Erinnerungen an den 170. Geburtstag von Alexandre Gustave Eiffel und Bau des Eiffelturms vor 115 Jahren


Essay, 2004

15 Seiten


Leseprobe


Erinnerungen an den 170. Geburtstag von Alexandre Gustave Eiffel und

Bau des Eiffelturms vor 115 Jahren

Dr. Wolfgang Piersig

Allgemein gilt der Eiffelturm, eine vertikale Kragarmkonstruktion, sowohl in der Technik- sowie Baugeschichte wie auch in der gesamten Welt, als bemerkenswertes Wehrzeichen der Metropole Paris und als Symbol für Frankreich, aber auch dem revolutionierenden Einfluss des Eisens im zu Ende gehenden 19. Jahrhundert. Er ist mit seiner 115jährigen Geschichte kaum noch aus dem Pariser Stadtbild wegzudenken, denn er bereichert ästhetisch die Silhouette von Paris in alle Himmelsrichtungen. Dieses einst sehr verpönte Bauprojekt diente anfangs nur als Blickfang. Später wurde er durch seine Gegenständlichkeit nicht nur zum Besuchermagnet der vierten Pariser Weltausstellung 1889, sondern gilt bis heute noch als ein Muss bei einem Parisbesuch, um ihn in unterschiedlichster Weise zu sehen sowie kennen zu lernen.

Aus der langen Statistik über das „Tour Eiffel“ kann geschlussfolgert werden, dass besonders der Eiffelturm bei den weitgereisten Touristen auf ihren Stadtzielen steht. Es sollen jährlich mehr als vier Millionen Touristen sein, die von ihm magisch angezogen werden. Im Jahr 2003 wird mit dem 200-Millionsten Besucher insgesamt für diese imposante Touristenattraktion gerechnet. Hingegen gehören aus Paris und dem Umfeld lediglich nur fünf Prozent zu seinen Gästen. Jetzt nennen ihn die Pariser liebevoll „Eiserne Dame“. Bei der Anfahrt mit der Metro gelten die Stationen ``Ecole Militaire, Bir Hakain und Trocadero“ als sehr günstig. für das Ziel „Eiffelturm“. Zu Fuß gut zu erreichen ist er, wenn über die Brücke Pont d´´ l´´ena, nahe bei den Gärten des Trocadero, gegangen wird.

Das wohlfein gestaltete Eisengerüst des Pariser Eiffelturms, heute mit Antenne 320,8 Meter hoch, ist weltberühmt, millionenfach fotografiert und besucht. „Tour Eiffel“ gilt auch als eine wichtige Etappe in der Geschichte der Architektur und Bautechnik, insbesondere des rund 5000jährigen Zeitraums der Gewinnung sowie Be- und Verarbeitung des Eisens, welches bereits zu den ersten der sieben Werkstoffe, die der Mensch in der Vorzeit nutzte, zählte. Wahrscheinlich besaß es da auch maßgebliche Bedeutung beim Bau der sieben Weltwunder der Antike.

Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts erweiterte sich die materielle Basis der Bauindustrie vor allem durch den Zustrom neuer Baumaterialien wie Guss-, Walz- und Profilstahl, schnellhärtende Zemente sowie Stahlbeton. Eine große Rolle spielte in dieser Zeit die Baumechanik, die zu einem bestimmenden Faktor des wissenschaftlich-technischen Fortschritts im Bauwesen wurde. Als Pionier auf diesem Gebiet entwickelte Alexandre Gustave Eiffel, der direkte Nachkomme der im 17. Jahrhunderts nach Marmagen (Eifel) eingewanderten deutschen Familie Leo Heinrich Bönickhausen, schrittweise einen neuen Typus der Eisenbahnbrücke, die Zweigelenkbogen Brücke aus Raumtragwerken in gewalztem Stahl. Als sich vor 300 Jahren der Name Eiffel tatsächlich mit „ff“ geschrieben wurde, legten sich Eiffels Vorfahren diesen leichter auszusprechenden Namen zu.

