"Bau ab, bau ab!" – wie ein Zeugnis sozialistischer Baukultur verschwindet

Eine kunsthistorische Betrachtung zu dem Rückbau des Palastes der Republik und dem damit verbundenen Funktions- und Bedeutungswandel der Stadtmitte Berlins


Epreuve d'examen, 2007

150 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhalt

Danksagung

1 Einleitung

2 Von der Entstehung und Bedeutungswerdung des Schlossplatzes in Berlin als zentraler Symbolort
2.1 Das Berliner Stadtschloss
2.1.1 Die Residenz der preußischen Monarchen bis zur Revolution 1918/19
2.1.2 Politisches Machtzentrum und kultureller Mittelpunkt zwischen 1919 und 1945
2.1.3 „Denkmalwerdung“** - ein Prozess zwischen der Weimarer Republik und der frühen DDR
2.1.4 Die Kriegsruine als Chance zur radikalen Neuordnung
2.1.5 Totalabriss für einen neuen Zentralen Platz
2.2 Vom Zentralen Platz zum Palast der Republik
2.2.1 Die Ost-Berliner Zentrumsplanung der DDR
2.2.2 Visionäre Neubauprojekte und realisierte Zentrumsbebauung
2.3 Der Palast der Republik
2.3.1 Antithese zum Bonner Bundestag und pragmatische Notwendigkeit
2.3.2 Großbaustelle Palast der Republik 1973 – 1976
2.3.3 Funktionalität des zentralen Mehrzweckbaus
2.3.4 „Ein Palast und seine Republik“***
2.3.5 Schließung des Palastes 1990

3 Offener Diskurs und politische Entscheidung im Rahmen einer neuen Hauptstadtplanung
3.1 Kontroversen um den Palast der Republik
3.1.1 Initiativen und Meinungen um den Palast – Pro und Kontra
3.1.2 Der Palast der Republik als Erinnerungsort und Zeugnis sozialistischer Baukultur
3.1.3 Schloss – Palast – Simulation und Zukunftshoffnungen
3.1.4 Die Mitte Berlins wird neu definiert: Das Humboldt-Forum
3.1.5 Kulturelle Zwischennutzung
3.1.6 Letzte Einsprüche und Diskussionen vor dem Rückbau
3.2 Der Rückbau des Palastes der Republik
3.2.1 Rückbauplanung und Vorbereitung der Demontage
3.2.2 Rückbauphasen und Bauabschnitte
3.3 Die Neugestaltung des Schlossplatzes
3.3.1 „Ideen für die leere Mitte von Berlin“ **** – Nutzungskonzeptionen für den Schlossplatz
3.3.2 Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses – ein neues Politikum?

4 Schlussbetrachtung
4.1 Die Bedeutung des Palastabrisses für die städtebauliche Entwicklung Berlins
4.2 Spurenbeseitigung damals wie heute: Schlosssprengung – Palastrückbau
4.3 Neuer Raum für Geschichte, Kunst und Kultur
4.4 „Vorwärts in die Vergangenheit,“ *****

5 Anhang
5.1 Literatur
5.2 Abbildungen
5.3 Bildquellen
5.4 Fotodokumentation der Autorin zum Palastrückbau

Danksagung

Die vorliegende Arbeit wurde von Herrn Prof. Lichtnau betreut, bei dem ich mich herzlich dafür bedanken möchte. Ferner gilt mein Dank Axel Steinhäuser vom Ingenierubüro Specht, Kalleja und Partner, der mir die Baustellenbesichtigung zur Vervollständigung meiner Fotodokumentation ermöglichte und einige Planunterlagen sowie die Baubeschreibung zum Rückbau Palast der Republik zur Verfügung stellte. Auch den Mitarbeitern des Informationszentrums Berliner Schloss und der Archive, insbesondere des Landesarchivs Berlin, bin ich zu Dank verpflichtet. Nicht zuletzt möchte ich mich auch bei allen Freunden bedanken, die mich durch verschiedene Gespräche in meiner Arbeit bestärkt haben, allen voran meinem Freund Uwe Mettin, der mich mit viel Geduld und Motivation in meiner Arbeit begleitet hat, und Ruth Hansmann, die mir stets ein konstruktiv kritischer Gesprächspartner war. Gewidmet und verbunden mit dem größten Dank ist diese Arbeit meinen Eltern und Großeltern, ohne deren moralische und finanzielle Unterstützung diese Arbeit nicht zustande gekommen wäre.

Greifswald, März 2007 Tabea Müller

* Titel einer Reportage von Jörn Kalkbrenner, Erstausstrahlung am 26.04.2006 im Rundfunk Berlin Brandenburg (rbb-) Fernsehen.

** Aus einem Einführungstext zur Podiumsdiskussion anlässlich der Ausstellung Friedrich Achleitners „Das Archiv der Architektur des 20. Jh.“ vom 8. Mai bis 7. August 2000 im Architekturzentrum in Wien.

*** Beutelschmidt, T./ Novak, J. M. (Hrsg.): Ein Palast und seine Republik, Ort - Architektur - Programm, Berlin 2001.

**** Rada, U.: Ideen für die leere Mitte von Berlin (TAZ-Bericht), in: taz Berlin lokal vom 4. März 2006, S. 25, 101 Z.

***** Pusback, B. (Rezensentin): „Vorwärts in die Vergangenheit, zurück in die Zukunft. Das Europäische Denkmalschutzjahr 1975 und die Folgen.“ Kolloquium der Hochschule für bildende Künste Hamburg und des Kunstgeschichtlichen Seminars der Universität Hamburg vom 02.09. bis 04.09.2005 im Warburg-Haus, Hamburg, in: kunsttexte.de, Nr. 1, 2006 (5 Seiten), URL http://www.kunsttexte.de.

Titelbild: Bildmontage zum Palast der Republik; 2 Bilder aus der eigenen Fotodokumentation der Autorin (unten), 2 Bilder aus Beutelschmidt, T./ Novak, J. M. (Hrsg.): Ein Palast und seine Republik, Ort – Architektur – Programm, Berlin 2001, S. 28, 66 (oben).

1 Einleitung

Der Palast der Republik – einst das städtebauliche Prestigeobjekt der DDR-Hauptstadt – wird seit Februar 2006 auf Beschluss des Bundestages rückgebaut. Viele Erinnerungen, besonders der ehemaligen Ost-Berliner, waren mit dem Palast der Republik verbunden, der sich in den siebziger bis achtziger Jahren die Anerkennung der Bevölkerung vielmehr durch ein attraktives Freizeitangebot und zahlreiche, kulturell anspruchsvolle Veranstaltungen verdiente, als durch die bis 1990 dort ansässige politische Repräsentanz der Volkskammer. Er war das Resultat einer mehr als 20 Jahre langen Suche nach einem nachhaltigen städtebaulichen Konzept für die Mitte der Hauptstadt der DDR, die den Wiederaufbau der kriegszerstörten Stadt auf andere Weise realisierte, als das der West-Berliner Städtebau tat, nämlich in Abkehr des historischen Stadtgrundrisses. Der zentrale Bereich der Hauptstadt der DDR präsentierte sich vom Alexanderplatz über den Fernsehturm und das Marx-Engels-Forum bis hin zum politischen Forum aus Palast der Republik, Staatsratsgebäude und Außenministerium.

Nach der politischen Wiedervereinigung Berlins wurden im Verlauf der neunziger Jahre auch eine städtebauliche Zusammenfügung beider Stadthälften und vor allem der Ausbau zur Bundeshauptstadt angestrebt. Der historische Ort, auf dem der Palast der Republik 1973 bis 1976 errichtet wurde, geriet dabei in die Kontroverse um ein städtebauliches Konzept, das den Nutzungswert des Palastgebäudes im Hinblick auf die neue Hauptstadtfunktion in Frage stellte. Der Hamburger Unternehmer Wilhelm von Boddien machte Anfang der neunziger Jahre den Vorschlag, das Berliner Schloss an diesem, seinem ursprünglichen Standort, wiederaufzubauen. Diese Idee und erste Abrissbekundungen wegen des Asbestverseuchten Palastes, waren der Ausgangspunkt einer mehrere Jahre andauernden Debatte über die zukünftige Bebauung des Schlossplatzes (ehem. Marx-Engels-Platz) und dem emotional aufgeladenen Kampf um den Erhalt des Palastes der Republik bis kurz vor seinem Rückbau.

Zudem stand der Palast der Republik aber auch als Zeugnis sozialistischer Stadtplanung zur Disposition. Das Infragestellen politisch-ideologischer Bauten der DDR liegt in dem 1999 vom Senat verabschiedeten städtebaulichen „Planwerk Innenstadt“ begründet.[1] Diese Leitlinie sieht eine Neugestaltung und Verdichtung der Innenstadt vor, die sich am historischen Stadtbild des 18. Jahrhunderts orientiert und den Städtebau der fünfziger bis siebziger Jahre, der u.a. das ehemalige historische Zentrum Berlins in ein Ensemble der DDR-Moderne verwandelt hat, ablehnt. Infolgedessen wurde beispielsweise 1995 das ehemalige Außenministerium der DDR abgerissen.[2]

Die zukünftige Neugestaltung des Schlossplatz-Areals sieht eine kulturelle und wissenschaftliche Nutzung in Form des so genannten „Humboldt-Forums“[3] in der barocken (Fassaden-) Hülle des früheren Berliner Stadtschlosses vor. Den Palast der Republik ereilt deshalb zurzeit das gleiche Schicksal, das angeschlagenen Baudenkmalen widerfährt, die im Stadtbild vergangener Ideale aus Barock, Klassizismus und Historismus zum Störfaktor werden.

Diese aktuellen Tendenzen des deutschen Städtebaus, die die Rekonstruktion vergangener Bauten wie dem Berliner Schloss befürworten, bedingen gleichzeitig die Zerstörung bereits vorhandener Bauzeugnisse wie dem Palast der Republik. An keinem anderen Ort in Berlin wurde die bauliche wie ideologische Vernichtung politisch-symbolischer Bauten in wiederholtem Maße so kontrovers diskutiert und schließlich realisiert wie am Berliner Schlossplatz; zuerst vollzogen mit der Sprengung des Berliner Schlosses 1950 und heute durch den Rückbau des Palastes der Republik.

Diese Tatsache bildet den Ausgangspunkt zur vorliegenden Arbeit, die am Beispiel des Palastes und mit Rückblick auf die Geschehnisse um das ehemalige Berliner Schloss, den widersprüchlichen Umgang mit baukulturellem Erbe thematisiert. Hierbei soll nicht nur der technische Rückbau betrachtet werden, sondern vor allem der ideologische Rückbau und der damit verbundene Funktions- und Bedeutungswandel für die städteräumliche Mitte Berlins. Trotz eines hohen Anteils an politischen und kulturhistorischen Aspekten, insbesondere in der Debatte um den Abriss oder Erhalt des Palastes der Republik, wird stets auch die kunsthistorische Betrachtung verschiedener Elemente, die zur Bedeutungswerdung sowohl des Schlossplatzes als auch des Palastes beigetragen haben, widerspiegelt.

Um sich der Bedeutung dieses historischen Ortes bewusst zu werden, erfolgt zunächst ein Überblick zur weit gespannten Chronologie der Ereignisse. Von der Geschichte des ehemaligen Berliner Schlosses, das unmittelbar mit der Entstehung Berlins verbunden war, über die Zentrumsplanung der Nachkriegszeit in Ost-Berlin, vollendet durch den Palast der Republik, bis hin zu heute anhaltenden Diskussionen und Konzepten über die neue Mitte Berlins. Nur vor diesem Hintergrund zeigen sich gewisse Parallelen zwischen der Sprengung des Schlosses 1950 und dem heutigen Palastrückbau, der einem ideologischen Abriss gleichkommt. Dies soll im Folgenden herausgearbeitet werden.

Entgegen den aktuellen Tendenzen, zu Gunsten einer „kritischen Rekonstruktion“[4] wie im Falle der Schlossfassade, auf bauliche Zeugnisse ideologischer Vergangenheit zu verzichten, soll diese Arbeit einen Anreiz dazu geben, über die Nachhaltigkeit solcher Konzepte im Umgang mit diesem politisch gewachsenen Ort nachzudenken.

