Die Darstellung des Teufels im mecklenburgischen Volksmärchen


Term Paper (Advanced seminar), 2007

19 Pages, Grade: 2,3


Excerpt


Inhalt

1. Einleitung

2. Der Teufel im Traditionellen Weltbild
2.1 Der Teufel im Christentum
2.2 Der Teufel im Volkslauben

3. Der Teufel im Märchen
3.1 Der Teufel im Zaubermärchen
3.2 Der Teufel im Mecklenburgischen Volksmärchen

4. Schluss: Der Teufel bleibt doch Teufel

5. Abkürzungsverzeichnis

6. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Märchen verfügen, im Gegensatz zu anderen literarischen Gattungen, über den Vorzug, dass das Wunderbare und Sonderliche keiner weiteren Erklärung bedarf. Die Faszination Märchen ist wohl im deutschsprachigen Raum stark durch die Grimmsche Märchensammlung geprägt. Allerdings geht die Märchenforschung weit darüber hinaus, da diese Sammlung zum einen keine vollständige Sammlung aller Märchen und ihrer Varianten darstellt, zum anderen wurden die traditionellen Volksmärchen oftmals mit dichterischer Freiheit aufgepeppt. Die Ursprünglichkeit der Volksmärchen ist wohl in den verschiedenen regionalen Sammlungen besser erhalten und zeigt mehr von ihrer Charakteristik als überlieferte mündliche Erzählung. In meiner Abhandlung möchte ich mich näher mit den Volksmärchen Mecklenburg-Vorpommerns auseinander setzten. Hierbei soll der Teufel in den Mittelpunkt meiner Betrachtungen gerückt werden, der auf Grund seines eigenen übernatürlichen Charakter im Zaubermärchen auftritt. Zaubermärchen sind neben Tiermärchen und Novellenmärchen ein Untertyp des Märchens, die eine Wunderwelt für sich beanspruchen, die nicht hinterfragt wird. Um das Auftreten und die Darstellung des Teufels im mecklenburgischen Volksmärchen weiter zu klassifizieren, möchte ich zunächst auf dessen Darstellung im christlichen Weltbild, sowie im Volksglauben eingehen. Darüber hinaus soll die generelle Vorstellung und Verarbeitung des Teufelmotivs im Märchen allgemein untersucht und gegebenenfalls Übereinstimmungen oder auch Unterschiede mit den traditionellen Bildern des Teufels aufgezeigt werden. Dies soll dann zu einer genaueren Analyse des teuflischen Aspektes ganz speziell in mecklenburgischen Volksmärchen führen. Wobei ich auf typische, dem Teufel zugeschriebene, Motive eingehen werde. Es soll die Frage geklärt werden, ob er tatsächlich immer die Figur des Widersachers gegen das Gute spielt oder ob er diese ihm durch das Christentum auferlegte Rolle durchaus mal ablegen kann. Hierbei soll aufgewiesen werden, ob die polaren Gegensätzen von Gut und Böse zum Tragen kommen, außerdem ob das Auftreten des Teufel auch eine glückliche Wendung für den Helden des Märchens, der durch scheinbar unlösbare Aufgaben in einen Konflikt geraten ist, sein kann. Auch auf das Motiv des Seelenfangens durch den Teufel soll in meinen Ausführungen eingegangen werden, wobei der Teufelspakt als solcher nicht außer Acht gelassen werden darf.

2. Der Teufel im Traditionellen Weltbild

2.1 Der Teufel im Christentum

Im traditionellen christlichen Glauben repräsentiert der Teufel das personifizierte Böse. Obwohl dieser zunächst als guter und von Gott Geschaffener galt, wurde ihm durch seinen Fall das schlechte der Welt zugeschrieben. „Du warst ohne Tadel in deinem Tun von dem Tage an, da du geschaffen wurdest, bis sich deine Missetat gefunden hat.“ (Ezechiel 28, 15) Da er gegen Gott rebellierte, wurde er aus dem Himmel ausgestoßen und wird seitdem als gefallener Engel betrachtet, der nun die irdische Welt heimsucht und versucht das Böse zu verbreiten. Der Teufel gilt als der Verfasser von Lügen und der Verursacher von allem Bösen auf der Welt. Durch seinen rebellierenden Akt gegen Gott und seinen Fall gilt der Teufel in verschiedenen Religionen und Weltbildern als eigenständiges Geistwesen, d.h. er ist im Besitz eines freien und eigenständigen Willens, welches zur Folge hat, dass er nicht unter der direkten Herrschaft Gottes steht. Somit folgt er auch den Befehlen Gottes nicht und wird als Widersacher Gottes, also des Guten, angesehen. Hier kommt die Idee des Dualismus zum Tragen, welche das christliche Weltbild einerseits in das Gute, Gott, und andererseits in das Böse, Teufel, teilt. Die Welt wird in Gegenpole zerlegt, während der Mensch irgendwo dazwischen steht und sich für einen dieser Pole entscheiden muss. In Hermann Hesses „Narziß und Goldmund“ heißt es unter diesem Aspekt:

