Liquiditätsfalle und Geldpolitik in Japan

Aktuelle Fragen der Geld- und Währungspolitik


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2007

28 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Variablenverzeichnis

1. Einleitung

2. Theorie der Liquiditätsfalle
2.1. Klassische Liquiditätsfalle
2.2. Überlegungen von Krugman

3. Japans makroökonomische Entwicklung ab den Neunziger Jahren
3.1. Spekulationsblase
3.2. Bankenkrise
3.3. Geldpolitik der Bank of Japan

4. Svensson’s Weg aus der Liquiditätsfalle heraus
4.1. “foolproof way”
4.2. Kritische Betrachtung des Foolproof Way

5. Aktueller Stand in Japan

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Wachstum des GDP Japans von 1950-2000 in Prozent

Abbildung 2: Liquiditätsfalle im IS-LM Modell

Abbildung 3: Geldmengenbasis, M2+CDs, reale GDP, CPI

Abbildung 4: Tagesgeldsatz und mittel bis langfrsitige Zinssätze

Abbildung 5: Veränderung der Geldmengen

Abbildung 6: Jährliche Veränderung der Preisindizes

Abbildung 7: Quartalsweise Veränderung des realen GDP

Abbildung 8: Sainsonbereinigte Arbeitslosenrate

Abbildung 9: Monatliche Wechselkurse Yen/US$ und Yen/Euro

Abbildung 10: Indexierte Kursentwicklung des Yen von 1980 bis 2007

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Variablenverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Japan gehört zu den G8 Staaten, dem Verbund der 8 wichtigsten Industrienationen weltweit. Seine wirtschaftliche Entwicklung ist über die Grenzen des Landes hinaus sehr bedeutend [vgl. Deutsche Bundesbank 2007, S.76, S.143].

Die Geldpolitik Japans kann in drei verschiedene politische Perioden unterteilt werden. Die erste „kontrollierte Periode“ begann 1955. Der Finanzmarkt war reglementiert und wurde von der bürokratischen Führung kontrolliert [vgl. Rhodes, Yoshino 2004, S.2]. In dieser Zeit wuchs die japanische Wirtschaft kontinuierlich und gehörte zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt. Unterstützt wurde dies durch den Schutz der eigenen Wirtschaft sowie investitions- und exportfördernden Maßnahmen. Damit beeindruckte Japan die Welt und galt oft als Wirtschaftswunder. [vgl. Bigsten 2005, S. 596]

Erst externe Schocks wie die Auflösung des Systems fester Wechselkurse von Bretton Woods 1971-1973 und die zwei Ölkrisen (1973/74 und 1979/80) unterbrachen diese Entwicklung. Das rohstoffarme Japan stürzte in eine Rezession. Der daraufhin einsetzende Wandel weg von energieintensiven Industrien hin zu „wissensintensiven“ Zweigen ermöglichte die Wiederaufnahme des Wachstums. Ein weiteres bedeutendes Ereignis war 1985 das Plaza Abkommen und der damit einhergehende Einbruch der Exporte. [vgl. Bosse 1997]

Daher wandelte sich die Geldpolitik ab 1971 durch eine allmähliche Öffnung der Wirt-schaft und den Umbau des Finanzsystems in eine „finanziell liberalisierende Periode“, in der Japan zeitweise als führende Wirtschaftsnation galt [vgl. Rhodes, Yoshino 2004, S.2-3]. Deswegen konnte Japan von 1973 bis 1990 weiterhin sehr stark wachsen und lag damit immer noch über dem Durchschnittswachstum der meisten OECD Staaten [vgl. Bigsten 2005, S. 596].[1]

Durch die eingeleiteten Finanzreformen und den zunehmenden globalen Wettbewerb sank der Einfluss der BOJ auf die inländischen Banken zunehmend. Mit einer expan-siven Geldpolitik ab 1986 wurden der Aktien- und Immobilienmarkt immer weiter geför-dert, was zu einer Spekulationsblase führte. Damit beginnt ab 1990 die dritte „stag-nierende Periode“. Der Druck auf die BOJ wegen der extrem gestiegenen Aktien- und Immobilienpreise veranlasste sie den Diskontzinssatz ab Mai 1989 mehrfach anzu-heben, wodurch die Geldmengensteigerung zurück ging und damit das Platzen der Spekulationsblase einläutete. In den darauf folgenden Jahren kam es zu einer schweren Wirtschafts- und Bankenkrise, die die bis dahin von hohen Wachstumsraten getragene Volkswirtschaft schwer belastete. [vgl. Rhodes, Yoshino 2004, S.7-11]

