Soziale Arbeit hat verstärkt die Aufgabe, die Menschen in ihrer individuellen Lebenswelt und in ihrem Alltag zu unterstützen, indem sie mit den Klienten ganzheitliche Erfahrungen forciert und hilft, neue eigene Sichtweisen zu einem ‚gelingenderen Leben’ zu finden und zu entwickeln. Ein Mittel dazu findet man in einer lebensweltorientierten Kunsttherapie, die neue Bezugspunkte für solche ganzheitlichen Erfahrungs- und Alltagswelten liefern kann.
Im ersten Kapitel werden drei lebensweltorientierte Theoretiker der Sozialen Arbeit vorgestellt: Thiersch, Staub-Bernasconi und Wendt. Thiersch beschreibt den Gegenstand Sozialer Arbeit mit ‚gelingenderem Leben’ als Zielsetzung. Staub-Bernasconi benennt die sozialen Probleme, die Menschen in ihren Grundbedürfnissen und Wünschen negativ tangieren, als Gegenstand Sozialer Arbeit.
Diese wissenschaftstheoretischen Sichtweisen Sozialer Arbeit werden im zweiten Kapitel den Grundzügen einer modernen Ästhetik gegenübergestellt, welche die ‚Kunst als Erfahrung’ in den Alltag des Menschen integriert (Dewey) und die ‚Lebenskunst’ nach Schmid beinhaltet. Dazu ist es zunächst notwendig, den Begriff der Ästhetik und seine historische Herleitung zu erläutern. Es werden exemplarisch Grundgedanken zur Thematik beschrieben, um so eine definitorische Eingrenzung der Ästhetik zu skizzieren.
Im dritten Kapitel wird eine handlungs- und wissenschaftstheoretische Basis für eine ‚lebensweltorientierte Kunsttherapie’ erarbeitet. Es werden konzeptionelle Bedingungen anhand der Strukturmaximen von Thiersch sowie am Handlungskonzept von Staub-Bernasconi für die Soziale Arbeit aufgezeigt. Diese sollen mit kunsttherapeutischen Strukturen zu einem neuen Konzept zusammengeführt werden. Weil sich die Kunsttherapie aus verschiedenen Wissenschaften speist und sich nicht auf eine erkenntnistheoretische Begründung stützen kann, wurde vorhergehend die Ästhetik als Bezugspunkt der Lebensweltorientierung in der Sozialen Arbeit wissenschaftstheoretisch dargestellt. Daher werden sowohl wissenschaftstheoretische Begründungen als auch strukturelle Bedingtheiten in Bezug auf die kunsttherapeutischen Ansätze nach Menzen und Richter in Kapitel drei vorgestellt.
Im vierten Kapitel werden praxisbezogene Möglichkeiten und Visionen einer ‚lebensweltorientierten Kunsttherapie’ anhand von ausgewählten Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit (Sozialpädagogische Familienhilfe, Offene Jugendarbeit und Ambulantes Betreutes Wohnen) beschrieben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Lebensweltorientierung und Ästhetik auf wissenschaftstheoretischer Ebene
- Lebensweltorientierte Theorien der Sozialen Arbeit
- Zum Begriff der Lebenswelt
- Wendt: Ökosozial-managende Theorie
- Gegenstandsbeschreibung
- Leitbegriff Lebenswelt
- Staub-Bernasconi: Systemisch-ethische Theorie
- Soziale Probleme
- Menschenrechtsprofession
- Thiersch: Alltags- und Lebensweltorientierung
- Dimension Alltags- und Lebenswelt
- Gesellschaftlicher Kontext
- Zusammenfassung und Ausblick
- Ästhetik
- Zum Begriff der Ästhetik und seiner historischen Herleitung
- Baumgarten: Theorie der sinnlichen Erkenntnis
- Kant: Transzendentale Ästhetik und Kritik der Urteilskraft
- Schiller: Briefe über die ästhetische Erziehung
- Dewey: Kunst als Erfahrung
- Eine Erfahrung machen
- Begrifflichkeiten: ‚ästhetisch' und ‚künstlerisch'
