Das Leapfrogging-Modell. Wachstum, technischer Fortschritt und Außenhandel


Trabajo de Seminario, 2005

17 Páginas, Calificación: 2,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Leapfrogging-Modell
2.1 Die Idee
2.2 Das grundlegende Modell
2.3 Die Spezialisierungsmuster
2.4 Der Leapfrogging-Mechanismus

3. Zwei Aspekte
3.1 Das „Leapfrogging“ der Industrieökonomik
3.2 Leapfrogging von Nationen - Empirische Evidenz?

4. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Erklärung und Beschreibung langfristiger wirtschaftlicher Entwicklungen ist schon seit dem 18. Jahrhundert Versuch vieler moderner Wirtschaftswissenschaftler gewesen. Ein wesentlicher Aspekt dabei war und ist die Frage nach den Ursachen für die unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung von Ländern. Während einige Erklärungsmodelle1 ein Auseinanderdriften der Wohlstandsniveaus von Volkswirtschaften voraussagen, sind die ärmeren Länder nach Meinung anderer Autoren2 dabei zu den reicheren Ländern aufzuschließen. Vergleicht man die langfristige Entwicklung des realen Pro-Kopf-Bruttoinlandproduktes der Länder dieser Welt, so lassen sich Beweise für beide Meinungen finden. Divergente Entwicklung ist beispielsweise zwischen den USA und den afrikanischen Entwicklungsländern zu beobachten3. Das spektakuläre Wachstum der ostasiatischen „Tiger-Staaten“ Hongkong, Singapur, Südkorea und Taiwan liefert dagegen Beispiele für eine Konvergenz der Volkswirtschaften: Das reale Pro-Kopf-Einkommen wuchs zwischen 1966 und 1990 in jedem dieser Länder um mehr als sieben Prozent pro Jahr, während in der führenden Nation, der USA, die Wachstumsrate nur Werte von ca. zwei Prozent annahm. Neben den Diskussionen über Divergenz bzw. Konvergenz der Wachstumsentwicklung von Staaten, zeigt die Geschichte4 mehrfach Fälle, wo die weltweit führende Industrienation erst von einem anderen Land ein- und anschließend überholt wurde. So löste die Niederlande im 17. Jahrhundert Italien als europäische Führungsmacht ab, England überholte die Niederlande im Zuge der Industriellen Revolution Mitte des 18. Jahrhunderts, um dann die Weltführung im 20. Jahrhundert an die Vereinigten Staaten abzugeben. Neben politisch und militärisch bedingten Machtwechseln, hat sich gezeigt, dass auch technologische Veränderungen für den Wechsel der Führungsposition eine wichtige Rolle gespielt haben. Im Folgenden soll ein Modell von Brezis/Krugman/Tsiddon (1993) beschrieben werden, das veranschaulicht wie technologische „Durchbrüche“ zu einem Wechsel in der Führungsposition führen können.5

2. Das Leapfrogging-Modell

2.1 Die Idee

Die grundlegende Idee des Modells von Brezis/Krugman/Tsiddon (1993) besteht darin, dass eine neue Basistechnologie, auf Grund fehlender Erfahrungen und anfallender Umstellungskosten den Unternehmen eines Landes mit extensiver Erfahrung im Umgang mit der bisherigen Technologie, anfänglich inferior erscheint, so dass ein Wechsel unterbleibt. Auf Grund der geringeren Löhne und weniger Erfahrung in der „alten“ Technologie werden die wirtschaftlich schwächeren Ländern die neue Technologie adaptieren, eröffnet diese ihnen doch neue Chancen auf dem Markt. Ist mit der neuen Technologie dann eine effizientere Produktion möglich, werden die Folger den Führenden erst ein- und dann überholen.

Eine Besonderheit des Modells ist die Klassifikation des technischen Fortschritts nach seiner Intensität. Brezis/Krugman/Tsiddon (1993) unterscheiden hierbei zwischen inkrementalen und radikalen Innovationen. Durch die inkrementalen, „normalen“ Innovationen, die aus learning-by-doing-Prozessen entstehen, erfährt die Produktionstechnologie Verbesserungen, welche die Arbeitsproduktivität kontinuierlich steigert. Im Gegensatz dazu - das Kernelement des Modells - die radikale Innovation, ein technologischer Durchbruch, der das gesamte Vorwissen entwertet und von Ländern einen Neuanfang fordert.

