Die häufigsten Pflegediagnosen und -interventionen in der Geriatrie und ihre wissenschaftliche Fundiertheit

Gemessen an der Pflegedokumentation der Institution H.G.


Thèse de Bachelor, 2007

69 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemdarstellung, Fragestellung und Ziel

2 Theorie
2.1 Transdok
2.2 NANDA
2.3 ENP® (European Nursing Pathways)
2.4 ICNP® (Internationale Klassifikation für die Pflegepraxis)
2.5 Die Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL)
2.6 Darstellung der Ergebnisse
2.7 Pflegediagnose: Gesundheitsverhalten beeinträchtigt
2.8 Pflegediagnose: Körperliche Mobilität, beeinträchtigt
2.9 Pflegediagnose: Selbstpflegedefizit, waschen/sauberhalten
2.10 Pflegediagnose (Risikodiagnose): Hautdefekt, hohes Risiko
2.11 Pflegediagnose: Hautdefekt, bestehend
2.12 Pflegeplanung am Computer – Vor- und Nachteile?

3 Diskussion

4 Zusammenfassung der Ergebnisse

5 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Ohne die Pflegeplanung ist es unmöglich den Pflegeprozess durchzuführen. Die Pflegeplanung gibt den Pflegepersonen die Möglichkeit allen Schritten des Pflegeprozesses eine übersichtliche und nachvollziehbare Gestalt zu geben. Daraus resultiert nach Meinung der Autorin, dass qualitativ hochwertige Pflege nur dann stattfinden kann, wenn auch die Pflegeplanung auf dem neuesten Stand der pflegewissenschaftlichen Fachliteratur ist. Aus diesem Grund ist es unerlässlich für jede Institution, in welcher Menschen, egal welchen Alters, gepflegt werden, ihre Pflegeplanung auf dem aktuellsten wissenschaftlichen Stand zu halten.

„Der Begriff „professionelle Pflege“ wird oft im Zusammenhang mit der Akademisierung von Pflege gebraucht. In der Praxis geht es sicher darum, dass überprüfte, anerkannte wissenschaftliche Erkenntnisse Anwendung und weitere Überprüfung in der Praxis finden.“ (Ehmann et al., 2004, S. 5).

Pflegepersonen haben die Aufgabe ihren PatientInnen beziehungsweise BewohnerInnen in der Altenpflege die hochwertigste Pflege zuteil werden zu lassen. Gerade in der Geriatrie ist die Pflegeplanung ein unverzichtbares Mittel guter Pflege, denn in diesem Arbeitsfeld arbeiten viel mehr PflegehelferInnen als diplomierte Pflegepersonen. Da es in der Praxis sehr schwierig ist die Pflegehandlungen der PflegehelferInnen so zu kontrollieren wie es in § 84 des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes geschrieben steht, muss die Anordnung der pflegerischen Tätigkeiten umso genauer ausfallen. In diesem Fall entspricht die Anordnung, welche PflegehelferInnen von ihren KollegInnen aus dem gehobenen Dienst der Gesundheits- und Krankenpflege erhalten, der pflegerischen Intervention, welche in der Pflegeplanung exakt notiert wird. Dort können und sollen PflegehelferInnen nachlesen und sich informieren, was in einer konkreten Situation bei einem Bewohner zu tun ist. Die Autorin ist der Meinung, dass es weitaus weniger Pflegefehler gibt wenn die Pflegediagnosen und auch ihre dazugehörigen -interventionen gut beschrieben und ein „Leitfaden“ für die Pflege sind. Zu diesem Thema schreibt auch B. Budnik (2003), dass die Pflegeplanung incl. Pflegedokumentation, sei sie standardisiert und/oder individuell, nicht mehr ausschließlich als Nachweis für intern durch die Pflegenden durchgeführten Kontrollen dient, sondern als Beleg bei veranlassten Qualitätsprüfungen herangezogen wird und damit ein wichtiges Instrument zur Qualitätssicherung ist.

„Qualität ist kein Fremdwort. Bei jedem Einkauf berücksichtigen wir den Qualitätsgedanken. Egal, ob wir Pullover, Gemüse oder ein Auto kaufen, wir achten auf die Qualität und vergleichen die Ware nach qualitativen Aspekten (und Preis – Leistungsverhältnis), bevor wir uns entscheiden. Als KundInnen wollen wir für unser Geld auch einen Qualitätsstandard. Um dies zu gewährleisten müssen Produkte bestimmte Anforderungen erfüllen“ (Budnik, 2003, S. 1).

