Außenwohngruppen im Rahmen vollstationärer Erziehungshilfen in der Kinder- und Jugendhilfe

In wie weit hat sich die familienorientierte Außenwohngruppe als adäquate Heimunterbringung etabliert?


Trabajo Escrito, 2004

24 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Vollstationäre Erziehungshilfen
1.1 Historischer Rückblick
1.2 Entwicklung und Veränderung vollstationärer Erziehungshilfen
1.3 Hilfe zur Erziehung nach dem KJHG
1.4 Überblick Heime und sonstige Wohnformen

2. Außenwohngruppen
2.1 Merkmale
2.2 Familiärer Hintergrund und Problemlagen der Kinder/Jugendlichen
2.3 Pädagogisches Personal
2.4 Kosten und Finanzierung der Unterbringung

Schlussbetrachtung

Literatur

Einleitung

Kaum ein Praxisfeld der Sozialen Arbeit unterlag (und unterliegt heute noch) so vielen Veränderungen wie das der vollstationären Heimeinrichtungen. Ursprünglich als Aufbewahrungsstätte konzipiert, erfüllt das Kinder- und Jugendheim heute vielmehr pädagogische, therapeutische und heilpädagogische Aufgaben.

Pädagogik soll nicht mehr als Strafe gesehen werden, sondern als Hilfe zur Erziehung verstanden werden.

Das Zentralheim war oft Mittelpunkt des öffentlichen Interesses und auch der öffentlichen Kritik. Das Heim wird oft als Mittelpunkt totaler Institutionalisierung gesehen und die Kritiker sehen darüber hinaus auch noch die Stigmatisierung der Heimbewohner durch die Gesellschaft als problematisch an. Die Kinder und Jugendlichen wohnen in Großheimen nicht nur zusammen, sondern verbringen ihr gesamtes Privatleben und ihre Freizeit meist ebenfalls dort. Sie unterliegen Regeln, Grenzen und einem Tagesablauf, den sie in einer Familie so nicht hätten. Diese „Struktur“ führt nicht nur zur Institutionalisierung, sondern auch zur bereits angeführten Stigmatisierung. Es besteht also die Gefahr, dass die Heimkinder abgestempelt werden und später Schwierigkeiten bei ihrer Integration haben.

Diese und andere Gründe führten in den 70er/ 80er Jahren zu einer Umstrukturierung der Familien ersetzenden Einrichtungen. Es wurden Einrichtungsformen geschaffen, die in Konzept, Aufbau und Struktur einer Familie ähneln und die Kinder nicht unter institutionelle Zwänge setzen sollen. Hier entstanden vielfältige stationäre und teilstationäre alternative Angebote der Jugendhilfe, wie z.B. betreutes Wohnen, Tagesgruppen usw. Laut Kinder- und Jugendhilfestatistik (1998) machen alternative Heimerziehungsmodelle heute bereits 27% der stationären Hilfen aus (vgl. Handbuch der Sozialen Arbeit..)

Unter besonderer Berücksichtigung der Familienähnlichkeit, der Umweltgestaltung, Förderung der Selbständigkeit und Individualität, Einbettung in Gemeinde und Umfeld etc. entstanden auch die betreuten Außenwohngruppen, die zu einem festen Bestandteil einer qualifizierten Erziehungshilfe geworden sind.

In dieser Hausarbeit möchten wir uns mit dieser Einrichtungsform, der familienorientierten Außenwohngruppe, auseinandersetzen, da wir die Entwicklung dieser Unterbringungsform noch nicht als abgeschlossen betrachten und in ihr oder ähnlichen Formen eine Zukunftsform der Heimerziehung sehen.

Es tat sich für uns nun die Frage auf, in wie weit sich die familienorientierte Außenwohngruppe als adäquate Heimunterbringung etabliert hat. Es soll herausgearbeitet werden, ob ein familienorientiertes Modell eine Familie wirklich ersetzen kann, ob die Pädagogen die nötige Distanz zu den Kindern und Jugendlichen wahren können und ob die Stigmatisierung verhindert werden kann.

Im Folgenden soll zunächst ein kurzer Überblick über Geschichte, Entwicklungen und Veränderungen der vollstationären Erziehungshilfen sowie über den rechtlichen Hintergrund nach dem KJHG gegeben werden, um den besonderen Blickpunkt/ Schwerpunkt dieser Arbeit, die familienorientierte Außenwohngruppe, in einen Gesamtkontext einordnen zu können.

