Der Stellenwert Ungarns in der Sicht des deutschen Heeres 1933 bis 1939


Mémoire de Maîtrise, 1995

62 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhalt

1. Einleitung
1.1. Ungarn in der Sicht des deutschen Heeres 1933-1939 Thematik und leitende Fragestellung
1.2. Quellen- und Literaturlage

I.
2. Die bestimmenden Faktoren der ungarischen Politik nach dem I. Weltkrieg
2.1. Der Vertrag von Trianon und der ungarische „Revisionismus“
2.2. Das ungarische Regierungssystem der Zwischenkriegszeit
2.3. Die wirtschaftliche Entwicklung und ihre Probleme
3. Die deutsche Außenpolitik in Südosteuropa
3.1. Rolle und Stellenwert Ungarns in der deutschen Außen- und Wirtschaftspolitik
3.2. Die wirtschaftliche Bedeutung Ungarns

II.
4. Die militärische Bedeutung der ungarischen Honvéd und ihre Beziehungen zu anderen Armeen
4.1. Der Vertrag von Trianon und seine Folgen für die ungarische Armee
4.2. Die geheime Aufrüstung Ungarns
4.2.1. Die Rüstungshilfe aus Italien und Deutschland
5. Das deutsche Heer und Ungarn
5.1. Der militärische Wert der Honvéd aus deutscher Sicht
5.2. Die Beurteilung der ungarischen Wehrwirtschaft durch die deutsche Wehrmacht
5.3 Ungarn und die ungarischen Streitkräfte in den Planungen des deutschen Generalstabes
5.3.1. Ungarns Angst germanisiert zu werden vor dem Hintergrund des Anschlusses Österreichs
5.3.2. Der „Fall Grün“. Ungarn und die Tschechoslowakei
5.3.3. Exkurs: Das ungarisch-polnische Verhältnis bis 1939
5.3.4. Der „Fall Weiß“. Ungarns Verweigerung

III.
6. Ausblick. Die militärische Zusammenarbeit
nach 1939
6.1. „Marita“. Deutsche und ungarische Truppen in Jugoslawien
6.2. Unternehmen „Barbarossa“. Mit oder ohne Ungarn
6.2.1. Der Kampf der Honvéd in der Sowjetunion
7. Zusammenfassung
7.1. Anspruch und Wirklichkeit. Die Qualität der Lagebeurteilung des deutschen Heeres
Anhang: Die deutsche Militärattachées in Ungarn
Abkürzungsverzeichnis
Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„ Die Hauptgründe der Niederlage und des völligen Zusammenbruchs sind sicherlich die Folgen jahrzehntelanger Versäumnisse, mangelhafter Ausbildung und Ausrüstung, falscher Erziehung, fehlender geistiger Aufklärung und Vorbereitung für den Kampf gegen den Bolschewismus und schließlich Sorglosigkeit und unbegründeter Optimismus der höheren ung.[arischen] Führung in der Beurteilung der Widerstandskraft und Waffenehre der Honved “[1]

Dieser Auszug aus dem Erfahrungsbericht des deutschen Generals beim Oberkommando der 2.ungarischen Armee aus dem Jahre 1943 ist ein Beispiel für die vernichtende Beurteilung der ungarischen Armee durch ihre deutschen Verbündeten, wie sie in vielen Berichten und Aussagen von Dienststellen und Soldaten der Wehrmacht im Laufe des Rußlandfeldzuges zum Ausdruck kam. In dieser Sicht hatten sich das III. Reich und die Wehrmacht in Ungarn einen Verbündeten gesucht, der sich als eine sehr geringe Verstärkung im „Kampf gegen den Bolschewismus“ herausgestellt hatte. Darüber hinaus war Ungarn auch kein willfähriger Bundesgenosse, der im Sinne des nationalsozialistischen Deutschlands alle Kräfte auf den Sieg gegen die Alliierten konzentrierte.

Der Waffengefährte aus dem Ersten Weltkrieg, dem wie dem Deutschen Reich ein harter Friedensvertrag auferlegt worden war und der von seinen Nachbarn mißtrauisch beobachtet wurde, schien allerdings ein natürlicher Verbündeter für das Reich zu sein, als es seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 seine expansive Machtpolitik zu verwirklichen suchte. Das Instrument dieser von Adolf Hitler auf Gewinnung von „Lebensraum“ ausgelegten Politik war die deutsche Wehrmacht, die mit militärischen Mitteln die Pariser Ordnung rückgängig machen und Deutschland diesen Raum erobern sollte. Das deutsche Heer war der Kern des militärischen Machtinstrumentes Hitlers und unterstützte dessen revisionistische Absichten. Dabei entwickelten die Militärs auch eigene Vorstellungen über die auswärtige Politik und ihre militärischen Aspekte.[2]

In diesem Sinne verfolgen die deutschen Militärs zusammen mit Hitler die Wiederaufrüstung Deutschlands, um ihre Ziele, die sich vor allem gegen die Tschechoslowakei und Polen richteten, auch gewaltsam erreichen zu können. Dazu war es unumgänglich, Möglichkeiten zu finden, die es erlaubten, das Kräfteverhältnis gegenüber den Garantiemächten des Versailler Vertrages zugunsten Deutschlands zu verschieben. Eine Möglichkeit war die Gewinnung Ungarns als Verbündeten.