2 Von der Entstehung und Bedeutungswerdung des Schlossplatzes in Berlin als zentraler Symbolort

2.1 Das Berliner Stadtschloss

2.1.1 Die Residenz der preußischen Monarchen bis zur Revolution 1918/19

Die erste Herrschaftsanlage in der Doppelstadt Berlin-Cölln wurde unter dem Fürstengeschlecht der Askanier Mitte des 13. Jahrhunderts zur Sicherung des handelspolitisch bedeutenden Spreeübergangs errichtet.[5] Die verkehrsgeografische Brückenlage der frühen Siedlungen (erstmals erwähnt 1237 und 1244)[6] Berlin und Cölln, zwischen Barnim und Teltow, begünstigte nicht nur die Entstehung eines wichtigen Handelszentrums, sondern war auch attraktiv als Wohnsitz für die damaligen Landesherren, die Markgrafen von Brandenburg.[7]

Nach den Askaniern nahmen noch andere Regenten das so genannte „Hohe Haus“[8] für sich in Anspruch bis zu Beginn des 15. Jahrhunderts die Hohenzollern die Staatsgewalt übernahmen. Im Jahre 1442 erwarb Kurfürst Friedrich II. (1413-1471), Sohn des ersten brandenburgischen Hohenzollern, von der Stadt etwas Grund und Boden auf der Mitte der Spreeinsel in Cölln für den Bau eines kürfürstlichen Schlosses. Das Baugelände lag am Rande der Stadt und integrierte somit einen Teil der Cöllnischen Stadtmauer in den Schlossbau.[9] Über die Anlage und zur äußeren Gestalt des Baus gibt es nur wenige Überlieferungen. Bis auf einige Mauerzüge des Kellergewölbes und einen runden, von einer Kupferhaube bekrönten Turm, „Grüner Hut“ genannt[10], gibt es keine Nachweise. Der Vergleich zu ähnlichen Bauten jener Zeit lässt aber vermuten, dass er vorwiegend aus Backsteinen errichtet wurde und mehr einer Wehr- beziehungsweise einer Zwingburg glich. Am 31. Juli 1443 erfolgte die Grundsteinlegung für die neue Residenz, die trotz Behinderungen der Bauarbeiten durch den „Berliner Unwillen“[11] um 1448, vom Kurfürsten im Frühjahr 1451 bezogen werden konnte.[12] Damit begann die etwas mehr als 500jährige Geschichte des Schlosses, dessen Bedeutung aus dem Wandel der Zeit, den unterschiedlichen Schlossherrn und ihren Baumeistern erwachsen ist. Dabei stehen Schloss und Schlossbezirk in unmittelbarem Zusammenhang. Der folgende Text versucht, über die baulichen Veränderungen des Schlosses hinaus, einen Teil der dafür verantwortlichen politischen und gesellschaftlichen Hintergründe, zu erläutern.

Um 1540 kam es zu der ersten grundlegenden Umgestaltung des bis dahin kaum veränderten burgartigen Schlosses durch Kurfürst Joachim II. (1505-1571). Er beauftragte den sächsischen Baumeister Caspar Theiß (1510-1560), der auch die Jagdschlösser Grunewald und Köpenick gebaut hatte, mit dem Bau eines neuen Schlosses (siehe Bild 1, Abbildungen sind im Anhang 5.2 zu finden).[13] So entstand „eine umfangreiche symmetrische Anlage mit Eckrundtürmen, reichen Renaissancegiebeln, Bogengalerien um den Hof und einem durch Rundbogen durchbrochenen Treppenturm mit einer Wendeltreppe. Im Innern befanden sich Gewölbe, die auf mittelalterlicher Tradition fußten. Die Räume des Schlosses waren nicht durch Flure im Innern aufgeschlossen, sondern durch die hofseitige Galerie miteinander verbunden. Die Treppe lag also nicht im Bau, sondern im Anbau des Treppenturmes.“ [Rollka/ Wille (1987), S. 12].[14] Der Grundriss bestand im Wesentlichen aus zwei rechtwinklig aneinander stoßenden Flügeln (Ost- und Südflügel), der eine am Schlossplatz, der andere längs der Spree. Dazu kam, zur Seite des Lustgartens, ein zweigeschossiger Flügelbau, der im Erdgeschoss den Marstall und darüber das Zeughaus enthielt.[15] Bedeutende Raumschöpfungen dieses Baus waren vor allem die Schlosskapelle, der Lange Saal und der Große Saal.[16]

Unter den Nachfolgern Joachims II., Johann Georg (1525-1598) und Joachim Friedrich (1546-1608) wurde die Schlossanlage in den Jahren 1578 bis 1595 ergänzt und auf einen Grundriss von zwei rechteckigen Innenhöfen vergrößert. Der italienische Architekt Graf Rochus Guerrini zu Lynar (1525-1596), der auch die Zitadelle in Spandau errichtete, übernahm damals den Entwurf und die Ausführung für die Erweiterung am Schlosskomplex, u.a. das „Haus der Herzogin“ und die Münzwerkstatt, die später Schlossapotheke wurde.[17]

Während des Dreißigjährigen Krieges 1618 bis 1648 war das Schloss fast unbewohnt, jegliche Bautätigkeiten wurden eingestellt. Die Folgen des Krieges brachten nicht nur soziale und wirtschaftliche Krisen ins Land, sondern setzten auch der Stadt Berlin und der Schlossanlage schwer zu.[18]

Eine Wiederbelebung des verarmten und entvölkerten Landes und dazu neue Bautätigkeit in der Stadt Berlin ist vor allem Friedrich Wilhelm I. (1620-1688), der als „Großer Kurfürst“ in die brandenburgische Geschichte einging, zu verdanken. Er brachte neue Impulse ins Baugeschehen, die seit Mitte des 17. Jahrhunderts zu einer Verdichtung der Residenzlandschaft führten.[19] Im Mittelpunkt dieser Entwicklung, die durch den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III. (1657-1713) fortgeführt wurden, stand der barocke Ausbau des Schlosses als Ausdruck absolutistischer Macht. Welche Bedeutung diesem Ziel beigemessen wurde, verdeutlicht der Stadtplan (siehe Bild 2) von Johann Gregor Memhardt (1607-1678), dem wichtigsten Baumeister jener Zeit, der später auch für die Anlage eines bastionsartigen, sternförmigen Festungsringes um die Stadt (siehe Bild 3) verantwortlich war.[20]

Mit dem barocken Umbau des Schlosses kündigte sich bereits der Aufstieg von der kurfürstlichen zur königlichen Residenz an.[21] Im Jahre 1701 wurde Friedrich III. zum „König Friedrich I. in Preußen“ und begründetet damit das Königreich Preußen.[22]

Nachdem die bisher selbstständigen Gemeinwesen Berlin, Cölln, Friedrichswerder und die beiden Stadteile Dorotheen- und Friedrichstadt zu einer Stadt „Berlin“ vereinigt wurden, sollte auch das Berliner Schloss als königliche Residenz im Zentrum der Königsstadt eine monumentale Gestalt annehmen. Der Hofbildhauer und Schöpfer des berühmten Reiterdenkmals des Großen Kurfürsten, Andreas Schlüter (1659-1714), wurde zum Schlossbaumeister ernannt und bekam den Auftrag zur völligen Umgestaltung des Schlosses zu einem glanzvollen Repräsentationsbau unter dem Vorbild der Bauwerke des italienischen Barocks (siehe Bild 4)[23]. Die vielfach gerühmte Schlüter-Architektur zeigte sich vor allem in der Schlossplatzfront, dem Neubau des Lustgartenflügels sowie in der Gestaltung des inneren Schlosshofes und einiger Innenräume wie die Paradekammer mit dem Rittersaal. Als sein Meisterwerk galt der später nach ihm benannte Schlüter-Hof (siehe Bild 20).[24]

Leider fiel der bis zu diesem Zeitpunkt hochgeschätzte Baumeister bei der Errichtung eines 120 Meter hohen Glockenturmes, dem Münzturm, 1706 beim König in Ungnade. Durch Setzungen im Fundament drohte der Turm einzustürzen und musste unter hohen Kosten abgebrochen werden. In der Folge wurde Eosander von Göthe (1669-1728) zum Hofarchitekt.[25] Sein markantester Teilbau war das im Westflügel an der Schlossfreiheit errichtete Portal im Stil eines römischen Triumphbogens (Portal III) (siehe Bild 19).[26]

Mit dem Tod König Friedrichs I. im Jahr 1713 und dem Regierungsantritt seines Sohnes Friedrich Wilhelm I. (1688-1740), dem „Soldatenkönig“, begann eine neue Phase in der Geschichte Berlins. Er fand sein Land hoch verschuldet vor und reagierte darauf mit äußerster Sparsamkeit. Zudem war sein Hauptanliegen, die Armee auszubauen und Preußen zu einem mächtigen Militärstaat zu machen.[27] Militärische Erfordernisse wie Reit- und Exerzierplätze wurden auch bei der Stadtplanung berücksichtigt.

Der König ließ den zum Teil schon begonnenen Innenausbau am Schloss einstellen und beauftragte Martin Heinrich Böhme (1676-1725), der Schüler und Mitarbeiter von A. Schlüter war, den Bau an der noch offenen Westfront zu schließen. Die meisten Räume dienten seither nicht mehr nur der Repräsentation, sondern zur Unterbringung der zahlreichen Kassen und Büros seiner neu aufgebauten Staatsverwaltung, u.a. des General-Oberfinanz- und Domänen-Direktoriums.

Friedrich II. (1712-1786), genannt der Große, konzentrierte sich, zu einer Zeit als die Aufklärung in Berlin Einzug hielt und die Stadt Berlin zum geistigen und wirtschaftlichen Zentrum Preußens wurde, in seiner Bautätigkeit mehr auf Potsdam und das kleine Schlösschen Sanssouci als auf Berlin. Das Stadtschloss in Berlin nutzte er im Wesentlichen als Winterresidenz und dessen Räumlichkeiten ließ er vom Bildhauer Johann August Nahl (1710-1781) gestalten. Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699-1753) entwarf für Friedrich nicht nur ein Theater im Alabastersaal des Quergebäudes, sondern übernahm beispielsweise auch die Planung von Sanssouci und die Ausgestaltung des damaligen Forum Fridericianum.[28] Auch die Umgebung des Schlosses veränderte sich in der Regierungszeit Friedrichs II. Dies geschah durch den Abbruch der früheren Klosterkirche auf dem Schlossplatz um 1750 und den Neubau eines barocken Domes im Lustgarten.[29] Trotz der nur geringen Veränderungen durch den König, manifestierte sich in ihnen der neue Stil des preußischen Rokoko.

Rege Bautätigkeit am Schloss entfaltete sich wieder in einer Phase des Umbruchs mit König Friedrich Wilhelm II. (1744-1791). Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation herrschte Elend und Wohnungsnot in Berlin. Trotz der sozialen Probleme war es ein Jahrzehnt wissenschaftlicher und kultureller Blüte, das Berlin zum kulturellen Mittelpunkt Deutschlands machte.[30] Der König holte die Baumeister Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff, Carl Philipp Christian von Gontard, Karl Gotthard Langhans, Gottfried Schadow und andere Künstler an den königlichen Hof, die beauftragt wurden viele Teile des Schlosses gestalterisch zu überholen und eine erste gründliche Renovierung des Schlüterbaues vorzunehmen.[31] So löste der Klassizismus die barocke Formgebung ab.

Unter König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840), beschränkten sich die Baumaßnahmen auf Instandsetzungs- und Erhaltungsarbeiten, hauptsächlich der Dächer und Gesimse. Die von verschiedenen Behörden und Kassen beanspruchten Teile des Schlosses ließ der König 1816 räumen und anschließend erneut zu Wohnräumen umbauen. Ein Teil der Umbauten wurden von dem bekannten Baumeister Berlins und Hauptvertreter des preußischen Klassizismus, Karl Friedrich Schinkel (1781-1841), durchgeführt.[32] Er wurde u.a. mit dem Bau des Alten Museums und der damit verbundenen Umgestaltung des Lustgartens 1824-30 betraut.

Im Auftrag von König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) erfolgten zwischen 1844 und 1846 zunächst die völlige Umgestaltung des Weißen Saales und der Bau der Lustgartenterrasse. Später folgte für die städtebauliche Wirkung ein noch viel bedeutenderer Bau. Unter der Planung von Schinkel, der Bauausführung von Friedrich August Stüler (1800-1865) und in Zusammenarbeit mit Albert Dietrich Schadow (1797-1869) begannen 1845 die Arbeiten an einer neuen Schlosskapelle mit dem Kuppelbau über dem Eosander-Portal.[33] Die weithin das Stadtbild beherrschende Kuppel (siehe Bild 18) der Schlosskapelle war eine herausragende Bauschöpfung am Schloss und zugleich eine Devise für das Königshaus: „Königstum von Gottes Gnaden“.[34] Die nach Friedrich Wilhelm IV. regierenden Könige ließen keine wesentlichen Baumaßnahmen an ihrer Stadtresidenz mehr vornehmen.

