkt darstellen, denn: „Wahr ist nur was nicht in diese Welt passt.“ .
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Kategorie der Realität als Fiktion und Bezugspunkt
- Schärfste Ideologie und sinnliche Konkretion: Komplexität des Zusammenhangs
- Verwunschene Realität: Tauschabstraktion und Warenfetisch
- Die Verarbeitungsweisen gesellschaftlicher Realität
- Realitätsprinzip und Phantasietätigkeit – die Arbeitsweisen des Bewusstseins
- Die Wüste vor den Toren der Stadt
- Abschließende Bemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Alexander Kluges Realismusbegriff und dessen Implikationen im Kontext der kapitalistischen Produktionsweise. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse der komplexen Beziehung zwischen der von Kluge beschriebenen "fiktiven" Realität und der sinnlich erfahrbaren Lebenswirklichkeit. Dabei werden zentrale Aspekte einer Kapitalismusanalyse und die Rolle des "subdominanten Bewusstseins" beleuchtet.
- Die Kategorie der Realität als Konstruktion und Widersprüchlichkeit
- Die Rolle des "subdominanten Bewusstseins" und dessen anti-realistische Tendenzen
- Die Analyse des Warenfetischismus und seiner Auswirkungen auf die Wahrnehmung der Welt
- Die Bedeutung von Wunschproduktion und Phantasietätigkeit als Formen des Widerstands gegen die Herrschaftsstrukturen
- Die Analyse von Kluges Filmwerk als Ausdruck einer realistischen Haltung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt Kluges Realismusbegriff vor und thematisiert die Spannungen zwischen der sinnlich erfahrbaren Realität und ihrem fiktiven Charakter. Die Bedeutung der Kritik an der Kategorie des Realen und die Notwendigkeit, sich mit dem gesellschaftlichen Zusammenhang als "Realität" auseinanderzusetzen, werden herausgestellt. Die Arbeit fokussiert auf die Verarbeitung dieser "Realität" im Bewusstsein des Einzelnen und die Analyse von Kluges Argumenten.
Die Kategorie der Realität als Fiktion und Bezugspunkt
Dieses Kapitel beleuchtet Kluges Verständnis von Realität als Produkt gesellschaftlicher Praxis. Es wird die Unterscheidung zwischen der sinnlich erfahrbaren Lebenswirklichkeit und der fiktiven Konstellation, die durch die kapitalistische Produktionsweise geprägt ist, herausgestellt. Die Analyse des "Warenfetischismus" und die damit verbundene Verkehrung von Mensch-Ding-Beziehungen stehen im Fokus. Die Arbeit untersucht die Rolle der "Tauschabstraktion" und die daraus resultierenden gesellschaftlichen Verhältnisse.
Die Verarbeitungsweisen gesellschaftlicher Realität
Dieser Abschnitt untersucht die unterschiedlichen Arbeitsweisen des Bewusstseins im Umgang mit gesellschaftlicher Realität. Die Unterscheidung zwischen dem "domestizierten" und dem "subdominanten" Bewusstsein wird vorgestellt. Das "subdominante Bewusstsein" zeichnet sich durch seine assoziative Arbeitsweise, die Phantasietätigkeit und die Produktion von Wünschen aus, die sich nicht den Normen der herrschenden Gesellschaft fügen. Es wird die Bedeutung des "Anti-Realismus der Gefühle" und dessen Rolle im Prozess der Verarbeitung von Realität beleuchtet.
Die Wüste vor den Toren der Stadt
Dieses Kapitel vertieft die Analyse des "subdominanten Bewusstseins" und seiner anti-realistischen Tendenzen. Es wird betont, dass Wunschproduktion und Phantasietätigkeit, als Formen des Widerstands gegen die herrschende Ordnung, ein Potential für gesellschaftliche Veränderung besitzen. Die Arbeit untersucht die widersprüchliche Natur des Protests, der im "subdominanten Bewusstsein" angelegt ist, und die Bedeutung, zwischen dem "Realismus des Motivs" und dem "ideologischen Charakter des Resultats" zu unterscheiden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Begriffen wie Realismus, Kapitalismus, Warenfetischismus, subdominantes Bewusstsein, Wunschproduktion, Phantasietätigkeit und Anti-Realismus. Sie analysiert die komplexen Wechselwirkungen zwischen den gesellschaftlichen Verhältnissen, den individuellen Lebenserfahrungen und der Verarbeitung von Realität im Bewusstsein.
- Arbeit zitieren
- Philipp Schmidt (Autor:in), 2005, Lebendige Arbeit im Verborgenen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81587