1.1. Der Stellenwert Ungarns in der Sicht des deutschen Heeres 1933-39. Thematik und leitende Fragestellung

Bei der Beschäftigung mit der Themenstellung dieser Arbeit tritt als erstes die Frage nach dem Sinn der thematischen Beschränkung auf. Welchen Sinn hat die Eingrenzung des Themas auf diesen Zeitraum und auf diese Personengruppe?

Der Schwerpunkt wurde deshalb auf das Heer gelegt, weil es den Kern der Streitkräfte der Landmacht Deutschland ausmachte. Die Durchsetzung deutscher territorialer Ansprüche mußte vor allem mit den Truppen des Heeres geschehen, wobei diese durch Luftwaffe und Marine unterstützt wurden. Damit war das Heer der Kopf der deutschen Wehrmacht. Mit seinen außenpolitischen Vorstellungen mußte sich eine Regierung auseinandersetzen, wenn sie die deutschen Streitkräfte zur Verwirklichung ihrer außenpolitischen Ziele im Sinne territorialer Expansion einzusetzen beabsichtigte. Folglich ist eine Analyse der außenpolitischen Konzeptionen des Heeres hilfreich bei dem Versuch, die Konflikte zwischen militärischer und politischer Führung des deutschen Reiches und somit die deutsche Außenpolitik und Kriegführung in den dreißiger Jahren zu verstehen. Ungarn stellte zweifellos einen Teil der deutschen Außen- und Militärpolitik dar. Auf diesen Teil der militärischen Sicht beschränkt sich diese Arbeit.

Die zeitliche Beschränkung ist damit zu erklären, daß man diese sechs Jahre als eine abgeschlossene Etappe in der deutschen Außenpolitik bezeichnen kann. Diese Jahre waren die Zeit der Vorbereitung und Durchführung der revisionistischen Ziele Deutschlands, die ihren Ursprung im Versailler Vertrag hatten.[3] Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten begann die von den Militärs gewünschte Vorbereitung ihrer revisionistischen Pläne. Zu dieser Vorbereitung gehörte auch die Gewinnung von Verbündeten, um die Gefahr eines Zweifrontenkrieges, der schließlich mit Beginn des Polenfeldzuges eintrat, gewachsen zu sein. Danach entwickelte sich die Revision zur Expansion und machte deutlich, daß die Ziele der Militärs nur ein Teil der Vorstellungen Hitlers gewesen waren. Damit kam auch Ungarn ein anderes Gewicht zu. Es sollte nun Verbündeter in einem Weltkrieg werden, der mit den ursprünglichen Revisionszielen nichts mehr gemeinsam hatte. Um die Vorstellungen der deutschen Heeresführung im Bezug auf Ungarn für die dreißiger Jahre festzustellen und verständlich machen zu können, liegen dieser Darstellung folgende Fragestellungen zu Grunde:

1. Welchen außenpolitischen und strategischen Stellenwert hatte Ungarn in den Konzeptionen der deutschen militärischen Führung?
2. Welcher Wert wurde dem ungarischen Territorium und der ungarischen Wirtschaft für die deutschen Absichten zugemessen?
3. Wie war das Verhältnis der deutschen Heeresführung zur ungarischen Wehrmacht (Honvéd)?
4. Wie schätzte die deutsche Heeresführung Kampfkraft und Kampfwert der Honvéd ein?
5. Wie sahen die Planungen aus, in denen Ungarn eine Rolle spielte und für welche Aufgaben waren die Ungarn in ihnen vorgesehen?
6. Welche Probleme sahen die Deutschen bei den Ungarn und worin lagen diese begründet?

Mit diesen Fragen kann eine Lücke in der Forschung geschlossen werden, die sowohl zeitlich als auch thematisch besteht. Die bisherigen Schwerpunkte der Forschung über das deutsch-ungarische Verhältnis seit 1933 liegen für die Zeit bis vor 1941 auf den diplomatischen Beziehungen[4] oder dem wirtschaftlichen Bereich[5]. Hinzu kommen verschiedene Publikationen zur Rolle der Honvéd im Zweiten Weltkrieg, wobei der Schwerpunkt dabei auf dem Rußlandfeldzug liegt[6]. Zwar werden militärische Aspekte in Zusammenhang mit den ungarischen Wünschen nach engeren Beziehungen zwischen den beiden Armeen erwähnt, jedoch findet die Sicht der militärischen Führung Deutschlands nahezu keine Berücksichtigung. Das ist deshalb erstaunlich, weil deren Meinungsbildung über eine Beteiligung der ungarischen Honvéd an der Zerschlagung der Tschechoslowakei, dem Angriff auf Polen und auch die späteren Meinungsunterschiede zwischen Hitler und Teilen der militärischen Führung um die Beteiligung der Honvéd am Unternehmen „Barbarossa“ von Interesse ist. Das Verhältnis zu Ungarn als einem potentiellen Verbündeten kann als Teil der deutschen Außen- und Militärpolitik nur dann völlig verstanden werden, wenn die militärische Führung als wichtiger Faktor berücksichtigt wird. Voraussetzung dafür ist allerdings eine ausreichende Literatur- und vor allem Quellenlage.

1.2 Literatur- und Quellenlage

Die Beziehungen zwischen dem Deutschen Reich und Ungarn vor und während des Zweiten Weltkrieges sind schon recht früh Gegenstand der historischen Forschung gewesen. Bereits 1956 nahm sich Gerd Brausch in seiner Dissertation dieses Themas für die Zeit von 1937 bis 1939 an. Ihm folgten 1959 Andreas Hillgruber[7] und 1968 Martin Broszat[8], die noch immer mit ihren Aufsätzen, die einen Überblick über die politisch-militärischen Beziehungen geben, die Grundlage zu diesem Thema legen.

