Tsiakalos' "Handbuch für antirassistische Erziehung" im Vergleich mit westeuropäischen Konzepten der Interkulturellen Erziehung


Tesis de Máster, 2000

50 Páginas, Calificación: "bestanden"


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort
1.1 Einleitung

2. Rassismus
2.1. Rassismus in Deutschland nach 1989
2.2. Rassismus in Griechenland

3. Das Handbuch der Antirassistischen Erziehung von G. Tsiakalos
3.1 Entstehung und Konzept
3.2. Der Aspekt des „Fremden“ bei G. Tsiakalos
3.3 Der Ansatz von Posselt / Schumacher
3.4 Unterrichtsbeispiel von G. Tsiakalos

4. Exkurs: Wahrheit und Erkenntnis

5. Schlusswort

6. Anhang
6.1 Übersicht der Kapitel des Handbuches
6.2 Literaturverzeichnis:

1. Vorwort

Bei einem flüchtigen Blick in die deutschen Tageszeitungen im Sommer 2000 könnte man schnell den Eindruck gewinnen, daß die Medien zur Zeit nichts mehr beschäftigt, als das Thema Rassismus. Plötzlich wurden unzählige gewalttätige Angriffe von rechtsradikalen Jugendlichen in sämtlichen Tageszeitungen abgedruckt und in Fernsehnachrichten und Radiosendungen traktiert. Es erschienen groß aufgemachte Übersichten, so z.B. im Tagesspiegel am 2. August, wo 27 verschiedene Straftaten deutschlandweit allein für den Juli vorgestellt wurden. Die Diskussion um das Verbot der rechtsradikalen NPD ermöglichte es unzähligen Politikern, sich zusätzlich in Talkshows und Zeitungen zu profilieren.

Wenn man sich allerdings ernsthaft mit dem Thema beschäftigt, so erkennt man, daß die erhöhte Aufmerksamkeit in Sachen Rassismus mit dem sogenannten „Sommerloch“ zu tun haben muß, den spärlich fließenden Quellen der internationalen Nachrichtendienste. Was hier zu beobachten ist, hängt wohl mehr mit dem zusammen, was Noam Chomsky „manufacturing consent“ genannt hat, als mit dem Phänomen des Rassismus in Deutschland im Sommer 2000.[1]

Anders sind die Ergebnisse einer neuen Studie zu autoritären, rechtsextremen und nationalistischen Einstellungen nicht zu verstehen.[2] Während die DVU in der Landtagswahl 1999 5,28 Prozent erreichte, zeigt sich jetzt, daß in Berlin und Brandenburg ein weit größeres rechtsextremes Potential vorhanden ist. So verfügen 21 Prozent der Bevölkerung in Brandenburg und 12 Prozent in Berlin über ein rechtsextremes Weltbild, verbunden mit hoher Gewaltakzeptanz. Im Vergleich mit Untersuchungen von 1998 haben sich die Ergebnisse sogar erhöht. Das bedeutet, daß rassistische und rechtsextreme Einstellung schon seit vielen Jahren latent oder offen weitergegeben werden.

Das Thema Rassismus ist aktuell und gleichzeitig uralt. Wer sich mit den Ursachen von rassistischen Einstellungen beschäftigt, sieht sich unvermittelt vor einen Problem gestellt, daß einem riesigen gordischen Knoten gleicht. Um womöglich zu der Erzeugung einer antirassistischen Einstellung oder zu der Veränderung einer rassistischen Haltung bei Schülern zu kommen, muß man als Lehrer/in unter den durch die Schulsituation beschränkten Möglichkeiten weit mehr Geschick bei der Lösung beweisen, als Alexander. Ein blankes Durchschlagen des Knotens reicht in diesem Fall nicht aus. Der Rassismus entpuppt sich als Drachen mit 12 Köpfen, die immer wieder nachwachsen, wenn man sie abgeschlagen hat.

Meinen persönlichen Zugang zu dieser Materie fand ich im Rahmen meines Studiums des European Masters in Intercultural Education an der Freien Universität Berlin, als Teilnehmer des Hauptseminars von Gerhard Harder über Rassismustheorien und des Seminars zu Antirasismuss Trainings. Im zweiten Semester bestand die Möglichkeit, Veranstaltungen an den Partneruniversitäten von Uppsala oder Thessaloniki zu besuchen. So unternahmen wir vom 20. – 25. 5. eine Reise nach Thessaloniki. Am 22.5 berichteten wir an der Pädagogischen Fakultät in einer Veranstaltung von Herrn Prof. Georgios Tsiakalos über Migrationbedingungen in Berlin.