Das Thema hat auch im Hinblick auf eine andere Thematik große Relevanz. Es ist die Pflicht einer jeden Pflegeperson ihren PatientInnen die bestmöglichste Pflege zukommen zu lassen. Ein Auszug aus der Systematik des Berufsrechts besagt folgendes: „Für alle Angehörigen der Gesundheits- und Krankenpflegeberufe gilt, dass sie ihren Beruf ohne Unterschied der Person gewissenhaft auszuüben haben. Sie haben das Wohl und die Gesundheit der Patienten, Klienten und pflegebedürftigen Menschen unter Einhaltung der hierfür geltenden Vorschriften und nach Maßgabe der fachlichen und wissenschaftlichen Erkenntnisse und Erfahrungen zu wahren. […] Sie haben sich über die neuesten Entwicklungen und Erkenntnisse der Gesundheits- und Krankenpflege sowie der medizinischen und anderer berufsrelevanter Wissenschaften regelmäßig fortzubilden. […] Für die Angehörigen der Gesundheits- und Krankenpflegeberufe besteht auch eine Dokumentationspflicht. Der ordnungsgemäßen Dokumentation kommt in Haftungsfällen eine immer größere Bedeutung zu. Die Dokumentation hat insbesondere die Pflegeanamnese, die Pflegediagnose, die Pflegeplanung und die Pflegemaßnahmen zu enthalten“ (Schwamberger, 2005, S. 19).

Der eigenverantwortliche Tätigkeitsbereich umfasst (Schwamberger, 2005, S. 19):

die eigenverantwortliche Diagnostik

die Planung, Organisation, Durchführung und Kontrolle aller pflegerischen Maßnahmen im intra- und extramuralen Bereich (Pflegeprozess)

die Gesundheitsförderung und -beratung im Rahmen der Pflege

die Pflegeforschung

die Durchführung administrativer Aufgaben im Rahmen der Pflege

Es ist also im Gesetz verankert, Pflege zu planen, zu dokumentieren und alle diese Tätigkeiten unter Einbeziehung der neuesten Erkenntnisse der Pflegeforschung und der Forschung anderer berufsrelevanter Wissenschaften auszuüben. Somit bedeutet es ein Zuwiderhandeln gegen das Gesetz die Planung der Pflege zu unterlassen.

Die Pflegeplanung soll nicht nur auf dem neuesten Stand der Forschung sein, sie soll auch frei von Pflegeritualen sein, die in der Praxis noch häufig zu finden und derer sich die Pflegepersonen meist gar nicht bewusst sind.

Die Pflegeplanung ist eine ureigene Aufgabe der Pflege, sie drückt aus, was und wie gearbeitet wird und ist ein Zeugnis dieser Tätigkeit und möchte nicht jede Pflegeperson ein gutes Zeugnis ihrer Arbeit?

1.1 Problemdarstellung, Fragestellung und Ziel

In der Langzeitpflege arbeitet immer noch ein kleiner Prozentteil an diplomierten Pflegepersonen. Diese sind verantwortlich für die Pflegeplanung und somit ist diese ein großer Teil ihrer Arbeit. Aus der Praxis der Langzeitpflege und der intensiven Beschäftigung mit der Pflegeplanung haben sich für die Autorin nachstehende Probleme, Fragen und Ziele ergeben.

1.1.1 Problemdarstellung und Zielvorgaben

Die Institution H.G., die 40 betagte, pflegebedürftige Menschen betreut, arbeitet seit ihrer Eröffnung vor ca. 10 Jahren mit dem Pflegeprozess, welcher durch das Computerdokumentationssystem „Transdok“ (siehe Begriffsdefinitionen) unterstützt wird. Alle Mitarbeiter wurden auf dieses Computerdokumentationssystem und auch hinsichtlich des Pflegeprozesses geschult. Alle Pflegepersonen, das heißt sowohl diplomierte Pflegepersonen als auch PflegehelferInnen, sind an der Pflegeplanung beteiligt. Die endgültige Kontrolle und Freigabe der Planung obliegt jedoch den diplomierten Pflegepersonen. Der Autorin der Arbeit fällt jedoch immer wieder auf, dass die Pflegeplanung inhaltlich oder formal nicht stimmig ist oder nicht den neuesten wissenschaftlichen und pflegewissenschaftlichen Erkenntnissen entspricht. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse definiert die Autorin als Erkenntnisse, welche entweder nicht älter als 10 Jahre sind oder bisher nicht durch neuere Erkenntnisse ungültig gemacht wurden. Da die Pflegeplanung EDV-basiert stattfindet, ist es möglich alle geplanten Pflegediagnosen und -interventionen dieser Institution zu filtern und so die häufigst geplanten Diagnosen und Maßnahmen zu bekommen. In dieser Bakkalaureatsarbeit sollen die fünf häufigsten Pflegediagnosen und die je fünf häufigsten Maßnahmen wissenschaftlich bearbeitet werden. Die Pflegeplanung am Computer lässt zwei Möglichkeiten zu:

Standardisierte Pflegediagnosen und -interventionen können gewählt und dann an den Bewohner angepasst werden,

oder es können neue Pflegediagnosen und -interventionen in Freitext geschrieben werden.

Dadurch entstehen nach Meinung der Autorin drei vordergründige Probleme:

Die Standardplanung berücksichtigt nicht die neuesten wissenschaftlichen Ergebnisse der pflegerischen Fachliteratur, da keine regelmäßigen Updates auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand durchgeführt werden.

Oft wird die Standardplanung nicht richtig an die BewohnerInnnen angepasst.

Die in Freitext geschriebene Pflegeplanung basiert nicht immer auf den Pflegediagnosen- oder den Pflegeinterventionstiteln von Nanda oder anderen Klassifikationssystemen und ist somit nicht einordenbar und lässt zudem in ihrer Wissenschaftlichkeit zu wünschen übrig.

Diese Arbeit wird die häufigsten Pflegediagnosen und -interventionen überprüfen und diese auf Basis der pflegerischen Fachliteratur bearbeiten und verbessern. Außerdem soll die EDV-basierte Pflegeplanung als „Planungsinstrument“ einer Prüfung unterzogen werden.

1.1.2 Thesen und Forschungsfragen

Aus der oben beschriebenen Problemdarstellung lassen sich folgende Thesen für die Arbeit ableiten:

Die in der Institution H.G. erstellten Pflegediagnosen und -interventionen entsprechen nicht immer dem aktuellen Stand der Fachliteratur.

Das Pflegedokumentationssystem „Transdok“ unterstützt die Pflegedokumentation, birgt jedoch auch Fallen.

Die Forschungsfragen lauten:

Welche Pflegediagnosen- und interventionen werden in der Institution H.G. am häufigsten geplant?

Sind diese Pflegediagnosen- und interventionen wissenschaftlich fundiert?

Welche Vor- und Nachteile ergeben sich aufgrund EDV-basierter Dokumentation für die Pflegeplanung?

1.1.3 Methodik

Die fünf häufigsten Pflegediagnosen und die je fünf am häufigsten geplanten Pflegeinterventionen der letzten 360 Tage werden mit Hilfe des Computerdokumentationssystems „Transdok“ gefiltert und dann von Hand ausgezählt, da sich die Pflegeplanung ausdrucken aber nicht abzählen lässt. Die Auszählung wird von der Autorin und einer zweiten Person drei Mal durchgeführt um mit Sicherheit Fehler ausschließen zu können.

Anhand der Resultate dieser „Filterung“ und der anschließenden Auszählung (siehe unten) wird Fachliteratur zu den Ergebnissen gesucht um die als Beispiel verwendeten eigenen Pflegeplanungen der Institution HG. und Standardvorgaben der Pflegeplanung zu bestätigen bzw. zu widerlegen und Ideen für neue, den aktuellen Ergebnissen der Pflegeforschung entsprechende Standarddiagnosen und Standardinterventionen zu entwickeln. Um den Umfang der Arbeit nicht zu sprengen werden die fünf häufigsten Pflegediagnosen und die je am häufigsten geplante Pflegeintervention untersucht.

Aufbauend auf der Analyse des bestehenden Dokumentationssystems wurde eine Literaturrecherche durchgeführt. Diese konzentrierte sich auf die Ergebnisse der Analyse.

Literatur der am häufigst vorkommenden Pflegediagnosen wurden in der Mediathek der Krankenpflegeschule Feldkirch, der Bibliothek der Umit, im Internet (Google Scholar, Amazon) und bei verschiedenen Krankenpflegezeitschriften gesucht. Recherchiert wurde vor allem nach aktueller Literatur zur formalen und inhaltlichen Pflegeplanung, EDV-basierter Dokumentation in der Pflege, sowie aktueller Literatur zu den Ergebnissen der Datenfilterung.