Das vollkommene Sein ist Gott. Alles andere, was ist, ist nur halb, ist teilweise, es ist werdend, ist gemischt [...]. Wir [...] sind [...] Möglichkeiten, es gibt für uns keine Vollkommenheit, kein völliges Sein. (Hesse 1993, 282)

Hier wird deutlich angeprangert, dass die wahre Natur, nämlich die Annahme von guten als auch schlechten Anteilen der menschlichen Seele in sich selbst, nicht respektiert wird. In der christlichen Religion wird diese Gegensatzpaarung in der Menschenseele nicht anerkannt, der Mensch soll allein das Gute anstreben und das Böse aus seiner Seele verbannen. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass Menschen die sich nicht an diese Maxime des Christentum hielten, sei es durch die Andersartigkeit ihres Weltbildes oder auch durch die Ausübung einer wirklichen Freveltat, schnell als vom Teufel besessen angesehen wurden. Besonders Ende des 15. Jahrhundert bis weit hinein in das 18. Jahrhundert war dies der Fall. Die damalige Hexenverfolgung ließ auch für den Teufel ein bedeutendes Plätzchen, da die Hauptanschuldigung der Hexen bzw. Hexer darin Bestand einen Pakt mit dem Teufel geschlossen zu haben. Hinzu kam häufig der Vorwurf einer Teufelsbuhlschaft, also dem Geschlechtsverkehr mit dem Teufel. So genannte Hexen bzw. Hexer sollen somit eine Bündnis mit dem personifizierten Bösen geschlossen haben und vom Rechten Wege abgekommen sein.

Der Teufel, der im griechischen Diábolos (Entzweier, Verleumder) heißt, wird in der Bibel als Satan bezeichnet, bekommt aber auch andere Namen bzw. Umschreibungen die ihn als das Böse identifizieren. Er wird als Widerwirker bzw. Widersacher Gottes umschrieben, als Menschentöter und Lügner: „Der ist ein Mörder von Anfang an und ist nicht bestanden in der Wahrheit; denn die Wahrheit ist nicht in ihm.“ (Johannes 8,44) Auch als großer Drache und die alte Urschlange wird er dargestellt und behauptet, er, der Teufel, hat die Schlange für seine Zwecke genutzt, um das Böse auf der irdischen Welt zu etablieren. Er ist somit Ursache und die Verkörperung der Sünde selbst. Der Teufel wird ebenfalls Luzifer genannt, welches „Lichtbringer“ bedeutet und die ursprüngliche Bezeichnung des Morgensterns ist. Dies ist wohl u.a. darauf zurück zu führen, dass er in der Heiligen Schrift auf Grund seines Falles vom Himmel mit dem Glanzstern verglichen wird. So heißt es in einem Hohnlied auf den König von Babel, welches später auf den Teufel selbst bezogen wird:

12 Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern! Wie bist du zur Erde gefällt, der du die Heiden schwächtest! 13 Gedachtest du doch in deinem Herzen: Ich will in den Himmel steigen und meinen Stuhl über die Sterne Gottes erhöhen; 14 ich will mich setzen auf den Berg der Versammlung in der fernsten Mitternacht; ich will über die hohen Wolken fahren und gleich sein dem Allerhöchsten. 15 Ja, zur Hölle fährst du, zur tiefsten Grube. (Jesaja 14,12 – 14,15)

In den Evangelien tritt der Teufel in der Rolle des Versuchers auf, der Jesus zur dazu verleiten möchte seine göttliche Macht zu missbrauchen. Paulus bezeichnet ihn sogar als „Gott dieser Welt der Ungläubigen [den] Sinn verblendet hat“ (2. Korintherbrief 4,4). Hier wird wiederum deutlich, dass der Teufel als eigenständiges Wesen nicht unter der Macht Gottes steht und somit die Befähigung besitzt, sein Übel auf die Menschen der Erde zu übertragen.

[...]

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Details

Title
Die Darstellung des Teufels im mecklenburgischen Volksmärchen
College
University of Rostock  (Germanistik)
Course
Märchenland Mecklenburg-Vorpommern
Grade
2,3
Author
Year
2007
Pages
19
Catalog Number
V82329
ISBN (eBook)
9783638878173
ISBN (Book)
9783638878289
File size
427 KB
Language
German
Keywords
Darstellung, Teufels, Volksmärchen, Märchenland, Mecklenburg-Vorpommern
Quote paper
M.A. Virginie Vökler (Author), 2007, Die Darstellung des Teufels im mecklenburgischen Volksmärchen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82329

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