Eine Analyse der Versicherbarkeit von Naturkatastrophenrisiken


Seminararbeit, 2007

19 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Einführung in die Thematik
1.2. Ziele und Aufbau der Arbeit

2. Definitionen und begriffliche Grundlagen
2.1. Definitionen von Naturkatastrophen
2.2. Definition von Risiko
2.3. Grundsätze der Versicherbarkeit

3. Versicherbarkeit von Naturkatastrophenrisiken
3.1. Kritische Eigenschaften von Naturkatastrophenrisiken
3.1.1. Kumulrisiko
3.1.2. Risikoausgleich im Kollektiv
3.1.3. Risikoausgleich in der Zeit
3.1.4. Irrtumsrisiko
3.2. Nachfrage nach Versicherungsschutz
3.3. Versicherungsaspekte ausgewählter Naturkatastrophenrisiken
3.3.1. Überschwemmungen
3.3.2. Erdbeben
3.3.3. Stürme

4. Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Naturkatastrophen – Aufteilung in sieben Katastrophenklassen

Abbildung 2: Risikoadäquate Prämien in Abhängigkeit von der Größe der Risiko- gruppe

Abbildung 3: Große Naturkatastrophen – Dekadenvergleich 1950-2005

Abbildung 4: Generalisierte Schadenslast mitteleuropäischer Versicherer von 1983 bis 2002

1. Einleitung

1.1. Einführung in die Thematik

Die durch das Seebeben mit einer Stärke von 9,1 auf der Richterskala[1] am 26.12.2004 ausgelösten Flutwellen im Indischen Ozean forderten geschätzte 230.000 Todesopfer. Darüber hinaus verloren über 1,7 Millionen Menschen ihr Obdach.[2] Gemessen an der Zahl der Todesopfer gilt dieser Tsunami damit als größte dokumentierte Naturkatastro­phe seiner Art. Neben dem menschlichen Leid wird der in den betroffenen Regionen entstandene direkte volkswirtschaftliche Schaden auf etwa 10 Mrd. US$ geschätzt.[3]

Am 23.8.2005 bildete sich über den Bahamas ein tropisches Sturmtief.[4] In den folgen­den Stunden sollte es sich zu einem gewaltigen tropischen Wirbelsturm verstärken und am Abend des 25. August über Florida erste Schäden verursachen. In der folgenden Woche forderte Hurrikan Katrina in insgesamt vier Bundesstaaten der USA 1326 To­desopfer und wurde mit einem direkten volkswirtschaftlichen Schaden in Höhe von 135 Mrd. US$ sowie einem privatwirtschaftlich versicherten Schaden in Höhe von rund 45 Mrd. US$ zum weltweit teuersten Versicherungsschaden aller Zeiten.[5]

Seit jeher sind Menschen Naturkatastrophen ausgesetzt, deren verheerende Folgen die beiden ausgewählten Beispiele verdeutlichen. Trotz großer Fortschritte im Verständnis der Ursachen von Naturkatastrophen und deren Wirkung bleiben diese unvorhersehbar. Für den Einzelnen sind die Auswirkungen im Schadensfall meist nicht allein zu bewäl­tigen. Um die bestehende Nachfrage nach Versicherungsleistungen zu befriedigen gilt es für Versicherungsunternehmen die kritischen Eigenschaften von Naturkatastrophen zu bestimmen und geeignete Versicherungskontrakte zu konstruieren. Nur durch eine wissenschaftlich fundierte Analyse dieser Extremereignisse kann langfristig ein umfas­sender Versicherungsschutz angeboten werden.

1.2. Ziele und Aufbau der Arbeit

In der vorliegenden Arbeit werden dem Leser die Grundlagen der Versicherbarkeit von Naturkatastrophenrisiken aufgezeigt. Dazu wurde die Arbeit in vier Abschnitte unter­teilt: Nach der Einleitung folgt im zweiten Abschnitt eine grundlegende Begriffsklä­rung. Darauf aufbauend folgt im dritten Teil die Analyse der Versicherbarkeit von Naturkatastrophenrisiken. Im vierten Abschnitt wird ein kurzes Fazit gezogen und ein Ausblick auf künftige Entwicklungen gegeben.

