Ganztagesschule - die Rettung des deutschen Schulsystems?


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2007

17 Pages, Note: 2,5


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Bildung in Deutschland
1.1 Bildungsmisere in Deutschland
1.2 Pisa und Ganztagesschule

2 Die Pisa-Studie und ihre Folgen
2.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
2.2 Die PISA-Studie 2003
2.3 Lösungsansätze

3 Ganztagesschule
3.1 Die Ansichten aus der Politik
3.2 Ansichten der Bevölkerung

4 Resumée
4.1 Reflexion der Argumente
4.2 Weiterführende Gedanken

5 Quellenverzeichnis

Ganztagesschule –

Die Rettung des deutschen Schulsystems?

1 Bildung in Deutschland

1.1 Bildungsmisere in Deutschland

Im Jahr 2000 kam in Deutschland der Begriff der Bildungsmisere auf. Auslöser hierfür war die PISA-Studie, in der sich Deutschland zum ersten Mal in Bezug auf Bildung dem internationalen Vergleich stellte. Dabei wurden bei über 50000 Schülern mathematische, naturwissenschaftliche, lese- sowie fachübergreifende Kompetenzen untersucht.[1] Das Ergebnis war ein nur mittelmäßiges Abschneiden eines Landes, das bisher, so die Meinung, von sich glaubte ganz oben zu stehen. Von der „Verblödung der Deutschen“ war an vielen Stellen auf die Rede und damit einhergehend eine Infragestellung des kompletten deutschen Schulsystems.

Damit wurde eine breite Diskussion in Gang gesetzt und nach Lösungsansätzen gesucht. Der aktuell am meisten favorisierte Ansatz ist die flächendeckende Einführung der Ganztagesschule. Im Programm „Zukunft Bildung und Betreuung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung heißt es hierzu: „Die Ergebnisse der internationalen PISA-Studie zur Schulleistung haben gezeigt, dass Deutschland in der Schulbildung nur einen Rang im Mittelfeld belegt. Außerdem hängt der Bildungserfolg in Deutschland stark von der sozialen Herkunft ab. Wir brauchen einen Kurswechsel in der Bildungspolitik: Schülerinnen und Schüler müssen früher individuell gefördert werden, damit die soziale Herkunft nicht länger wesentlicher Faktor für Bildungserfolg bleibt. In der Schule müssen die Stärken und die individuellen Voraussetzungen eines jeden Kindes viel mehr im Mittelpunkt stehen. Und erst wenn ausreichend Angebote für Ganztagsbetreuung zur Verfügung stehen, lassen sich Familie und Beruf in Deutschland genauso gut vereinbaren wie in den meisten anderen europäischen Ländern.“[2]

Als Hauptproblematik wird in diesem Programm die soziale Ungleichheit genannt, die nicht jedem Schüler[3] die gleichen Chancen gewährt. Mit der Ganztagesbetreuung erhofft man sich, eine individuellere Förderung der Schüler gewährleisten zu können und die Möglichkeit zu schaffen, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. An dieser Argumentation zeigt sich, dass zwischen dem eigentlichen Problem und dem Lösungsansatz noch die Zusammenhänge fehlen. Diese Seminararbeit nimmt das Thema darum etwas genauer unter die Lupe. Ist die Ganztagesschule wirklich die Lösung für die Probleme, die die PISA-Studie aufgedeckt hat? Es soll gezeigt werden, welche Probleme PISA wirklich aufdeckte, wie diese Probleme von der Politik und der Öffentlichkeit interpretiert wurden und inwieweit die Ganztagesschule eine sinnvolle Möglichkeit ist, diesen Problemen zu begegnen.

1.2 Pisa und Ganztagesschule

Um die Fragestellung zu erörtern soll die PISA-Studie noch einmal genau vorgestellt werden. Die Kompetenzen, die untersucht wurden, werden detailliert aufgelistet und auf die Ergebnisse eingegangen. Dabei wird sowohl die Studie aus dem Jahr 2000 vorgestellt, die der eigentliche Auslöser der Diskussion war als auch die Studie aus dem Jahr 2003. Darauf folgt ein Blick auf alle Reaktionen, die auf die PISA-Studie erfolgten und alle Maßnahmen, die im Lauf der Zeit erarbeitet wurden, um der Problematik zu begegnen.

