Bei den Parlamentswahlen im März 2006 haben die dem konservativen Präsidenten Uribe nahestehenden Parteien mit insgesamt 70 % der abgegebenen Stimmen die absolute Mehrheit der Sitze im Parlament erzielt. Damit scheint der erste Schritt für eine mögliche Wiederwahl Uribes am 28.Mai 2006 getan. Diese Parlamentswahl war, wie jede vorhergehende Wahl in Kolumbien, von Anschlägen durch Rebellen überschattet. Allerdings scheint dies in Kolumbien lange schon nicht mehr zu stören. In Kolumbien ist Gewalt zum Alltagsgeschehen geworden. Dies belegt allein schon die Statistik der letzten Jahre. Im Zeitraum 1996 bis 2002 wurden im Jahresmittel 26 097 Morde, 2704 Entführungen, 149 Massaker und 31199 Vertreibungen in Kolumbien begangen . Damit liegt Kolumbien seit Jahren über dem internationalen Durchschnitt. Ein sehr schwach ausgeprägtes staatliches Gewaltmonopol förderte diese Tendenzen durch die Etablierung von verschiedenen Gewaltakteuren und hatte zur Folge, dass sich in Kolumbien ein „permanenter Bürgerkrieg“ manifestieren konnte. Trotz zahlreicher Versuche von Friedensverhandlungen kommt das Land nicht zur Ruhe. Liegt es an den vielen Vetospielern, die zur Eskalierung des Konfliktes immer wieder beitragen? Oder müssen die verschiedenen politischen und sozioökonomischen Probleme erst gelöst werden, um dann einen Befriedungsprozess einleiten zu können? Fragen, die auch bei den diversen Friedensverhandlungen unter Betancur, Samper, Pastrana und Uribe versucht wurden zu lösen. Meiner Meinung nach dienen diese Fragen der Ursachenforschung des Konfliktes. Ein Konflikt kann allerdings erst dann beigelegt werden, wenn zudem noch der Konflikt genauer analysiert wird und einer gewissen Struktur und Kategorie zugeordnet werden kann. Erst dann können erste Maßnahmen zu seiner Befriedung ergriffen werden.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Kolumbien- Genese eines Konflikts
- 1. Geschichtlicher Überblick
- 2. Struktur eines Krieges- Kampf aller gegen alle
- a) Guerillagruppen
- b) Paramilitärische Gruppen
- c) Drogenkartelle
- III. Die „neuen Kriege“ nach Definition von Münkler
- 1. Ursachen der „neuen Kriege“
- 2. Kernpunkte der „neuen Kriege“
- a) Das Auslaufmodell und der neue Verkaufsschlager
- b) David gegen Goliath- Der asymmetrische Krieg
- c) Entstaatlichung und Privatisierung des Krieges
- d) Eine neue Kriegsökonomie
- e) Warlords und das Geschäft mit dem Krieg
- IV. Kolumbien zwischen „modernem Krieg“ und permanentem Bürgerkrieg
- 1. Ursachen des kolumbianischen Krieges
- 2. Asymmetrie im kolumbianischen Bürgerkrieg
- 3. Entstaatlichung und Privatisierung des kolumbianischen Krieges
- 4. Das Geschäft mit dem Krieg in Kolumbien
- 5. Von der Existenz von Warlords in Kolumbien
- V. Kolumbien Ein Weg in den Frieden
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Aufsatz untersucht, inwiefern der kolumbianische Konflikt den Kriterien der "neuen Kriege" nach Manfred Münkler entspricht. Dazu wird zunächst der historische Hintergrund des Bürgerkriegs in Kolumbien beleuchtet, wobei die wichtigsten Akteure und Konfliktlinien vorgestellt werden. Anschließend werden die Definition und Kernthese der "neuen Kriege" von Münkler dargestellt und auf ihre Anwendbarkeit auf den kolumbianischen Fall geprüft.
- Die Genese des kolumbianischen Konflikts
- Die Charakteristik der "neuen Kriege" nach Münkler
- Die Anwendbarkeit der "neuen Kriege"-Theorie auf den kolumbianischen Kontext
- Die Ursachen des Bürgerkriegs und die Rolle verschiedener Akteure
- Die Frage nach einer möglichen Lösung des Konflikts und dem Weg zum Frieden
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik des kolumbianischen Bürgerkriegs vor und beleuchtet die Frage, ob dieser als "neuer Krieg" klassifiziert werden kann. Das zweite Kapitel bietet einen geschichtlichen Überblick über den Konflikt, wobei die zentralen Akteure wie Guerillagruppen, Paramilitärs und Drogenkartelle vorgestellt werden. Im dritten Kapitel werden die Kernpunkte der "neuen Kriege" nach Münkler dargelegt. Kapitel IV widmet sich der Analyse des kolumbianischen Bürgerkriegs im Licht der "neuen Kriege"-Theorie und beleuchtet Aspekte wie Asymmetrie, Entstaatlichung und die Rolle von Warlords.
Schlüsselwörter
Kolumbianischer Bürgerkrieg, "neue Kriege", Manfred Münkler, Guerillagruppen, Paramilitärs, Drogenkartelle, Asymmetrie, Entstaatlichung, Warlords, Friedensprozess, Konfliktlösung, Lateinamerika.
- Citation du texte
- Ute Badulescu (Auteur), 2005, Kolumbien - Spiegelbild der "neuen Kriege" nach Münkler, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82269