In mehreren gemeinsamen Gesprächen konnte uns Prof. Tsiakalos zusätzlich sein neustes Buch vorstellen: Ein Handbuch zur Antirassistischen Erziehung von Lehrern/innen für Lehrer/innen. Im Frühjahr 2000 erschienen, ist dieses Buch ein Beispiel für den aktuellsten Stand der Literatur zur Antirassistischen Erziehung in Griechenland.[3]

Natürlich hatten wir nur sehr begrenzt Zeit, uns damit ausführlich zu beschäftigen. Erst nach und nach entstand bei G. Harder und mir der Gedanke, das Buch in einer Master Thesis zu beleuchten.

Meine Mutter ist Griechin und ich habe mehrere Jahre in Athen gelebt, so habe ich eine besondere Beziehung zu Griechenland. Da ich seit 1991 in Berlin lebe und sich in den letzten Jahren viel verändert hat, war ich sehr interessiert, mehr über das Problem des Rassismus in Griechenland zu erfahren. Gleichzeitig wäre diese Arbeit ein Zeichen für die Zusammenarbeit der Fachbereiche in Thessaloniki und Berlin. Prof. Gerd Hoff und Prof. Georgios Tsiakalos erklärten sich bereit, die Betreuung der Arbeit zu übernehmen. Dafür meinen herzlichen Dank. Mein Dank gilt besonders meiner Familie, meinen Eltern, die mein Studium jahrelang tatkräftig unterstützt haben, sowie Peggy Meinel.

1.1 Einleitung

Die vorliegende Arbeit ist der Versuch eines „kongenialen Transferaktes“ (Gerd Hoff in der Vorbesprechung). Dabei sollen die Leitgedanken des Handbuches zur Antirassistischen Erziehung von Georgios Tsiakalos heraus gearbeitet werden. Die besondere Herausforderung besteht darin, keine Rezension zu schreiben, oder der Versuchung einer Übersetzung zu verfallen.

Um zu einem Vergleich des Ansatzes von Tsiakalos mit westeuropäischen Konzepten zur Antirassistischen Erziehung zu kommen, soll zunächst eine kurze Beschreibung des Phänomens des Rassismus als „europäische Bewusstseinsform“ erfolgen und zwar die spezifische Ausprägung in Deutschland und in Griechenland innerhalb der letzten zehn Jahre. Aus verständlichen Gründen kann dies im Rahmen einer solchen Arbeit nur sehr schemenhaft und verkürzt geschehen.

Anschließend wird das Handbuch zur Antirassistischen Erziehung vorgestellt. Dabei geht es zuerst um die Entstehung und das Konzept, sodann erfolgt eine Analyse des Aspekts des „Fremden“ bei Tsiakalos und der Versuch eines Vergleiches mit westeuropäischer Literatur. Unter dem Aspekt des „Fremden“ sollen hierbei alle Äußerungen zu den Phänomenen der Ausländerfeindlichkeit, der Xenophobie, der Kategorienbildung von „Eigenem“ und „Fremden“ untersucht werden. Darüber hinaus sollen die grundsätzlichen Thesen von Tsiakalos zur Antirassistischen Erziehung deutlich gemacht werden, um diese Arbeit der Diskussion über Antirassistische Erziehung in Deutschland zugänglich zu machen. Im Anschluß soll ein exemplarischer Unterrichtsvorschlag von Tsiakalos vorgestellt werden.

Abschließend erfolgt ein Exkurs, in dem philosophische Fragestellungen zum Phänomen des Rassismus und dem Aspekt des „Fremden“ kritisch erörtert werden sollen, um zu einer weiterführenden Sichtweise zu gelangen.