Im Verlauf dieser Krisen kam es auch zu einer Liquiditätsfalle. Die Probleme dauern bis heute an und die Geldpolitik der BOJ steht seit dem des Öfteren in der Kritik. [vgl. Svensson 2006, S.10-11]

Im Verlauf dieser Arbeit wird zunächst auf die klassische Theorie der Liquiditätsfalle (Abschnitt 2.1.) und die Überlegungen von Krugman (Abschnitt 2.2.) eingegangen. In Kapitel 3. wird diese Arbeit detaillierter auf die makroökonomische Entwicklung Japans ab den Neunziger Jahren und hier insbesondere auf die Spekulationsblase (Abschnitt 3.1.) und die Bankenkrise (Abschnitt 3.2.) eingehen sowie die Geldpolitik der Bank Of Japan ab den Neunziger Jahren betrachten (Abschnitt 3.3.). Der Vorschlag zum Weg aus der Liquiditätsfalle von Prof. Lars E.O. Svensson wird in Kapitel 4. vorgestellt. Ab-schließend gibt es einen kurzen Überblick über die aktuelle Lage in Japan (Kapitel 5.).

2. Theorie der Liquiditätsfalle

„Eine Liquiditätsfalle tritt auf, wenn die Geldnachfrage aufgrund des Spekulations-motives unendlich zinselastisch wird.“ [Felderer, Homburg 2005, S.144]

Diese klassische Sichtweise wird im nächsten Abschnitt kurz erläutert. Darauf folgen die Überlegungen nach Krugman.

2.1. Klassische Liquiditätsfalle

John Maynard Keynes gilt als einer der bedeutendsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts. Er hat als erster die absolute untere Grenze des nominalen Zinssatzes angesprochen.

Bei einem niedrigen Nominalzins werden von den Wirtschaftssubjekten Kursverluste bei festverzinslichen Wertpapieren erwartet. Dies führt zur bevorzugten Geldhaltung. Sinkt der Nominalzins infolge von Senkungen immer weiter, bis er nicht mehr gesenkt werden kann, verstärkt sich dieser Effekt bis theoretisch jede zusätzliche Liquidität ge-halten wird. Durch diese absolute Liquiditätspräferenz wird jede Geldmenge aus dem Spekulationsmotiv nachgefragt und das reale Geldangebot spielt keine Rolle mehr. [vgl. Felderer, Homburg 2005, S.144-147]

Die Geldpolitik der Zinssatzsteuerung wird uneffektiv, da der Nominalzinssatz nicht negativ werden kann. Ist er bei Null oder nahe Null, stellen Geld und Wertpapiere für die Wirtschaftssubjekte Substitute dar und die Zinselastizität der Geldnachfrage wird unendlich elastisch. In dem von Hicks 1937 entwickelten IS-LM Modell wird dies durch den linken Teil der LM-Kurve dargestellt, der dann waagerecht ist[2]. Schneidet die IS-Kurve nun die LM-Kurve an dieser waagerechten Stelle, wird durch eine Ausweitung des Geldangebots, was die LM-Kurve im Modell nach rechts bewegt, keine Ver-änderung beim Zinssatz oder dem Output erreicht. Die beabsichtigten wirtschaftlichen Impulse bleiben aus. [vgl. Krugman 1999b]

2.2. Überlegungen von Krugman

Paul Krugman’s Veröffentlichung „Japan’s Trap“ von 1998 sorgte mit der These, dass sich Japans Volkswirtschaft in einer Liquiditätsfalle befinde, für großes Aufsehen sowohl in Japan als auch weltweit. Dabei stellt die Glaubwürdigkeit der Notenbank-politik seiner Meinung nach ein zentrales Element dar. Der Nominalzins war 1999 nahe null Prozent, die Produktionskapazitäten nicht ausgelastet, die Binnennachfrage gering und durch den hohen Yen die Exporte schwach. Ein rezessives Umfeld und Deflation waren Wirklichkeit. Die BOJ versuchte mit einer monetär expansiven Politik die Wirt-schaft anzukurbeln.[3] Doch in einer Liquiditätsfalle zeigte dies keine Wirkung mehr. Die Wirtschaftssubjekte gingen davon aus, dass die Ausweitung des Geldangebotes nur vorübergehend war und die BOJ in Wirklichkeit eine Politik der Preisstabilität verfolgt. Das eigentliche Ziel, dadurch die Nachfrage und damit die Wirtschaft zu stimulieren, zeigte nicht die gewünschte Wirkung. [vgl. Krugman 1999b]

