Bereits in der Zeit um 1800 hatte Tieck schon den Plan für den Phantasus, einer Sammlung von Märchen, Novellen und Schauspielen, der erst zwölf Jahre später in zwei Abteilungen erscheint. Es ist eine Erinnerung, eine Huldigung an die Zeit im Hause Schlegels, eine der produktivsten in der deutschen Literaturgeschichte.
Im Phantasus erscheinen viele alte Werke Tiecks, die bereits in der Sammlung Volksmährchen herausgegeben von Peter Leberecht auftauchen , aber auch neue Erzählungen nimmt er in den Phantasus auf. So sind die Märchen Elfen, Pokal und Liebeszauber eigens für diese Sammlung geschrieben und in einem Brief an seinen Bruder Friedrich schreibt Ludwig Tieck: „Liebeszauber, Pokal und Elfen sind in meiner neuen Manier, ich bin selbst damit zufrieden, am meisten mit dem ersten, in diesem und Pokal dünkt mich viel in unsrer Sprache geleistet.“
Und tatsächlich ist Liebeszauber eines der grellsten und spektakulärsten Märchen des Tieckschen Erzählwerks. Mit diesem Werk beschreitet Tieck neue Wege in der Märchenerzählung der damaligen Zeit. Zum einen verlegt er die Szenerie von der Natur in die Stadt. Pokal und Liebeszauber werden als die ersten Stadtmärchen der deutschen Literatur bezeichnet. Die Stadtmärchen E. T. A. Hoffmanns und E.A. Poes sind die Erben jener Ludwig Tiecks. Zum anderen verlagert Tieck mit Liebszauber die Gattungsgrenzen. Das Märchenhafte wird zum Novellesken. Der Wendepunkt in der Geschichte teilt nicht nur die Handlung in zwei Hälften sondern spaltet auch ihre Akteure in ihrer Identität und die Bühne auf der sich alles abspielt. Letztendlich ist es sogar der Wendepunkt des Schaffens Ludwig Tiecks, der mit dem Phantasus auf dem Glanzpunkt seiner poetischen Laufbahn angelangt, zurückblickt und mit Liebeszauber seine „neue Manier“ ankündigt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Szenenwechsel
- Räume und Fenster
- „Liebeszauber“ und „Geisterseherei“
- Verlagerung der Gattungsgrenzen
- Die früheren Erzählungen Tiecks
- Der Übergang zu Tiecks realistischem Novellenschaffen
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit untersucht Ludwig Tiecks Märchen „Liebeszauber“ als Wendepunkt in seinem poetischen Schaffen. Der Fokus liegt auf der Analyse der Transformation vom Naturmärchen zum Stadtmärchen und der damit einhergehenden Verlagerung von Gattungsgrenzen.
- Die Bedeutung des Stadtmärchens in Tiecks Werk
- Die Verbindung von Realismus und Fantastik in „Liebeszauber“
- Die Rolle des Karnevals als Metapher für die menschliche Existenz
- Der Wandel in Tiecks Stil und seinen erzählerischen Strategien
- Die Einordnung von „Liebeszauber“ in Tiecks Gesamtwerk
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung skizziert den historischen Kontext von Tiecks „Liebeszauber“ und stellt die Bedeutung des Werkes in Bezug auf die Entwicklung des Phantasus heraus.
- Szenenwechsel: Dieses Kapitel beleuchtet den Schauplatz des Märchens - die Stadt Berlin. Es werden die spezifischen Eigenschaften des Stadtmärchens und die Verlagerung der Handlung vom Land in die Stadt untersucht.
Schlüsselwörter
Ludwig Tieck, Liebeszauber, Phantasus, Stadtmärchen, Romantik, Realismus, Karneval, Gattungsgrenzen, Stilwandel.
- Quote paper
- Frank Jakobs (Author), 2006, Ludwig Tiecks „Liebeszauber“ als Wendepunkt seines poetischen Schaffens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82719