Ihre neueren Ergänzungen erfuhren diese Werke in den achtziger Jahren durch

Michael Riemenschneiders Dissertation über die deutsche Wirtschaftspolitik gegenüber Ungarn von 1933 bis 1944 (1987), Manfred Nebelins Dissertation bezüglich der deutschen Ungarnpolitik von 1939 bis 1941 (1989) und Peter Gosztonys Darstellung der deutschen Waffengefährten im Zweiten Weltkrieg (1981). In diesen neueren Beiträgen findet sich eine Berücksichtigung der nicht übersetzten ungarischen Beiträge, den Besonderheiten der ungarischen Sprache entsprechend, nur bei dem Ungarn Gosztony.

Für die Darstellung der ungarischen Seite sind immer noch C.A.Macartney und auch Jörg K. Hoensch zu nennen, wenn man der ungarischen Sprache nicht mächtig ist. Das Verhältnis des deutschen Heeres zu Ungarn vor 1941 findet in all diesen Darstellungen nur am Rande Berücksichtigung.

Auch für den Bereich der Quellen existiert für die Zeit vor 1941 nur ein wenig ergiebiger Bestand. Hier ist es unumgänglich, neben den Beständen des Bundesarchiv/Militärarchiv (BA-MA) in Freiburg, das Politische Archiv des Auswärtigen Amtes (PadAA) zu berücksichtigen, da hier noch einige Irrläufer und Kopien von Militärattachéberichten der fraglichen Zeit und davor (zwanziger Jahre) vorhanden sind. In diesem Zusammenhang sind natürlich auch die Akten zur Deutschen Auswärtigen Politik zu nennen. Für die Vorstellungen im deutschen Generalstab stellen die Dokumentationen von Klaus-Jürgen Müller eine große Hilfe dar (siehe Anhang).

Als wenig ergiebig sind die militärfachlichen Publikationen der fraglichen Zeit zu bewerten. Ungarn spielt in den Veröffentlichungen von Zeitschriften und Monographien nahezu keine Rolle. Neben kurzen Orientierungen über die politische Lage in verschiedenen Blättern gibt es wenige längere Artikel im Militär-Wochenblatt über die Manöver der Honvéd aus dem Jahre 1937. Eine wesentlich größere Rolle spielen die Tschechoslowakei, Jugoslawien und Rumänien und dies bereits vor 1933. Im öffentlichen Bewußtsein Deutschlands war Ungarn nahezu nicht vorhanden.

Erinnerungen beteiligter Personen, welche den fraglichen Zeitraum direkt betreffen, standen nicht zur Verfügung. Nur indirekt konnte manchmal aus Aussagen über spätere Ereignisse auf die Zeit vor 1940 geschlossen werden, was – unter Berücksichtigung der Problematik solcher Konstruktionen – nur bei Bestätigung durch andere Quellen oder Darstellungen getan wurde. Deshalb wurde auch zum größten Teil darauf verzichtet, Tagebücher oder Erinnerungen der Zeit nach 1939 auszuwerten. Deren Auswertung und Bedeutung hinsichtlich der dreißiger Jahre stellte sich für diesen Rahmen als zu aufwendig heraus. Dazu kommt, daß es notwendig erscheint, zuerst ein Bild aus dem Material der Zeit zu gewinnen, um aktuelle und nachträgliche Beurteilung durch die Beteiligten nicht von vornherein zu vermischen. Eine spätere Überprüfung und Ergänzung durch solche Sekundärquellen ist deshalb durchaus noch sinnvoll.

I.

2. Die bestimmenden Faktoren der ungarischen Politik nach dem I. Weltkrieg

Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges hatte sich Ungarn nach der Asternrevolution“ durch die Ausrufung der Republik von Österreich losgesagt. Mit diesem Schritt hoffte der noch vom ungarischen König Karl IV. ernannte Ministerpräsident, Mihály Graf Karoly, Sympathien der Siegermächte zu gewinnen[9]. Allerdings scheiterte dieser Versuch genauso wie das Vorhaben, die unter der Stephanskrone versammelten Nationalitäten des Landes zusammenzuhalten. Ungarn wurde durch das Eindringen rumänischer, serbischer, tschechischer und französischer Truppen zunehmend eingeschnürt. Dazu kamen Unruhen in der Bevölkerung, die durch die prekäre wirtschaftliche Lage und dem Verlangen nach Reformen auf politischem und sozialem Gebiet geprägt waren und unter kommunistischem Einfluß standen. Aber auch die politische Rechte trug ihren Teil zur Destabilisierung der Republik bei, indem ihre Anhänger die Reformen, besonders die Bodenreform, verschleppten oder überhaupt nicht durchführten.

Die bürgerlich-sozialdemokratische Regierung konnte sich unter diesen Bedingungen nur bis zum 21. März 1919 halten, als sie durch die Übergabe der Forderungen der Pariser Friedenskonferenz am 20. März vollends in die Enge getrieben wurde. In diesen Forderungen waren die Schaffung einer neutralen Zone und die zusätzliche Entsendung alliierter Truppen nach Ungarn vorgesehen und bedeuteten eine unannehmbare Belastung für Ungarn, die durch das Volk nicht hingenommen worden wäre[10]. Somit forderte der inzwischen vom Nationalrat zum Präsidenten ernannte Károly die Sozialdemokraten zur alleinigen Übernahme der Regierung auf. Diese gingen aber mit den Kommunisten unter Béla Kun zusammen und bildeten den Regierenden Revolutionsrat, der von Károly, nach der Ablehnung der alliierten Forderungen, die Regierungsgewalt übertragen bekam. Bereits am 22. März stand Ungarn unter der „Diktatur des Proletariats“ und war Räterepublik[11].