2. Rassismus

Eine von der Arbeitsgruppe SOS Rassismus vorgelegte Definition von Rassismus lautet:

„Rassismus liegt immer dann vor, wenn bestimmte Merkmale von Menschen (z. B. Hautfarbe, Asylbewerber zu sein, Geschlecht usw.) mit bestimmten Eigenschaften gekoppelt werden (z. B. wenn von der Hautfarbe oder Herkunft auf die geistige, kriminelle oder sexuelle Energie o.ä. geschlossen wird) und durch diese Konstruktion eine Bewertung entsteht.“[4]

Diese Definition ist womöglich bewußt sehr weit gefaßt. So wird Rassismus hier nicht von einer negativen Bewertung oder Benachteiligung abhängig gemacht, die Aussage, „alle Afrikaner können gut tanzen“, ist demnach eine rassistische Bewertung. Weiterhin wird eine Andeutung auf die Art und Weise der psychologischen Entstehung von rassistischen Einstellungen gemacht, diese erfolge durch „Konstruktion“.[5]

Rassistische Theorien dienen in der gesellschaftlichen Praxis allerdings meistens dazu, die Begründungen zu liefern, um Menschen zu unterscheiden, sie auszugrenzen und letztendlich von bestimmten begrenzten Ressourcen auszuschließen. Dabei werden elementare demokratische Grundrechte verletzt. So wird gegen das vom Grundgesetz garantierte Gleichheitsgebot verstoßen.[6] Bei durch Rassismus bedingten gewalttätigen Straftaten werden Grundrechte wie das der körperlichen Unversehrtheit gebrochen. Rassistisches Handeln bedeutet im Bereich der christlichen Ethik ein sündhaftes Verstoßen gegen eine Vielzahl von Normen und Gebote, angefangen bei dem der Nächstenliebe.

Dennoch weiß jedes Kind auf der Straße, daß Vietnamese nicht gleich Amerikaner, weißer Amerikaner nicht gleich schwarzer Amerikaner, Franzose nicht gleich Österreicher und alle zusammen nicht gleich Deutsche sind. Rassistische Diskriminierungen, die aus einer Position der Stärke und Macht von Angehörigen der Dominanzkultur gegen als „Fremde“ empfundene Menschen ausgeübt werden, sind alltäglich. Dabei ist der Rassismus kein Phänomen der Neuzeit, sondern „die vorliegenden Studien zeigen, daß der Rassismus seine Wurzeln tief in der europäischen Geschichte hat und ein konstitutives Element des abendländischen Denkens ist. So gesehen, hat nicht erst die bürgerliche Gesellschaft den Rassismus hervorgebracht, sondern er gehört schon zu den Bedingungen, aus denen heraus sich diese Gesellschaft entwickelt hat.“[7]

Der Rassismus ist zu einer europäischen Bewußtseinsform geworden, welche alle Bereiche unseres täglichen Lebens berührt, auf personeller und institutioneller Ebene. In der aktuellen Diskussion bestehe jedoch die Gefahr, durch die Trennung in die Begriffe des „persönlichen Rassismus“ und des „institutionellen Rassismus“ und deren Gegenüberstellung als unabhängige Größen, die Vorstellung zu verfestigen, daß „die Institutionen dem Einfluß der Individuen entzogen und diese nicht für sie verantwortlich sind.“[8] Weiterhin werde dadurch die Haltung gefördert, „sich weniger mit den Ursachen rassistischer Erscheinungen als vielmehr mit der Frage zu beschäftigen, welche Gruppen in der Bevölkerung ihre wesentlichen Träger sind.“[9]

Nach 1945 wurde in beiden deutschen Staaten von offizieller Seite aus die Auffassung vertreten, der Rassismus sei mit dem Untergang des Dritten Reiches in Deutschland verschwunden. Gewaltsame Übergriffe gegen Ausländer seien meist mit jugendlichem Übermut und psychischer Unreife erklärt und als Einzelfälle deklariert worden. Letztlich jedoch seien Ost und West im Neokolonialismus vereint gewesen, im „ungebrochenen zivilisatorischen Sendungsbewußtsein der Weißen gegen der Rest der Welt“. Internationalismus da und Entwicklungshilfe dort, auf der Grundlage „beiderseitigen Vorteils“.[10] Wobei der neue Rassismus ein Rassismus der Epoche der „Entkolonialisierung“ ist, „in der sich die Bewegungsrichtung der Bevölkerung zwischen den alten Kolonien und den alten „Mutterländern“ umkehrt und sich zugleich die Aufspaltung der Menschheit innerhalb eines einzigen politischen Raumes vollzieht.“[11]