Sein Name ist sowohl untrennbar mit dem Wahrzeichen von Paris, dem Eiffelturm, wie auch den wichtigsten Eisenbahnbrückenbauten sowie von Hallenbauten aus Eisen, Stahl und Glas, des späteren 19. Jahrhunderts verbunden. Da Eiffel zu den Ingenieuren gehörte, die die Eigenschaften, der ihm zur Verfügung stehenden Werkstoffe sehr gut kannte, konnte er sich dem Bau größerer, gewaltigerer, monumentalerer und faszinierenderer Bauwerke auf der Grundlage hochbelastbarer, leichtgewichtiger Konstruktionen aus kleinen, standardisierten Elementen zuwenden. Genau dies trifft auch für das von Alexandre Gustave Eiffel erbaute spektakuläre Eingangstor „Tour Eiffel“ für die zur 100. Wiederkehr der französischen Revolution 1889 in Paris stattfindenden Weltausstellung zu.

Ein erster Entwurf von ihm stammt bereits aus dem Jahre 1884. Zur intensiven, zielgerichteten Konstruktion angeregt wurde er durch die französische Regierung. Denn sie nahm es zum Anlass zur Hundertjahrfeier der französischen Revolution einen jahrzehntelang gehegten Architektentraum wiederaufleben zu lassen, nämlich den Bau eines 1.000 Fuß hohen Turms zu verwirklichen. Noch 1881 schlug die Lobby der monolithischen Bauten einen gemauerten „Sonnenturm“ vor, von dessen höchstem Punkt Paris nachts elektrisch beleuchtet werden sollte.

Durch Eiffels konsequente Nutzung der Vorteile des Stahls gegenüber dem damals nur zur Verfügung stehenden starren Gusseisens überzeugte er die den Stahl unterstützende Vertreter. Er kam auf der Grundlage zahlreicher Untersuchungen zu dem Schluss, dass das Parabelprofil am besten den statischen Anforderungen weit gespannter Brückenbögen und hochemporragender Gitterbauten entspricht. Eiffel, auch als „Magier des Eisens“ bezeichnet, setzte Metall endgültig als architektonisches Gestaltungsmittel durch. So verfolgte er mit seinen kühnen Konstruktionen und mit seinen innovativen Techniken des Eisenbaus das Ziel, die Errichtung von Bauwerken aus Eisen, von denen die Menschheit vorher nur träumen konnte. Er selbst schrieb, dass er zu Ehren der modernen Wissenschaft, der französischen Industrie und seiner Nation einen Triumphbogen errichten wollte, der ein-drucksvoller sein sollte als jene, die von früheren Generationen zu Ehren ihrer Sieger errichtet wurden.

Mehr als Lesen von Literatur oder Surfen im Internet über Eiffel und sein technisches Bravourstück des 19. Jahrhunderts bringt eine direkte Tour nach der wahrscheinlich von den Galliern gegründeten Stadt Paris, die im Jahre 53 v. Chr. Cäsar unter dem Namen Lutetin erwähnte.

Nur so, den Eiffelturm direkt zu sehen, persönlich zu besteigen und sich gründlich vor Ort zu informieren, bringt dieses Wunder aus Stahl jedem Besucher wirklich nahe und macht die große Unbekannte Eiffelturm dem Laien, den Fachleuten wie auch allen Interessierten verstehbar. Bereits beim Anflug auf Paris wird deutlich, dass dieses bis 1930 größte Bauwerk der Welt, trotz dem 1931 in New York das Empire State Building mit 449 Metern Höhe entstand, nicht nur das Wahrzeichen der französischen Hauptstadt, sondern der modernen Welt blieb.

Vor 115 Jahren war es das umstrittenste Monument von Paris. Es erntete Spottnamen aller Art, wie „Kathedrale der Alteisenhändler“, „zusammengenietetes rostiges Gebilde“ beziehungsweise „tragische Laterne“. Gegen den sogenannten „unnützen und ungeheuerlichen Eiffelturm“ bzw. seine „Monstrosität“ protestierten in einem verfassten Manifest, Charles Garnier, der Architekt der Oper, Zola, Verlaine, Maupassant, Dumas sowie viele andere berühmte Künstler und ein Großteil der Pariser Bürgerschaft.

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Details

Titel
Erinnerungen an den 170. Geburtstag von Alexandre Gustave Eiffel und Bau des Eiffelturms vor 115 Jahren
Autor
Jahr
2004
Seiten
15
Katalognummer
V83763
ISBN (eBook)
9783638886031
ISBN (Buch)
9783638905138
Dateigröße
421 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Erinnerungen, Geburtstag, Alexandre, Gustave, Eiffel, Eiffelturms, Jahren
Arbeit zitieren
Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Ing, Dr. Wolfgang Piersig (Autor:in), 2004, Erinnerungen an den 170. Geburtstag von Alexandre Gustave Eiffel und Bau des Eiffelturms vor 115 Jahren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83763

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