Unter Béla Kun, der schon bald diktatorische Vollmachten erhielt, setzte der Revolutionsrat Reformen durch, die in der Bevölkerung Unterstützung fanden[12].

Allerdings gelang es auch Kun nicht, die Alliierten Forderungen rückgängig zu machen oder entscheidend abzuschwächen. Die Ausdehnung des Kommunismus auf Ungarn hatte die Haltung der Alliierten und vor allem Frankreichs noch entschiedener werden lassen[13].

Mit alliierter Duldung und mit Frankreichs Unterstützung drangen tschechische und rumänische Truppen weiterhin in Ungarn vor. Kun ging nun daran, die Roten Garden, die bisher im Inneren eingesetzt worden waren, als Rote Armee gegen die Eindringlinge zu entsenden. Die patriotische Begeisterung der Ungarn machte es möglich, binnen kurzer Zeit Rumänen und Tschechen zurückzudrängen und damit die Lage zu entschärfen. Doch dieser Erfolg brachte Ungarn und dem Revolutionsrat keine längerfristige Besserung der Lage. Nahm doch im Inneren der Widerstand gegen den Terror der Roten Garden, die damit die Durchsetzung der kommunistischen Ziele zu erreichen suchten, weiter zu. Hinzu trat der außenpolitische Druck der Alliierten, die Ungarn aufforderten, die Offensive gegen die Rumänen einzustellen. Mitte Juni 1919 kam der Revolutionsrat dieser Aufforderung nach, denn die Alliierten hatten als Gegenleistung den Rückzug der rumänischen Truppen zugesichert. Diese Regelung fand bei vielen ungarischen Soldaten und Offizieren keine Unterstützung, so daß sie den Dienst quittierten. Auch die Rumänen lehnten einen Rückzug ab, weshalb Kun sie durch einen Überraschungsangriff zurückzudrängen versuchte. Diese Aktion schlug fehl und wenige Tage später, am 31. Juli, standen die Rumänen einhundert Kilometer vor Budapest. Diese aussichtslose Lage bewog den Budapester Zentralen Arbeiterrat, auf Drängen der Sozialdemokraten den Regierenden Revolutionsrat zur Abdankung zu zwingen. Damit sollte der Weg zu Verhandlungen durch eine von den Alliierten anerkannte Regierung geebnet werden.

Nach der Entmachtung der Kommunisten versank Ungarn in völligem Chaos. Rumänische Truppen besetzten Budapest und im Land kam es durch ungarische Offizierkommandos zur Verfolgung aller Personen, die in irgendeiner Weise mit der Räterepublik in Verbindung gebracht wurden. In dieser Phase trat die ungarische

Nationalarmee unter Nikolaus (Miklós) von Horthy in Aktion und stieß nach und nach in die von den Rumänen nicht besetzten Gebiete vor. Diese in Szeged unter französischer Duldung gebildete Truppe eines antibolschewistischen Komitees wurde nun zu dem Machtfaktor in Ungarn und zog nach dem Abzug der Rumänen am 19. November 1919 in Budapest mit Horthy an der Spitze ein.

Obwohl der „weiße Terror“ nicht unterbunden wurde, schuf Horthys Truppe doch so viel Stabilität, daß sich ein christlich-soziales Kabinett bilden konnte und am 25. Januar 1920 die ersten Parlamentswahlen durchgeführt werden konnten. Diese Wahlen bildeten, trotz mancher Unregelmäßigkeiten, die Grundlage für eine Stabilisierung der ungarischen Verhältnisse[14].

Mit der Zusammenkunft des ersten allgemein und geheim gewählten Parlaments in Ungarn schlug auch die letzte Stunde der Republik. Ungarn kehrte auf Parlamentsbeschluß zur Monarchie zurück, ohne sich dabei auf einen Monarchen einigen zu können. So kam die in Ungarn bereits bekannte Institution des Reichsverwesers[15] wieder zur Geltung und mit ihr Nikolaus von Horthy, der am 1. März 1920 zum Reichsverweser gewählt wurde.

