Die vorliegende Arbeit betrachtet die Praxis der Allokation von Verteidigungsressourcen. Konkretes Untersuchungsobjekt ist das von US-Verteidigungsminister Robert S. McNamara 1961 für das Pentagon eingeführte Planning, Programming, Budgeting System (PPBS), welches später auch auf andere staatliche Sektoren ausgedehnt wurde. Es stellte den Versuch dar, das schlecht organisierte, unkontrollierte und dezentral geführte Budgetierungsprozedere der US-Streitkräfte (Army, Navy und Air Force) mit den Methoden des Management Accounting (insbesondere Capital Budgeting) sowie des Operations Research zu rationalisieren. Nach einem einführenden historischen Abriss der Entstehung des Konzepts und dessen Charakterisierung wird auf die ökonomische Begründung von PPBS eingegangen, gefolgt von den spezifischen Methoden, die für die Realisierung angewandt wurden. In einem weiteren Schritt werden die Gründe für das Scheitern der Budgetierungsmethode PPBS eruiert; denn bereits rund ein Jahrzehnt nach erfolgter Implementierung bildete sich in kritischen Fachkreisen ein breit abge-stützter Konsens heraus, der McNamaras Experiment als kapitale Fehlleistung betrachtete. Zu-letzt wird auf mögliche Lehren verwiesen, die aus dem gescheiterten Versuch, Managementtech-niken für die Bestimmung der effizienten Allokation von Verteidigungsreserven zu verwenden (wie es das PPBS vorsah), zu ziehen sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geschichte und Charakterisierung des PPBS
- Als Robert S. McNamara am 9. Januar 1961 sein Amt als 8. Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten in der Kennedy-Administration antrat, ging er sogleich mit grossem Elan und hohem Tempo an seine neue Aufgabe.
- Die Selbstverständlichkeit, mit der McNamara die Umsetzung seiner Pläne vorantrieb, wurde zusätzlich durch die Tatsache verstärkt, dass der US-Kongress die Kompetenzen des Verteidigungsministers 1958 deutlich ausgedehnt hatte; dieser konnte nun die beinahe totale Kontrolle über das Budget der einzelnen Truppengattungen ausüben und sich damit über die Präferenzen der Generäle hinwegsetzen.
- Das PPBS unterscheidet sich vom traditionellen Budgetierungsprozess in zwei zentralen Punkten.
- Das PPBS kann folglich als ein Mechanismus verstanden werden, der den praktischen Bedarf von Militärmissionen identifiziert und diesen anschliessend in finanzielle sowie personelle Anforderungsgrössen überträgt, welche für die Erreichung des Missionsziels erforderlich sind.
- Der konkrete Ablauf des Verfahrens lässt sich wie folgt zusammenfassen:
- Ökonomische Begründung
- Als Hauptproblem der Verteidigungsplanung vor 1961 lässt sich in erster Linie die faktische Verschleuderung von Ressourcen für ungenügend bis gar nicht legitimierte Projekte zugunsten der dezentral organisierten grossen Truppengattungen Army, Navy und Air Force anführen.
- Insgesamt kann festgehalten werden, dass die Misere des Budgetierungsprozesses im US-Verteidigungsministerium vor 1961 einerseits durch institutionelle Schwächen, anderseits durch menschliche Fehlleistungen in Form von eigeninteressiertem Verhalten bedingt war.
- Angesichts der soeben beschriebenen Verhältnisse war es unbedingt nötig, Kosten-Nutzen-Überlegungen in die Diskussion einzuführen, sowie einen mittel- bis langfristigen Planungshorizont festzulegen, um die Effizienz der Streitkräfte in einer kritischen Phase des Kalten Krieges zu gewährleisten.
- Die Outputorientierung des PPBS an wohldefinierten Zielen – gemäss Riedweg (S. 155) wird in der PPB-Literatur im allgemeinen von der Annahme ausgegangen, dass die Ziele bereits in systemfunktionaler Weise vorliegen – impliziert dabei die Einhaltung des Minimumsprinzips durch die ausführenden Abteilungen und Dienstellen.
- Neben den reinen Kostenaspekten ist das PPBS auch als Versuch zu deuten, das Problem der Entscheidung unter Unsicherheit zu entschärfen.
- Methoden
- Betreffend die Bezeichnung der verwendeten Methoden, welche im Rahmen der Realisierung des PPBS zur Anwendung kommen, herrscht eine gewisse Uneinheitlichkeit.
- Im Zentrum der Systemanalyse steht die Gegenüberstellung der Kosten und Nutzen verschiedener Alternativen, welche die vorgängig definierten Zielvorgaben potentiell realisieren können.
- Obwohl mit der Ausarbeitung von Alternativlösungen noch keine Bewertung derselben verbunden ist, stellt dieser Schritt eine unabdingbare Voraussetzung für den weiteren Verlauf der Systemanalyse dar.
- Streng genommen lassen sich verschiedene Alternativlösungen nur unter ebendiesen restriktiven Bedingungen angemessen vergleichen.
- Die Ermittlung der Kosten- und Leistungsdaten ist sowohl für die Systemanalyse im Allgemeinen, als auch für die Kosten-Nutzen- bzw. Kosten-Wirksamkeitsanalyse im Speziellen von hervorragender Bedeutung.
- Gründe für Scheitern
- Ein offensichtliches Problem der Systemanalyse, welches bereits im letzten Abschnitt angesprochen wurde, liegt im Gewicht, das der Kosten-Nutzen-Analyse zukommt.
- Eng verknüpft mit der Kritik an der CBA sind auch die negativen Aussagen über das Capital Budgeting.