König und Kaiser Wilhelm I. (1797-1888), der Berlin zur deutschen Metropole und zur größten Mietskasernenstadt der Welt machte, wohnte nicht im Berliner Stadtschloss sondern in seinem Palais am Opernplatz. Das Schloss nutzte er häufiger für Staatszeremonielle, wie zum Beispiel die Eröffnung des Reichstages im Deutschen Kaiserreich. Bis auf einige Renovierungsmaßnahmen an der Fassade und kleineren Ergänzungen ließ der Kaiser aber nur geringfügige Umgestaltungen durchführen.

Die größten Veränderungen im Schloss, seit der Umgestaltung unter Schlüter und Eosander, wurden unter Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) begonnen. Ernst Eberhard v. Ihne (1848-1917), der kaiserliche Hofarchitekt, wurde 1889 von ihm mit den Planungen betraut und verwirklichte die Vorschläge des Baurates Adolf Heyden.[35] Allerdings war das finanzielle Budget schnell überschritten und die Umbaumaßnahmen mussten 1911 beendet werden, sodass es nicht zur Fertigstellung des Schlosses kam.

Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges und damit auch dem Ende der Monarchie hatten die Herrscher der Hohenzollerndynastie über die Jahrhunderte und in verschiedenen Baustilen am Berliner Schloss (siehe Bild 5-9) ihre Spuren hinterlassen (siehe Bild 10). Je nach politischem Anspruch, wurde immer daran gebaut, doch zur Fertigstellung kam es nie.

Mit der Revolution am 9. November 1918 brach die Monarchie zusammen, der Kaiser dankte ab und verließ Deutschland. Daraufhin verkündete Karl Liebknecht vom Balkon des Schlosses aus, dass nun das Volk Eigentümer dieses Schlosses sei und rief die sozialistische Republik aus, allerdings kurz nachdem bereits Philipp Scheidemann im Reichstag die Republik ausgerufen hatte.[36] In der folgenden Zeit wurde das Stadtschloss von Arbeiter- und Soldatenräten, vor allem aber von rebellierenden Matrosen der Volksmarinedivision besetzt. Plünderungen und Verwüstungen durch Artilleriebeschuss schlugen erste Wunden in den Bau.[37] Der Bedeutungsverlust des Ortes manifestierte sich in den rebellischen Ereignissen jener Zeit.

Am 13. November 1918 wurde der gesamte Besitz der Hohenzollern dem neuen Finanzministerium unterstellt. Dadurch konnte zwischen dem 21. und 26. November, unter Aufsicht des Generaldirektors der Museen, Geheimrat Wilhelm von Bode und des Direktors des Kunstgewerbemuseums Geheimrat Otto Ritter von Falk, wertvolles Kunstgut wie Gemälde und kunstgewerbliche Sammlergegenstände aus dem Schloss geborgen und zur Museumsinsel gebracht werden.[38] Dennoch konnte man nicht alles retten. Im Dezember kam es zu weiteren Plünderungszügen unter den Augen der Sicherheitsbehörden. Anfang Dezember wollte das Finanzministerium das Schloss räumen lassen, doch die Situation verschlimmerte sich zunehmend. Nach mehrmaligen Versuchen, die Revolte durch Beschuss niederzuschlagen, verließen die Matrosen am 31. Dezember 1918 schließlich das Schlossgebäude, in dem sie sich zuvor fast einen Monat lang verschanzt hatten.[39] Unter der Beschießung des Schlosses in den Revolutionstagen hatte vor allem die Lustgartenfront erheblichen Schaden genommen.

2.1.2 Politisches Machtzentrum und kultureller Mittelpunkt zwischen 1919 und 1945

Im Jahre 1919 stand das Schloss fast leer, nur noch bewohnt von Kastellanen und Aufsehern. Infolge der im November 1919 ergangenen Verordnungen wurden die Schlösser der ehemaligen Residenzen Berlin und Potsdam beschlagnahmt und zum Staatseigentum erklärt und, sofern sie nicht als kultur-geschichtliche Denkmäler galten, für Wohn- und Verwaltungszwecke genutzt.[40]

Nach Abschluss der Verhandlungen über das Krongut der früheren Dynastie, bei denen der kaiserlichen Familie persönliches Eigentum zugestanden wurde, verließen weitere wertvolle Kunstgegenstände, wie Möbel, Gemälde, Gobelins, Tafelsilber und Porzellan die preußischen Schlösser. Mit Genehmigung des Finanzministeriums wurden die persönlichen Gegenstände und Kunstwerke in rund 50 Eisenbahnwagons nach Holland abtransportiert, wo sich das neue Domizil der kaiserlichen Familie befand.[41]

Die Weimarer Republik verzichtete völlig auf die Nutzung des Schlosses für eine repräsentative politische Selbstdarstellung. Stattdessen entwickelte sich der Lustgarten immer mehr zum Demonstrationsplatz der sich heftig bekämpfenden links- und rechtsradikalen Parteien.[42]

Wie sehr jedoch den Berlinern, insbesondere der Denkmalpflege, das Hohenzollernschloss, das durch die Revolution so sehr in Misskredit geraten war, am Herzen lag, zeigt der Beschluss (vom 12. Dezember 1919) zum Erhalt des Baudenkmals samt noch vorhandenem Inventar und Gartenanlagen.[43]

Im Jahre 1920 hatte man damit begonnen, das Kunstgewerbemuseum aus dem Martin-Gropius-Bau in das Berliner Schloss umzulagern. Die erste Ausstellung im so genannten „Schlossmuseum“ wurde am 1. September 1921 eröffnet. Von da an war das Schloss für alle Berliner offen, sogar die prachtvoll ausgestatteten Innenräume, wie der Rittersaal (siehe Bild 11) und der Weiße Saal (siehe Bild 12) als Teil der historischen Paradekammern. Seit 1926 waren auch der Bereich der „Historischen Wohnräume“ des Kaiserpaares (siehe Bilder 13-16) und 1932 die Schlosskapelle (siehe Bild 17) zugänglich. Die hier genannten Beispiele gehörten zu den wichtigsten Räumlichkeiten des Schlosses, das insgesamt mehr als 800 Zimmer besaß. Der Eingang zum Schlossmuseum, das einschließlich Schlosskapelle mehr als 80 Räume umfasste, führte durch das Eosander-Portal (Portal III) (siehe Bild 19) an der Schlossfreiheit und bis in die Anlage des Schlüterhofes (siehe Bild 20).[44] In dieser Zeit wurde der Begriff Museumsschloss geprägt. Er beschreibt einen neuen Typ Museum, das sich über das Sammeln hinaus die Pflege eines Bauwerkes, seiner überkommenen Ausstattung und Geschichte zur Aufgabe macht.[45] Die Veröffentlichungen von Albert Geyer zum Berliner Stadtschloss, seiner Baugeschichte und vor allem zu den „Historischen Wohnräumen“ im Schloss würdigen den Bau als erhaltenswertes Kunstwerk.[46]

Die bisherige Schlossbaukommission wurde am 1. April 1927 von den Schlossbauämtern abgelöst. Gleichzeitig gründete sich die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten zur Klärung der noch offenen Eigentumsverhältnisse und Trennung der privaten Vermögensanteile der Hohenzollern und denen des Staates. Sie unterstand dem Kulturministerium und verwaltete zukünftig die kunst- und kulturgeschichtlich wertvollen Schlösser Berlins unter der Leitung von Paul Hübner und seinem Nachfolger Ernst Gall. Bis 1948 befand sich die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten im Berliner Schloss, zunächst in den Räumen des ehemaligen Hofmarschallamtes, dann in der Krongutverwaltung.[47] Aber auch private Mieter, Behörden und andere Institutionen, u.a. die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, die Landesanstalt für Gewässerkunde, Schlossbauämter und der Deutsche Verein für Kunstwissenschaft, fanden seit 1920 ihren Platz im Schloss.[48]

Durch die denkmalpflegerische und museale Betreuung war das Stadtschloss in Berlin zum Zentrum des kulturellen Lebens in der Reichshauptstadt geworden. Beispielsweise fanden dort auch die seit 1929 im Rahmen der sommerlichen Berliner Festwochen gespielten Konzerte im Schlosshof oder dem Weißen Saal statt.[49]

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wechselten einige Institutionen ihre Örtlichkeiten im Schloss, das Museum blieb aber weitestgehend erhalten. Die Deutsche Kunstgemeinschaft wurde aufgelöst. An ihre Stelle kam die Reichskulturkammer der Bildenden Künste, die für die radikale Diffamierung und Beseitigung der so genannten „entarteten“ Kunst sorgte und damit zur Vernichtung vieler berühmter Kunstwerke beigetragen hat.[50]

Die Folgen der Weltwirtschaftskrise und später Hitlers Sparmaßnahmen wirkten sich auch negativ auf die finanziellen Mittel zu Rekonstruktions- und Erhaltungsmaßnahmen am Bau aus. Das Schloss, mit dem die Nationalsozialisten eine durchaus positive Bedeutung verbanden, nämlich die der preußischen Macht zur Verherrlichung von Krieg und Militarismus, blieb im Abseits.[51] „Der Lustgarten hingegen wurde 1935 zum Aufmarschplatz umgestaltet. Eine Pflasterung in streng geometrischem Raster zur besseren Ausrichtung der Marschkolonnen trat an die Stelle der heiteren, wohlüberlegten Gartengestaltung.“ [Maether (2000), S. 23]. Seit 1936 fanden dort die Demonstrationen zum 1. Mai, dem unter den Nationalsozialisten eingeführten Tag der Arbeit, statt. Auch ein bedeutendes Ereignis, bei dem der Lustgarten in Verbindung mit dem Schloss zur gesellschaftlichen Mitte Berlins wurde, war die Eröffnung der Olympischen Spiele 1936 (siehe Bild 21).[52]

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 wurde das Museum geschlossen und die wichtigsten Kunstwerke in geeignete Räume abtransportiert oder an anderen Orten sichergestellt, um sie vor Luftangriffen zu schützen. Nach Abschluss der Bergungsmaßnahmen wurden dann einige wenige Festräume des Schlossmuseums für letzte Ausstellungen wieder geöffnet bis schließlich im Winter 1940/41 sämtliche Ausstellungsräume geschlossen blieben. Daraufhin begann die weitere Auslagerung der Kunst- und Kulturgüter in sichere Tresorräume, die Staatsbank, die Kellergewölbe des Schlosses und den Flakbunker im Friedrichshain sowie auch eine Verlagerung an andere Orte außerhalb Berlins.[53]

Bis 1943 blieb das Schloss weitestgehend verschont vom Krieg. Schließlich wurden in den Luftangriffen vom 22. bis 24. November 1943 an vielen Wohnhäusern und öffentlichen Gebäuden im Zentrum der Stadt, darunter das Schloss, schwere Zerstörungen verursacht. Der schwerste Angriff der alliierten Luftstreitkräfte traf das Schloss erst kurz vor Kriegsende, am 3. Februar 1945. Von mehreren Spreng- und Brandbomben getroffen, brannte das Innere des Schlosses in weiten Teilen aus. Nur weniges blieb vom Brand verschont: der Nordwestflügel an der Schlossfreiheit mit dem Weißen Saal und einige Räume im Erdgeschoss des Schlossplatzflügels. Das architektonische Werk der Außenmauern hatte, bis auf einige tiefe Einbruchstellen, den Angriffen standgehalten.[54]

2.1.3 „Denkmalwerdung“** - ein Prozess zwischen der Weimarer Republik und der frühen DDR

Obwohl die Kunst vieler berühmter Baumeister im Inneren des Schlosses im Krieg vernichtet wurde, waren vor allem wesentliche Teile der äußeren Architektur des Schlüterhofes, das Eosander-Portal und die Hauptfassade des Eosanderhofes unbeschädigt geblieben. Dies hätte unter normalen gesellschaftlichen Bedingungen wahrscheinlich zum weiteren Erhalt oder sogar zum Wiederaufbau veranlasst. So waren „viele Stuckaturen fragmentarisch soweit vorhanden […], dass daraus ein vollständiger Wiederaufbau, auch des Schlossinneren, möglich gewesen wäre.“ [Maether (2000), S. 35]. Der äußere Zustand des Schlosses war deutlich angeschlagen, doch nicht irreparabel (siehe Bild 22-26, Zustand nach dem Krieg). Aber die Stadt war insgesamt so sehr zerstört, dass zu diesem Zeitpunkt niemand sich die Frage nach einem Erhaltungswert der Bausubstanz stellte, geschweige an einen Wiederaufbau denken konnte.