Die zweite Besonderheit ist die Spezifizierung der Lerneffekte: Aus Sicht der einzelnen Unternehmen sollen die Lerneffekte extern sein, so dass diese intern mit konstanten Skalenerträgen kalkulieren. Mit der Begründung, dass persönlicher Kontakt bei der Diffusion von Wissen eine maßgebliche Rolle spielt, sollen Lerneffekte zudem länderspezifisch sein. Technisches Wissen ist demzufolge im Inland durch Nicht- Rivalität und Nicht-Ausschließbarkeit gekennzeichnet, nach außen und von außen soll es jedoch nicht ex- bzw. importiert werden können. Inländische Arbeitsproduktivität soll nur vom kumulierten inländischen Output abhängen, nicht vom ausländischen. Dass die geografische Konzentration von Wissen wohl eher regionaler, als nationaler Natur ist, wird vernachlässig, da hier die Homogenität der Länder in sich vom Modell gefordert wird.

2.2 Das grundlegende Modell

Brezis/Krugman/Tsiddon (1993) unterstellen eine Welt mit zwei Ländern (USA und Großbritannien), zwei Gütern (Nahrungsmittel F und verarbeitete Güter M) und einem Produktionsfaktor (Arbeit L). Beide Länder haben die gleiche Zahl an Arbeitskräften L, welche alle im Produktionsprozess beschäftigt sind. Weiterhin wird angenommen, dass beide Länder im Nahrungsmittelsektor die gleiche Produktionstechnologie einsetzen und Nahrungsmittel mit der gleichen Arbeitsproduktivität A produzieren. Zur Vereinfachung wird die Arbeitsproduktivität im Nahrungsmittelsektor auf eins gesetzt. Mit QF (QF*) als der britischen (US-amerikanischen) Nahrungsmittelproduktion und LF (LF*) für die dazu in den beiden Ländern eingesetzten Mengen an Arbeitskräften folgt:

(1) QF = LF

(2) QF*= LF*.

Während im Nahrungsmittelsektor ohne Produktivitätsfortschritt produziert wird, soll die Arbeitsproduktivität im Industriesektor mit steigender Erfahrung in der eingesetzten Produktionstechnologie zunehmen (A’>0). Auf Grund der großen Lerneffekte zu Beginn der Anwendung einer Technologie unterstellen die Autoren hierbei ein anfänglich starkes Ansteigen der Arbeitsproduktivität und abnehmende Zuwächse mit zunehmender Reife der Technologie (A“<0). Die Erfahrung eines Landes im Umgang mit einer Technologie wird im Modell durch die mit der Technologie bisher produzierten Ausbringungsmengen über alle inländischen Unternehmen des Industriesektors operationalisiert. An dieser Stelle ist hervorzuheben, dass es sich hier um externe Skalenerträge handelt, also die gesamtwirtschaftliche Produktionsfunktion steigende Skalenerträge aufweist, die einzelnen Unternehmen des Industriesektors Produktionsentscheidungen jedoch auf Basis konstanter interner Skalenerträge treffen. Neben dem auf Lerneffekten basierenden inkrementellen technischen Fortschritt in einer Technologie, erlauben die Autoren im Industriesektor auch Basisinnovationen.

Diese Basisinnovationen definieren Brezis/Krugman/Tsiddon (1993, S. 1212) als radikale technologische „Durchbrüche“, für deren Anwendung die bisher in der alten Technologie gesammelten Erfahrungen wertlos sind und von Ländern einen vollständigen Neuanfang fordern. Zur Produktion der verarbeiteten Güter können die Länder demzufolge in ihren Industriesektoren unterschiedliche Technologie- generationen i einsetzen. Vorausgesetzt der gleiche Grad an Erfahrung liegt vor, so ist die neue Technologiegeneration i+1 der alten Technologie i bezüglich der Arbeitsproduktivität in jedem Zeitpunkt überlegen. Vereinfachenderweise sollen die mit den unterschiedlichen Technologiegenerationen hergestellten Güter einander perfekte Substitute sein.

