Stramm gilt trotz seines überschaubaren Oeuvres für viele als der bedeutendste Dichter der Moderne, ist aber gleichzeitig einer der umstrittensten. Obwohl sein Kontakt zum Sturmkreis nur 18 Monate dauerte, war sein Einfluss auf die später von Herwarth Walden, Rudolf Blümner und Lothar Schreyer formulierte Wortkunsttheorie von entscheidender Bedeutung. Auf Grund seiner Vorreiterstellung und seines vorzeitigen Todes kam Stramm im Sturmkreis eine Erlöser-Rolle zu. Er galt als messianische Figur, der die Sprache und die Kunst gerettet und das Wort befreit hat . Stramms Werke und ihre Propagierung durch Walden erhoben ihn zum Vorbildcharakter für die zweiten und dritten Generationen der Sturmdichter (Heynicke, Molzahn, Schwitters usw.).
Alle erhaltenen Gedichte Stramms entstanden in den drei Jahren vor seinem Tod am 1. September 1915, weisen aber eine so starke formal-ästhetische Heterogenität auf, so dass er in der Forschung verschiedentlich dem Naturalismus, Jugendstil, Kubismus, Futurismus, Dadaismus oder Expressionismus zugeordnet wird. Über keinen anderen Dichter wird so viel bezüglich seiner tatsächlichen und möglichen Kontakte zu anderen Künstlern spekuliert. Dies liegt zum Teil an der Eklektizität seiner Lyrik, aber auch daran, dass seine Briefwechsel mit Herwarth und Nell Walden sowie mit seiner Frau die einzigen Quellen über seine theoretische Auffassung darstellen und seine Einflüsse deshalb nicht schlüssig nachweisbar sind (vgl. Möser, S. 78).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Klang/Form
- 2. Empfindung/Ratio
- 3. Ablehnung aller vorangegangenen Dichtung
- 4. Abstraktionswollen
- 5. Suche nach dem Urwort
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Widersprüche im Werk August Stramms, eines bedeutenden, aber auch umstrittenen Dichters der Moderne. Sie beleuchtet die Konflikte zwischen Intention und Ergebnis, Theorie und Praxis, sowie Leben und Werk. Ziel ist es, diese Widersprüche zu erörtern und mögliche Erklärungen zu liefern, ohne dabei die Gedichte zu dekonstruieren.
- Der Konflikt zwischen Klang und Form in Stramms Gedichten.
- Die Beziehung zwischen Klang, Empfindung und der expressiven Funktion der Sprache bei Stramm.
- Stramms Verhältnis zu anderen Künstlern und Bewegungen der Moderne (z.B. Kandinsky, Futurismus).
- Die Bedeutung der Typographie und der formalen Gestaltung für die lyrische Aussage.
- Stramms Suche nach einer adäquaten Ausdrucksform für seine Weltanschauung.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt August Stramm als einen der wichtigsten, aber auch umstrittensten Dichter der Moderne vor. Sie beschreibt seinen Einfluss auf den Sturmkreis und die Schwierigkeit, sein Werk eindeutig einer bestimmten literarischen Bewegung zuzuordnen. Die Einleitung hebt die Widersprüchlichkeit zwischen Stramms konservativer bürgerlicher Herkunft und seinem extrem expressiven literarischen Schaffen hervor und kündigt die Auseinandersetzung mit diesen Widersprüchen im Hauptteil der Arbeit an.
1. Klang/Form: Dieses Kapitel analysiert den Konflikt zwischen Klang und Form in Stramms Lyrik. Es diskutiert den Einfluss Kandinskys und die Bedeutung der Klangkomponente für Stramms Gedichte. Der Fokus liegt auf der besonderen Beziehung zwischen Klängen und Empfindungen, die sich in der außergewöhnlichen Lautstruktur manifestiert. Die Rolle der Onomatopoetik, die Minimierung der Interpunktion, und die Bedeutung der typografischen Gestaltung werden detailliert untersucht. Die strenge Ausrichtung am linken Rand und die Verwendung von Einwortversen, insbesondere das Wort „und“, werden als Ausdruck von Präzision, disziplinierter Arbeitsweise und der Suche nach einem neuen sprachlichen Gleichgewicht interpretiert. Die Arbeit verweist auf die Verbindung von Form und Inhalt, wie sie von Kandinsky gefordert wurde, sowie auf Stramms Bemühen, die Arbitrarität des sprachlichen Zeichens zu überwinden.