Als am 8. Mai 1945 der Krieg vorbei war und die Stadt in Trümmern lag, ging es der Bevölkerung mehr um elementare Fragen der Lebenserhaltung als den Erhalt eines berühmten Bauwerks. Auch während der Zeit der sowjetischen Besatzung, deren Sektor die gesamte Altstadt von Berlin mit Schloss, Lustgarten und Museumsinsel sowie die östlichen, südöstlichen und nordöstlichen Stadtbezirke umfasste, fanden die preußischen Bauten und deren Bedeutung als Symbole der alten Machtstrukturen nicht viel Beachtung. Viele alte und wertvolle Gutshäuser, Burgen und Schlösser wurden im Zuge der Bodenreform sinnlos zerstört.[55] Durch die historisch bedingte Symbolik der ehemaligen Herrschaftshäuser, hatte niemand ein Interesse daran, sie zu erhalten. Dieser Bedeutungsverlust hatte sich auch auf die ehemals Staatlichen Schlösser Berlins, die Staatlichen Museen und folglich auch das Stadtschloss übertragen, für die von 1945 bis 1948 der Magistrat von Groß-Berlin zuständig war.[56] Nur ein Mitglied dieses Magistrats, der Stadtrat für Bauwesen und später berühmte Architekt Hans Scharoun (1893-1972)[57], setzte sich im Sinne des Denkmalschutzes für die Sicherung des Schlosses ein. In seiner Einschätzung zur baulichen Situation heißt es: „Die Architektur als solche ist bis auf einige Einbruchstellen im Eosanderschen Teil im Wesentlichen erhalten und kann unter Zuhilfenahme von Zeichnungen und Photographien archäologisch getreu wiederhergestellt werden. Dies zu tun, dürfte bei der Bedeutung, die dem Schloss als dem hervorragendsten Bau des norddeutschen Barock und einzig erhaltenem Werk Schlüters zukommt, als ein Gebot erscheinen, zumal seine städtebauliche Funktion […] einen künstlerisch prägnanten Ausdruck verlangt.“ [aus einer Magistratsvorlage vom 15. August 1945, zit. nach Scharoun].[58] Obwohl er das Innere des Schlosses als künstlerisches und geschichtliches Dokument eher verloren sieht, scheint eine zukünftige Nutzung des Schlosses nicht ausgeschlossen. „Eine moderne Ausgestaltung für Museums- und Repräsentationszwecke, welche die wenigen historischen Fragmente einbezieht, sonst aber frei von künstlerischer Scheu ist, würde auch in der Vergangenheit des Schlosses am ehesten gerecht werden.“ [zit. nach Scharoun].[59] Seine Bemühungen um eine Wiedergewinnung an nutzbarem Wert blieben, bis auf die notwendigsten Instandsetzungsmaßnahmen von Türen, Fenstern und Dächern zum Schutz der erhaltenen Säle und Restaurierungen einiger Kunstwerke, leider ohne Erfolg.

In den Jahren 1946 bis 1948 gab es nur noch 4 Ausstellungen, im Schlossmuseum zu sehen, u.a. eine Gedenkausstellung „Berlin 1848“ (siehe Bild 27) für die Revolution von 1848 und die Ausstellung „Berlin plant/ Erster Bericht“ (siehe Bild 28).[60] Von der Abteilung Bau- und Wohnungswesen veranstaltet und im Weißen Saal des Schlosses eröffnet, sollte letztere den Besuchern ein neues Berlin zeigen – ein Versuch von der alltäglichen Not der Stadt durch teilweise utopische Bauplanungen Abstand zu gewinnen und neue Hoffnung zu erwecken. Zudem gab es vom nachfolgenden Stadtrat Karl Bonatz einen ausgearbeiteten Plan „Berlin 1948“, kurz „Plan 48“, indem, ähnlich wie Scharoun es vorhatte, bewusst an die historischen Strukturen anknüpfend, eine Wiederherstellung der Innenstadt mit Schlosskomplex vorgesehen war.[61] Aber die Mittel zur Erhaltung der Bausubstanz des Schlosses und für Maßnahmen gegen den fortschreitenden Verfall wurden nach wie vor nur unzureichend genehmigt. Der unklare Status Berlins unter den Siegermächten machte eine Verwirklichung der städtebaulichen Visionen von damals unmöglich.

Die Kommunisten und Parteimitglieder der 1946 gegründeten SED versuchten, den Idealen der neuen sozialistischen Gesellschaft entsprechend, den Magistrat schon frühzeitig zum Abriss des Schlosses zu bewegen. Die in den Kellern des Schlosses noch lagernden und unversehrten Kunstgegenstände wurden durch Sachverständige der sowjetischen Armee, unter Ausschluss deutscher Fachleute, inspiziert und Teile davon in die damalige Sowjetunion abtransportiert.[62] Dabei war das Ausmaß der Verluste der seit dem Sommer 1945 aus den Verlagerungsorten in die verbliebenen Räume des Schlosses zurückgeführten Reste der ehemals reichen Kunstbestände schon erschreckend genug.

Mit der Teilung Berlins und dem Einsetzen des Ostberliner Magistrats 1948 begann eine Chronologie der Vernichtung des Berliner Stadtschlosses. Eine Besichtigung des Gebäudes und Analyse des Bauzustands durch Sachverständige ergab, „dass der Wiederaufbau der Schlossruine und ihre spätere sinnvolle Nutzung im Bereich des Möglichen gewesen wäre.“ [Maether (2000), S. 53].

Dennoch wurde am 21. Oktober 1948 das Schloss, auf Anordnung des Baupolizeiamtes Mitte für baufällig erklärt, gesperrt und sollte von den noch darin ansässigen Institutionen geräumt werden. Gegen diese Maßnahme erhobene Einsprüche vom Amt für Denkmalpflege und dem Amt Museen und Sammlungen, der Schlösserverwaltung, unter der Leitung von Margarete Kühn blieben wirkungslos.[63] Das Schloss wurde also entmietet und der Verfall der wertvollen Bausubstanz in Kauf genommen. Diese Verfahrensweise und die unzulänglichen Begründungen für die Baufälligkeit des Schlosses ließen erste Gerüchte aufkommen, die Stadtverwaltung wolle das Schloss abreißen lassen. Eine erneute Begutachtung durch den Leiter des Hauptpolizeiamtes Fahrenwald, einer Spezialistin für Baustatik und den Professoren Justi und Kühnel von den Berliner Museen sollte mehr Aufschluss über den wahren Grad der Zerstörung geben.[64] „Danach wurde entschieden, die verhältnismäßig stabilen Räume im Erdgeschoß und im zweiten Stock des linken Teiles an der Schlossfreiheit dem Schlossmuseum weiterhin zu überlassen.“ [Petras (1992), S. 109].

Das „Planungskollektiv“ zum Wiederaufbau der Stadt hatte am 3. September 1949 noch festgelegt, den Schlüterhof in seiner damaligen Form zu erhalten und später wieder aufzubauen, dafür aber den Eosanderschen Bau, also den westlichen Teil des Schlosses, wegen Baufälligkeit abzureißen.[65] Befürworter des Schlosses und Initiativen wie der neu gegründete Arbeitskreis für die Geschichte Berlins des Kulturbundes[66], dem auch namhafte Kunstwissenschaftler angehörten, u.a. Prof. Richard Hamann von der Humboldt-Universität, bezogen entschieden Stellung gegen diesen Beschluss. Ihrer Ansicht nach gab es die Lösung der Erhaltung des Schlosses als Gesamtkörper mit Befestigung der Bauteile, die herabfallen könnten, und Restaurierung der erhaltenen Trakte.[67] Doch trotz der Diskussionen um das Schloss als erhaltungswürdiges Denkmal, erklärte der Magistratsbaudirektor Heinrich Starck am 15. November in seinem Diskussionsbeitrag: „An einen Wiederaufbau des Schlosses ist, vor allen Dingen wegen fehlender Mittel, nicht zu denken. Es gibt außerdem eine Reihe von Personen und Institutionen, die einen Abriss des Vorderteils, das heißt des an das Eosander-Portal anschließenden Teils, befürworten. Wie weit diesen Plänen, die ein notwendiges Aufmarschforum fordern, nähergetreten wird, kann ich zur Stunde noch nicht sagen. Eines aber ist gewiß: Der wertvollste Teil des Schlosses, der Schlüterhof, wird auf jeden Fall der Nachwelt erhalten.“ [Maether (2000), S. 57, dort zit. Heinrich Starck].

Demnach wurde ein aus architektonischen und historischen Gründen gerechtfertigter Wiederaufbau des Schlosses ausgeschlossen, ein Teilabriss dagegen für nötig erachtet, mit der Begründung, damit mehr Platz für die Demonstrationen am 1. Mai zu erhalten. Es ist offensichtlich, dass man versuchte, die Öffentlichkeit an den vollständigen Abriss des Schlosses langsam heranzuführen. Vor diesem Hintergrund ist auch zu verstehen, warum es kurz zuvor im Oktober 1949 einem Moskauer Filmstudio erlaubt war, das Schloss als Kulisse für eine Kriegsinszenierung zu benutzen. Bei den Dreharbeiten zu dem Film mit dem Titel „Die Schlacht um Berlin“, der eine Verherrlichung des Sieges der Sowjetunion darstellte, wurden erneut im Schloss zahlreiche Schäden verursacht.[68]

2.1.4 Die Kriegsruine als Chance zur radikalen Neuordnung

Die ersten Ziele für den Wiederaufbau der Stadt Berlin als Hauptstadt und Sitz der Regierung der neu gegründeten Deutschen Demokratischen Republik enthielt der „Generalaufbauplan für Deutschlands Hauptstadt“, veröffentlicht in der „Täglichen Rundschau“ am 14. September 1949 in einem Artikel von Kurt Liebknecht.[69] Von den darin vorgestellten Bauten in dem Gebiet vom Brandenburger Tor über die Straße unter den Linden und den Lustgarten bis zum Alexanderplatz, einschließlich der vom Alexanderplatz abgehenden Frankfurter Allee, wurden einige davon in ihrer alten Gestaltung neu errichtet, wie zum Beispiel das barocke Zeughaus, die Neue Wache Schinkels, die Hedwigskathedrale, das Prinzessinnen Palais, das Brandenburger Tor, das Rote Rathaus und der im Neubarockstil um die Jahrhundertwende gebaute Marstall.[70]

Über das Schloss, beziehungsweise den in der Planung noch vorgesehenen Restbau, verfügte man bei den kommenden Entscheidungen über die Gestaltung des Stadtzentrums anders. Die Verantwortung für die Neugestaltung des Stadtzentrums wurde 1950 dem Ministerium für Aufbau übertragen. Nach der Formulierung von Lothar Boltz, dem Leiter des Ministeriums, wurde der Wiederaufbau der zukünftigen Hauptstadt der DDR als eine „nationale Aufgabe“ verstanden, die „rasch, gründlich, zweckentsprechend und formschön zu lösen“ sei.[71] Planungen und Aufbau sollten im sozialistischen Sinne, auf der Grundlage einer neuen demokratischen Ordnung, stattfinden. Aus diesem Grund unternahm eine erste Delegation von sechs verantwortlichen Mitarbeitern des Bauwesens, darunter Lothar Boltz, Walter Pisternik und Kurt Liebknecht, im Frühjahr 1950 eine Studienreise in die UdSSR, um sich über Theorie und Praxis von Städtebau und Architektur nach stalinistischem Vorbild zu informieren. Die Ergebnisse dieser Reise bildeten nicht nur die Grundlage für die 16 Grundsätze des Städtebaues sowie für das Aufbaugesetz, sondern lieferten letztlich auch den Grund für die Vernichtung des Berliner Stadtschlosses.[72]

Obwohl bekannt war, dass sowjetische Architekten und Städtebauer sich häufig für die Denkmalpflege und Wahrung historischer Baudenkmäler engagierten und eine radikal-naive Missachtung des Historischen ablehnten, entwickelte der Generalsekretär der SED Walter Ulbricht neue Richtlinien für den Wiederaufbau Berlins. In seiner Rede am 22. Juli 1950 beim 3. Parteitag der SED sagte er: „Das Zentrum unserer Hauptstadt, der Lustgarten und das Gebiet der jetzigen Schloßruine müssen zu dem großen Demonstrationsplatz werden, auf dem der Kampfwille und Aufbauwille unseres Volkes Ausdruck finden können.“ [Petras (1992), S.113, zit. nach Walter Ulbricht, Die Großbauten im Fünfjahrplan, Rede auf dem 3. Parteitag der SED]. Die politische Zielstrebung ließ kaum Platz für eine denkmalpflegerische Wertschätzung, geschweige denn, für einen respektvollen Umgang mit der vorhandenen historischen Bausubstanz. „Außer diesem Satz [Ulbrichts], der das Schicksal des Schlosses besiegelte, können weder Diskussionen im Politbüro, noch Stellungnahmen des Ministerpräsidenten oder des Oberbürgermeisters zur Schloßvernichtung angeführt werden, so daß nach wie vor nur Ulbricht als Initiator dieser Maßnahme anzusehen ist.“ [Petras (1992), S. 113].

