Zwei Arbeiten soll besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden für die (Re-)interpretation des Streitgedichts Mîn herze und mîn lîp diu wellent scheiden von Friedrich von Hausen. Otto Ludwigs Aufsatz zur Rolle des Sprechers von 1964 ist in so fern von Bedeutung, als ihm die äußerst juristisch geprägte Form des Streitgedichts auffällt. Leider gelingt ihm keine befriedigende Interpretation, was die vierte Strophe, den Zusammenhang zwischen Strophe und Sprecher, und die juristische Rolle der Sprecher angeht. Eine neuere Interpretation zur Sprecherkonstellation von Anka Fuß, Susanne Kirst und Manfred Günther Scholz von 1997 soll andererseits dazu dienen, dass die eben genannten Punkte in dieser Arbeit neue Berücksichtigung finden. Ihr Beitrag zur Erforschung von Hausens Streitgedicht öffnet mit der Neuverteilung der Sprecherrollen bei Hausen bisher wenig gedachte Interpretationsmöglichkeiten. Trotz ihrer Anerkennung der Bedeutung von Ludwigs juristisch forciertem Forschungsbeitrag wird eine Neuinterpretation der Justizrhetorik nur sehr unzureichend berücksichtigt.
Die enge Verbindung dieser beiden genannten Aufsätze soll das Thema dieser Arbeit besonders stark begleiten, um die juristisch formierte Sprache und Form dieses Streitgedichts deutlich hervorzuheben. Berücksichtigt werden soll zunächst der Aufbau des Streitgedichts und die damit verbundene Strophen- und Personenkonstellation, bevor das zugrunde liegende Rechtssystem und die Justizrhetorik näher beleuchtet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Forschungsstand
- Definitionen
- Der Aufbau des Streitgedichts
- Die Strophengliederung und die Sprecherkonstellation
- Die Teilnehmer der Verhandlung
- daz müet mich iemer sît - Das Opfer klagt
- mîn lip, der treue Zeuge der Anklage
- Das Ich und sein reht lebendic man zu sein
- min herze, der Minne Opfer
- Der lebendic man im Normenkampf
- Die Justizrhetorik der Sprecher
- Abschließende Betrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der juristischen Struktur des Streitgedichts „Mîn herze und mîn lîp diu wellent scheiden“ von Friedrich von Hausen. Ziel ist es, die sprachlichen und formalen Elemente des Gedichts im Kontext eines juristischen Verfahrens zu analysieren und die Rolle der verschiedenen Sprecher als rechtliche Akteure zu beleuchten.
- Die juristische Form des Streitgedichts
- Die Rolle der Sprecher im Streitgedicht
- Die Sprache der Justiz im Streitgedicht
- Die Anwendung von Normen im Streitgedicht
- Die Bedeutung von Minne im Kontext der juristischen Auseinandersetzung
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel werden die Forschungsgeschichte und der aktuelle Forschungsstand zum Streitgedicht im Mittelalter beleuchtet. Kapitel 2 definiert die Gattung des Streitgedichts und erläutert die juristische Formulierung dieses Texttyps. In Kapitel 3 wird der Aufbau des Streitgedichts von Hausen analysiert, wobei insbesondere die Strophengliederung und die Sprecherkonstellation betrachtet werden. Die verschiedenen Teilnehmer der Verhandlung werden in ihren spezifischen Rollen vorgestellt.
Schlüsselwörter
Streitgedicht, Friedrich von Hausen, Mîn herze und mîn lîp diu wellent scheiden, Juristische Form, Sprecherkonstellation, Justizrhetorik, Normenkampf, Minne, Rechtsrhetorik, Mittelhochdeutsche Literatur.
- Quote paper
- Carol Szabolcs (Author), 2007, Friedrich von Hausen - Mîn herze und mîn lîp diu wellent scheiden, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83490