Um in einer Liquiditätsfalle mit einem nominalen Zins nahe null Prozent die Wirtschaft anzuregen bräuchte man einen negativen Realzins. Diesen könnte man entweder durch das Absinken des Nominalzinses unter null Prozent oder durch das Brechen der Deflationserwartungen der Bevölkerung erzeugen. Da die nominalen Zinsen aber nicht negativ werden können, braucht man demzufolge Inflationserwartungen. [vgl. Krugman 1998a]

Somit schlug Krugman vor, die BOJ müsse den nachhaltigen öffentlichen Willen be-kunden, die Geldangebotsausweitung permanent durchzuführen und ein höheres Preisniveau zuzulassen. Die glaubwürdige Umsetzung dieser Geldpolitik würde die Er-wartungshaltung der Wirtschaftssubjekte ändern. Genauer gesagt gäbe es dadurch eine Inflationserwartung für die Zukunft. Damit könnte die Volkswirtschaft aus der Liquiditätsfalle entkommen und die Geldpolitik Ihre effektive Kraft zurück erlangen. [vgl. Krugman 1998a]

Hierbei sollte ein offizielles langfristiges Inflationsziel von der BOJ bekannt gegeben werden. Zudem muss die Absicht glaubhaft dargestellt werden, alles dafür zutun, dieses Ziel zu erreichen. [vgl. Krugman 1998b]

Allerdings darf hierbei die Höhe der Inflationserwartung nicht zu niedrig angesetzt werden. Sonst leidet im Endeffekt die Glaubwürdigkeit des ausgerufenen Inflationsziels und man steht wieder am Anfang. [vgl. Krugman 1999a]

Ob die strukturellen Probleme Japans für dessen Liquiditätsfalle mitverantwortlich sind, will Krugman weder dementieren noch bestätigen [vgl. Krugman 1998b]. Im nächsten Kapitel werden die wichtigsten Punkte ab den Neunziger Jahren vorgestellt.

3. Japans makroökonomische Entwicklung ab den Neunziger Jahren

Japans wirtschaftliche Entwicklung boomte bis 1989 und galt als „wirtschaftlich un-schlagbar“ [vgl. Fricke (2001), S.30]. Dann kam der Absturz mit dem Platzen der Spekulationsblase (Abschnitt 3.1.). Ab 1990 bis 2001 stagnierte die Wirtschaft zeit-weise und das GDP Japans wuchs im Schnitt nur um 1,3 Prozent[4]. Ein weiteres be-deutendes Ereignis war die Bankenkrise (Abschnitt 3.2.). Dies alles wurde begleitet und teilweise auch mitverantwortet von der Geldpolitik der Bank of Japan (Abschnitt 3.3.).

3.1. Spekulationsblase

Von 1985 bis 1990 wuchs das GDP, das japanische Bruttoinlandsprodukt, im jährlichen Durchschnitt um 4,9 Prozent. In diesen sechs Jahren spricht man von der Spekulationsblasenwirtschaft („bubble economy“). Diese war das Ergebnis ver-schiedener komplexer Wechselwirkungen der japanischen Politik, ausländischem Druck und dem Fehlverhalten der Banken. Die Kennzeichen dieser Zeit sind ein mas-siver Anstieg der Grundstücks- und Immobilienpreise, die extreme Hausse[5] des Aktien-marktes und dem starken Anstieg der Investitionen. Gefördert wurde dies von 1986-1990 durch eine lockere Geldpolitik mit niedrigen Zinsen und einem expansiven Geld-mengenwachstum. Da allein die Grundstückspreise in Japans sechs größten Städten jährlich um 20,5 Prozent stiegen, waren die jüngeren Generationen nicht mehr in der Lage, diese horrenden Immobilienpreise zu bezahlen. [vgl. Rhodes, Yoshino 2004, S.10-12]

1987 waren die Kapitalgewinne aus Wertpapier- und Immobiliengeschäften 40 Prozent höher als das GDP Japans [Bigsten 2005, S. 596-597].

Der japanische Aktienleitindex Nikkei 225 stieg im Dezember 1990 auf 38.915 Punkte. Damit hatte er sich von 1985 bis 1990 verdreifacht. Zudem gab es innerhalb kurzer Zeit fast eine Verdoppelung der Investitionsquote [vgl. Fricke (2001), S.30]. Im Jahr 1990 lagen die Investitionen der japanischen Wirtschaft mit 660 Milliarden Dollar um ein Drittel höher als die der amerikanischen Wirtschaft [vgl. Seitz 1993, S.283].