Am 23. August 1950 wurde die Vernichtung des Schosses, unter Anwesenheit des Ministerpräsidenten Otto Grotewohl, seiner Stellvertreter Walter Ulbricht und Otto Nuschke, Oberbürgermeister Friedrich Ebert sowie acht weiteren Ministern, sechs Staatssekretären, zwei Bürgermeistern, fünf Stadträten und vier Vertretern des Ministeriums für Aufbau, beschlossen.[73] Nur architektonisch wertvolle Teile des Schlosses, wie die charakteristische Architektur von Schlüter und Eosander von Göthe sollten erhalten werden.[74]

Laut Terminplan hätten die Abräumungsarbeiten im Januar 1951 abgeschlossen werden sollen, damit am 1. Mai wieder demonstriert werden konnte. In einem Pressebericht der „Berliner Zeitung“ vom 27. August heißt es: „Der zentrale Punkt im Zuge Stalinallee – Brandenburger Tor ist der Lustgarten, der durch das Verschwinden der Schloßruine erheblich erweitert wird. Der Abriß wird bereits von Wissenschaftlern vorbereitet. Noch vorhandene künstlerisch wertvolle Teile des Gebäudes, wie der Schlüterhof und das Eosander-Portal, sollen erhalten bleiben, um sie eventuell an anderer Stelle wiederaufzubauen. In seiner erweiterten Form wird der Lustgarten der ideale Platz für fließende und stehende Demonstrationen sein und 350 000 Menschen aufnehmen können. Wenn die Schloßruine verschwunden ist, wird der Lustgarten eine Größe von über 180 × 450 Metern haben. Das sind 82 000 Quadratmeter […] Der erste Bauabschnitt des Planes zum Aufbau Berlins, die Neugestaltung des Lustgartens, soll bis zum 1. Mai 1951 beendet sein. Die nächste Maidemonstration wird auf dem erweiterten Lustgarten stattfinden. Der Lustgarten wird dann durch folgende Bauten umrahmt sein: Im Norden Altes Museum, rechts davon der Dom; wo heute das Schloß steht, wird eine große Tribüne für über 3000 Zuschauer, vorläufig in Holzkonstruktion, endgültig in Naturstein errichtet; im Süden schließt den Lustgarten der wiederaufzubauende Marstall und – gegenüber dem Alten Museum – die neue Staatsoper ab, die auf der Westseite der heutigen Breite Straße gebaut werden soll. Gegenüber der Tribüne, an der Stelle, an der das deutsche National-Denkmal stand, das im Augenblick abgebaut wird, steht bis zum 1. Mai das FIAPP-Denkmal[75] als Mahnmal für die ermordeten Antifaschisten aller Länder. Hinter der Tribüne, auf der anderen Seite des östlichen Spreearms soll sich ein repräsentatives Hochhaus erheben.“ [Petras (1992), S. 114, dort zit. Berliner Zeitung vom 27. August 1950].

Es gab zahlreichen Einspruch gegen diese Vorhaben. Proteste kamen von beiden politischen Fronten, sowohl von westdeutscher als auch von ostdeutscher Seite, vor allem von namhaften Fachleuten wie beispielsweise Richard Hamann, Kunsthistoriker und Ordinarius für Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität, der mit großem persönlicher Einsatz für den Schlosserhalt kämpfte oder Johannes Stroux, dem Präsidenten der Deutschen Akademie der Wissenschaften, der die Bedeutung einer solchen Handlung für die zukünftige städtebauliche Situation klarmachte und dagegen in einem Memorandum an Grotewohl Einspruch erhob.[76] Dr. Stengel, der Direktor vom Märkischen Museum, äußerte ebenfalls radikale Kritik: „Wenn diese Pläne Wirklichkeit werden, […] dann kann man dieser Stadt einen anderen Namen geben […] Ich habe noch niemand gesprochen, der für die Vernichtung des Schlosses sei. Ich hatte andere Vorstellungen von Demokratie, ich hatte geglaubt Demokratie sei der Wille der Mehrheit.“ [Petras (1992), S.114, dort zit. Stengel]. Auf die Vollständigkeit der Protestaktionen und Gegenmeinungen aus überlieferten Zitaten in Berichten und Schriftverkehr aus jener Zeit muss an dieser Stelle leider verzichtet werden.[77] Es sollte aber zum Ausdruck kommen, wie vehement besonders von fachlicher Seite versucht wurde, den von der Regierung geplanten Maßnahmen und einer Vernichtung des Schlosses entgegenzuwirken. Trotz der heftigen Proteste vor und nach den Presseveröffentlichungen von Architekten, Kunsthistorikern und Kulturorganisationen, setzte die Regierung, und allen voran Walter Ulbricht, ihre Planungen zum Abriss des Berliner Schlosses durch.

Einen letzten Versuch startete Hans Scharoun vor der entscheidenden Volkskammersitzung am 6. September mit einem Kompromissvorschlag. Er entwarf ein Modell, in dem am Rande des Aufmarschplatzes der östliche Schlosshof von Schlüter, unter einer neuen Gestaltung mit Loggien für Gäste der Demonstrationen und kulturell repräsentativen Räumen, erhalten bliebe. Obwohl Scharoun die Pläne an Otto Grotewohl schickte, der dafür zugänglich schien und versuchte darauf einzugehen, verlangte Ulbricht die sofortige Entfernung des Modells.[78] Das was Scharoun noch im Frühjahr 1949 für das Stadtschloss in Potsdam erreichte, nämlich die Sprengung im letzten Moment zu verhindern, blieb in diesem Fall jedoch ohne Erfolg.

Der Einsatz zur Rettung des Berliner Schlosses reichte bis in den November 1950, also noch in die Zeit der vom 7. September bis 30. Dezember durchgeführten Sprengungen am Schloss, hinein.[79] An einigen Dokumenten zeigt sich eine moralische Auseinandersetzung in der Anschauung von Politiken und Architekten. Während des Jahres 1950 und vor allem in den Monaten der Schlossvernichtung verließen viele Mitarbeiter der Museen die DDR. Nach der Einschätzung von Fachleuten, die diesem Baudenkmal mit Respekt entgegentraten, wäre eine Sicherung und Rettung der noch erhaltenen Substanz auch fünf Jahre nach Kriegsende immer noch möglich gewesen. Viele fühlten sich in ihrer fachlichen Meinung durch die Einflussnahme der Regierung übergangen und vor vollendete Tatsachen gestellt. Eine öffentliche Diskussion über die Pläne zum Schloss wurde mit voller Absicht vermieden. Der Protest war unerwünscht und wurde ignoriert. Den Medien in Ostberlin durften darüber nicht berichten. Die Beseitigung der Schlossruine war also letztlich eine rein politische Entscheidung, gegen die selbst bautechnische und kunstwissenschaftliche Argumente nichts anrichten konnten.

2.1.5 Totalabriss für einen neuen Zentralen Platz

Mit der Dokumentation der Abwicklung des Abbruchs und der darauf folgenden Unterbringung wertvoller Baubestandteile und Kunstwerke vom Schloss wurde der Kunsthistoriker und Denkmalpfleger Gerhard Strauss beauftragt. Strauss würdigte einerseits die großartige Architektur des Schlosses, war aber andererseits dazu gezwungen, die Aufgaben der politischen Führung voreilig zu erfüllen. Um die Bergung von wertvollen Architekturteilen des Berliner Stadtschlosses vor der Sprengung umsetzen zu können, wurde ihm vom Ministerium für Aufbau eine Gruppe von Wissenschaftlern und Studenten der Architektur und Kunstgeschichte zur Seite gestellt. Dieses „Wissenschaftlichen Aktiv“, bestehend aus 29 Mitarbeitern und einer Fotogruppe, wurde stellvertretend geleitet von Dr. Konrad Kaiser von der Universität in Berlin. Prof. Dr. K. H. Clasen, Direktor des Kunsthistorischen Instituts in Greifswald, übernahm die Leitung der kunsthistorischen Arbeitsgruppe. Die bauwissenschaftliche Arbeit wurde von der Arbeitsgruppe unter Prof. Dr. Hermann Weidhaas, Inhaber des Lehrstuhls für Denkmalpflege an der Bauhochschule in Weimar, gebildet.[80]

Zu den Aufgaben des Aktivs gehörte: „1. Die Durchforschung der gesamten Substanz in architektur- und kunstwissenschaftlicher Hinsicht einschließlich umfangreicher Untersuchungen zur Baukonstruktion, zur Materialverwendung usw. Die Ergebnisse dieser Arbeit werden in einer umfassenden Publikation veröffentlicht; 2. Eine umfassende, ausreichende Fotodokumentation; 3. Das exakte, wissenschaftlichen Ansprüchen genügende und Rekonstruktionen erlaubende Aufmaß des Komplexes; 4. Die Bezeichnung der auszubauenden Teile, die Ermittlung geeigneter Ausbau-, Kennzeichnungs-, Transport- und Lagerverfahren, die Überwachung entsprechender Arbeiten und die Organisation auch dieser Maßnahmen im Hinblick auf Rekonstruktionen.“ [Maether (2000), S. 68].[81] Die größte geborgene Spolie aus jener Zeit war das Portal IV, das heute bekannt als „Liebknechtportal“[82], im Staatsratsgebäude eingebaut ist. Auch ein Teil der skulpturalen Schmuckelemente des Schlüterhofes und andere Musterteile der Außenfassade konnten gerettet werden. Die ausgebauten Fragmente lagerten zunächst auf einem Platz des VEB Tiefbau in Berlin-Heinersdorf, heute hat das Bodemuseum die umfassendste Sammlung in seinem Depot untergebracht.[83] Im Vergleich zur gesamten Architektur des Schlosses kann man hier aber nur von einer sehr geringen Menge an Fragmenten ausgehen, die vor der Vernichtung bewahrt werden konnte. Um einer solch umfangreichen Aufgabenstellung gerecht zu werden, hätte es wahrscheinlich mehr als ein paar Wochen und mehr qualifizierter Fachleute gebraucht. Da kaum Berliner in dem Aktiv waren – an der Humboldt-Universität hatten die Studenten zum Boykott der Arbeiten aufgerufen[84] – und auch keine Schlossexperten wie Ernst Gall oder Richard Hamann, ist nicht auszuschließen, dass einige wertvolle historische Teile unerforscht gesprengt wurden.

Durch die Vielzahl der Kritiken und Proteste gegen den Schlossabriss war die SED-Führung anscheinend doch irritiert. Man versuchte, die Front der Kritiker aufzubrechen, indem man einige Fachleute in das „Wissenschaftliche Aktiv“ holte. Denen wurde wiederum von ihren Kollegen und Schlossbefürwortern vorgeworfen, dass sie sich für die Politik der Regierung instrumentalisieren ließen, also nicht ihre Sachkompetenz gefragt war, sondern ihre politische Anpassungsfähigkeit. Auch der für die Sprengungen zuständige Baustadtrat Arnold Munter[85] war anfangs von einem Abriss des Schlosses noch nicht überzeugt, bis er von Ebert den Auftrag bekam und auf Befehl von Ulbricht hin umsetzen musste.

Mit den ersten Sprengungen am 6. und 7. September 1950 wurde die Hofapotheke niedergelegt, eine zweite Sprengung am 15. September tat das Gleiche mit dem südwestlichen Teil des Schlosses, an der Ecke Schlossplatz und Schlossfreiheit (siehe Bild 29).[86] Die Bevölkerung wurde in dieser Zeit von Seiten der Presse nur einseitig über den Abriss des Schlosses und die Bergung von Kunstwerken informiert, immer wieder wurde dabei die Baufälligkeit der Architektur hervorgehoben.[87] Von der Richtigstellung der Tatsachen, von Expertenmeinungen, den vorhandenen Gutachten, Protesten und den hohen Abbruchkosten erfuhr die Bevölkerung nichts. Dennoch bewegte viele Berliner, unabhängig der Sektorengrenzen, die Niederlegung des Schlosses. Aber nichts konnte die Vernichtung mehr aufhalten.