2 Theorie

Pflegeplanungen werden in verschiedenen Institutionen sehr individuell gemacht. Pflegefachkräfte halten sich an unterschiedliche Klassifikationssysteme sowie Planungssysteme und verwenden unterschiedliche Literatur. Die nachfolgenden Begriffsdefinitionen sollen einerseits Aufschluss darüber geben welche Systeme in der Institution H.G. zur Planung verwendet werden, andererseits sollen sie zeigen was noch an anderen Systemen und Klassifikationen am Markt erhältlich ist.

2.1 Transdok

Martin Bader hat zusammen mit seinem Team, bestehend aus einem weiteren Programmierer und einer diplomierten Krankenschwester, das EDV-basierte Pflegedokumentationssystem „Transdok“ entwickelt.

„Transdok besteht aus vier eigenständigen Modulen (Pflegedokumentation, Abrechnung, Verwaltung und Personaleinsatzplanung). […] Das „Transdok“ Pflegemodul verwaltet alle Daten, die bei der Pflege und Betreuung der Klientinnen dokumentiert werden. […] Das „Transdok“ Modul zur Personaleinsatzplanung liefert die Dienstpläne für alle Bereiche der Einrichtung“ (Motus-Software, 1998).

Die Institution H.G. benutzt lediglich die Module Pflegedokumentation und Personaleinsatzplanung. Für diese Arbeit ist jedoch nur das Modul Pflegedokumentation von Bedeutung.

„Das Modul strukturiert sich nach dem täglichen Pflegeablauf. Der Pflegeprozess als Ausgangspunkt der Entwicklung verleiht dem Produkt einen wissenschaftlichen fundierten Workflow. Mit dem „Transdok“ Pflegemodul wird der gesamte Pflegeprozess in der Praxis dokumentiert. „Transdok“ verarbeitet Daten aus allen Bereichen der Pflege: Pflegeassessments und Pflegebedürfniserhebung, Biografie, Anamnese, Pflegediagnosen, Pflegeziele, Pflegemaßnahmen, Standards für die Pflegeplanung nach NANDA, ICNP-orientiert (Anmerkung der Autorin: ein Telefongespräch mit Martin Bader, dem Entwickler von Transdok, hat ergeben, dass ICNP in der Entwicklung des Programms zuerst zur einheitlichen Benennung von Pflegediagnosen verwendet wurde und das Entwicklungsteam erst nach einiger Zeit herausgefunden hat, dass ICNP nur ein Klassifikationssystem ist. Mittlerweile sind alle ICNP-Definitionen aus der Anwendung ausgeblendet worden, verwendet werden nur noch Nanda-Diagnosen und eigene Standards.) , System zur Auftragsvergabe an MitarbeiterInnen, Durchführungsnachweise, Stuhlgang- und Vitalwertdokumentation, Lagerungspläne, Flüssigkeitsbilanzen, Dokumentationsvorlagen, Leistungserfassung und -auswertung, Kontrollsystem für Maßnahmenüberwachung, differenzierte Auswertung der Pflegedaten, Verlegungsberichte, Medikamentenverwaltung und Wunddokumentation. Pflegepläne werden mit Unterstützung des umfassenden Standardkatalogs erstellt. Die Inhalte des Katalogs werden via Internet regelmäßig aktualisiert und können mit eigenen hausinternen Einträgen ergänzt werden. […] Die Planung von Pflegediagnosen, Zielen und Maßnahmen erfolgt frei formuliert und unterstützt durch einen umfassenden Standardkatalog, der durch den Anwender jederzeit erweitert werden kann. Die Pflegediagnosen-Standards orientieren sich im Wesentlichen an NANDA und enthalten auch adaptierbare Detailbeschreibungen. Der Katalog beinhaltet zahlreiche, für den Alltag der Pflegeplanung unerlässliche Pflegemaßnahmen-Standards und Handlungsrichtlinien, die sich aus jahrelanger Anwendung in der Praxis entwickelt haben und sich an den INCP- Sprachgebrauch anlehnen. Bei der Planung werden die Vorgaben aus dem Katalog an den/die KlientIn angepasst. Dies geschieht ähnlich wie bei Textverarbeitungsprogrammen. […] Die Maßnahmen werden mit Zeitraum, Dauer, Wochentagen, Zuständigkeit usw. in Auftrag gegeben. Für unregelmäßig durchzuführende Maßnahmen können Überwachungen definiert werden. Evaluierungen und organisatorische Maßnahmen werden in die Pflegeplanung eingebunden. Änderungen der Pflegeplanung werden gespeichert und können sowohl inhaltlich als auch bezüglich Zeitpunkt und MitarbeiterIn nachvollzogen werden“ (Motus-Software, S. 5 ff).