2.1. Rassismus in Deutschland nach 1989

„So können die Deutschen zum dritten Mal in diesem Jahrhundert das ihrige dazu beitun,

Europa zu ruinieren, dieses Mal durch ihre modische Wahnidee, hier das Sozialamt und das Krankenhaus für die ganze Welt zu errichten.„

Prof. Klaus Hornung[12]

Nach der Wiedervereinigung gab es in Deutschland eine rapide Kulmination von rassistisch begründeten gewalttätigen Ausschreitungen gegen Ausländer.[13] Seitdem reißt die Kette der Gewalttaten nicht mehr ab, gegen Ausländer, Obdachlose, Asylbewerber und andere Mittglieder ethnischer, sozialer und religiöser Minderheiten. Vom Januar 1991 bis zum Mai 1994 zählte das Bundesinnenministerium 16.343 Straftaten mit „fremdenfeindlichen Motiv“, die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen.

Als wichtigster Grund für den Anstieg des Rassismus wird immer wieder eine „im Zuge der deutschen Wiedervereinigung erzeugte national(istische) Euphorie“ bemüht.[14] National(istisches) Denken und Handeln sei durch die Wiedervereinigung nicht nur weniger sichtbar geworden, insgesamt unauffälliger und weniger angreifbar, sondern erhielt so auch bestärkende Legitimation. Dazu kommt, daß die Bevölkerung der ehemaligen DDR quasi über nacht zu „Deutschen zweiter Klasse“ wurden, eine Selbstwahrnehmung, welche vor allem in den neuen Ländern die Entwicklung nach rechts begünstigte, „weil die Abgrenzung von Nicht - Deutschen scheinbar nationale Integration in der Bundesrepublik verschafft(e).“[15]

Dabei sei Fremdenfeindlichkeit keine neue Entwicklung nach der Wiedervereinigung, vielmehr seinen die Gründe dafür in der Sozialisation in einem totalitären Herrschaftssystem zu suchen. In einem Thesenpapier des Zentrums für Zeithistorische Forschung in Potsdam vom Sommer 2000 wird die Annahme vertreten, daß in der ehemaligen DDR „eine echte Aufarbeitung des Nationalsozialismus“ nicht stattgefunden habe. Im Wertekanon der Bevölkerung hätte sich die rassistische und nationalsozialistische Propaganda der Nationalsozialisten lange gehalten, die DDR wurde als Land unter „Fremdherrschaft“ wahrgenommen und die SED als „Russenpartei“ empfunden.[16]

In der öffentlichen Debatte scheute man sich dagegen lange, den Begriff des Rassismus zu verwenden. Viel lieber werden die Phänomene der Ausgrenzung und Diskriminierung durch Begriffe wie Ethnozentrismus, Ausländerfeindlichkeit oder Fremdenfeindlichkeit verschleiert. Oft ist auch von Xenophobie die Rede, wie von einer unheilbaren Krankheit, obwohl Stammtischargumente, wie „Alle Menschen haben eine natürliche Angst vor Fremden, das liegt in der Natur des Menschen...“, längst wissenschaftlich widerlegt sind.[17] Es entbrannte ein Streit um die Begrifflichkeiten, der schnell zum Diskusionsthema avancierte und von dem eigentlichen gesellschaftlichen Problem ablenkte. So sei es bemerkenswert für die Rassismusforschung der westeuropäischen Länder, daß „Publikationen über Rassismus, die den Disputationen um Begriffe gewidmet sind, jene Publikationen in der Anzahle übertreffen, die sich mit rassistischer Praxis und ihrer Überwindung beschäftigen.“[18]

Gleichzeitig werden verschiedene wissenschaftliche Disziplinen zur Erklärung des Rassismus bemüht, von der Biologie, Psychologie, Anthropologie, Sprachwissenschaft bis zur Soziologie und Geschichte. Dabei entstehen Gewichtsverschiebungen bei der Interpretation und Verortung innerhalb der Disziplinen, so wird das Rechtsextremismus - Problem z.B. als Mänlichkeits - Problem dargestellt. Möller deutet dies als Hinweis dafür, daß der ganzen Diskussion um die rechtsradikale Gewalt ein „Ungenügen der qualitativen analytischen Durchdringung des Problems insgesamt“ anhaftet.[19]