Am 14. Oktober 1950 wurde die Rückseite vom Portal II und die Südwand des Eosanderhofes sowie die Marmortreppe vom 1863/64 durch Sprengung zerstört; am 19. Oktober die Südostecke des Schlosses an Schlossplatz und Spree, die zum Bau Schlüters gehörte (siehe Bild 30); am 23. Oktober folgte der andere Schlütersche Schlosstrakt und Portal I am Schlossplatz mit dem Risalit an der Südseite des Hofes (siehe Bild 31); am 4. November fiel die Ostseite des Schlüterhofes, Teile des Grünen Hutes und des Hauses der Herzogin; am 7. Dezember wurde das am Lustgarten gelegene Portal V mit dem Rittersaal gesprengt; am 11./12. Dezember die Nordwestecke des Schlosses mit Weißem Saal sowie die noch stehen gebliebene Nordwand am Schlüterhof. Mit der letzten Sprengung am 30. Dezember 1950 zerstörte man auch das Eosander-Portal (Portal III) mit der Stülerschen Kuppel (siehe Bild 32). Die restlichen noch stehen gebliebenen Teile des Portal IV wurden im Laufe des Januar 1951 abgetragen und die ausgebauten Säulen, Pilaster, Dekorteile, Sandsteinquader und der Liebknechtbalkon bis zu ihrer Wiederverwendung am 1962/64 erbauten Staatsratsgebäude auf einem Bauplatz des VEB Tiefbau in Pankow-Heinersdorf gelagert.[88]

In einem Aufsatz, mit dem Titel „Das Schicksal des Berliner Schlosses“, veröffentlicht am 16. November in der „Frankfurter Rundschau“, schreibt Ernst Gall: „Das Unheil ist geschehen, uns bleibt nur die Klage um ein Kunstwerk…“. [Petras (1992), S. 132, dort zit. Ernst Gall].[89] Um den Platz endgültig zu räumen, wurden bis in den März hinein weitere Sprengarbeiten nötig.[90] Der Sprengschutt (ca. 100.000 Tonnen vorwiegend Ziegelschutt) wurde von den verwertbaren Materialien (Buntmetalle, Eisen und Ziegel) getrennt und anschließen per Schiff auf zwei große Trümmerdeponien im Osten Berlins gebracht.[91] Die besonders schweren Trümmerteile wurden zum Verfüllen des Geländes genommen. Noch während der Abräumarbeiten der letzten Schlosstrümmer – beschleunigt durch zusätzliche Bauarbeiter, um möglichst schnell den Aufmarschplatz errichten zu können – ging man daran, an der Spreeseite Tribünen zu errichten. „Die Tribüne, deren Mittelteil massiv in Stein gehalten sein wird, wird bei einer Länge von 143 Metern und einer Tiefe von 128 Metern etwa 2800 Personen Platz bieten. Die Seitenteile werden vorläufig in einer Holzkonstruktion errichtet und mit Lignolithplatten verkleidet. Die Tribüne ist etwa 40 Meter vom östlichen Spreearm entfernt und bietet eine freie Sicht bis zum Bebelplatz und vom Mittelteil und dem nördlichen Seitenteil aus bis zum Brandenburger Tor“ [Arnold/ Arnold (1998), S. 104, dort zit. Berliner Zeitung vom 22. Februar 1951].

Die Kürze der Zeit hatte zunächst nur Provisorien zur Folge. Die langwierigen Planierarbeiten wurden erst am Vorabend zur 1. Maidemonstration beendet, eine endgültig feste Strassendecke war zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht gewährleistet.[92] Die von der Schlossruine befreite Fläche einschließlich Lustgarten wurde programmatisch in „Marx-Engels-Platz“ umbenannt (siehe Bild 33 und 34).

2.2 Vom Zentralen Platz zum Palast der Republik

2.2.1 Die Ost-Berliner Zentrumsplanung der DDR

Alle Aufbauplanungen bis 1948[93] gingen noch von einer gemeinsamen Zukunft Berlins mit gesamtstädtischem Anspruch aus. Sie waren jedoch weder ökonomisch zu realisieren, noch politisch gewollt, wie sich später im „Kalten Krieg“ zeigte.

Nach der Teilung der Stadt sah man sich in Ost-Berlin vor die neue Aufgabe gestellt, aus der historischen Mitte der ehemaligen Gesamtstadt, die nun in eine periphere Lage zum restlichen Stadtgebiet der DDR geraten war, wieder ein Zentrum zu schaffen, und zwar mit Blick auf die neue Funktion als Hauptstadt.[94] Dementsprechend kündigte sich spätestens mit dem 3. Parteitag der SED ein Kurswechsel in der Aufbaupolitik an.[95] Anfang der fünfziger Jahre wurden erste Pläne entwickelt, in denen statt einem Wiederaufbau, der Neuaufbau die Leitlinie aller Überlegungen war, in dessen Folge auch das Schloss abgerissen wurde. Es folgte die Überbauung der Historie durch eine neue programmatisch gestaltete, nicht nur antifaschistische, sondern zunehmend antikapitalistische Architektur.[96] Dabei sollte sich die östliche Stadtplanung von der westlichen bewusst unterscheiden. Der sowjetische Städtebau, fixiert in den „16 Grundsätzen des Städtebaus“[97], war dabei beispielhaft für die Architektur in der DDR. Die drei wesentlichsten Elemente in den stadtplanerischen Konzeptionen bis Ende der fünfziger Jahre waren ein Zentraler Platz, das Zentrale Gebäude und die Zentrale Achse. Doch außer einer mehr provisorischen Gestaltung des zentralen Marx-Engels-Platzes und dem 1952 begonnenen Bau der Stalinallee, blieben trotz intensiver Planungen der Architekten und den zahlreichen Beiträgen des „Ideenwettbewerbes zur sozialistischen Umgestaltung des Zentrums der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik Berlin“[98] viele Vorhaben unrealisiert. Zu den wichtigsten Architekten, die den damaligen architektonischen Ansprüchen versuchten gerecht zu werden, gehörten: Richard Paulick, Hanns Hopp, Edmund Collein, Gerhard Kosel und Hermann Henselmann. Ihre zum Teil sich ergänzenden, unterschiedlichen Entwürfe werden im folgenden Kapitel vorgestellt. Man suchte dabei auch den Kontakt zu internationalen Entwurfs- und Bautrends, wobei die Modernisierung an der ökonomischen Situation des Staates oft scheiterte.

Mit dem industrialisierten Bauen seit Mitte der fünfziger Jahre konzentrierte sich das öffentliche Interesse zunehmend auf den Wohnungsbau. Damit wurde die weitere Bearbeitung der Vorschläge zum Stadtzentrum in den Hintergrund gedrängt.[99] Auch die Bedeutung des Demonstrations- und Massenkults, die sich zu Beginn der fünfziger Jahre in Architektur und Städtebau programmatisch widerspiegelte, nahm im Zuge der schrittweisen Entstalinisierung immer mehr ab, als die Lösung akuter Verkehrs- und Strukturprobleme wichtiger wurde.[100] Die Wiederherstellung der Zentrumsfunktion gelang also vorerst nur mit einer der „Zentralen Achse“ (insgesamt: 3.600 Meter Länge) entsprechenden Erweiterung des Stadtzentrums und erst danach einer komplexen Umgestaltung der Innenstadt sowie einer umfangreichen Neustrukturierung der Flächen.

2.2.2 Visionäre Neubauprojekte und realisierte Zentrumsbebauung

Bereits Ende 1949/ Anfang 1950 gab es den Plan einer durchgehenden Ost-West-Achse mit einem Hauptstraßenzug vom Brandenburger Tor und Unter den Linden über den Alexanderplatz bis in die spätere Stalinallee, um das neue Stadtzentrum mit den anderen Stadtbereichen zu verbinden. Mit dem Ausbau dieser durchgehenden Hauptmagistrale begann man 1952 im Stadtbezirk Friedrichshain mit der Errichtung des ersten Abschnittes der „Stalinallee“ zwischen Strausberger Platz und Frankfurter Tor, dem Verlauf der ehemaligen Frankfurter Allee folgend.[101] An dieser Achse sollten bauliche Dominanten entstehen, an denen die junge DDR ihre Signale setzen wollte. Kernpunkt der Überlegungen zu einer Demonstrations- und Feststraße war der bereits an der Stelle des ehemaligen Schlosses entstandene Aufmarschplatz nach dem Vorbild des Roten Platzes in Moskau.[102] Den ersten grafischen Entwurf zu dieser Idee des „Zentralen Platzes“ lieferte damals Richard Paulick. Interessant ist, dass er in seinen frühesten Ideenskizzen, die sich noch deutlich den sowjetischen Vorgaben widersetzten und traditionelle Formen adaptierten, noch vom Erhalt des Berliner Schlosses ausging. Mit dem „Forum der Demokratie“ versuchte Paulick zwischen alter und neuer Stadt zu vermitteln und platzierte dazu ein Zentralgebäude mit Kundgebungshalle auf einem östlich vom Berliner Schloss gelegenen Aufmarschplatz gegenüber dem Roten Rathaus.[103] Doch mit dem Abriss des Schlosses wurden diese Entwürfe hinfällig. Die zukünftige Aufgabe des Zentrums bestand darin, „ein architektonisches Ensemble zu schaffen, das seine monumentale Dominante in einem Hochhaus finden sollte, das der Größe und Bedeutung des Sieges des Sozialismus in Deutschland Ausdruck verleiht.“ [Magritz (1959), S. 2]. In weiteren Entwürfen thematisierte Paulick die Idee eines zentralen Regierungsgebäudes am östlichen Rand des bereits bestehenden Aufmarschplatzes, als eine Art Kombination aus Regierungshochhaus und Volkskammersitzungssaal (siehe Bild 35).[104] Der vom Ministerrat dazu veröffentlichte „Aufbauplan für das Zentrum des neuen Berlins“[105] von 1950 (siehe Bild 36) würdigte zwar das von Paulick angedachte Regierungsgebäude, entsprach aber noch nicht vollständig den gewünschten Zielsetzungen der Regierung. Auch die in den folgenden Jahren vorgeschlagenen Entwürfe von Hans Hopp oder alternativ dazu von Edmund Collein wurden nicht umgesetzt. Hoppe wollte eine Zentrale Brücke zwischen Zentralem Gebäude und Zentralem Platz (siehe Bild 37) und später ein 25 Meter hohes Marx-Engels-Denkmal errichten, während Collein sich zwei verschiedene Varianten – einmal mit und einmal ohne Dom – zu einem zentralen Gebäude direkt auf dem Platz und vor dem Haupteingang das Marx-Engels-Denkmal vorstellte.[106]

Angesichts der gescheiterten Versuche sollte ein 1958/59 stattfindender „Ideenwettbewerb zur sozialistischen Umgestaltung des Stadtzentrums der Hauptstadt der DDR, Berlin“[107] die Neugestaltung der Ost-Berliner Mitte vorantreiben. Dies erfolgte als Reaktion und in Konkurrenz sowie bewusster Abgrenzung zum Hauptstadt-Wettbewerb in West-Berlin[108], der eine die Sektoren übergreifende Planung vornahm und in Ost-Berlin als Provokation aufgefasst wurde. In einer Einschätzung der damaligen Wettbewerbsgeschehnisse sagt Peter Müller: „Auch wenn die Baugeschichtsschreibung der DDR gern versuchte, den »Ideenwettbewerb« in den Verlauf einer vermeintlich weitsichtigen Planungspolitik einzureihen, […] war doch der bundesdeutsche »Hauptstadt-Wettbewerb« sein wahrer Katalysator.“ [Müller (2005), S. 156]. Die Vorlage dazu gab der bereits 1957 entstandene Entwurf von Gerhard Kosel zu einem monumentalen Marx-Engels-Forum als „Zentrum der internationalen Arbeiterklasse“[109]. Er zeigt in der Mitte des Forums ein Turmhochhaus von 150 Metern Höhe, von zwei Seiten umrahmt von Wasser einer verbreiterten Spree (siehe Bild 38). Auch das Denkmal Marx und Engels, die Ehrentribüne und ein Marx-Engels-Haus sind in seinem Plan integriert.[110] Vermutlich entsprachen diese Überlegungen am ehesten dem Gefühl einer sozialistischen Gesellschaftsordnung, blieben jedoch realitätsentfernt. Die Hochhausidee, die in der ersten Phase der Ost-Berliner Zentrumsplanung die Architekten noch beflügelte, sollte am „Zentralen Platz“ nie zum tragen kommen. Den Repräsentationsbauten der DDR, die nicht direkt im Zentrum Berlins lagen, wurde mit dem „Hochhaus an der Weberwiese“ ein Beispiel vorgegeben.[111] Unter den Prestigeobjekten der DDR gab das Hochhaus den frühen Zentralgebäuden die gestalterische Linie vor, während die Stalinallee das Muster für den Aufbau politisch-repräsentativer „Magistralen“ prägte.[112] Der „Zentrale Platz“ blieb bis auf einige Randbebauungen weiterhin leer.