Ergänzend muss noch erwähnt werden, dass alle Pflegediagnosen und die dazugehörigen Pflegeinterventionen den ATL’s von Liliane Juchli zugeordnet sind.

2.2 NANDA

„Die Benutzung von standardisierter Pflegefachsprache begann in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts mit der Entwicklung der Diagnosen Klassifikation von NANDA. Eine Pflegediagnose ist „eine klinische Beurteilung von individuellen, familiären oder gemeinsamen Rückmeldungen zu aktuellen oder potentiellen Gesundheitsproblemen/Lebensprozessen. Eine Pflegediagnose gründet die Basis für die Auswahl von Pflegemaßnahmen, um Ziele zu erreichen, welche die Krankenschwester schriftlich festhält.“ (NANDA International, 2005, S. 277). Pflegediagnosen sind aktuell oder potentiell (Risikodiagnosen). Die Elemente einer aktuellen NANDA-Diagnose sind die Überschrift, die Definition der Diagnose, die Beschreibung und Charakterisierung der Symptome und Ursachen. Die Elemente einer Risikodiagnose, wie von NANDA definiert, sind die Überschrift, die Definition und die Risikofaktoren. NANDA entstand 1973, als eine Gruppe von Krankenschwestern sich in St. Louis (Missouri) getroffen hat und die erste nationale Konferenzgruppe für die Klassifikation von Pflegediagnosen organisierten (North American Nursing Diagnoses Association, 1999). Im Jahre 2002 wurde der Name der Organisation in NANDA International geändert um die Mitgliedschaft von verschiedenen Ländern besser zu reflektieren. NANDA International ist eine Organisation mit Mitgliedern, welche von einem gewählten Präsidenten und einem Ausschuss geleitet wird. Ein Komitee behält den Überblick über neue Diagnosen, welche von Mitgliedern eingereicht werden, und überprüft sie und ein Taxonomie-Komitee fügt die Diagnosen zur Taxonomie hinzu und verfeinert sie somit. Im Jahre 2005 beinhaltete die NANDA Klassifikation 172 Diagnosen und die 2. Taxonomie 13 Domänen und 47 Klassen (NANDA International, 2005). NANDA repräsentiert mit Vertretern von NIC und NOC, welche an der Entwicklung der Taxonomie für die Pflegepraxis teilnehmen, eine einheitliche Struktur für die Platzierung von Diagnosen, Interventionen und Zielen, veröffentlicht im Jahre 2005 (Dochterman & Jones, 2003). Die NANDA Terminologie wurde in viele Sprachen übersetzt und wird in mehr als 20 Ländern auf der Welt benutzt“ (Johnson et al, 2006, S. 4)

(von der Autorin am 2.2.2007 vom Englischen ins Deutsche übersetzt)