2.1. Der Vertrag von Trianon und der ungarische Revisionismus

„Nem, nem, soha!“[16] Dieser Ausruf wurde zum Wahlspruch des Widerstandes gegen den Vertrag von Trianon, der am 4. Juni 1920 den bisherigen Staat und die Einheit der ungarischen Nation zerschlug. Ungarn verlor über zwei Drittel seines Staatsgebietes und drei Fünftel seiner Bevölkerung, worin ein Drittel des ungarischen Volkes eingeschlossen war[17]. Die sich aus diesen Bestimmungen ergebene ungarische Opposition gegen den Trianonvertrag wurde – neben dem Antibolschewismus – zu dem bestimmenden Faktor der Innen- und Außenpolitik Ungarns bis in den Zweiten Weltkrieg[18]. Im Mittelpunkt der Revisionsbestrebungen stand die Rückgliederung der abgetrennten Gebiete. Anfangs war das Ziel, eine Totalrevision der Bestimmungen zu erreichen. Diese Haltung verschärfte das Mißtrauen der Nachbarstaaten. Die Folge war die Gründung der „Kleinen Entente“ am 23. April 1921, die Ungarn fortan umschließen sollte. Dieser Zusammenschluß von Tschechoslowakei, Rumänien und Jugoslawien führte zu einer Veränderung in der ungarischen Außenpolitik. Die Einsicht, die eigenen kompromißlosen Forderungen nur mit Gewalt durchsetzen zu können und das Wissen um die eigene Schwäche, ließen der ungarischen Regierung unter Ministerpräsident Graf Stephan Bethlen eine offene Revision als nicht durchführbar erscheinen[19]. Folgerichtig besaß deshalb die Überwindung der außenpolitischen Isolation Vorrang. Jedoch erschien die Gewinnung von Verbündeten nur möglich, wenn die Revisionsansprüche auf die Grundlage der Selbstbestimmung der Völker gestellt wurden.

„Ungarn [sollten] die von ihm losgerissenen Staatsbürger magyarischer Muttersprache wiedergegeben, für die Gebiete aber, die von einer Bevölkerung nicht-ungarischer Muttersprache bewohnt sind, Plebiszite angeordnet werden.“[20] Doch auch diese Spielart der Revisionspolitik traf innerhalb Ungarns auf Widerstand. Jüngere Ungarn forderten eine pragmatischere Politik, die sich auf einen Gegner konzentrieren sollte – Rumänien oder CSR – oder revisionistische Forderungen sogar ganz zugunsten „konstruktiver Innen- oder Wirtschaftspolitik“ aufgab[21]. Denn der Revisionismus war auch ein wichtiger innenpolitischer Aspekt. Die prekäre wirtschaftliche Lage wurde durch die Politik als Folge Trianons dargestellt. Damit suchte die ungarische Oberschicht eine Reform der ungarischen Gesellschaft, vor allem der feudalen Strukturen auf dem Lande, zu verhindern[22]. Aus dieser Sicht ist es sogar zweifelhaft, ob Ungarn eine vollständige Rückgliederung der abgetrennten Gebiete politisch und wirtschaftlich hätte bewältigen können[23]. Die expansive Rückkehr des Deutschen Reiches auf die außenpolitische Bühne ab 1934 bedeutete auch für die ungarische Politik eine Wende. Das bis dahin untergeordnete, ja sogar wegen der ungarischen Minderheitenpolitik[24] unterkühlte Verhältnis, erfuhr durch die von Deutschland offen verkündigte Absicht der Revision des Friedenssystems auf Seiten der Ungarn eine Neubewertung. Dazu hatten sich mit dem neuen Regierungschef Gyula Gömbös auch die Verhältnisse in Ungarn geändert. Der deutschfreundliche Gömbös suchte wie sein Vorgänger im Sinne des Revisionismus die außenpolitische Isolation zu überwinden. Er setzte in seiner Außenpolitik auf die „Achse Berlin-Rom“[25]. Dabei spielte Rom zunächst die bedeutendere Rolle als Berlin, denn Hitlers Abneigung gegen Ungarn und sein Interesse für die an Rohstoffen reicheren Nachbarn Jugoslawien und Rumänien verhinderten zunächst ein enges Zusammengehen mit Ungarn[26]. Auf ungarischer Seite herrschte allerdings keine Einigkeit über die Außenpolitik. Gömbös war gezwungen, auf liberale Minister in seinem Kabinett Rücksicht zu nehmen, die einen ungarischen Nationalsozialismus in Anlehnung an das Deutsche Reich ablehnten. Nach seinem Tode 1936 erfuhr die Außenpolitik dann auch eine kurzzeitige Kursänderung durch Außenminister Kálmán Kánya. Dieser versuchte eine stärkere Bindung an Großbritannien herzustellen und verhandelte mit den Mächten der kleinen Entente über eine friedliche Lösung der Streitfragen. Als dieser Versuch fehlgeschlagen war, „... mußte [man] sich (...) bequemen, wieder ganz ins deutsche Fahrwasser zu steuern.“[27] Nur mit Deutschland schien man eine Chance zu haben, zumindest Teile der angestrebten Revision zu erreichen, was sich 1938 mit dem Ersten Wiener Schiedsspruch zu bestätigen schien[28]. Dies war der erste Erfolg der ungarischen Revisionspolitik. Danach begab sich Ungarn mehr und mehr in die Abhängigkeit des Deutschen Reiches. Zwar gab es weiterhin Bedenken gegenüber dem nationalsozialistischen Deutschland und auch Versuche, sich aus dessen Bevormundung zu lösen, doch bildeten die faktischen Machtverhältnisse in Südosteuropa und der Revisionismusgedanke – auch bei verantwortungsbewußten Politikern wie Pál Graf Teleki[29] - eine das politische Denken bestimmende Allianz, die ein völliges Abweichen vom deutschen Weg für die Ungarn als unmöglich erscheinen ließ.

2.2. Das ungarische Regierungssystem der Zwischenkriegszeit

In seiner 1973 erschienenen Horthy-Biographie charakterisiert Peter Gosztony Ungarn wie folgt: „(...) bis dahin stellte das Königreich Ungarn, was seine soziale Ordnung betraf, ein Kuriosum in Europa dar: ein Land, in dem Konservatismus und Traditionalismus sich zum Anachronismus steigerten.“[30] Dieses Königreich hatte zwar keinen König, jedoch besaß es ein Parlament, das die Legislative bildete und deshalb eine Übergangslösung beschloß, die bis zur Lösung des Problems der Thronbesetzung bestehen sollte[31].