Das nächste Kapitel befasst sich mit dem Lösungsansatz der Ganztagesschule und stellt sowohl die politische Diskussion wie auch die Meinungen aus der Bevölkerung dar. Dabei sollen Für- und Gegenstimmen gleichermaßen berücksichtigt werden.

Kapitel 4 soll diese Argumente schließlich noch einmal zusammenfassen und kritisch reflektieren. Es soll geklärt werden, inwieweit die Ganztagesschule zur Verbesserung der Schulbildung in Deutschland beitragen kann. Letztlich sollen aus den Ergebnissen Schlüsse gezogen und daraus weiterführende Gedanken entwickelt werden.

2 Die Pisa-Studie und ihre Folgen

2.1 Zusammenfassung der Ergebnisse

Die PISA-Studie untersuchte zum einen die Lesekompetenz der deutschen Schüler. Diese Messung bezog sich auf die Literacy-Konzeption aus dem angelsächsischen Raum, in der Lesen als eine grundlegende Form des kommunikativen Umgangs gesehen wird. Hierbei wurden die Fähigkeiten Texte zu verstehen, sich die Inhalte zu merken und sich diese zu Eigen zu machen überprüft.[4] Dabei wurde zunächst festgestellt, dass sich die Leistungen der deutschen Schüler stark voneinander unterscheiden. Einerseits hat ein vergleichsweise hoher Prozentsatz Schwierigkeiten genau angegebene Informationen aus Texten zu erfassen sowie den Hauptgedanken zu erkennen bzw. den Inhalt mit Alltagswissen zu verknüpfen.[5] Dabei entspricht der Deutschunterricht einem deutlich höheren Niveau. Andererseits ist der Prozentsatz der leistungsstarken Schüler im internationalen Vergleich ähnlich dem der anderen Teilnehmerstaaten.[6]

In Bezug auf mathematische Kompetenzen wurden ähnliche Befunde gemacht. In diesem Test lag der Schwerpunkt darauf, dass Schüler dazu fähig sind, mathematische Konzepte und Modelle auf alltägliche, wenn auch nicht eindeutig definierte Problemstellungen anzuwenden.[7] Danach muss jeder vierte Jugendliche in Deutschland einer Risikogruppe zugeordnet werden, die nur über Kenntnisse auf Grundschulniveau oder darunter beherrscht. Etwa ein Drittel beherrscht Grundbegriffe wie beispielsweise den der Funktion und nur 12 % aller Schüler ist in der Lage anspruchsvollere Aufgaben mit mehreren Schritten zu lösen. Eine Spitzengruppe kann auch Begründungen und Beweise angeben.[8] International befindet sich Deutschland damit im unteren Mittelfeld.[9]

Den naturwissenschaftlichen Kompetenzen lag die Scientific Literacy zu Grunde. Hierzu gehören naturwissenschaftliche Konzepte und Erklärungsmodelle, Methoden, die in den Naturwissenschaften zur Anwendung kommen sowie die Möglichkeiten und Grenzen von Naturwissenschaft und der modernen Welt. Auch hier geht es darum das erworbene Wissen auf reale Situationen anzuwenden. Dabei geht es vor allem auch darum, die vom Menschen herbeigeführten Veränderungen in der Natur zu begreifen.[10] Auch hier lag Deutschland im internationalen Vergleich im unteren Drittel, aber dennoch nicht sehr weit vom Durchschnitt entfernt. Der Abstand von der Spitzengruppe ist aber beachtlich groß. In früheren Tests zum Thema Naturwissenschaften hatte sich herausgestellt, dass deutsche Schüler gut im Lösen von Routine-Aufgaben sind. Damit liegen ihre Schwächen genau in den Schwerpunkten, die die PISA-Studie setzte. Weiter wird festgestellt, dass in einigen Ländern in Bezug auf die vergangenen Tests Tendenzen der Verbesserung zu verzeichnen sind, was in Deutschland nicht der Fall ist.[11]