2.2.1 NIC

„Die Forschung nach einem Vokabular und einer Klassifikation von Pflegemaßnahmen begann im Jahre 1987 mit der Zusammensetzung einer Forschergruppe unter der Leitung von Joanne McCloskey (jetzt Joanne Dochterman) und Gloria Bulechek an der Universität von Iowa. Das Team entwickelte eine Pflegemaßnahmen-Klassifikation, eine standardisierte und vergleichbare Klassifikation der Maßnahmen, die das Pflegepersonal ausführt, erstveröffentlicht im Jahre 1992. Ungleich der Pflegediagnosen oder Pflegeziele, bei welchen der Fokus sich auf den Patienten richtet, richtet sich der Fokus der Pflegemaßnahmen auf das Verhalten der Pflegeperson; die Tätigkeiten, welche die Pflegepersonen ausführen um dem Patienten zu helfen das gewünschte Pflegeziel zu erreichen. Eine Maßnahme wird definiert durch „eine Behandlung, basierend auf einem klinischen Urteil und Wissen, welche eine Pflegeperson ausführt, um Pflegeziele zu erreichen. Pflegemaßnahmen beinhalten direkte und indirekte Pflege; einerseits beziehen sie sich auf Einzelpersonen, Familien und die Gesellschaft, andererseits beziehen sie sich auf von der Pflege, von Ärzten und anderen Berufsgruppen initiierten Behandlungen.“ (Dochterman & Bulechek, 2004, p. xxii). Jede NIC-Maßnahme besteht aus einer Überschrift, einer Definition, einer Kombination von Aktivitäten, welche die Aktionen und Gedanken bezeichnen, die an der Entwicklung der Maßnahmen beteiligt sind, und einer kurzen Liste von Hintergrundlektüre. Die Überschrift der Maßnahme und die Definition sind jener Inhalt der Maßnahme, welcher standardisiert ist und nicht geändert werden sollte, wenn NIC zur Dokumentation verwendet wird. Die Pflege kann durch die Auswahl der Aktivitäten individualisiert werden. Aus einer Liste von ca. 10 bis 30 Aktivitäten pro Maßnahme wählt die Pflegeperson die Maßnahmen, die am besten zur Person oder der Familie passen. Die Pflegeperson kann, wenn nötig, neue Aktivitäten hinzufügen; wie auch immer, alle Veränderungen und Beifügungen sollten zur Definition passen. Die Klassifikation wird kontinuierlich aktualisiert und wurde in vier Ausgaben veröffentlicht; die Ausgabe von 2004 enthält 514 Maßnahmen, gruppiert in 30 Klassen und 7 Domänen, um den Gebrauch zu erleichtern. NIC kann auf allen Stationen verwendet werden (von der Akutstation bis zur Hauskrankenpflege oder Hospizpflege) und auf allen Spezialstationen (Kinderstationen, kardiologischen Stationen oder geriatrischen Stationen). Obwohl die meisten Maßnahmen Pflegethemen behandeln, sind auch einige dabei, die eher anderen Berufsgruppen zugeordnet werden können. Es sind auch andere Berufsgruppen im Gesundheitssystem willkommen, NIC zur Beschreibung ihrer Behandlung zu verwenden. […] Die NIC Klassifikation wurde in neun Sprachen übersetzt. Die Klassifikation wird kontinuierlich durch einen Prozess von Rückmeldungen und Untersuchungen aktualisiert“ (Johnson et al, 2006, S. 7).

(von der Autorin vom Englischen ins Deutsche übersetzt)

2.3 ENP® (European Nursing Pathways)

„ENP ® ist eine […] Pflegefachsprache mit deren Hilfe eine klinische Beurteilung der aktuellen und potentiellen Gesundheitsprobleme und Lebensprozesse in Form einer Pflegediagnose (Nursing Diagnosis) erfasst werden kann. Auf der Grundlage der klinischen Beurteilung der Pflegediagnosen mit Kennzeichen (Characteristics), Ursachen/ beeinflussende Faktoren (Etiologies) und Ressourcen (Resources) des Individuums werden Pflegeziele (Objectives) und Pflegeinterventionen (Interventions) ausgewählt, um so den pflegerischen Behandlungspfad abzubilden.“ (Wieteck, 2004, S. 21

2.4 ICNP® (Internationale Klassifikation für die Pflegepraxis)

„Das Ziel der ICNP ist, eine gemeinsame Sprache zur Verfügung zu stellen, die Vergleiche von Pflegedaten zwischen Menschengruppen (Populationen), Umständen (Settings), geografischen Gebieten und der Zeit ermöglicht. Das bedeutet, sie muss die Heterogenität der Pflege verneinen, indem sie kulturelle Unterschiedlichkeit und Vielfalt sensibel reflektiert. Zudem muss sie Einschließlichkeit (inclusiveness) und Einheit stärken, da wir hiermit die Bedeutung und das Verständnis unserer Praxis miteinander teilen. […] Die Möglichkeit die Pflegepraxis, die Diagnosen unserer Klienten, unsere Pflegeinterventionen und die Pflegeergebnisse zu benennen, ist unschätzbar für die fortschreitende Weiterentwicklung der Pflege als Wissenschaft. Die ICNP stellt eine Klassifikation für jedes dieser Elemente der Pflege zur Verfügung. Die Einbeziehung der ICN (International Council of Nursing) in die Entwicklung der ICNP begann 1989, als wir beauftragt wurden, den Bedarf für eine internationale Pflegesprache zu formulieren. Dieser Bedarf befindet sich im Einklang mit dem Leitziel des ICN, die Pflege weltweit zu vertreten, die Profession voranzubringen und die Gesundheitspolitik zu beeinflussen. […] Der ICN ist eine Föderation von nationalen Pflegeorganisationen, die Pflegende in mehr als 120 Ländern repräsentieren. Er wurde 1899 gegründet und ist die erste und weitreichendste internationale Organisation für Mitarbeiter in Gesundheitsberufen. Gelenkt von Pflegenden für Pflegende, arbeitet der ICN für: die Sicherung der Pflegequalität für alle, eine weltweite vernünftige Gesundheitspolitik, die Weiterentwicklung pflegerischen Wissens, eine weltweit respektierte Profession Pflege und kompetente und zufriedene Pflegende“ (Oulton, 2003, zit. aus ICN, 2003, S. 15).