- Der hohe Formalisierungsgrad des PPBS bringt neben der schwierigen Umsetzbarkeit und den bürokratischen Ineffizienzen indessen weitere Nachteile mit sich.
- Zum Schluss soll noch auf einige Kritikpunkte am PPBS von Seiten des Militärs eingegangen werden.
- Lehren
- Das PPBS ist seit seiner Einführung 1961 ständiger Kritik ausgesetzt; trotzdem wird es auch heute noch im US-Verteidigungsministerium angewandt.
- Im vorangegangenen Abschnitt wurde gezeigt, dass konzeptionelle Fehler gepaart mit menschlichem Versagen adäquat-kausal zum Scheitern des PPBS führten.
- Der grundlegende konzeptionelle Fehler des PPBS besteht für Mintzberg (S. 121 f.) in der Nichterfüllung der an sich selbst gestellten Forderungen.
- Die Tatsache, dass die systematisch-analytische Methode des PPBS zum Selbstzweck verkam, versperrte den Blick auf die übergeordnete Zielsetzung des Modells und produzierte somit paradoxerweise irrationale Resultate.
- Abschliessend soll noch auf die eigentlich triviale Tatsache hingewiesen werden, dass ein Projekt von den Ausmassen des PPBS, welches anfänglich die Aufgabe hatte, das Budget Arrangement der gesamten US-amerikanischen Nuklearstreitkräfte im Umfang von USD 41 Milliarden zu transformieren, eine gewisse Zeit zur Entwicklung und Ausarbeitung benötigt, um reibungslos zu funktionieren.
- Analyse der Entstehung und Entwicklung des PPBS
- Bewertung der ökonomischen Argumente, die für die Einführung des PPBS sprechen
- Detaillierte Betrachtung der Methoden der Kosten-Nutzen-Analyse (KNA) im Rahmen des PPBS
- Ermittlung der Ursachen für das Scheitern des PPBS
- Ableitung von Lehren aus den Erfahrungen mit dem PPBS für die zukünftige Gestaltung von Verteidigungsressourcen-Allokation
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit von Simon M. Ingold analysiert das Planning, Programming, Budgeting System (PPBS), das von US-Verteidigungsminister Robert S. McNamara 1961 für das Pentagon eingeführt wurde. Die Arbeit untersucht die Geschichte des PPBS, seine ökonomische Begründung und die Methoden, die zur Anwendung kamen. Der Fokus liegt insbesondere auf den Gründen für das Scheitern des PPBS und den Lehren, die daraus zu ziehen sind.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den aktuellen Kontext der finanziellen Alimentierung des Militärs, insbesondere in den USA, dar. Sie beleuchtet die Bedeutung der finanzwissenschaftlichen Perspektive bei der Budgetentscheidung für Verteidigungsressourcen und stellt die Problematik der Legitimation dieser Entscheidungen in Zeiten zunehmender Skepsis gegenüber militärischen Interventionen heraus. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die Praxis der Allokation von Verteidigungsressourcen anhand des Planning, Programming, Budgeting System (PPBS) zu untersuchen.
Geschichte und Charakterisierung des PPBS
Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung des PPBS im Kontext der Reformbemühungen von Robert S. McNamara im US-Verteidigungsministerium. Es beschreibt die Ziele des PPBS als Versuch, die Budgetierungsprozesse der US-Streitkräfte mit Hilfe von Management Accounting und Operations Research zu rationalisieren. Die Arbeit erläutert die zentralen Elemente des PPBS, insbesondere die Fokussierung auf operationalen Ziele, die Integration von Planung, Programmierung und Budgetierung sowie die Outputorientierung des Systems.
Ökonomische Begründung
Der dritte Abschnitt der Seminararbeit beleuchtet die ökonomischen Gründe, die zur Einführung des PPBS führten. Die Arbeit untersucht die Mängel des Entscheidungs- und Budgetierungsprozesses im US-Verteidigungsministerium vor 1961, insbesondere die ineffiziente Allokation von Ressourcen und das Problem der Entscheidung unter Unsicherheit. Das PPBS wird als Lösungsansatz zur Steigerung der Effizienz und Kostensenkung sowie zur Reduktion des Prinzipal-Agent-Problems vorgestellt.
Methoden
Dieses Kapitel befasst sich mit den Methoden des PPBS, insbesondere der Systemanalyse. Es beschreibt die einzelnen Schritte der Systemanalyse, von der Strukturierung der Problemstellung über die Identifizierung von Alternativlösungen und die Ermittlung von Kosten- und Leistungsdaten bis hin zur Interpretation der Resultate. Der Abschnitt geht zudem auf die Probleme bei der Quantifizierung von Leistungsdaten und die verschiedenen Analysemethoden wie Cost-effectiveness Analysis und Cost-benefit Analysis ein.
Schlüsselwörter
Die Seminararbeit behandelt wichtige Schlüsselwörter im Bereich der Verteidigungsressourcen-Allokation, wie Planning, Programming, Budgeting System (PPBS), Systemanalyse, Kosten-Nutzen-Analyse (KNA), Cost-effectiveness Analysis, Cost-benefit Analysis, Operations Research, Management Accounting, Prinzipal-Agent-Problem, Bürokratisierung, Militär, Verteidigungspolitik und Effizienzsteigerung.
- Arbeit zitieren
- M.A. Simon M. Ingold (Autor:in), 2004, Ein Versuch zur effizienten Allokation von Verteidigungsressourcen: Das PPBS in der amerikanischen Verteidigungsplanung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83095