Auf den obigen Annahmen basierend, sei Großbritanniens Industrieproduktion zum Zeitpunkt T durch folgende gesamtwirtschaftliche Produktionsfunktion Qi charakterisiert:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten6

Hierbei zeigt Index i die verwendete Technologiegeneration an, Li die britische Beschäftigung im Industriesektor und hinter dem Ausdruck Ai(Ki(T)) stehen die produktivitätssteigernden, erfahrungsabhängigen Lerneffekte. Da für die USA dieselben Annahmen gelten, ergibt sich hier analog:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

mit

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Neben den gesamtwirtschaftlichen Produktionsfunktionen für Nahrungsmittel und verarbeitete Güter, bleibt als letztes wichtiges Element des grundlegenden Modells noch die Spezifizierung der Güternachfrage. Diese sei, für beide Länder identisch, eine CobbDouglas-Funktion der Form:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

wobei DM und DF den Konsum von verarbeiteten Gütern bzw. Nahrungsmitteln darstellen. Durch die Cobb-Douglas-Form der Nachfragefunktion mit ihren Parametern µ bzw. (1-µ) ist während des gesamten Modells, die Aufteilung des Welteinkommens auf die Nachfrage von verarbeiteten Gütern bzw. Nahrungsmitteln festgelegt. Für den Parameter µ soll zusätzlich gelten: µ>0,5.

2.3 Die Spezialisierungsmuster

Sich auf die Leitidee Ricardos stützend, unterstellen Brezis/Krugman/Tsiddon (1993), dass Großbritannien und die USA ihre Güter untereinander handeln. David Ricardo hat an einem Beispiel mit England und Portugal und den beiden Gütern Wein und Tuch gezeigt, dass die Aufnahme von Außenhandel für alle beteiligten Länder von Vorteil ist, wenn sich jedes Land auf die Produktion jener Güter spezialisiert, bei denen es komparative Kostenvorteile besitzt und die anderen Güter durch Handel erwirbt. Übertragen auf die USA und Großbritannien und unter Berücksichtigung der Prämissen µ>0,5 und LGB=LUSA ergeben sich für das Modell zwei denkbare Spezialisierungsmuster: vollständige und partielle Spezialisierung. Bei der vollständigen Spezialisierung stellt ein Land ausschließlich verarbeitete Güter her, während das andere nur Nahrungsmittel produziert. Im Falle der partiellen Spezialisierung hat sich ein Land auf die Produktion verarbeiteter Güter spezialisiert, während das andere neben Nahrungsmitteln ebenfalls verarbeitete Güter herstellt. Da die Länder im Nahrungsmittelsektor mit der gleichen Arbeitsproduktivität und ohne Produktivitätsfortschritt produzieren, liegt die gesamte Dynamik auf der gesamtwirtschaftlichen Produktionsfunktion für verarbeitete Güter. Auf Grund dessen liegt der Fokus im Folgenden auf dem Industriesektor.

[...]


1 Vgl. bspw. Romer (1986, 1990), Krugman (1981).

2 Vgl. bspw. Barro/Sala-i-Martin (1991).

3 Vgl. Maddison (2001, S. 17).

4 Vgl. hierzu Werke der Wirtschaftshistoriker Maddison (2001, 2003) und Kennedy (1989).

5 Zur Beschreibung des Leapfrogging-Modells stützt sich dieses Kapitel zum einen auf die Ausführungen der Autoren Brezis/Krugman/Tsiddon (1993) selbst und zum anderen auf die deutschen Fassungen von Menkhoff/Michaelis (1995) und Münt (1996).

6 Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht erscheint das Spektrum der Zwischenprodukte als stetiges Kontinuum, so dass Integration anstelle von Summation tritt.

Final del extracto de 17 páginas

Detalles

Título
Das Leapfrogging-Modell. Wachstum, technischer Fortschritt und Außenhandel
Universidad
http://www.uni-jena.de/  (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre/Makroökonomie)
Curso
Seminar" Makroökonomische Innovationsökonomik"
Calificación
2,0
Autor
Año
2005
Páginas
17
No. de catálogo
V82166
ISBN (Ebook)
9783638890762
ISBN (Libro)
9783638890892
Tamaño de fichero
427 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Leapfrogging, Seminar, Makroökonomische, Innovationsökonomik
Citar trabajo
Jasmina Djulic (Autor), 2005, Das Leapfrogging-Modell. Wachstum, technischer Fortschritt und Außenhandel, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82166

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Título: Das Leapfrogging-Modell. Wachstum, technischer Fortschritt und Außenhandel



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