2.5 Die Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL)

„Liliane Juchli stützt sich bei ihren Erarbeitungen im Wesentlichen auf Roper et. al. und Henderson. Damit hat sie kein eigenes Modell entwickelt, sondern die bestehenden Grundlagen um ihre persönliche, religiös-christliche Sichtweise erweitert. Leben drückt nach Juchli Aktivität aus, welche die Lebensweise, Lebensart und Lebensführung beschreibt. Diese benennt sie als Grundbedürfnisse (Aktivitäten), die sich nur in der alltäglichen Wirklichkeit befriedigen lassen. Deshalb spricht sie von den Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL). Dabei sind alle Aktivitäten des täglichen Lebens miteinander vernetzt und wirken zusammen. Sie beschreibt die Aktivitäten des täglichen Lebens als eine Art Checkliste zur Erfassung der Pflege, betont jedoch, dass es gilt, den ganzen Menschen wahrzunehmen und nicht nur eine einzelne Aktivität. Dabei gilt es die Aktivität in einem großen Rahmen zu sehen, welcher durch die Einflussfaktoren, Rahmenbedingungen und Wechselwirkungen bedingt wird.

Die 12 ATL beinhalten:

Wach sein und schlafen

Sich bewegen

Sich waschen und kleiden

Essen und trinken

Ausscheiden

Körpertemperatur regulieren

Atmen

Sich sicher fühlen und verhalten

Raum und Zeit gestalten – arbeiten und spielen

Kommunizieren

Kind, Frau, Mann sein

Sich finden im Werden – Sein – Vergehen.

Juchli beschreibt die Aktivitäten des täglichen Lebens als ein brauchbares Konzept für den Umgang mit den Elementen der Gesundheitsbildung und Pflege, die eine systematische Übersicht geben und so von Theorie und Praxis genutzt werden können“ (Budnik, 2003, S. 12).

2.6 Darstellung der Ergebnisse

Die Autorin hat aus der Computerdokumentation der Institution H.G. 2285 Pflegediagnosen und -interventionen, geplant vom 1.9.2005 bis 1.9.2006, gefiltert. Anschließend wurden die Ergebnisse folgendermaßen ausgezählt:

Jede einzelne Diagnose und Intervention wurde aufgeschrieben und dann die Häufigkeit ihres Vorkommens mit Hilfe einer Strichliste erfasst. Diese Zählung wurde von der Autorin und einem Assistenten insgesamt drei Mal durchgeführt.

2.6.1 Die 5 häufigsten Pflegediagnosen der Institution H.G.:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]

Fin de l'extrait de 69 pages

Résumé des informations

Titre
Die häufigsten Pflegediagnosen und -interventionen in der Geriatrie und ihre wissenschaftliche Fundiertheit
Sous-titre
Gemessen an der Pflegedokumentation der Institution H.G.
Université
UMIT The Health & Life Sciences University  (Institut für Pflegewissenschaften)
Note
1,0
Auteur
Année
2007
Pages
69
N° de catalogue
V83987
ISBN (ebook)
9783638872768
ISBN (Livre)
9783638872812
Taille d'un fichier
606 KB
Langue
allemand
Mots clés
Pflegediagnosen, Geriatrie, Fundiertheit
Citation du texte
Bakk. Marina Amann (Auteur), 2007, Die häufigsten Pflegediagnosen und -interventionen in der Geriatrie und ihre wissenschaftliche Fundiertheit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83987

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