Die vorliegende Arbeit möchte sich im Allgemeinen mit dem Phänomen der Hamburger Schule beschäftigen. Als Musikströmung der 1980er und 1990er Jahre in Deutschland nimmt sie die maßgebliche Vorreiterrolle für den zeitgenössischen Trend zum deutschsprachigen Texten in der Pop- und Rockmusik ein. Im Speziellen möchte sie sich mit der Lyrik der Phase 1992 bis 1999 auseinandersetzen. Die Analyse der Texte dieses Zeitraums wird dabei an den drei Hauptvertretern Tocotronic, Die Sterne und Blumfeld festgemacht, die in der späteren Hälfte der Hamburger Schule alle entscheidenden Einfluss auf den Erfolg der gesamten Strömung hatten. Da die Definition der Hamburger Schule heutzutage fast ausschließlich über diese drei Bands vollzogen wird, übersieht man dabei schnell, dass die Ursprünge bereits zu Beginn und Mitte der 1980er Jahre liegen. Daher wird sie zunächst die historische Entwicklung sowie die entscheidenden Vorbedingungen und Impulse nachzeichnen, bevor ein kurzer Überblick über die frühe Hamburger Schule den Übergang zum eigentlichen Untersuchungsgegenstand bildet. In der Analyse des Textwerkes der drei zentralen Musikgruppen soll besonderes Augenmerk auf Einflüsse, Textproduktion sowie zentrale Themen und hervorstechende Merkmale in der Lyrik der Texter Dirk von Lowtzow (Tocotronic), Frank Spilker (Die Sterne) und Jochen Distelmeyer (Blumfeld) gelegt werden. Zusätzlich werde ich die intermediale Verknüpfung von Text und Musik im Werk der jeweiligen Band kurz untersuchen.
Da bisher noch kein umfassendes Werk zur Hamburger Schule existiert, möchte diese Arbeit auch ein überblickartiges Gesamtbild dieser Musik- und Lyrikströmung gestalten sowie zusammenfassende historische und inhaltliche Grundlagen erarbeiten. Dabei muss sie sich zwangsläufig und größtenteils auf bereits veröffentlichte Artikel und Besprechungen in diversen Musikzeitschriften stützen, die jeweils einen sehr spezifischen Gegenstand haben. Ursache hierfür ist der intellektuelle Anspruch und die aus ihm resultierende inhaltliche Tiefe der Hamburger Schule, die es mir darüber hinaus nicht möglich macht, im vorgegebenen Rahmen mehr als einen Überblick anzubieten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Lied und Liedtext
- Einführung
- Die Songkrise als Vorbedingung
- Die Hamburger Schule
- Der Begriff,Hamburger Schule'
- Kritik am Terminus
- Frankfurter Schule und Diskursrock
- Die Geschichte der Hamburger Schule
- Einführung zu den Herkünften und Vorbedingungen
- Die Hamburg-Ostwestfalen-Verbindung
- Hamburg - öffentliche und private Räume
- Das Politische
- L'Age D'Or und andere Verlage
- Warum deutsche Texte?
- Die frühe Hamburger Schule
- Tocotronic
- Einführung
- Bandgeschichte
- Einflüsse
- Einführung zu den Texten
- Textproduktion
- Inhalte
- Eins zu Eins und Authentizität
- „Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein“ - Der Wunsch nach Zugehörigkeit
- Das Identifikationsproblem
- Das Subjekt, seine Position und der Selbstverlust
- Zweisamkeit
- Michael Ende und die Gesellschaftskritik
- ‚K.O.O.K.' – Das Scharnieralbum
- „Eins zu Eins ist jetzt vorbei“ – Die neue Textcharakteristik
- Die Sterne
- Einführung
- Bandgeschichte
- Einflüsse
- Musikalische und lyrische Einflüsse
- Zitieren und Spilkers Selbstlegitimation des Ideenraubs
- Die Sprache
- Text und Textproduktion bei Spilker
- Einführung
- Pluralität der Ebenen versus Unmittelbarkeit
- Strukturelle Brechungen
- Die Verschränkung von Text und Musik
- Inhalte
- Einführung zu den Inhalten
- Das Subjekt und sein Innenraum
- Die Bewegung von Innen nach Außen
- Desillusionierung und die Kritik an der politischen Gesellschaft
- Blumfeld
- Einführung
- Bandgeschichte
- Einflüsse
- Sprache
- Der Text
- Distelmeyers Textproduktion
- Textanalyse
- Die Spuren des Hip Hop
- Die Komplexität der Texte und ihre Ursachen
- Die Verbindung von Text und Musik bei Blumfeld
- Inhalte
- Subjekt und,Ich' - Konstruktion und Zweck von Identität (,Ich-Maschine')
- Revolution von Innen
- Ein neues,Ich' und das,Du' (,L'Etat Et Moi')
- ,Ich' und,Du' im Kollektiv
- Kommunikation im Kollektiv
- Abschließende Bemerkung zu den Inhalten
- Blumfeld zur Jahrtausendwende und darüber hinaus
- Das Ende der Hamburger Schule - Epigonen und legitime Nachfolger
- Entwicklung der lyrischen Sprache und Textproduktion
- Thematisierung von Identitätsfindung, Gesellschaftskritik und Subjektivität
- Intermediale Verflechtung von Musik und Text
- Einflüsse von Hip-Hop und anderen musikalischen Strömungen
- Die Rolle von Text und Musik in der Konstruktion von Bedeutung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Magisterarbeit untersucht die Lyrik der späten Hamburger Schule, einer Strömung der deutschen Rockmusik, die sich in den 1990er Jahren etablierte. Ziel der Arbeit ist es, die lyrische Entwicklung der Hamburger Schule im Zeitraum von 1992 bis 1999 zu beleuchten und die intermediale Verflechtung von Musik und Text zu analysieren.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Kontext der späten Hamburger Schule und die Bedeutung des Themas erläutert. Es folgt eine Auseinandersetzung mit dem Begriff,Hamburger Schule' und den wichtigsten Vertretern dieser Strömung. Die Kapitel 7, 8 und 9 widmen sich detailliert der Lyrik der Bands Tocotronic, Die Sterne und Blumfeld, wobei die Entwicklung ihrer Textproduktion, die thematischen Schwerpunkte und der Einfluss der Musik auf den Text untersucht werden. Die Arbeit schließt mit einer Betrachtung des Endes der Hamburger Schule und einer abschließenden Bemerkung zu den Ergebnissen der Untersuchung.
Schlüsselwörter
Hamburger Schule, Lyrik, Textanalyse, Rockmusik, Intermedialität, Identität, Gesellschaftskritik, Subjektivität, Tocotronic, Die Sterne, Blumfeld, Hip-Hop, Songkrise.
- Citar trabajo
- MA Björn Fischer (Autor), 2007, Die Lyrik der späten Hamburger Schule (1992-1999), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82861