2. Definitionen und begriffliche Grundlagen

2.1. Definitionen von Naturkatastrophen

In der wissenschaftlichen Diskussion gibt es keine eindeutige Definition, was Natur­katastrophen sind.[6] In allgemeinen Überblickswerken[7] werden (Natur-)Katastrophen als Ereignisse aus zwei Komponenten definiert:

1. Einem extremen (Natur-)Ereignis und
2. „dessen negativen, zerstörerischen Folgen für die Menschen selbst, ihre Behaus­ungen und die wirtschaftliche wie öffentliche Infrastruktur in der vom Ereignis be­troffenen Region“.[8]

Insgesamt werden vier große Gruppen von Naturkatastrophen[9] unterschieden:

- Atmosphärische Naturkatastrophen, z. B. Sturm, Hagel oder Temperaturextreme
- Hydrologische Naturkatastrophen, z. B. Überschwemmung oder Schneelawine
- Geologische Naturkatastrophen, z. B. Erdbeben, Vulkanismus oder Bodensenkung
- Extraterrestrische Naturkatastrophen, z. B. Meteoriteneinschlag oder Strahlung

Allen Naturkatastrophen gemein ist, dass ihre Ursachen natürlichen Ursprungs sind, wobei sich einige dieser Ursachen auf den Menschen zurückführen lassen. Für die Analyse unter versicherungstechnischen Aspekten ist dieser Umstand jedoch unerheb­lich und die naturwissenschaftlich orientierte Klassifikation nicht zweckmäßig. Eine Einteilung an Hand des Kriteriums der räumlichen Ausdehnung scheint besser geeignet zu sein. Dabei werden die Naturkatastrophen „in Gefahren in der Erde, auf der Erde und über der Erde“[10] eingeteilt. Die drei Gruppen unterscheiden sich dabei erheblich bezüg­lich ihrer geographischen Ausdehnung, einer Eigenschaft, der bei der Versicherbarkeit von Naturkatastrophen eine entscheidende Bedeutung zukommt.[11] Tabelle 1 bietet dem Leser einen Überblick über die getroffenen Einteilungen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Einteilung von Naturkatastrophen; Quelle: Vgl. Lamby 1993, Seite 52.

Neben der Einteilung nach Ursachen und Ausdehnung werden Naturkatastrophen zum Zweck einer systematischen Analyse zusätzlich in Katastrophenklassen eingeteilt. Abbildung 1 zeigt die siebenstufige Schadenseinteilung der Münchner Rück.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Naturkatastrophen – Aufteilung in sieben Katastrophenklassen; Quelle: Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft 2006, Seite 14.

2.2. Definition von Risiko

Über den Begriff und die Definition des Risikos gibt es in der wirtschaftswissenschaft­lichen Literatur verschiedene Auffassungen.[12] Im Kontext mit Naturkatastrophen wird unter Risiko die Möglichkeit eines Schadens als Konsequenz eines bestimmten (Natur-) Ereignisses verstanden. Der Risikobegriff weist dabei zwei Dimensionen auf: Eine Schadenseintrittswahrscheinlichkeit wird mit einer Schadenshöhenverteilung gewichtet. Diese Eigenschaften bestimmen die Schadensverteilung.

2.3. Grundsätze der Versicherbarkeit

Voraussetzung für die Versicherbarkeit von Risiken im Allgemeinen ist, dass eindeutig definierte Kriterien erfüllt sind. Ein Versicherungsschutz kann nur dann angeboten wer­den, wenn sie alle erfüllt sind. Wird mindestens ein Kriterium verletzt, kann höchstens von einem versicherungsähnlichen Tatbestand gesprochen werden. Die grundlegenden versicherungstechnischen Prinzipien sind:[13]

