Grenzenlose Gerechtigkeit, so haben die US-Amerikaner ihren Aufmarsch am Persischen Golf, nur acht Tage nach den Anschlägen auf das World Trade Center, genannt. Eine Operation, die auf den ersten Blick, als purer Rache-Akt erscheinen könnte, als moderne Interpretation des alten Testaments, nach dem Motto Auge um Auge, Zahn um Zahn. Durch die Betitelung Grenzenlose Gerechtigkeit aber, bekommt die Militärkampagne eine völlig andere Bedeutung. Die Intention demokratische Werte, wie Gerechtigkeit, Gleichheit und Freiheit in die böse Welt zu bringen. Und durch die göttliche und vielleicht erfolgreiche Mission könnte auch der Weg zu Integrität und nationaler Sicherheit geebnet werden. Selbst politikverdrossene Bürgerinnen und Bürger rückten in dieser Zeit wieder näher zu ihren Regierungen und erwarteten bzw. erwarten noch immer Schutz, in dem Fall vor terroristischer Bedrohung.
Doch wer kann sagen, dass eine Operation wie diese Gerechtigkeit bringt? Der Ausgang eines solchen Militärschlags ist ungewiss und kann genauso gut nur neues Leid bringen. Hieraus stellt sich die Frage: Was ist Gerechtigkeit? Und gibt es Gerechtigkeit?
Recht, das für alle Menschen gleichermaßen gilt? Und wenn ja, wer bestimmt dieses?
Einer der Legitimationsansätze des oben genannten Gerechtigkeitsanspruchs ist die Folgenorientierung. Der Aufmarsch könnte die Verbreitung demokratischer Werte, wie Freiheit, Gleichheit und Sicherheit mit sich bringen, jedoch kann das Ende einer solchen Operation, genauso gut Gegenteiliges bewirken. Insofern gibt es keine Folgenorientierung, denn keiner kennt die Zukunft und kann sich auch nicht zumuten derartiges zu behaupten. Hier zeigt sich bereits eine der Paradoxien, auf denen Recht sich gründet. In der folgenden Arbeit sollen mehrere dieser Paradoxien genauer beschrieben werden.
Inhaltsverzeichnis
- I. Hinführung zum Thema Gerechtigkeit
- II. Hauptteil
- 1. Dunkelkammer Gerechtigkeit: Legitimationsgrundlagen
- 1.1. Gründung auf Naturrecht
- 1.2. Gründung auf Rechtspositivismus
- 2. Ausgangspunkt Luhmannscher Überlegungen
- 2.1. Die Rückgabe des zwölften Kamels
- 2.2. Zwei Positionen der Betrachtung
- 2.2.1. Juristische Betrachtung
- 2.2.2. Soziologische Betrachtung
- 3. Paradoxien und Entschlüsselungsansätze
- 3.1. Paradoxien
- 3.1.1. Problematik der Folgenorientierung
- 3.1.2. Codierung zugunsten der Systeme
- 3.1.3. Regel - Entscheidung Relation
- 3.2. Entschlüsselungsansätze
- 3.2.1. Input-Output- Modelle selbstreferentieller Systeme
- 3.2.2. Der Parasit: Politik
- 3.2.3. Implementierung: Rechtsstaat
- III. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht Niklas Luhmanns Vorstellungen von Gerechtigkeit im Kontext der Frage, wie sich Recht in einer komplexen Gesellschaft legitimieren lässt. Die Arbeit analysiert, wie Luhmann Paradoxien in der Anwendung von Gerechtigkeitskonzepten aufzeigt und gleichzeitig Ansätze zur Entschlüsselung dieser Paradoxien liefert.
- Paradoxien in der Anwendung von Gerechtigkeitskonzepten
- Luhmanns Analyse der „Rückgabe des zwölften Kamels“
- Die Rolle des Rechtspositivismus in Luhmanns Theorie
- Input-Output-Modelle selbstreferentieller Systeme
- Der Zusammenhang von Recht und Politik
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema Gerechtigkeit ein und stellt die Frage nach der Legitimität von Gerechtigkeitsansprüchen in einer komplexen Welt. Das zweite Kapitel beleuchtet Luhmanns zentrale Überlegungen zum Thema Gerechtigkeit und analysiert die Paradoxien, die sich aus der Anwendung von Gerechtigkeitskonzepten in der Praxis ergeben. Das dritte Kapitel befasst sich mit den verschiedenen Entschlüsselungsansätzen, die Luhmann entwickelt, um die Paradoxien von Gerechtigkeit zu erklären. Die Arbeit endet mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse.
Schlüsselwörter
Gerechtigkeit, Niklas Luhmann, Recht, Legitimität, Paradoxien, selbstreferentielle Systeme, Rechtspositivismus, Input-Output-Modelle, Politik, Rechtsstaat.
- Arbeit zitieren
- M.A. Christiane Lange (Autor:in), 2003, Zwischen Funktionalität und Paradoxie: Zu Niklas Luhmanns Vorstellungen von Gerechtigkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82294