Anfang der sechziger Jahre gab es weitere Pläne für ein zentrales Ensemble bestehend aus Platz, Regierungsgebäude und Denkmal. Statt der Realisierung eines zentralen Hochhauses wurden die dafür vorgesehenen Investitionen für den zukünftigen Ausbau und die Neugestaltung des Alexanderplatzes als Einkaufs- und Kommunikationszentrum mit einem Hotelhochhaus von 125 Metern Höhe verwendet. Damit wurde das Zentrum um den mittleren Abschnitt zwischen Marx-Engels-Platz und Alexanderplatz erweitert.[113] In der endgültigen Planung sollte ein Kernbezirk, begrenzt durch die mehrgeschossigen Wohnbauten der Rathaus- und Liebknechtstrasse, als „lebendige Zone innerstädtischer Kommunikation“[114] im Sinne der sozialistischen Volksvertretung entstehen.

Unter Ablehnung eines zentralen Regierungshochhauses entstand 1962 bis 1964 das Staatsratsgebäude, in dem auch das vom Schloss übrig gebliebene Portal integriert wurde. In den Jahren 1964 bis 1967 wurde auf dem Gelände der ehemaligen Schinkelschen Bauakademie, an der Westseite des Marx-Engels-Platzes, das Außenministerium errichtet. Der 1969 fertig gestellte Fernsehturm (nach einer Gestaltungsidee von Hermann Henselmann siehe Bild 39) ersetzte die vorangegangene Idee eines Regierungshochhauses als „Turm der Signale“[115] und entsprach am ehesten der gewünschten Höhendominante, die für die einprägsame Stadtsilhouette sorgen sollte. Eine entsprechende Umbauung des Fernsehturmes und die Ensemblegestaltung von Rathausstraße und Karl-Liebknecht-Straße mit Wohnbauten, Einkaufsstätten und Freizeitanlagen folgten in den Jahren 1969 bis 1972.

Der bis in die siebziger Jahre hinein unbebaut gebliebene Marx-Engels-Platz sollte erst mit dem Ende der Ära Ulbricht und der neuen Regierung von Erich Honecker eine weitere Ausgestaltung bekommen. Das auf dem 8. Parteitag der SED bereits als Kongresshalle geplante zentrale Gebäude, mit Sitzungssaal für die Volkskammer, wurde später als „Palast der Republik“ realisiert.[116] „Mit der endgültigen auf den Palast bezogenen Gestaltung des Marx-Engels-Platzes und des unmittelbar jenseits der Spree anschließenden Parkes als Teil eines ‚Großen Berliner Gartens’ mit seinen Flankenbebauungen in Fortführung und Ergänzung der Rathaus- und Liebknecht-Straße findet die zentrale Achse im Stadtzentrum der Hauptstadt ihren vollständigen baulichen Abschluß.“ [Graffunder/ Beerbaum (1977), S. 15]. Die Errichtung des Palastes der Republik galt als gesellschaftspolitischer und gestalterischer Höhepunkt, sowohl für das Stadtzentrum als auch für die seit der Gründung der DDR mit neuen Funktionen entwickelte „Zentrale Achse“ zwischen Brandenburger Tor und Karl-Marx-Allee. Die Gestaltung des „Zentralen Platzes“ wurde jedoch in den folgenden 10 Jahren nicht fortgeführt. Auf der Erste-Mai-Demonstration 1976, wenige Tage nach der Eröffnung des Palastes, ergriffen hochrangige Tribünengäste vor dem Lärm und den Auspuffabgasen der Panzer die Flucht. Nach diesem Malheur entschied man sich, weitere Demonstrationen und Paraden zukünftig auf dem neuen Abschnitt der Karl-Marx-Allee abzuhalten.[117] So „verödete“ der Marx-Engels-Platz zunehmend zum öffentlich genutzten Parkplatz. Aus diesem Grund wurde 1986 das schon lange Zeit zuvor thematisierte Marx-Engels-Denkmal, das ursprünglich im Dialog mit dem Palast etwa an der Stelle des ehemaligen Nationaldenkmals stehen sollte, östlich der Spree gebaut, auf die „stille“ Seite vom Palast der Republik.[118]

2.3 Der Palast der Republik

2.3.1 Antithese zum Bonner Bundestag und pragmatische Notwendigkeit

Nachdem Erich Honecker 1971 die Nachfolge von Walter Ulbricht antrat, begann eine Zeit, die stärker von „Pragmatismus“ und „realpolitisch-materialistischen Denken“ geprägt war, was sich bald zu einem „engen Ökonomismus“ verhärtete.[119] Nur einer auch durch außenpolitische Erfolge gestärkten Euphorie in der DDR ist es, nach der Ansicht von Ulrich Hartung, zu verdanken, dass man mit einer „weltmännischen Souveränität“ vorging, „die der Palast der Republik zu seinen besten Zeiten ausstrahlte“.[120]

Mit dem Auftrag für ein modernes Mehrzweckgebäude für Volkskammertagungen und Kongresse, für Kultur-, Freizeit- und sogar Sportveranstaltungen sowie kleine und größere Festivitäten verschiedener Art wurde gleichzeitig auch ein außenpolitischer Anspruch verfolgt. Der Palast der Republik sollte als „attraktives Gegengewicht“[121], beziehungsweise in Konkurrenz zum synchron in West-Berlin errichteten Internationalen Congress Centrum (ICC) (siehe Bild 40) entstehen. Die Aufmerksamkeit sollte sich damit auf Ost-Berlin als ebenbürtigen Ort für internationale Veranstaltungen konzentrieren.[122] Aber im „architektonischen Dialog“[123] zwischen beiden deutschen Staaten, der sich aufgrund verordneter Kontaktsperren in jener Zeit nur vermuten lässt, spielt vor allem der politisch gerichtete Hintergrund eine wichtige Rolle. Bereits in der Gründungsphase beider Republiken gab es in Ost und West parallele „Bemühungen um die Formulierung einer neuen politisch-institutionellen Architektur“[124]. Das von Hans Schwippert 1949 geschaffene Bundeshaus in Bonn war der erste Staatsbau der Bundesrepublik, der von Seiten der DDR-Regierung als „demonstratives Bekenntnis zum Westen“ verstanden wurde und nicht zuletzt auch ausschlaggebend dafür war, dass die DDR von 1950 an ein gänzlich konträres Bauprogramm im Sinne der stalinistischen Sowjetunion verordnete.[125] Trotzdem fehlte der „sozialistischen Mitte Berlins“ lange Zeit der Hauptakzent eines Regierungs- und Parlamentsgebäudes. „Im nachhinein überrascht es kaum, daß in der DDR praktische Schritte zur Realisierung einer eigenen Staatsarchitektur vor dem Mauerbau von 1961 nicht getan worden sind. Erst nach der offiziellen Verabschiedung gesamtdeutscher Zukunftserwartungen konnte die bauliche Repräsentanz des sozialistischen Staates wirklich zum Thema werden, wobei sich jetzt, nach der klaren Separation vom Westen und der Beseitigung peinlicher Verwechslungsverfahren, auch für die Staatsarchitektur der DDR ein Freiraum zur selbstständigen Aneignung moderner Traditionslinien ergab.“ [Tönnesmann (1995), S. 130]. Eigene Akzente zeigten sich erstmals beim Bau des Staatsratsgebäudes, das bereits den Anspruch der DDR auf eine dauerhafte staatliche Eigenexistenz bewies, symbolisch unterstützt durch das ehemalige Portal des Berliner Schlosses. Diese „architektonische Collage“ unter Einbezug historischer Bausubstanz war zudem die Antwort auf den kurz zuvor in West-Berlin begonnenen Ausbau der Reichstagsruine.[126] In Ideenkonkurrenz zum 1973 stattfindenden Wettbewerb zur Umgestaltung des Parlamentsgebäudes in Bonn, begann Heinz Graffunder mit den Planungen zum Palast. Insofern verstand die politische Führung den Palast der Republik aber nicht nur inhaltlich und funktional als Antithese zum Bonner Bundestag, sondern stellte sich auch bewusst gegen die Traditionen des Parlamentbaus.[127]

[...]


[1] Schwenk, H./ Mende, H.-J. (Hrsg.)/ Wernicke, K. (Hrsg.): Lexikon der Berliner Stadtentwicklung, Berlin 2002, S. 312 f. ; Hinweis zur Zitierweise: Bei erstmaliger Nennung erfolgt der ausführliche Literaturnachweis, bei nochmaliger Nennung lediglich der Kurztitel.

[2] Meuser, P.: Schloßplatz 1 : vom Staatsratsgebäude zum Bundeskanzleramt, Berlin 1999, S. 59.

[3] Swoboda, H. (Hrsg.): Der Schlossplatz in Berlin : Bilanz einer Debatte, Berlin 2002, dort zit. Flierl, B.,S. 31.

[4] Stimman, H.: Kritische Rekonstruktion und eine steinerne Architektur für die Friedrichstadt, in: Neue Berlinische Architektur – eine Debatte / hrsg. von Annegret Burg, Berlin 1994, S. 117.

[5] Rollka, B. (Hrsg.)/ Wille, K.-D.: Das Berliner Stadtschloss: Geschichte und Zerstörung, Berlin 1987, S. 10.

[6] Die beiden kaufmännischen Niederlassungen Berlin und Cölln werden erst in der Regierungszeit der askanischen Markgrafen Johann I. (1220 - 1266) und Otto III. (1220 - 1267) erstmals erwähnt: Cölln 1237 und Berlin 1244.

[7] Ribbe, W. (Hrsg.): Schloß und Schloßbezirk in der Mitte Berlins: das Zentrum der Stadt als politischer und gesellschaftlicher Ort, Publikationen der Historischen Kommission zu Berlin, Berlin 2005, dort zit. Schich, W., S. 25 ff.; vgl.: Müller-Mertens, E.: Die Entstehung Berlins : Die mittelalterliche Stadt, in: Geschichte Berlins von den Anfängen bis 1945, Berlin 1987, S. 49-154.

[8] Das „Hohe Haus“ wurde um 1300 in der Klosterstrasse 76 unter Markgraf Woldemar (1312-1356) erbaut; 1261 erstmalig urkundlich erwähnt unter dem Namen „aula berolinensis“. Ribbe (2005), S. 27; siehe auch: Ribbe, W./ Schmädeke, J.: Kleine Berlin-Geschichte, Berlin 1988, S. 28; und
Maether, B.: Die Vernichtung des Berliner Stadtschlosses, Berlin 2000, S. 9.

[9] Ribbe (2005), S. 30; Maether (2000), S.9; Rollka/ Wille (1987), S. 11.

[10] Rollka/ Wille (1987), S. 12; Der aufgrund seiner patinabesetzten Kupferhaube „Grüner Hut“ genannte Eckturm war als Befestigungsturm der Cöllner Stadtmauer in die Schlossanlage integriert und existierte noch bis zur Sprengung 1950. Ribbe (2005), S. 34.

[11] Der „Berliner Unwille“ (1447/48) bezeichnet eine bekannt gewordene Aktion der Berliner Bürger im Widerstand gegen den Kurfürsten, der versuchte sich den bürgerlichen Besitz anzueignen. Aus Angst um den Verlust seiner Selbstständigkeit stürmte das Volk das noch als Residenz genutzte „Hohe Haus“ und setzte durch Öffnung der Spreeschleusentore den Bauplatz unter Wasser. Ribbe (2005),
S. 30; siehe auch: Ribbe/ Schmädeke (1988), S. 48 und Rollka/ Wille (1987), S. 12.

[12] Ebd.

[13] Ribbe (2005), S. 41; Rollka/ Wille (1987), S. 12; Ribbe/ Schmädeke (1988), S. 50.

[14] Zu einer ausführlichen Betrachtung empfiehlt sich an dieser Stelle die Beschreibung des Schlosses von Richard Borrmann, in: Die Bau- und Kunstdenkmäler von Berlin (unveränderter Nachdruck der Originalausgabe 1893), Berlin 1982. Es handelt sich dabei um eine Anlage, deren Auftraggeber sich bei der Errichtung sehr stark am sächsischen Schloßbau der Wettiner (hier vor allem die unter Ernestinischer Herrschaft errichtete Albrechtsburg zu Meißen, das Torgauer und das Wittenberger Schloß) und andererseits an der durch Erzbischof Albrecht von Halle errichteten Hallenser Residenz orientierten; vgl. Hoppe, S.: Die funktionale und räumliche Struktur des frühen Schlossbaus in Mitteldeutschland: untersucht an Beispielen landesherrlicher Bauten der Zeit zwischen 1470 und 1570, Köln 1996.

[15] Geyer, A.: Geschichte des Schlosses zu Berlin, Bd. 1 : Die kurfürstliche Zeit bis zum Jahre 1698, Berlin 1936, S. 27.

[16] Maether (2000), S. 11.

[17] Ribbe (2005), S. 42 f., 51; vgl.: Maether (2000), S. 11 f.

[18] Ribbe (2005), S. 45.

[19] Ebd., S. 51 f.

[20] Ribbe/ Schmädeke (1988), S. 60.

[21] Rollka/ Wille (1987), S. 16 ff.

