Heinrich Kaufringers Märe Die Suche nach dem glücklichen Ehepaar (von nun an als Märe Nr. 8 bezeichnet) hat einerseits eine zentrale Stellung , andererseits eine Art Sonderstellung innerhalb der Sammlung cgm 270, in der es in der Funktion eines Vermittlers die umliegenden Erzählungen kommentiert und relativiert. (vgl. Krohn 1986/1987, 271) Es existiert kein vergleichbares Märe Kaufringers, das den Widerspruch zwischen privatem Sein und öffentlichem Schein so drastisch aufzeigt.
Mit seiner fortschrittlichen und wirklichkeitsnahen Schreibweise hebt sich Kaufringer deutlich von den anderen Autoren seiner Zeit ab. Während zur damaligen Zeit die Verwendung von zahlreichen Stereotypen weit verbreitet war, geht Kaufringer mehr auf die Gefühle der Figuren ein und erreicht damit ein realistischeres Bild. Er zeigt die Frau als „doppelpolige Figur“ (Stede 1993, 72) und reformiert das für die Zeit typische, einfache und einseitige Frauenbild (listig, durchtrieben, untreu oder heilig) durch ein komplexes, das sowohl gute als auch schlechte (‚frümkait’ vs. ‚karkhait’) (Sappler 1972, v. 31, 39) Eigenschaften beinhaltet.
Die Polarität, die oft große Gegensätze im Charakter der Figuren und in den gesellschaftlichen Zuständen aufzeigt, stellte für ihn offenbar keinen Widerspruch dar. Ein weiterer Beweis dafür ist die Komposition von frommen und schwankhaften Mären. (vgl. Grubmüller 1996, 26)
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bedeutung der Stellung des Märe Nr. 8 innerhalb der Sammlung cgm 270
- Analyse der Widersprüche zwischen privatem Sein und öffentlichem Schein anhand des Aufbaus des Stückes
- Promythion
- Rahmenhandlung
- 1. Binnenhandlung
- 2. Binnenhandlung
- Epimythion
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Heinrich Kaufringers Märe „Die Suche nach dem glücklichen Ehepaar“ und fokussiert auf die Diskrepanz zwischen privatem Sein und öffentlichem Schein. Sie beleuchtet, wie Kaufringers Werk diese Thematik anhand des Aufbaus und der Figurenzeichnung veranschaulicht.
- Die Bedeutung des Märe Nr. 8 innerhalb der Sammlung cgm 270
- Analyse der Widersprüche zwischen privatem Sein und öffentlichem Schein in Bezug auf die Figuren
- Die Rolle von Stereotypen und komplexen Charakteren in Kaufringers Werk
- Der Einfluss des christlichen Weltbildes auf die Darstellung der Ehe
- Die psychologische Erzählweise und die Interaktion mit dem Leser
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die besondere Stellung des Märe Nr. 8 innerhalb der Sammlung cgm 270. Es wird darauf hingewiesen, dass dieses Märe durch seine thematische Abweichung von den anderen Erzählungen eine vermittelnde Funktion innehat und gleichzeitig durch seine zentrale Position innerhalb des Mären-Corpus eine wichtige Rolle spielt.
Das zweite Kapitel widmet sich der Analyse der Widersprüche zwischen privatem Sein und öffentlichem Schein im Märe Nr. 8. Es untersucht die Polarität der Figuren und die Konflikte, die durch die Diskrepanz zwischen dem tatsächlichen Verhalten und der gesellschaftlich erwünschten Fassade entstehen.
Schlüsselwörter
Heinrich Kaufringer, Märe Nr. 8, „Die Suche nach dem glücklichen Ehepaar“, Sammlung cgm 270, privates Sein, öffentlicher Schein, Polarität der Figuren, Ehebruch, christliches Weltbild, psychologisierende Erzählweise, vermittelnde Funktion.
- Arbeit zitieren
- Corinna Roth (Autor:in), 2004, Widerspruch zwischen privatem Sein und öffentlichem Schein in Heinrich Kaufringers "Die Suche nach dem glücklichen Ehepaar", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82220