Diese Arbeit beschäftigt sich mit Heinrich Wittenwilers Werk „Der Ring“. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob sich Komplexität und Heterogenität des Stückes mit der Interpretation als Fastnachtsspiel erklären lassen.
Zunächst soll an Hand des Textes dargestellt werden, inwieweit sich Elemente aus der Fastnachtstradition im Stück befinden. Es soll hier deutlich werden, warum eine "Fastnachtskonzeption" des Stückes angenommen wird. Daran schließen sich die Argumente gegen diese Deutungsweise an.
Der dargestellte Interpretationsansatz soll an dieser Stelle kritisch betrachtet und mögliche Schwachstellen sollen herausgearbeitet werden. Eine alternative Erklärung für die fastnächtlichen Elemente steht am Ende dieser Betrachtungen, um zu zeigen, dass sie sich nicht zwingend auf eine Fastnachtskonzeption zurückführen lassen.
Weil für die Interpretation des ‛Ring’ als Fastnachtsspiel die Bestimmung des Verhältnisses von Lehre und Handlung eine bedeutende Rolle spielt, bildet das Verständnis von Lehre als Anweisung, „die ex negativo in der Handlung selbst dargeboten wird“ , für den nächsten Punkt den zentralen Aspekt. Es soll geklärt werden, wie Lehre präsentiert wird, welche Funktion sie hat und wie sie in die Handlung eingebunden wird. In einem weiteren Schritt wird dann der Frage nachgegangen, ob es sinnvoll ist, den ‛Ring’ in die Gattung der Fastnachtsspiele einzuordnen. Greift diese Interpretation möglicherweise zu kurz und glättet Widersprüche auf unzulässige Art und Weise, um dem Stück mit seiner Komplexität und ihren Widersprüchen einen Sinn zu unterstellen?
Nach der detaillierten Darstellung des sehr spezifischen Interpretationsansatzes folgt ein kleiner Ausblick: Alternative Deutungen werden vorgestellt, um her-vorzuheben, dass der ‛Ring’ auch gänzlich anders interpretiert werden kann. Beispielsweise könnte er dazu dienen, den Mechanismus der Verkehrung von Lehre und ihren Folgen zu demonstrieren. Oder liegt eine „radikale Dekonstruktion“ aller zu dieser Zeit gültigen Denk-, Handlungs- und sogar Sprachhandlungsmodelle vor? Möglich ist auch, dass der ‛Ring’ Ausdruck veränderter Rahmenbedingungen ist, die sich im Text durch „kunstvolle Kollage unterschiedlichster Schreibweisen oder Diskurse“ zeigen.
Zum Abschluss werden die wichtigen Aussagen noch einmal zusammengefasst und es wird ein eigener Interpretationsversuch vorgestellt, der die erarbeiteten Ergebnisse miteinbezieht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Fastnachtskonzeption als zu Grunde liegendes Modell
- Elemente der Fastnachtstradition als Indizien für die zu Grunde liegende Fastnachtskonzeption
- Definiton des Bauern als Narr durch den Autor selbst
- Die zeitliche Struktur der Handlung als Rahmen einer Fastnacht
- Die Einbindung von Fastnachtsfiguren in die Ring-Handlung
- Beschreibung und Handlungsweise der Figuren als Bestandteile der Fastnacht
- Ein direkter Hinweis auf die Fastnachtszeit?
- Parallelen zu Vorlagen der späteren Fastnachtsspiele
- Einwände gegen das Vorliegen einer Fastnachtskonzeption
- Direkte Hinweise auf die Zeitstruktur der Fastnacht
- Die Definition des gpaur (V. 43) explizit als Fastnachtsnarr?
- Weitere Deutungsmöglichkeit für die Präsentation fastnächtlicher Tradition
- Das Verhältnis von Lehre und Handlung: Kurt Ruhs Interpretation des Werkes als „Laiendoktrinal in Unterhaltung verpackt“
- Lehre als Exemplum Contrarium
- Kurt Ruhs Deutung der Lehre: Sinnvoller Interpretationsansatz oder unzulässige Glättung?