Die Nationalversammlung beschloß am 1. März 1920 die Institution des Reichsverwesers wiederzubeleben und bestimmte durch Wahl Miklós von Horthy dazu, die Hoheitsrecht des verwaisten Thrones wahrzunehmen.

Dadurch sollten dem Land durch eine „starke Hand“ Ruhe und Ordnung wiedergegeben werden. Diese „starke Hand“ wurde allerdings durch das Parlament dahingehend kontrolliert, ob sie sich in den Bahnen der Verfassung bewegte[32].

Aus der ersten Wahl zur Nationalversammlung ergab sich eine Regierungsmehrheit der Christlich-Nationalen Partei und der Partei der Kleinen Landwirte, die zusammen 75 % der abgegebenen Stimmen erhielten[33] Trotz freier Wahlen und Dank einer Änderung des Auszählungsmodus sollte diese Mehrheit bis zum Ende des Königreiches fast unverändert bestehen bleiben. Auf diese Mehrheit stützten sich auch die von Horthy ernannten Ministerpräsidenten, denen er keineswegs diktatorisch die Kompetenzen beschnitt. Ein gutes Beispiel dafür ist die zehnjährige Regierungszeit Bethlens[34]. Sicherlich beschränkte Horthy sich nicht auf das Repräsentieren, jedoch sprechen die Charaktere der Ministerpräsidenten und deren Politik für eine durch Horthy nicht belastete, gute Zusammenarbeit. Dies bewies sich auch in der Zusammenarbeit von Parlament, Regierung und Reichsverweser in der Abwehr rechts- wie linksradikaler Gruppierungen[35]. Ungarn war keine Diktatur oder gar ein Führerstaat nationalsozialistischer Prägung. Das Königreich Ungarn war eine konstitutionelle Monarchie mit freien Wahlen und Mehrparteiensystem, das jedoch von der konservativen Regierungspartei dominiert wurde, die ihre Macht auch durch undemokratische Maßnahmen sicherte[36]. In diesem System verstanden es die besitzenden – meist adelige –Schichten, bei minimalen Konzessionen an das Volk, die Macht zu erhalten und diese in ihrem Sinne zu nutzen bzw. auszunutzen. Der große Teil der Bauern und Arbeiter war nach den Erfahrungen und Folgen der Räterepublik nicht Willens und in der Lage, dagegen anzugehen. Die linke Opposition war zunächst auch nicht fähig, dies zu ändern und verlegte später ihre Anstrengungen darauf, eine Radikalisierung des Regierungssystems im nationalsozialistischen Sinne zu verhindern. Dies gelang auch bis in die Endphase des Krieges, als die ungarischen Nationalsozialisten (Pfeilkreuzler) nur mit deutscher Hilfe an die Macht kamen.

2.3. Die wirtschaftliche Entwicklung und ihre Probleme

Trianon-Ungarn stand Anfang der 20er Jahre vor dem wirtschaftlichen Ruin. Die bis dahin bekannten Rohstoffgebiete waren an die Nachbarstaaten gefallen, Industrie gab es nur um die überdimensionierte Hauptstadt Budapest; Rumänien hatte Güter im Werte von rd. 3 Milliarden Goldkronen aus dem Lande geschafft und die feudale Struktur auf dem Lande bedingte ein Heer von Besitz- und Arbeitslosen[37]. Ungarn war ein Agrarland mit ungenügender Infrastruktur und nahezu ohne wirtschaftliche Beziehungen zu seinen Nachbarn (Ausnahme Österreich) oder einem anderen Land. Arbeitslosigkeit, Inflation, Isolation und leere Staatskassen bildeten den Rahmen, in welchem sich die ungarische Wirtschaft zu entwickeln hatte. Unter diesen Voraussetzungen versuchte Ungarn, einen Markt für seine Agrarprodukte zu finden, seine Währung zu konsolidieren und den Aufbau der Industrie zu fördern. Der Markt für die vornehmlich aus der Landwirtschaft stammenden Erzeugnisse wurden Österreich und Deutschland. Dabei nahm das Reich im Laufe der Jahre eine immer beherrschendere Position ein. In den dreißiger Jahren führte die von den Nationalsozialisten geschaffene Großraumwirtschaft dazu, daß auf Basis von Kompensationsgeschäften, die Devisenzahlungen ausschlossen, der deutsche Anteil 1944 bei der ungarischen Einfuhr 70,3 % und bei der Ausfuhr 73,6 % betrug[38]. Diese Entwicklung zeichnete sich seit 1934 mit dem Wirtschaftsabkommen zwischen Deutschland und Ungarn immer deutlicher ab. Der deutsche Anteil bei Ein- und Ausfuhr betrug seit 1935 mindestens ein Fünftel und stieg bis 1939 auf 48,4% bzw.

[...]


[1] Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg (im weiteren BA-MA) RH 2/720.

Die ungarische 2. Armee war im Januar 1943 binnen zehn Tagen von der Roten Armee aus ihren Stellungen am Don geworfen worden und hatte ca. 70% ihres Personal- und Ausrüstungsbestandes verloren.

Vgl. dazu: Gosztony, Peter: Deutschlands Waffengefährten an der Ostfront 1941-1945, Stuttgart 1981, S. 159-164.