[22] Ribbe/ Schmädeke (1988), S. 68.

[23] Ribbe (2005), S. 62-66; vgl.: Ladendorf, H.: Andreas Schlüter : Baumeister und Bildhauer des preußischen Barock, Leipzig 1997; siehe auch: Hinterkeuser, G.: Das Berliner Schloss : der Umbau durch Andreas Schlüter , Berlin 2003.

[24] Maether (2000), S. 13.

[25] Vgl.: Holland, A.: Johann Friedrich Eosander genannt von Göthe (1669 - 1728) : Anmerkungen zu Karriere und Werk des Architekten, Ingenieurs und Hofmannes am Hof Friedrichs I. in Preußen, Weimar 2002.

[26] Ribbe (2005), S. 71-74; Maether (2000), S. 13.

[27] Ribbe/ Schmädeke (1988), S. 72 f.; vgl.: Ribbe (2005), S. 81-83.

[28] Ribbe (2005), S. 91; Ribbe/ Schmädeke (1988), S. 78; vgl.: Kadatz, H.-J.: Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff : Baumeister Friedrichs des Großen, Leipzig 1998.

[29] Maether (2000), S. 16.

[30] Ribbe (2005), S. 19; Ribbe/ Schmädeke (1988), S. 80 f.; siehe auch: Dolgner, D.: Die Architektur des Klassizismus in Deutschland, Dresden 1971.

[31] Zum genauen Ausbau der Räumlichkeiten siehe u.a. Maether (2000), S. 17.

[32] Maether (2000), S. 18; vgl.: Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald: Karl Friedrich Schinkel – zwischen Klassizismus und Romantik (Greifswalder Romantik-Konferenz. 3 ; 1981), Greifswald 1982.

[33] Ribbe (2005), S. 71-74; Maether (2000), S. 18.

[34] Rollka/ Wille (1987), S. 24.

[35] Maether (2000), S. 19, enthält zur Umgestaltung auch eine ausführliche Beschreibung.

[36] Maether (2000), S. 20; vgl.: Kolb, E.: Die Weimarer Republik, München 2002.

[37] Maether (2000), S. 20 f.

[38] Petras, R.: Das Schloß in Berlin : von der Revolution 1918 bis zur Vernichtung 1950, Berlin, München 1992, S. 33 f.

[39] Ebd., S. 35.

[40] Ebd., S. 36.

[41] Ebd., S. 36 f.

[42] Maether (2000), S. 23.

[43] Petras (1992), S. 37.

[44] Zum Schlossmuseum: ebd, S. 38 ff.

[45] Ebd., S.38.

[46] Vgl.: Geyer, A.: Die historischen Wohnräume im Berliner Schloss, Berlin 1929; Albert Geyer war Oberhofbaurat und von 1909 bis 1921 Leiter der Schlossbaukommission; veranlasste 1924 die Wiederherstellung der kaiserlichen historischen Wohnräume.

[47] Petras (1992), S. 72 f.

[48] Maether (2000), S. 23.

[49] Petras (1992), S. 73.

[50] Ebd., S. 73.

[51] Maether (2000), S. 23.

[52] Petras (1992), S. 74 ff.

[53] Ebd., S. 78.

[54] Ebd., S. 82.

[55] Vgl.: Maether, B.: Brandenburgs Schlösser und Herrenhäuser : 1945 - 1952, in: Brandenburgische historische Hefte / hrsg. von Brandenburgische Zentrale für Politische Bildung Potsdam, 12/1999.

[56] Petras (1992), S. 83.

[57] Vgl.: Pfankuch, W. (Hrsg.): Hans Scharoun, Bauten, Entwürfe, Texte, Schriftenreihe der Akademie der Künste, Bd. 10, Berlin 1993.

[58] Landesarchiv Berlin, C Rep. 100, Nr. 760, Bl. 59.

[59] LAB, C Rep. 100, Nr. 760, Bl. 69.

[60] Petras (1992), S. 98; Pfankuch (1993), S. 151 ff.

[61] Ebd., S. 107.

[62] Maether (2000), S. 36.

[63] Petras (1992), S. 108.

[64] Ebd., S. 109.

[65] Ebd., S. 109 f. ; Maether (2000), S. 54.

[66] Petras (1992), S. 109.

[67] Ebd., S. 110.

[68] Ebd., S. 110.

[69] Kurt Liebknecht (1905-1994), Neffe von Karl Liebknecht, war seit 1949 Direktor des Instituts für Städtebau und Hochbau im Ministerium für Aufbau.

[70] Petras (1992), S. 111.

[71] Ebd., S. 111 f.

[72] Ebd., S. 112.

[73] Ebd., S. 114.

[74] Ebd.

[75] FIAPP: Fédération Internationale des Anciens Prisonniers Politiques du Fascisme.

[76] Maether (2000), S. 58 f.

[77] Belegquellen finden sich u.a. im Landesdenkmalamt Berlin, dem Landesarchiv Berlin, dem Bundesarchiv und der Deutschen Bauakademie.

[78] Petras (1992), S. 116; Eine zeitgeschichtliche Dokumentation und ausführliche Wiedergabe der Ereignisse um das Schloss, enthält das Manuskript von Kurt Reutti: Das Berliner Schloß, 1952 veröffentlicht unter dem Pseudonym Karl Rodemann.

[79] Petras (1992), S. 116.

[80] Maether (2000), S. 67.

[81] Zit. aus: Strauß, G.: Denkmalpflege an der Schlossruine in Berlin, in: Planen und Bauen, Bd. 4 (1950), Nr. 12, S. 384.

[82] Boddien, W. v. (Hrsg.)/ Engel, H. (Hrsg.): Die Berliner Schlossdebatte – Pro und Contra, Berlin 2000, S. 47; vgl.: Abschnitt 2.1.1.

[83] Boddien/ Engel (2000), S. 47 f.

[84] Petras (1992), S. 118.

[85] Arnold Munter war von 1948 bis 1951 Stadtrat für Bau- und Wohnungswirtschaft im Stadtbezirk Mitte. Sein Ressort musste die Genehmigung für die Sprengung des Stadtschlosses erteilen und am Tag der Sprengung den Bereich vom Alexanderplatz bis zum Brandenburger Tor räumen zu lassen.

[86] Petras (1992), S. 120 ff.

[87] Zu Dokumenten (Plädoyers von Hamann und Stroux für den Erhalt des Schlosses) und Pressestimmen vgl.: Rollka/ Wille (1987), S. 91.

[88] Ebd., S. 131 f.

[89] Vgl.: Gall, E.: Das Schicksal des Berliner Stadtschlosses, in: Kunstchronik, 3/1950, S. 205 ff.

[90] Maether (2000), S. 116.

[91] Boddien/ Engel (2000), S. 47 f.; Die Schlossüberreste wurden auf zwei Trümmerberge gebracht, einer davon liegt östlich des Tierparks Friedrichsfelde und der andere im Berliner Staatsforst, südlich des Müggelsees. Eine dritte Deponie von Schlossüberresten befindet sich auf dem Flakbunkerberg im Friedrichshain.

[92] Arnold, D./ Arnold, I.: Schloßfreiheit : vor den Toren des Stadtschlosses, Berlin-Brandenburg 1998, S. 104 f.

[93] Vgl. Abschnitt 2.1.3, 2.1.4.

[94] Engel, H. (Hrsg.)/ Ribbe, W.(Hrsg.): Hauptstadt Berlin – wohin mit der Mitte? : historische, städtebauliche und architektonische Wurzeln des Stadtzentrums (Publikationen der Historischen Kommission zu Berlin), Berlin 1993, dort zit. Flierl, B.: Rund um Marx und Engels : Berlins „sozialistische“ Mitte, S. 125.

[95] Vgl.: Abschnitt 2.1.4; Ende August 1950 wurden die Grundzüge für den „Wiederaufbau und die Neugestaltung des historischen Zentrums von Berlin“ beschlossen und daraufhin der „Aufbauplan für das neue Zentrum von Berlin“ zum ersten Mal veröffentlicht.

[96] Vgl.: Butter, A.: Neues Leben, neues Bauen : die Moderne in der Architektur der SBZ/DDR 1945 – 1951, Berlin 2006.

[97] Vgl.: Schätzke, A.: Zwischen Bauhaus und Stalinallee : Architekturdiskussion im östlichen Deutschland 1945 – 1955, Braunschweig, Wiesbaden 1991, S. 40, 45-46.

[98] Topfstedt, T.: Städtebau in der DDR 1955 – 1971, Leipzig 1988, S. 68 ff.

[99] Magritz, K.: Die sozialistische Umgestaltung des Zentrums von Berlin, in: Deutsche Architektur, 1/1959, S. 1 ff.

[100] Müller, P.: Symbolsuche : die Ost-Berliner Zentrumsplanung zwischen Repräsentation und Agitation, Berlin 2005, S. 23.

[101] Topfstedt (1988), S. 68 ff.

[102] Ribbe (2005), dort zit. Demps, L.: Schloß versus sozialitische Stadtmitte,
S. 164.

[103] Müller (2005), S. 31, 40.

[104] Engel/ Ribbe (1993), dort zit. Flierl, B., S. 125 ff.

[105] Ebd.

[106] Ebd.

[107] Topfstedt (1988), S. 68 ff.

[108] Müller (2005), S. 157; Im Jahr 1957 schrieb der Bundestag zusammen mit dem Westberliner Senat den Wettbewerb „Hauptstadt Berlin“ aus, der den westlichen Anspruch auf Gesamtberlin unterstreichen sollte und sich auch auf das Ost-Berliner Stadtzentrum bezog.

[109] Engel/ Ribbe (1993), dort zit. Flierl, B., S. 130.

[110] Ebd.

[111] Müller (2005), S. 46; Das Hochhaus an der Weberwiese wurde 1951/52 nach Plänen des Kollektiv H. Henselmann als Auftakt des Nationalen Aufbauprogramms errichtet.

[112] Vgl.: Müller (2005), S. 46.

[113] Flierl, B.: Vom Münzturm zum Fernsehturm : Höhendominanten in der Stadtplanung von Berlin, in: Studien zur Berliner Kunstgeschichte, Leipzig 1986, S. 37.

[114] Topfstedt (1988), S. 68 ff.

[115] Ebd.

[116] Flierl (1986), S. 39.

[117] Beutelschmidt, T. (Hrsg.)/ Novak, J. M. (Hrsg.): Ein Palast und seine Republik : Ort – Architektur – Programm, Berlin 2001, dort zit. Flierl, B.: Planungen und Bau des Palastes, S. 71.

[118] Engel/ Ribbe (1993), dort zit. Flierl, B., S. 135 ff.

[119] Hartung, U.: Zwischen Bauhaus und Barock : Zur Ästhetik des Palastes der Republik, in: kunsttexte.de, Sektion Denkmalpflege, 1/2001.

[120] Hartung (2001).

[121] Heidler, K. (Hrsg.): Von Erichs Lampenladen zur Asbestruine : alles über den Palast der Republik, Berlin 1998, dort zit. Flierl, B.: Hintergründe des Palastbaus, S. 21
(original zit. nach Flierl, Bruno: Inszenierungen im öffentlichen Raum : Palast der Republik als Haus des Volkes, in: Kunstdokumentation / hrsg. von Feist, G., Köln 1996).

[122] Beutelschmidt/ Novak (2001), dort zit. Flierl, B., S. 63 ff.

[123] Tönnesmann, A.: Politische Architektur, in: Denkmalpflege nach dem Mauerfall : Eine Zwischenbilanz (Beiträge zur Denkmalpflege) / hrsg. von Landesdenkmalamt Berlin, 10/1997, S. 129.

[124] Ebd.

[125] Ebd.

[126] Ebd., S. 129 ff.

[127] Ebd.

Fin de l'extrait de 150 pages

Résumé des informations

Titre
"Bau ab, bau ab!" – wie ein Zeugnis sozialistischer Baukultur verschwindet
Sous-titre
Eine kunsthistorische Betrachtung zu dem Rückbau des Palastes der Republik und dem damit verbundenen Funktions- und Bedeutungswandel der Stadtmitte Berlins
Université
Ernst Moritz Arndt University of Greifswald  (Caspar-David-Friedrich-Institut)
Note
1,3
Auteur
Année
2007
Pages
150
N° de catalogue
V82161
ISBN (ebook)
9783638834216
ISBN (Livre)
9783638835503
Taille d'un fichier
4796 KB
Langue
allemand
Mots clés
Palast der Republik, Rückbau, Kunstgeschichte, Sozialistische Baukultur, Berlin, Schlossplatz, Berliner Stadtschloss
Citation du texte
Tabea Müller (Auteur), 2007, "Bau ab, bau ab!" – wie ein Zeugnis sozialistischer Baukultur verschwindet, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82161

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