Im Spätmittelalter war das Leben der Menschen von einer großen Frömmigkeit geprägt. Bis zu 150 Fastentage prägten den Alltag, der von allerlei Vorschriften von kirchlicher Seite geprägt war. Auch die Gesellschaft war ein abgeschlossener Zirkel, in dem es feste Regeln gab. Aber Jesus sagte schon zu seinen Jüngern im Garten Gethsemane: „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“ (Matthäus 26,41). Kleriker, Adlige und normale Menschen überschritten die Normen. Ehebruch, Bigamie, Betrug, Mord und Totschlag waren streng zu ahndende Überschreitungen, kamen dennoch teils häufig vor. Gerade außerehelicher Geschlechtsverkehr und seine Folgen stellten ein Problem dar. Rolf Sprangel stellte 1986 die Frage, ob es zu hoch gegriffen sei, ein Drittel der Bevölkerung des Spätmittelalters als unehelich geboren anzusehen. Neithard Bulst widerspricht, aber dennoch bleibt eine hohe Zahl von Unehelichen im Raum stehen.1 Nicht nur vom Namen her waren diese Menschen mit einem Geburtsmakel versehen. Kirchliche und weltliche Karrieren waren blockiert, weil die Gesellschaft die Illegitimen ignorierte. Abhilfe konnten Dispense der päpstlichen Pönitentiarie verschaffen. Sie waren ein Mittel, um den Makel abzustreifen. Diese Arbeit wird zeigen, wie sich die Pönitentiarie entwickelte, wie die bewegte Geschichte des sich sammelnden Archivs sich darstellte und wie konkret sich der Geburtsmakel auswirkte. Dabei lässt sich eine kleine Sittengeschichte erkennen, denn Kleriker wie Weltliche waren der Sünde oft allzu gerne näher, als sie es dem Herrn versprochen hatten. Und auch die Dispense der päpstlichen Pönitentiarie waren nicht vom Betrugsversuch gefeit. Aus einer kleinen Liste von verurteilten Fälschern, die aus dem 14. Jahrhundert stammt, lassen sich drei Straftäter aus der Diözese Konstanz erkennen, die Dispense widerrechtlich angefertigt hatten.2 Dies zeigt zum einen eine kriminelle Energie und zum anderen die Angst vor göttlicher Strafe, die sich mit dem Wunsch nach schneller Befreiung aus Seelenpein und Makeln ergab.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Problemstellung und Ziel der Untersuchung
- 1.2. Quellenlage
- 2. Die Sittlichkeit des Klerus im ausgehenden Mittelalter
- 3. Die Anfänge der Pönitentiarie und ihre Aufgaben
- 4. Die Struktur der Pönitentiarie-Behörde
- 5. Die Arbeitsweise der Pönitentiarie-Behörde
- 6. Der Geburtsmakel
- 7. Die Quellen für das Bistum Konstanz
- 8. Ein adliger Geburtsmakel
- 9. Schlussbetrachtung
- 10. Anhang
- 11. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Entwicklung der päpstlichen Pönitentiarie im Spätmittelalter und untersucht die Bedeutung der Dispense von der unehelichen Geburt. Dabei werden die Entstehung und Aufgaben der Pönitentiarie, die Struktur und Arbeitsweise der Behörde sowie die konkreten Auswirkungen des Geburtsmakels auf das Leben von Menschen im Mittelalter beleuchtet.
- Entwicklung der päpstlichen Pönitentiarie
- Bedeutung der Dispense von der unehelichen Geburt
- Auswirkungen des Geburtsmakels im mittelalterlichen Kontext
- Quellenlage und -forschung der Pönitentiarie
- Kriminelle Energie und Angst vor göttlicher Strafe
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung und das Ziel der Arbeit vor, während die Quellenlage im zweiten Kapitel behandelt wird. Kapitel drei beleuchtet die Sittlichkeit des Klerus im ausgehenden Mittelalter, während die Anfänge der Pönitentiarie und ihre Aufgaben in Kapitel vier beschrieben werden. Die Struktur und Arbeitsweise der Pönitentiarie-Behörde werden in Kapitel fünf und sechs behandelt. Kapitel sieben geht auf die Quellen für das Bistum Konstanz ein, während ein adliger Geburtsmakel in Kapitel acht behandelt wird. Die Arbeit endet mit einer Schlussbetrachtung.
Schlüsselwörter
Päpstliche Pönitentiarie, Dispense, uneheliche Geburt, Geburtsmakel, Sittlichkeit des Klerus, Spätmittelalter, Quellenlage, Archivforschung, Strafvollzug, Fälschungen, Diözese Konstanz, Illegitimität, Kirche, Gesellschaft, Karrieren, Seelenpein, Gottesstrafe, Betrugsversuch.
- Citation du texte
- BA Axel Huber (Auteur), 2007, Dispense der päpstlichen Pönitentiarie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82071