[2] Siehe hierzu Müller, Klaus-Jürgen: General Ludwig Beck; Studien und Dokumente zur politisch-militärischen Vorstellungswelt und Tätigkeit des Generalstabschefs des deutschen Heeres 1933-1938, Boppard am Rhein 1980.

[3] Der Begriff Revisionismus erscheint hier angebracht, da die deutschen Ansprüche sich gegen Staaten richteten, die ehemaliges Reichsgebiet oder überwiegend von Deutschen besiedelte, direkt an das Reich grenzende Gebiete beinhalteten (Sudetenland). In diesem Zusammenhang ist auch der „Anschluß“ Österreichs zu sehen, das sich nach dem Ersten Weltkrieg Deutschland hatte anschließen wollen. Auch die angestrebte „Zerschlagung“ der Tschechoslowakei war letztendlich revisionistisch, da sie vor dem Ersten Weltkriege nicht existiert hatte. General Beck nannte ihre Existenz als für Deutschland unerträglich (Müller, Beck: S. 152).

[4] Brausch, Gerd: Deutschland und Ungarn; Die diplomatischen Beziehungen vom Herbst 1937 bis Frühjahr 1939, unveröffentlichte Dissertation, Göttingen 1956.

[5] Neueste Darstellung Riemenschneider, Michael: Die deutsche Wirtschaftspolitik gegenüber Ungarn 1933-1944, ein Beitrag zur Interdependenz von Wirtschaft und Politik unter dem Nationalsozialismus, Frankfurt a.M.-Bern-New York 1987.

[6] Darstellungen aus ungarischer Sicht u.a.: Adonyi-Naredy, Franz v.: Ungarns Armee im Zweiten Weltkrieg,

Deutschlands letzter Verbündeter, aus dem ungarischen von Franz Winkler, Neckargemünd 1971.

Gosztony, Peter: Deutschlands Waffengefährten an der Ostfront 1941-1945, Stuttgart 1981.

[7] Hillgruber, Andreas: Deutschland und Ungarn 1933-1944; Ein Überblick über die politischen und militärischen Beziehungen im Rahmen der internationalen Politik. In: Wehrwissenschaftliche Rundschau (WWR) Nr. 9 1959; S. 651-676.

[8] Broszat, Martin: Deutschland-Ungarn-Rumänien; Entwicklung und Grundfaktoren nationalsozialistischer

Hegemonial- und Bündnispolitik 1938-1941. In: Historische Zeitschrift (HZ) 206, 1968, S. 45-96.

[9] Gosztony, Peter: Miklos von Horthy, Admiral und Reichsverweser, Zürich-Frankfurt 1973, in: Persönlichkeit und Geschichte, Band 76/77, S. 19. Im folgenden vergleiche u.a.: Bogyay, Thomas von: Grundzüge der Geschichte Ungarns, 3. Überarbeitete Auflage, Darmstadt 1977. Hoensch, Jörg K.: Geschichte Ungarns 1867-1983, Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1984. Macartney, C.A.: October Fifteenth; A history of modern Hungary 1929-1945, 2 Bände, Edinburgh 1957.

[10] Vgl. Hoensch, Jörg K., 1984: S. 93.

[11] Ebenda.

[12] Ebenda: S. 94: Erhöhung der Löhne, Gleichstellung der Frauen, Verbot von Kinderarbeit, verbesserte Ausbildungsmöglichkeiten, Verstaatlichung des Großhandels, Einführung des Kartensystems für Nahrungsmittel und Gebrauchsgüter und Unterstellung der Lebensmittelzuteilung unter die Aufsicht der Gewerkschaften.

[13] Ebenda: S. 95. Die Wirtschaftsblockade gegen Ungarn wurde aufrechterhalten, um die Räterepublik unter Druck zu setzen und vielleicht zum Abtritt zu bewegen.

[14] Vgl. Bogyay: S. 163 und Hoensch: S. 101. Die Sozialdemokraten boykottierten diese Wahl aus Protest gegen den „weißen Terror“, der auch während der Wahl anhielt. Trotzdem wurde weitestgehend das Geheimnis und die Allgemeinheit der Wahl gewahrt.

Mit 40% stellte die Partei der Kleinen Landwirte, neben der Christlich-Nationalen Vereinigung mit 35,1 %, die stärkste Fraktion. Des weiteren waren noch drei kleine Gruppen im Parlament vertreten. Die Arbeiter blieben ohne Vertretung.

[15] Diese spätmittelalterliche Einrichtung für den Fall der Verwaisung des Thrones war 1849 im Laufe der auch Ungarn erfassenden revolutionären Ereignisse von Lajos Kossuth wiederbelebt worden. Mit der Wiedereinführung der Monarchie hatte Ungarn die Hoffnungen Karls IV. auf eine Rückerlangung der Stephanskrone geweckt. Die Rückkehr des Habsburgers auf den Thron war allerdings eine außenpolitische Unmöglichkeit und bereitete Ungarn große Schwierigkeiten, die zur offiziellen Dethronisation des Hauses Habsburg-Lothringen im November 1921 führte.

[16] „Nein, nein, niemals!“

[17] Hoensch: S. 103. Ungarn wurde in Trianon ebenfalls ein Kriegsschuldparagraph, verbunden mit Reparationszahlungen, auferlegt. Dazu kam die Beschränkung der Armee auf ein 35000 Mann Berufsheer. Vom Territorium der Stephanskrone verblieben 92962 qkm von vorher 325411 qkm und 7,62 mio Einwohner von ehemals 20,9 mio. Von den 3 mio Ungarn, die nun im Ausland lebten, fielen 1,063 mio unter die Oberhoheit der Tschechoslowakei, 1,7 mio auf Rumänien und 558000 auf Jugoslawien.