- Bedarf: Das Eintreten des befürchteten Ereignisses muss beim Versicherten einen finanziellen Bedarf auslösen. Die Versicherung soll den entstandenen Bedarf decken. Dabei gilt für die Betroffenen ein Bereicherungsverbot.
- Gegenseitigkeit: Eine Vielzahl von Bedrohten muss sich zusammenfinden und eine Risikogruppe bilden. Gemeinsames Ziel ist die Deckung eines zukünftigen Bedarfs.
- Schätzbarkeit[14]: Die zu erwartende Schadenslast muss schätzbar sein. Um die Ein­trittswahrscheinlichkeiten und das Schadensausmaß zu schätzen greifen Versiche­rungsunternehmen auf ihre Erfahrungswerte und Statistiken zurück. Zu Beachten ist dabei das Gesetz der Großen Zahlen[15], da statistische Auswertungen nur dann zuverlässige Ergebnisse liefern können, wenn sie auf einer hinreichend großen Zahl von Fällen basieren. Darüber hinaus werden Risikoanalysen erstellt, insbe­sondere um fehlende Erfahrungswerte zu kompensieren.
- Zufälligkeit: Der Zeitpunkt des Eintritts des Schadensereignisses darf nicht vorher­sehbar und muss unabhängig vom Willen des Versicherungsnehmers sein. Im Falle einer Abhängigkeit gilt die Zufälligkeit trotzdem als gegeben, falls für den Versi­cherungsnehmer die Nachteile durch den Schadenseintritt die aus der Versicherung zu erwartenden Vorteile überwiegen.
- Wirtschaftlichkeit: Die Versicherten organisieren sich in einer auf Kontinuität aus­gelegten Gemeinschaft. Diese sorgt für eine planmäßige Deckung des zukünftigen finanziellen Bedarfs der versicherten Gemeinschaft. Dies geschieht auf dem Prin­zip der Gleichheit von Leistung und Gegenleistung.
- Gleichartige Bedrohung: Alle Individuen in der Versicherungsgemeinschaft müs­sen von der gleichen Gefahr bedroht sein. Dabei muss der Eintritt des Schadenser­eignisses „bei allen in gleicher Weise den Vermögensbedarf“[16] hervorrufen.

3. Versicherbarkeit von Naturkatastrophenrisiken

3.1. Kritische Eigenschaften von Naturkatastrophenrisiken

3.1.1. Kumulrisiko

Mittelgroße und von einander unabhängige Risiken können von Versicherungsunter­nehmen theoretisch in beliebiger Höhe gezeichnet werden.[17] Im Idealfall der Unabhän­gig­keit aller Einzelrisiken untereinander würde jede weitere Vergrößerung des Versi­cherungsbestands den Risikoausgleich im Kollektiv verbessern. „Ein Kumulrisiko liegt vor, wenn eine Vielzahl von Risikoobjekten derselben objekttypischen Gefahr ausge­setzt ist und der Schaden an den einzelnen Risikoobjekten stets durch ein einziges Er­eignis verursacht wird“.[18] Dies trifft auf viele Naturkatastrophenrisiken zu. Dabei gilt, dass je größer die geographische Ausdehnung des Schadensereignisses, desto größer ist die Gefahr eines Kumulschadens. Um die Versicherbarkeit trotzdem zu gewährleisten, dürfen die Abhängigkeiten ein gewisses Maß nicht übersteigen.

[...]


[1] Vgl. USGS National Earthquake Information Center 2007.

[2] Vgl. Wikipedia 2007.

[3] Vgl. Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft 2005, Seite 26 - 28.

[4] Vgl. Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft 2006, Seite 21.

[5] Vgl. Schweizerische Rückversicherungs-Gesellschaft 2006, Seite 35.

[6] Vgl. Alexander 1997, Seite 288.

[7] Vgl. Smith 1996, Seite 20 und Tobin/Motz 1997, Seite 6.

[8] Plapp 2004, Seite 71.

[9] Vgl. Lamby 1993, Seite 52.

[10] Lamby 1993, Seite 52.

[11] Vgl. Lamby 1993, Seite 51 - 55.

[12] Vgl. Lamby 1993, Seite 7 - 13.

[13] Vgl. Gruss 1978, Seite 14 - 22.

[14] Farny gebraucht stattdessen den Begriff der Schätzung, da er die Qualität der Schätzung nicht exakt genug bestimmt sieht. Allerdings überwiegen die Vorteile einer konsistenten Darstellung diese definitorische Ungenauigkeit. Vgl. Farny 2006, Seite 38.

[15] Vgl. Albrecht 1982, Seite 501 - 538.

[16] Gruss 1977, Seite 22.

[17] Vgl. Schmidt 1992, Seite 191.

[18] Boetius 1996, Seite 266.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Eine Analyse der Versicherbarkeit von Naturkatastrophenrisiken
Hochschule
Universität Mannheim
Veranstaltung
Insurance I
Autor
Jahr
2007
Seiten
19
Katalognummer
V84241
ISBN (eBook)
9783638004879
Dateigröße
592 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Analyse, Versicherbarkeit, Naturkatastrophenrisiken, Insurance
Arbeit zitieren
Daniel Gussmann (Autor:in), 2007, Eine Analyse der Versicherbarkeit von Naturkatastrophenrisiken, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84241

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