Hinsichtlich dieses Blickpunktes/ Schwerpunktes soll unter Anderem erläutert werden, welche Merkmale eine Außenwohngruppe aufweist, welche Probleme und familiäre Hintergründe die Kinder und Jugendlichen beschäftigen und welche Rolle das pädagogische Personal dabei spielt.

Am Ende der Arbeit soll nochmals auf die Eingangsfrage eingegangen werden. Wir möchten in diesem Zusammenhang die familienorientierte Außenwohngruppe auch ins Verhältnis zur früheren Heimunterbringung und –erziehung setzen sowie einen Ausblick darüber geben, wie sich die Außenwohngruppen in Zukunft gestalten werden.

1. Vollstationäre Erziehungshilfen

1.1 Historischer Rückblick

Die Gründung der ersten Armen- und Waisenhäuser ist bis auf das Mittelalter zurückzuführen. Hier wurden die verarmten und verwaisten Menschen zum Schutz der „Gemeinde“ verstoßen und ausgegliedert.

In den ersten Heimen fanden jedoch selten Kinder Zuflucht, da diese meist noch in ihrer Familie bleiben konnten. Die Familie war in der damaligen Zeit überdurchschnittlich groß und der Tod von Mutter oder Vater führte nicht zur „totalen Verwaisung“ des Kindes oder die Angewiesenheit auf öffentliche Einrichtungen.

Die ersten Waisenhäuser, die nach dem 30-jährigen Krieg entstanden, schickten aufgrund der sozialen Notlage ihre Kinder zum Betteln auf die Straße.

Die Einrichtungen waren zu dieser Zeit Zuchthäuser, in denen die Kinder und Jugendlichen verwahrt und zur Arbeit gezwungen und erzogen wurden. Einige dieser Arbeitshäuser standen auch unter kirchlicher Kontrolle um die religiöse Belehrung und Erziehung zu sichern.

In den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts existierten kaum noch Waisenhäuser, da es zur Kritik an der nicht zumutbaren Arbeit und an der mangelnden Hygiene kam.

Ein großer Pädagoge dieser Zeit war Johann Heinrich Pestalozzi, der die emotionale Geborgenheit eines Kindes als wichtige pädagogische Grundlage erkannte. Auch Johann Heinrich Wichern beschäftigte sich mit dem „Heimproblem“ und sah die Rückführung der Kinder, unter Berücksichtigung der sozialen Verhältnisse, in die Herkunftsfamilie als wichtig an.

Der Grundstein für eine Erziehung ohne Bestrafung, sondern mit gegenseitigem Vertrauen war hiermit gelegt.

Doch die Erziehungsstile und Erziehungsziele orientierten sich noch lange nicht an diesen Vorbildern, denn die Gesellschaft war immer noch durch Autorität und Gehorsam bestimmt, was sich auch in der Heimerziehung wiederspiegelte.

In der Zeit der Industrialisierung wurden viele Kinder durch Landflucht, harte Arbeitsbedingungen, Krankheiten, Unterernährung etc. zu Waisen.

Es entstanden Heime, die sich am Vorbild des Militärs orientierten. Meist wurden sie von der Kirche geleitet. Durch die wirtschaftliche Lage mussten diese Einrichtungen mit sehr wenig Geld auskommen.
In ihnen fanden meist 20 bis 100 Kinder und mehr Platz, Sie wurden nach Geschlecht getrennt und große Schlaf, - Wasch und Speisesäle dienten der gemeinsamen Nutzung. Die Ordensschwestern leiteten die Heime nach dem autoritären Erziehungsstil und die Kinder und Jugendlichen trugen Anstaltskleidung und rasierte Haare.

Erst das Ende des 2. Weltkrieges und somit der Sturz Hitlers brachte die Demokratie in die Bundesrepublik.

Ab diesem Zeitpunkt sollte auch die Erziehung neu strukturiert werden und es sollte ein Weg gefunden werden, die neu erworbene Demokratie auch in die Erziehung Einzug gewinnen zu lassen. (vgl. Flosdorf 1988,S.15-32)

Zur Verdeutlichung der oben beschriebenen Problematik soll der folgende Ausschnitt aus dem Wiesbadener Kurier vom 01.06.2004 dienen, in dem der Alltag der Heimkinder der 50er und 60er Jahre und die Veränderungen seit dieser Zeit beschrieben werden:

1.2 Entwicklung und Veränderung vollstationärer Erziehungshilfen

Die Heimerziehung durchlief Ende des 20. Jahrhunderts viele Veränderungen und stand im Kreuzfeuer einiger Reformen.

