In der älteren Forschung, wie z.B. bei T. Mommsen, wurde die äußere Politik des Augustus häufig als einheitlicher Gesamtprozess gesehen, der auf persönlichen Entscheidungen, langfristigen Plänen, Programmen und Konzeptionen beruhen würde. Bis heute herrscht eine Forschungs-kontroverse, ob Augustus in Germanien eher eine imperialistische oder eine defensiv orientierte Außenpolitik
mit dem Ziel einer Gebiets- und Friedenssicherung anstrebte. Will man ein paar Positionen aufgreifen, so muss man sicherlich Karl Christ erwähnen, der in den zahlreichen Feldzügen der Römer am Rhein das Motiv begründet sieht, lediglich eine bewaffnete Aufklärung durchzuführen1. K.-W. Welwei vertritt die Auffassung, dass eine komplette Beherrschung des Gebietes zwischen Rhein und Elbe
seitens der Römer nie beabsichtigt gewesen sei und die vereinzelten Feldzüge einen Abschreckungseffekt mit großer Tiefenwirkung verursachen sollten2. Dieser Forschungstendenz stellen sich z.B. A. Heuss3 und D. Kienast4 entgegen, die den Plan mit dem Ziel einer Okkupation Germaniens vom Rhein zur Elbe ins römische Reich erkennen wollen.
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1 Christ, Zur augusteischen Germanienpolitik, in: Römische Geschichte und
Wissenschaftsgeschichte, Darmstadt 1982, S. 201 (Im Folgenden verwende ich Kurztitel)
2 K.-W. Welwei, Probleme römischer Grenzsicherung am Beispiel der Germanienpolitik des
Augustus, in: Rom, Germanien und die Ausgrabungen von Kalkriese, Osnabrück 1999, S. 679
3 A. Heuss, Römische Geschichte, Paderborn-München-Wien-Zürich (6. Aufl.) 1998, S. 303
4 D. Kienast, Augustus. Prinzeps und Monarch, Darmstadt 1999, S. 362f
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Situation in Germanien unmittelbar vor der Niederlage des Lollius
- Zur Person des Markus Lollius
- Die Niederlage des Lollius
- Die Folgen der Niederlage
- Die Feldzüge des Drusus
- Abschlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit setzt sich mit der Frage auseinander, ob nach der Niederlage des Lollius im Jahr 16 v. Chr. eine neue Phase der „Germanienpolitik“ des Augustus eingeleitet wurde, die auf eine Expansion des römischen Reiches zielte. Sie untersucht die „clades Lolliana“ im Kontext der römischen Germanienpolitik und beleuchtet die Strategien der Römer nach der Niederlage, insbesondere die Alpenfeldzüge und die Feldzüge des Drusus. Die Arbeit basiert auf einer breit gefächerten Quellenanalyse und zielt darauf ab, spekulative Thesen zu vermeiden, indem sie ihre Aussagen durch exakte Quellenbelege stützt.
- Die „Germanienpolitik“ des Augustus
- Die Niederlage des Lollius und deren Folgen
- Die Feldzüge des Drusus und ihre Bedeutung für die römische Germanienpolitik
- Quellenanalyse und Interpretation
- Strategien der römischen Expansion und Sicherung der Grenzen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung beleuchtet die Forschungsdebatte über die Ziele der römischen Germanienpolitik des Augustus und stellt die Frage, ob Augustus in Germanien eine imperialistische oder eine defensive Außenpolitik verfolgte. Die Arbeit stellt die Forschungspositionen verschiedener Historiker wie Karl Christ, K.-W. Welwei, A. Heuss und D. Kienast vor und beschreibt die eigene Fragestellung und Methodik.
Die Situation in Germanien unmittelbar vor der Niederlage des Lollius
Dieses Kapitel beschreibt die Situation in Germanien kurz vor der Niederlage des Lollius. Es zeigt, dass die rechtsrheinischen Germanen trotz der römischen Herrschaft in Gallien eine Bedrohung für das Römische Reich darstellten, da sie immer wieder den Rhein überquerten, um Beute zu machen. Die Römer sahen sich gezwungen, diese Übergriffe zu unterbinden.
Zur Person des Markus Lollius
Dieses Kapitel befasst sich mit der Person des Markus Lollius, einem römischen Feldherrn, der im Jahr 16 v. Chr. eine schwere Niederlage in Germanien erlitt. Die Niederlage des Lollius wird in ihrer Bedeutung für die römische Germanienpolitik und im Kontext der damaligen politischen Situation eingeordnet.
Die Folgen der Niederlage
Dieses Kapitel analysiert die unmittelbaren Folgen der Niederlage des Lollius. Es beschreibt die Alpenfeldzüge und die Feldzüge des Drusus, die als Reaktion auf die Niederlage unternommen wurden und deren strategische Bedeutung für die römische Germanienpolitik beleuchtet wird.
Schlüsselwörter
Die Arbeit widmet sich dem Thema der römischen Germanienpolitik des Augustus, insbesondere der Niederlage des Lollius im Jahr 16 v. Chr. und den darauffolgenden Strategien der Römer. Sie analysiert die Quellenlage und untersucht die Ziele der römischen Expansion und die Sicherung der Grenzen. Zentrale Schlüsselbegriffe sind "clades Lolliana", "Germanienpolitik", "Augustus", "Drusus", "Alpenfeldzüge" und "Quellenkritik".
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- Anonym (Author), 2002, Die Niederlage des Lollius, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8239