- Alternative Deutungsmöglichkeiten
- Zusammenfassung und eigener Deutungsversuch
- Die Interpretation von „Der Ring“ als Fastnachtsspiel
- Die Rolle der Fastnachtstradition im Stück
- Die Beziehung zwischen Lehre und Handlung
- Alternative Deutungsmöglichkeiten für „Der Ring“
- Die Frage nach dem Verhältnis von Unterhaltung und Lehre im Stück
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der Einordnung von „Der Ring“ in die Gattung des Fastnachtsspiels vor und skizziert den Aufbau der Arbeit. Sie thematisiert die Vielschichtigkeit des Werkes und die damit verbundenen Interpretationsherausforderungen.
- Die Fastnachtskonzeption als zu Grunde liegendes Modell: Dieses Kapitel präsentiert Argumente für die Interpretation des „Ring“ als Fastnachtsspiel, indem es Elemente der Fastnachtstradition im Text untersucht. Es werden Belege für eine „Fastnachtskonzeption“ aufgezeigt, wie z.B. die Definition des Bauern als Narr, die zeitliche Struktur der Handlung und die Einbindung von Fastnachtsfiguren.
- Einwände gegen das Vorliegen einer Fastnachtskonzeption: Dieser Abschnitt diskutiert kritisch die Annahme einer Fastnachtskonzeption und beleuchtet mögliche Schwächen dieses Interpretationsansatzes. Es werden alternative Deutungsmöglichkeiten für die fastnächtlichen Elemente erörtert.
- Das Verhältnis von Lehre und Handlung: Kurt Ruhs Interpretation des Werkes als „Laiendoktrinal in Unterhaltung verpackt“: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Interpretation von Kurt Ruh, der „Der Ring“ als eine Form von Laiendoktrinal versteht, das in Unterhaltung verpackt ist. Es wird die Rolle der Lehre im Werk sowie Ruhs Deutung dieser Lehre untersucht.
- Alternative Deutungsmöglichkeiten: Dieser Abschnitt stellt verschiedene alternative Deutungsmöglichkeiten für „Der Ring“ vor und hebt die Vielschichtigkeit des Werkes hervor. Es werden Interpretationen diskutiert, die den „Ring“ als Dekonstruktion von Lehrmodellen oder als Ausdruck veränderter Rahmenbedingungen betrachten.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Heinrich Wittenwilers Werk „Der Ring“ und befasst sich mit der Frage, ob die Komplexität und Heterogenität des Stückes durch eine Interpretation als Fastnachtsspiel erklärt werden kann. Die Arbeit analysiert, inwieweit Elemente der Fastnachtstradition im Stück vorhanden sind und wie diese die Annahme einer „Fastnachtskonzeption“ als Grundlage des Stückes stützen. Anschließend werden Einwände gegen diese Deutungsweise betrachtet und alternative Erklärungen für die fastnächtlichen Elemente vorgestellt.
Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit Heinrich Wittenwilers Werk „Der Ring“, einem mittelalterlichen Text, der sich mit Themen wie Narrheit, Minne, Krieg und Lehre auseinandersetzt. Die Analyse konzentriert sich auf die Frage, ob sich das Werk als Fastnachtsspiel interpretieren lässt und welche Rolle die Fastnachtstradition für die Bedeutung des Textes spielt. Die Arbeit greift auf die Interpretation von Kurt Ruh zurück, der „Der Ring“ als „Laiendoktrinal in Unterhaltung verpackt“ versteht. Weitere Schlüsselwörter sind: Fastnachtskonzeption, Exemplum Contrarium, Alternative Deutungsmöglichkeiten, Dekonstruktion, Verkehrung von Lehre, Sprachhandlungsmodelle.
- Quote paper
- Beate Kienast (Author), 2005, "Der Ring" - Ein Fastnachtsspiel? , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82524