Die BOJ kam unter enormen Druck, diese Situation zu ändern. Im Mai 1989 erhöhte Sie den Diskontsatz zunächst von 2,5 auf 3,25 Prozent. Im weiteren Verlauf folgten durch den Druck der Politik und der Öffentlichkeit weitere Anhebungen bis im August 1990 ein Niveau von 6 Prozent erreicht war. Das Geldmengenwachstum (M2+CDs) verringerte sich von 11,7 Prozent im Jahr 1991 auf 0,6 Prozent im Jahr 1992. [Rhodes, Yoshino 2004, S.12]

Die international tätigen japanischen Banken kamen durch die Umsetzung der Baseler Eigenkapitalvereinbarung von 1988 unter Druck, die von Ihnen eine Eigenkapitalquote von mindestens 8 Prozent verlangte. Krediteinschränkungen für Immobiliengeschäfte und eine neue Grundsteuer im Jahr 1990 verschärften die Lage zusätzlich. Das alles trug zum Platzen der Spekulationsblase bei. Der Aktien- und Immobilienmarkt brachen 1989/90 ein. Am 18. August 1992 stand der Nikkei 225 bei 14.309 Punkten, bis er schließlich im Jahr 2003 auf unter 8.000 Punkte fiel und damit weitere 50 Prozent ver-loren hatte. [Bigsten 2005, S. 597]

Der Aktienmarkt erreichte ein 20 Jahres Tief. Der Grundstückspreisindex für die Groß-städte kollabierte ebenso und fiel bis zum Ende von 2002 auf sein Niveau von 1983 zurück. [vgl. Rhodes, Yoshino 2004, S.12]

Die fallenden Aktien- und Grundstückspreise führten zu finanziellen Problemen bei Verbrauchern, Unternehmen und Banken. Durch die zu hohen Kapazitäten der Unter-nehmen gingen die Investitionen stark zurück. [vgl. Fricke 2001, S.30]

Nach dem Platzen der Spekulationsblase beginnt ab 1990 die stagnierende Periode. Das Wirtschaftswachstum von 5,6 Prozent im Jahr 1990 fiel auf eine Durchschnittsrate von weniger als 1 Prozent in den Jahren 1992-1994. Nach einer kurzen Verbesserung mit durchschnittlich über 3 Prozent Wachstum des GDP in den Jahren 1995/96 war durch die Asienkrise und den Zusammenbruch mehrerer japanischer Banken ein er-neuter Rückgang auf fast null Prozent zu verzeichnen. [vgl. Rhodes, Yoshino 2004, S.12]

Die japanische Regierung versuchte seitdem mit einer enormen Ausgabensteigerung, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Dabei erreichte die Nettostaatsverschuldung 2005 über 150 Prozent des GDP. Die Arbeitslosenzahlen wuchsen auf für japanische Verhältnisse ungewöhnlich hohe 5 Prozent an. [vgl. Bigsten 2005, S. 597]

Der demografische Wandel wirkte sich auch erschwerend auf das Wirtschafts-wachstum aus. Japans Bevölkerung wird immer älter und durch die räumlichen Mög-lichkeiten ist eine Lösung des Problems durch Zuwanderung nur begrenzt umsetzbar. [vgl. Fricke (2001), S.30]

Die Zeit nach dem Platzen der Spekulationsblase ist für Japan eine der schwersten Krisen des Landes, welche bis zur Deflation und dem Auftreten der Liquiditätsfalle geführt hat. [vgl. Cargill 2001, S.114]

[...]


[1] Siehe Abbildung 1, S.20.

[2] Siehe Abbildung 2, S.20.

[3] Siehe Abbildung 3, S.20.

[4] Siehe Abbildung 1, S.20.

[5] Hausse wird der nachhaltige Anstieg von Wertpapierkursen über einen mittleren bis längeren Zeitraum
genannt.

Fin de l'extrait de 28 pages

Résumé des informations

Titre
Liquiditätsfalle und Geldpolitik in Japan
Sous-titre
Aktuelle Fragen der Geld- und Währungspolitik
Université
University of Dortmund
Note
1,3
Auteur
Année
2007
Pages
28
N° de catalogue
V82260
ISBN (ebook)
9783638869379
Taille d'un fichier
788 KB
Langue
allemand
Mots clés
Liquiditätsfalle, Geldpolitik, Japan
Citation du texte
André Göring (Auteur), 2007, Liquiditätsfalle und Geldpolitik in Japan, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82260

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