Die Liturgiereform unter Karl dem Grossen


Trabajo de Seminario, 1998

15 Páginas, Calificación: 1


Extracto


Inhalt

1. Einleitung

2. Karl der Grosse und seine Reformen

3. Die Ursachen für eine umfassende Liturgiereform im Frankenreich

4. Die römische Papstliturgie

5. Die Uebernahme und Erneuerung der römischen Liturgie im Frankenreich
5.1 Formale Ergänzungen
5.2 Inhaltliche Erneuerungen

6. Ausblick auf den weiteren Verlauf der Liturgiegeschichte

7. Resumee

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Motivation für die Wahl des Themas „Die Liturgiereform unter Karl dem Grossen“ ergab sich aus einem durch das Theologiestudium geweckten Interesse für das Zeremoniell einer Gottesdienstfeier. Bei verschiedenen kultischen Handlungen stellten sich mir die Fragen: Seit wann gehört dieser Brauch zur Feier der Messe oder zu einem Festtagszeremoniell dazu? Wie ursprünglich ist er? Wer hat ihn eingeführt? In welcher geschichtlichen Situation geschah dies und warum?

Oftmals kommt man nicht einmal auf die Idee, geläufige Traditionen, wie die des Gottesdienstablaufes, zu hinterfragen. Man hält sie für ursprünglich oder immer schon dagewesen. Doch wenn man einmal nachforscht, was es mit diesen althergebrachten Traditionen wirklich auf sich hat, erkennt man bald, dass sie meist nicht so ursprünglich sind, wie man es zuvor, ohne sich darüber Gedanken zu machen, angenommen hat.

Im Fall der römisch-katholischen Liturgie entdeckte ich bald, dass viele der heute im Gottesdienst und an Festtagen zelebrierten Riten, die man als wunderschöne kultische Bereicherung oder aber auch gelegentlich als „überflüssiges Drumherum“ ansehen kann, aus dem frühen Mittelalter, genauer aus der Zeit der karolingischen Reform, stammen.

In dieser Arbeit möchte ich zunächst kurz die Zeit und den Hauptinitiator der behandelten Liturgiereform darstellen, sowie einige weitere seiner Reformbemühungen nennen. Das darauf folgende Kapitel zeigt die Umstände auf, die Karl den Grossen dazu bewogen, diese Reform durchzuführen. Daraufhin wird die Liturgieform, die den Reformern als Vorbild für die neue, einheitliche Liturgie diente, die römische Papstliturgie, kurz vorgestellt. In einem weiteren Kapitel wird die Übernahme derselben im Frankenreich, sowie die formalen und inhaltlichen Ergänzungen, die dort hinzugefügt wurden, dargestellt. Am Ende beschreibt das letzte Kapitel die weitere Geschichte der nun neu entstandenen römisch-fränkischen Liturgie und wie es sich ergab, dass so viele karolingische Elemente auch heute noch fester Bestandteil jedes römisch-katholischen Gottesdienstes sind.

2. Karl der Grosse und seine Reformen

Die in dieser Arbeit behandelten Neuerungen wurden in einer Zeit und in einem Reich durchgeführt, in dem kaum etwas beim alten blieb. Es geschah unter Karl dem Grossen, dem wohl bedeutendsten Mitglied der karolingischen Herrscherfamilie, die sich im 8. Jahrhundert über die gesamte fränkische Führungsschicht erhoben und die bisherige Königsdynastie völlig verdrängt hatte. Die karolingischen Frankenkönige brachten ihr Reich zu einer enormen Ausdehnung, so dass es grosse Teile des heutigen Europa abdeckte.

Ein so riesiges Reich, das sehr zersplittert und unüberschaubar war, war einiger einheitsstiftender Reformen bedürftig, um zentral regiert werden zu können.

Für die einschneidendsten Veränderungen sorgte, wie schon erwähnt, Karl der Grosse, der 768 n. Chr. zum „Frankenkönig, der Gallien, Germanien, Italien und die angrenzenden Provinzen regiert“[1] erhoben und im Jahr 800 n.Chr. von Papst Leo III. zum Kaiser gekrönt wurde und somit das weströmische Kaisertum erneuerte.

Karls Reformen waren sehr vielfältig und von dauerhafter Wirkung. Er leitete eine grundlegende Reform des Geldwesens ein, das durch die Zersplitterung der Münzprägung seit langem in völlige Konfusion geraten war. Politisch bedeutsam war vor allem die Umgestaltung des fränkischen Heeres, in deren Verlauf Karl die allgemeine Heerfolgepflicht reduzierte und sich mit einer Art Landwehr für den Notfall begnügte. Auch im Gerichtswesen wurden Missstände, die auf archaische Gepflogenheiten zurückgeführt wurden, überwunden.

Karls „Motto“ für seine innere Politik (und damit kommen wir dem eigentlichen Thema dieser Arbeit schon näher) lautete: „Sorge um die religio christiana“. Diese programmatische Devise war sogar auf manchen der neuen Münzen anzutreffen. Sie sollte an die „Legitimation der Königsherrschaft als eines göttlichen Auftrags“ erinnern und eine Leitlinie des Handelns bezeichnen, die in Konsequenz der unauflösbaren Verknüpfung von Kirche und Staat stand.

So galt auch die einheitlich geordnete Gottesverehrung, der „cultus divinus“, als Bedingung für das Gedeihen von Reich und Dynastie.[2] Da sich der König der Aufgabe annahm, dies zu gewährleisten, entstand in der Folge eine königliche Kirchenhoheit, wie sie im gesamten Mittelalter im lateinischen Raum an Intensität nicht wieder auftrat.