- Schmid: Lebenskunst
- Zum Grundverständnis
- Ein Transfer zur Kulturpädagogik
- Zusammenfassung und Ausblick
- Lebensweltorientierte Theorien der Sozialen Arbeit
- Handlungstheoretische / konzeptionelle Ebene
- Strukturen ästhetischer lebensweltorientierter Sozialer Arbeit
- Staub-Bernasconi: Handlungskonzept
- Handlungskompetenzen
- Handlungsmodell
- Thiersch: Handlungstheoretisches Konzept
- Ziele und Handlungsmuster
- Strukturmaximen
- Aspekte für kunsttherapeutische Überlegungen
- Kunsttherapeutische Ansätze und Strukturmodelle
- Menzen: Heilpädagogische Kunsttherapie
- Richter: Pädagogische Kunsttherapie
- Theunissen: Langzeitmodell
- Domma: Zirkuläre Planungsstrukturen
- Aspekte einer ‚lebensweltorientierten Kunsttherapie'
- Handlungstheoretische Annäherung
- Wissenschaftstheoretische Annäherung
- Realisationsebene
- Die Praxis einer ‚lebensweltorientierten Kunsttherapie' in ausgewählten Arbeitsfeldern Sozialer Arbeit
- Möglichkeiten in der Sozialpädagogischen Familienhilfe
- Werkstattarbeit in der Offenen Jugendarbeit
- Anregungen für das Ambulante Betreute Wohnen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Verknüpfung von Lebensweltorientierung und Kunsttherapie in der Sozialen Arbeit. Sie beleuchtet die wissenschaftstheoretischen Grundlagen beider Konzepte und erörtert die Möglichkeiten einer handlungstheoretischen Integration von Kunsttherapie in lebensweltorientierte Interventionen. Die Arbeit zielt darauf ab, zu zeigen, wie Kunsttherapie den Klienten in ihrer individuellen Lebenswelt und ihrem Alltag unterstützen kann, neue Sichtweisen zu entwickeln und ein gelingenderes Leben zu finden.
- Lebensweltorientierte Theorien der Sozialen Arbeit
- Ästhetik und Kunst als Erfahrung
- Handlungskonzepte der Lebensweltorientierung
- Kunsttherapeutische Ansätze und Modelle
- Integration von Kunsttherapie in lebensweltorientierte Praxisfelder
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung, die die Relevanz von Kunsttherapie für die Lebenswelt des Menschen und den Kontext des Forschungsprojekts erläutert. Anschließend werden in Kapitel 1 drei lebensweltorientierte Theorien der Sozialen Arbeit vorgestellt, wobei die Alltags- und Lebensweltorientierung nach Thiersch sowie die systemisch-ethische Theorie von Staub-Bernasconi besondere Aufmerksamkeit erhalten. Kapitel 2 widmet sich den Grundzügen einer modernen Ästhetik, insbesondere der Kunst als Erfahrung nach Dewey, und verbindet diese Erkenntnisse mit den lebensweltorientierten Ansätzen. In Kapitel 3 werden Handlungskonzepte der Lebensweltorientierung und kunsttherapeutische Ansätze und Modelle dargestellt, um den theoretischen Rahmen für eine mögliche Integration von Kunsttherapie zu schaffen. Das vierte Kapitel beleuchtet die praktische Realisation einer lebensweltorientierten Kunsttherapie in ausgewählten Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit.
Schlüsselwörter
Lebensweltorientierung, Kunsttherapie, Soziale Arbeit, Ästhetik, Handlungskompetenz, Alltags- und Lebenswelt, Handlungstheorie, Kunst als Erfahrung, Sozialpädagogische Familienhilfe, Offene Jugendarbeit, Ambulantes Betreutes Wohnen.
- Citation du texte
- Dipl. Soz. Päd. / Dipl. Soz. Arb. Birgit Nievelstein (Auteur), 2006, Lebensweltorientierte Kunsttherapie in der Sozialen Arbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82576