Das Heim sollte von der anstaltsähnlichen Aufbewahrungsstätte (siehe 1.1.) zu einem positiven Lebensraum für Kinder und Jugendliche entwickelt werden.

In den 60er Jahren lösten Studentengruppen ein öffentliches Interesse und eine öffentliche Diskussion aus, indem sie sich für Randgruppen einsetzten, Vorurteile abzubauen und die Situation in den Heimen zu verändern versuchten.

Das Heim galt in der Gesellschaft als letzte Zuflucht für kriminelle Jugendliche mit aggressiven Verhaltensformen, denen nicht mehr geholfen werden konnte.

Der antiautoritäre Erziehungsziel, der in den 70er Jahren vorherrschte, nahm Einzug in die Heimerziehung und die Kritik an Heim und Erzieher war nun unaufhaltsam.

Die Studentengruppen verlangten die „Befreiung der Heimkinder aus den Heimen“ und die ersten Forderungen dieser Reformbewegungen wurden schriftlich niedergelegt:

- Abschaffung des autoritären Erziehungsstil
- Verringerung der Gruppengröße in den Heimen
- Abschaffung von Stigmatisierungsmerkmalen wie Abgelegenheit der Heime, Einheitskleidung etc.
- Fort – und Weiterbildungsmaßnahmen für Erzieher
- Tarifgerechte Entlohnung für pädagogisches Personal

Die Forderungen wurden im Zwischenbericht der Kommission „Heimerzie-hung“ 1977 noch einmal konkretisiert:

- Ausbau ambulanter Maßnahmen
- Entwicklung und Ausbau von Alternativen
- Kein quantitativer Ausbau
- Qualitative Verbesserung durch:
- Organisatorische und wirtschaftliche Selbstständigkeit der Gruppen
- Veränderung der Aufnahme – und Vermittlungspraxis (erstellen einer umfassenden Diagnose
- Stärkere Einbindung der Kinder in das soziale Umfeld
- Fordbildungsmaßnahmen für Erzieher
- Differenzierung der Heime (u.a. nach Unterbringungsdauer, therapeutische Angebote, Altersklasse etc.)

(vgl. Kommission Heimerziehung ;Zwischenbericht 1977,S.Vll ff)

Seit diesen Forderungen sind bis zum heutigen Zeitpunkt viele Änderungen zu verzeichnen. Unter anderem wurden die Mitarbeiter qualifizierter und die Gruppengröße verringerte sich gravierend (acht bis zehn Kinder auf vier Erzieher). Die großen Zentralheime wurden abgeschafft und kleinere Wohnformen in zentraler Lage entstanden. Auch die architektonischen Rahmenbedingungen veränderten sich und es entstand ein therapeutisches Milieu. Die Kinder und Jugendlichen müssen sich in den neuen Wohnformen selbst an der Alltagsbewältigung beteiligen, was die Selbstständigkeit fördern soll.

Heute gibt es eine Vielzahl vollstationärer Erziehungshilfen (siehe Überblick vollstationärer Erziehungshilfen heute 1.4.), doch ambulante Erziehungsmaßnahmen, wie der Allgemeine Sozialdienst, Erziehungs- – und Beratungsstellen, Erziehungsbeistandschaft und die sozialpädagogische Familienhilfe stehen vor diesen Erziehungshilfen und sollen die Familien unterstützen und eine Heimeinweisung verhindern.

[...]

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Detalles

Título
Außenwohngruppen im Rahmen vollstationärer Erziehungshilfen in der Kinder- und Jugendhilfe
Subtítulo
In wie weit hat sich die familienorientierte Außenwohngruppe als adäquate Heimunterbringung etabliert?
Universidad
Wiesbaden University of Applied Sciences
Calificación
1,0
Autores
Año
2004
Páginas
24
No. de catálogo
V83744
ISBN (Ebook)
9783638069113
Tamaño de fichero
468 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Außenwohngruppen, Rahmen, Erziehungshilfen, Kinder-, Jugendhilfe
Citar trabajo
Eva Fischer (Autor)Nadine Thorn (Autor), 2004, Außenwohngruppen im Rahmen vollstationärer Erziehungshilfen in der Kinder- und Jugendhilfe, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83744

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Título: Außenwohngruppen im Rahmen vollstationärer Erziehungshilfen in der Kinder- und Jugendhilfe



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