Zu den weiteren Fachkompetenzen, die in der PISA-Studie untersucht wurden, gehörte zum einen das selbstregulierte Lernen. Da es sich bei den Ergebnissen um Selbsteinschätzungen der Schüler handelt, sind die Ergebnisse nicht so aussagekräftig wie die der anderen Kompetenzen. Unterteilt wurde dabei in Wiederholungsstrategien, Elaborationsstrategien und Kontrollstrategien[12], das heißt Strategien zum Auswendig lernen, zum Vertiefen von Wissen und zur Überprüfung des Gedächtnisses. In Deutschland kommen vor allem Elaborations- und Kontrollstrategien gehäuft zum Einsatz. Dabei lässt sich feststellen, dass zwischen dem Einsatz dieser beiden Strategien und der Leseleistung ein Zusammenhang besteht. Vielen Schülern fehlt allerdings die Fähigkeit diese Strategien richtig anzuwenden.[13]

Als weitere Fachkompetenzen wurden Kooperation und Kommunikation getestet, das heißt zwei der klassischen Bereiche Sozialer Kompetenz[14], die in fast jeder Stellenausschreibung von den Bewerbern verlangt werden. Hierbei wurden Aspekte wie Empathie, Soziale Orientierungen, Soziale Ziele bezogen auf Verhalten in der Schule und gegenüber Gleichaltrigen und Werthaltungen erfasst. Die Ergebnisse lassen eine deutliche Tendenz in die Richtung ablesen, dass diese Fähigkeiten bei Schülern kaum mehr vorhanden sind.[15] Die Interpretation dieser Ergebnisse erscheint aber als sehr schwierig, da hier Aspekte wie der Gemütszustand der Schüler zum Zeitpunkt des Tests und gesellschaftliche Rahmenbedingungen nicht beachtet wurden. Um gültige Aussagen über die Soziale Kompetenz machen zu können, hätte jeder Schüler individuell betrachtet werden müssen.

[...]


[1] Vgl.Lange, H. in Deutsches PISA-Konsortium (Hrsg.), 2001: 13.

[2] Vgl. http://www.ganztagsschulen.org/131.php: 26.06.2007.

[3] Anm.: Zur besseren Lesbarkeit wird in dieser Seminararbeit ausschließlich die männliche Form verwendet.

[4] Vgl. Artelt, Stanat, Schneider, Schiefele (2001): 78/79.

[5] Vgl. ebd.: 103.

[6] Vgl. ebd.: 108/109.

[7] Vgl. Klieme, Neubrand, Lüdtke (2001): 141.

[8] Vgl. ebd.: 167/168.

[9] Vgl. ebd.: 175.

[10] Vgl. Prenzel, Rost, Senkbeil, Häußler, Klopp: 197/198.

[11] Vgl. Prenzel, Rost, Senkbeil, Häußler, Klopp: 228 ff.

[12] Vgl. Artelt, Demmrich, Baumert: 276.

[13] Vgl. ebd.: 280.

[14] Vgl. Stanat, Kunter: 299.

[15] Vgl. ebd.: 301 ff.

Fin de l'extrait de 17 pages

Résumé des informations

Titre
Ganztagesschule - die Rettung des deutschen Schulsystems?
Université
Baden-Wuerttemberg Cooperative State University (DHBW)
Note
2,5
Auteur
Année
2007
Pages
17
N° de catalogue
V81869
ISBN (ebook)
9783638884099
Taille d'un fichier
387 KB
Langue
allemand
Annotations
17 Einträge im Literaturverzeichnis, davon 15 Online-Quellen
Mots clés
Ganztagesschule, Rettung, Schulsystems
Citation du texte
Dipl.-Sozialpädagogin Claudia Geng (Auteur), 2007, Ganztagesschule - die Rettung des deutschen Schulsystems?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81869

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