[18] Vgl. Bogyay: S. 164 und Borus, Josef: Die Einschätzung der Lage Deutschlands aus ungarischer Sicht, in: MGFA (Hrsg.): Die Zukunft des Reiches; Gegner, Verbündete und Neutrale (1943-45), Herford; Bonn 1990,

S. 161. Die Geschlossenheit des ungarischen Volkes in dieser Frage zeigte sich in der partei- und religionsübergreifenden Einigkeit über die Bewertung des Trianon-Vertrages als abzulehnendes Unrechtsdiktat. Vgl. auch Sakmyster, Thomas L.: Hungary, the Great Powers, and the Danubian Crisis 1936 – 1939, Athen 1980, S. 25 f.

[19] Auch Horthy war noch 1938 der Meinung, die Revision friedlich verfolgen zu müssen. Damit sollte vor allem die Verbindung zu Großbritannien gestärkt werden. Vgl. Gosztony 1981: S. 130.

[20] Erklärung des Grafen Bethlen in der New York Times im November 1930, in: Kunz, Josef L.: Die Revision der Pariser Friedensverträge; Eine völkerrechtliche Untersuchung, Wien 1932, S. 54

[21] Hoensch: Der ungarische Revisionismus und die Zerschlagung der Tschechoslowakei, Tübingen 1967, S. 11

[22] Vgl. Hoensch, 1984: S. 125. Ca. 4,5 mio Menschen, etwa über die Hälfte der Bevölkerung, fanden noch 1930 ihre Auskommen in der Landwirtschaft. Dabei gehörte ca. 7500 Besitzern von Großgütern knapp die Hälfte des pflügbaren Landes.

[23] Vgl. Hoensch, 1967: S. 11 f

[24] In Ungarn lebte eine ca. 0,5 mio Personen starke deutsche Volksgruppe.

[25] Vgl. Bogyay: S. 168. Angeblich soll er der Schöpfer dieses Begriffes sein.

[26] Vgl. Brausch: S. XXXVIf und Hillgruber: S. 653 f.

[27] Hoensch, 1984: S. 135

[28] Am 2. November 1938 erreichte Ungarn durch den deutsch-italienischen Schiedsspruch eine teilweise Rückgabe Oberungarns von der Tschechoslowakei.

[29] Ministerpräsident von Februar 1939 – April 1941.

[30] Gosztony, 1973: S. 52

[31] Das Problem des ungarischen Thrones hatte innen-und außenpolitische Aspekte. Innenpolitisch war die Frage, ob man die Habsburger in ihren Rechten bestätigen wollte oder eine „rein ungarische“ Lösung finden sollte. Außenpolitisch war allein die Errichtung eines Königreiches schon problematisch. Eine Restauration zugunsten der Habsburger mußte allerdings zu gewaltsamen Reaktionen der Nachbarn und der Alliierten führen. Auch Deutschland hätte einen solchen Schritt nicht unterstützt.

[32] Zu den Rechten und Pflichten des Reichsverwesers siehe ebenda: S. 28 f

[33] Hoensch, 1984: S. 101

[34] Siehe hierzu Hanák, Peter (Hrsg.): Die Geschichte Ungarns; Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Essen 1988, S. 212 ff.

[35] Vgl. Gsztony, 1973: S. 44 ff und Harnák: S. 216 ff. Die nationalsozialistischen „Pfeilkreuzler“ schafften den Griff zur Macht erst mit der Besetzung Ungarns durch die Deutschen 1944. Die Meinung Horthys spiegelt sich in folgender Aussage wieder: „In diesem Land muß Ordnung herrschen, und ich werde auch Ordnung halten. Wenn es die Lage erfordert, werde ich sogar auf die Unruhestifter schießen lassen. Sollten diese Elemente von rechts kommen, macht dies für mich nur insofern einen Unterschied, daß ich mit schmerzendem Herzen auf sie das Feuer eröffnen werde. Kämen sie jedoch von der linken Seite, ließe ich leidenschaftlich gern auf sie schießen!“ Zitiert aus dem Kozma-Nachlaß bei Gsztony 1973, S. 53.

[36] Vgl. Hoensch, 1984: S. 113 f.

[37] Vgl. Bogyay: S. 165.

[38] Näheres zur Wirtschaftspolitik Deutschlands in Ungarn bei Riemenschneider: Die deutsche Wirtschaftspolitik gegenüber Ungarn 1933-1944.

Fin de l'extrait de 62 pages

Résumé des informations

Titre
Der Stellenwert Ungarns in der Sicht des deutschen Heeres 1933 bis 1939
Université
Helmut Schmidt University - University of the Federal Armed Forces Hamburg
Note
1,3
Auteur
Année
1995
Pages
62
N° de catalogue
V81948
ISBN (ebook)
9783638877770
ISBN (Livre)
9783638877879
Taille d'un fichier
701 KB
Langue
allemand
Mots clés
Stellenwert, Ungarns, Sicht, Heeres
Citation du texte
Jan Hoffmann (Auteur), 1995, Der Stellenwert Ungarns in der Sicht des deutschen Heeres 1933 bis 1939, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81948

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