Schlüsselwörter
August Stramm, Sturmkreis, Moderne, Expressionismus, Klang, Form, Typographie, Onomatopoetik, Kandinsky, Lautstruktur, Wortkunst, Abstraktion, Sprache, Lyrik.
FAQ: August Stramm - Eine Analyse der Widersprüche
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Widersprüche im Werk des expressionistischen Dichters August Stramm. Sie untersucht die Konflikte zwischen Intention und Ergebnis, Theorie und Praxis sowie Leben und Werk, ohne die Gedichte zu dekonstruieren, und sucht nach Erklärungen für diese Widersprüche.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit dem Konflikt zwischen Klang und Form in Stramms Gedichten, der Beziehung zwischen Klang, Empfindung und expressiver Sprachfunktion, Stramms Verhältnis zu anderen Künstlern und Bewegungen der Moderne (z.B. Kandinsky, Futurismus), der Bedeutung der Typographie und formalen Gestaltung für die lyrische Aussage und Stramms Suche nach einer adäquaten Ausdrucksform für seine Weltanschauung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, Kapitel zu Klang/Form, Empfindung/Ratio, die Ablehnung vorangegangener Dichtung, das Abstraktionswollen und die Suche nach dem Urwort, sowie eine Schlussbetrachtung. Die Einleitung stellt August Stramm vor und hebt die Widersprüchlichkeit zwischen seiner bürgerlichen Herkunft und seinem expressiven Schaffen hervor. Die einzelnen Kapitel analysieren verschiedene Aspekte seines Werkes, wie die Rolle von Klang und Form, den Einfluss von Kandinsky und die Bedeutung der Typografie.
Wie wird der Konflikt zwischen Klang und Form analysiert?
Das Kapitel "Klang/Form" analysiert den Einfluss Kandinskys auf Stramms Lyrik und die Bedeutung der Klangkomponente. Es untersucht die Beziehung zwischen Klängen und Empfindungen, die Rolle der Onomatopoetik, die Minimierung der Interpunktion und die Bedeutung der typografischen Gestaltung (z.B. strenge Ausrichtung am linken Rand, Einwortverse). Die Verbindung von Form und Inhalt und das Bemühen, die Arbitrarität des sprachlichen Zeichens zu überwinden, werden ebenfalls thematisiert.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: August Stramm, Sturmkreis, Moderne, Expressionismus, Klang, Form, Typographie, Onomatopoetik, Kandinsky, Lautstruktur, Wortkunst, Abstraktion, Sprache, Lyrik.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, die Widersprüche in August Stramms Werk zu erörtern und mögliche Erklärungen dafür zu liefern, ohne dabei die Gedichte zu dekonstruieren. Es geht darum, die Konflikte zwischen Intention und Ergebnis, Theorie und Praxis sowie Leben und Werk zu beleuchten.
Welche Rolle spielt Kandinsky in der Analyse?
Kandinsky's Einfluss auf Stramms Werk wird in Bezug auf die Verbindung von Form und Inhalt und die Bedeutung der Klangkomponente in der Lyrik analysiert. Die Arbeit untersucht, wie Stramms Gestaltungsprinzipien von Kandinskys Theorien beeinflusst wurden.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für akademische Zwecke gedacht und dient der Analyse der Themen im Werk August Stramms auf strukturierte und professionelle Weise.
- Citation du texte
- Brendan Bleheen (Auteur), 2003, August Stramm und die große Abstraktion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82798