Karl schien nun selbst die Rolle des „geistlichen Hirten“ übernommen zu haben und war wenig geneigt, den Päpsten eine massgebliche Entscheidungsbefugnis zuzugestehen.

Die kirchlichen Reformbestrebungen Karls waren in grossem Masse autoritär geprägt, denn aufgrund seiner einflussreichen Position in der Kirche war er befugt, ohne vorherige Synodalberatung reine herrscherliche Beschlüsse zu verkünden, wovon er oft Gebrauch machte.

Er erliess eine grosse Zahl pastoraler Ermahnungen, die auf eine einwandfreie Lebensführung des Klerus und der Laien, auf die Einhaltung der überlieferten kanonischen Ordnung und auf ein Minimum an kanonischen Kenntnissen abzielten.

Für letzteres war etwas literarische Bildung Voraussetzung. Daher sorgte Karl auch für eine Belebung der Schriftkultur. Er veranlasste eine Vereinheitlichung der lateinischen Sprache im Sinn einer „klassizistischen Reinigung“, da diese sich bis zum 8. Jahrhundert regional verschieden entwickelt und einen Tiefstand des Niveaus erreicht hatte.[3]

Aus dieser kleinen Auflistung der Reformtätigkeit Karls des Grossen geht klar hervor, dass dieser für das frühmittelalterliche Europa und darüber hinaus eine sehr bedeutende Persönlichkeit war. So schrieb Alkuin sogar von einem „imperium christianum, dessen Gedeihen von Karls Wohlergehen abhänge“, meinte damit aber weniger ein politisches Kaiserreich als die „gesamte lateinische Christenheit, die der schützenden und lenkenden Hand des grossen Königs bedürftig sei.“

3. Die Ursachen für eine umfassende Liturgiereform im Frankenreich

Die Messpraxis nahm im frühen Mittelalter, und besonders in der Karolingerzeit, eine zentrale Bedeutung ein. An ihr hing das Heil der Einzelnen wie das der Allgemeinheit. Die Kirchenleute wie auch die Könige und Kaiser waren zuständig für die rechte Ausübung der Liturgie. Sie waren stets darum bemüht, zu vermeiden, dass der Ritus leer und nichtig wurde, wenn er ohne Formgerechtigkeit gefeiert würde. Man war nämlich davon überzeugt, dass nur der richtig gefeierte Gottesdienst Gottes Kraft und Gnade für jedermann und alles bewirke.

So kam es in der karolingischen Zeit, die mitunter auch „Zeitalter der Liturgisierung“ genannt wird, zu bedeutenden Veränderungen im Zuge der Bemühung um die Schaffung und Einführung des „rechten Ritus“.[4]

Im Frankenreich herrschte eine unüberschaubare Vielfalt und ein Tiefstand der gallischen Liturgie. Verschiedene kirchliche und weltliche Kreise hatten schon unter den Vorgängern Karls des Grossen versucht, dieser eine neue Ordnung entgegenzusetzen. Sie importierten römische Liturgiebücher, um einen Messritus nach römischem Vorbild in den fränkischen Gemeinden einzuführen.[5] Da diese Romverehrer aber Sakramentare[6] von unterschiedlichster Herkunft verwendeten und daraus verschiedene Entwicklungsphasen und Anwendungsbereiche rezipierten, gelang es ihnen nicht, der Uneinheitlichkeit der Liturgie im Reich entgegenzuwirken.[7]

[...]


[1] So lautet die Bezeichnung Karls in der Überschrift seines Opus Caroli contra synodum gemäss Schieffer, Rudolf, Die Karolinger (Kohlhammer: Stuttgart u.a., 1992) 99.

[2] Schieffer, Rudolf, Die Karolinger (Kohlhammer: Stuttgart u.a., 1992) 97.

[3] Schieffer ,1992, 97-98.

[4] Angenendt, Arnold, Das Frühmittelalter: Die abendländische Christenheit von 400 bis 900 (Stuttgart u.a.: Kohlhammer, 1990)127-128.

[5] Eucharistie: Geschichte, Theologie, Pastoral (Hg. v. Hans Bernhard Meyer u. a.; Gottesdienst der Kirche: Handbuch der Liturgiewissenschaft 4; Regensburg: Pustet, 1989)199-200.

[6] Sakramentar = altchristliche und frühmittelalterliche Form des Messbuchs

[7] Angenendt, 1990 , 128-129.

Final del extracto de 15 páginas

Detalles

Título
Die Liturgiereform unter Karl dem Grossen
Universidad
University of Vienna  (Institut für Geschichte)
Curso
Proseminar Mittelalter
Calificación
1
Autor
Año
1998
Páginas
15
No. de catálogo
V8398
ISBN (Ebook)
9783638153768
Tamaño de fichero
505 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Liturgiereform, Karl, Grossen, Proseminar, Mittelalter
Citar trabajo
Petra Fischer (Autor), 1998, Die Liturgiereform unter Karl dem Grossen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8398

Comentarios

  • No hay comentarios todavía.
Leer eBook
Título: Die Liturgiereform unter Karl dem Grossen



Cargar textos

Sus trabajos académicos / tesis:

- Publicación como eBook y libro impreso
- Honorarios altos para las ventas
- Totalmente gratuito y con ISBN
- Le llevará solo 5 minutos
- Cada trabajo encuentra lectores

Así es como funciona