Rassismus wird weiterhin als Sammelbegriff für persönliche Einstellungen gebraucht, mit denen Minderheiten, „Fremde“ oder auch nur „Andere“ diffamiert und ausgegrenzt werden. So seien Begriffe wie „Vorurteil“, „Stereotyp“, „Ethnozentrismus“ entsprechend verbreitet, um Rassismus näher zu bestimmen. Dabei bewege man sich in das „Weichbild der traditionellen Sozialpsychologie“ hinein. So attestiert Holzkamp bei der Suche nach dem Gegenstand des Antirassismus als pädagogisch angeleitetem Lernens der Sozialpsychologie „widerstreitende Befunde und unausgetragene Kontroversen“ sowie einen „Mangel an grundsätzlichen Reflexionen und Klärungen“.[20]

Bis heute hat sich in Deutschland die demokratische Selbstverständlichkeit der politischen Gleichberechtigung aller Menschen, die in diesem Lande leben, nicht durchgesetzt. Eine Tatsache, die durch den Artikel 116. 1 des Grundgesetzes zementiert wird. Demnach können sich nur deutschstämmige Menschen an der politischen Zukunft dieser Gesellschaft beteiligen.[21] Solange jedoch keine politischen Gleichberechtigung innerhalb dieser Gesellschaft besteht, kann auch kein soziales, friedliches Miteinander gelingen.

2.2. Rassismus in Griechenland

„In Griechenland ist man zurückversetzt in die Welt des Duke of Bedford

und der Rockingham Whigs, wo Personen mehr gelten als Prinzipien und [ ...] man Ideologien nur verkündet, um sie später wieder aufzugeben, wo Parteitreue eine reine Angelegenheit augenblicklicher Zweckdienlichkeit ist und wo im Parlament häufig ein undurchdringliches Gedränge herrscht, weil zu viele Abgeordnete die Fraktion wechseln.“[22]

[...]


[1] Vgl. Chomsky, Noam: Manufacturing Consent. New York 1994. Chomsky analysiert und kritisiert die Rolle der Massenmedien und der Nachrichtenindustrie und zeigt, wie Stimmungen und Meinungen systematisch erzeugt werden.

[2] Tagesspiegel vom 12. August. Zitiert wird eine vom Meinungsforschungsinstitut Forsa durchgeführte Befragung von 2000 Berlinern und Brandenburgern ab 14 Jahren zu rechtsextremen Einstellungen. Demnach verfügen mehr als ein Fünftel der Brandenburger und immerhin ein Achtel der Berliner Bevölkerung über ein rechtsextremes Weltbild. Außerdem gaben sich 30 Prozent unter den befragten Brandenburger Rentnern als rechtsextrem aus (Berlin 16 Prozent) Davon stimmten 18 Prozent der Aussage zu, „Anschläge auf Asylbewerberheime kann ich gut verstehen“.

[3] Tsiakalos, Georgios: Odigos Antiratzistikis Ekpaideusis, (Handbuch für Antirassistische Erziehung), Athen 2000. ΤΣΙΑΚΑΛΟΣ, Γ. ΚΕΝΤΡΟ ΜΕΛΕΤΩΝ ΚΑΙ ΤΕΚΜΗΡΙΩΣΗΣ ΤΗΣ ΟΛΜΕ, Οδηγός Αντιρατσιστικής Εκπαίδευσης, Εκδόσεις „ΕΛΛΗΝΙΚΑ ΓΡΑΜΜΑΤΑ“, Αθηνα 2000. Georgios Tsiakalos absolvierte ein Studium der Biologie und Anthropologie in Kiel, welches er mit der Promotion über Rassebeziehungen abschloss (Dr. rer. nat. Christian - Albrecht - Universität Kiel). Er studierte weiterhin Soziologie und Pädagogik in Bremen (Dr. phil Universität Bremen). Als Hochschullehrer für Sozialanthropologie war er in Bremen tätig. Er ist Professor für Pädagogik am Pädagogischen Institut für Grundschulerziehung der Aristoteles Universität Thessaloniki. In den letzten zehn Jahren hat er an verschiedenen europäischen Programmen teilgenommen, so „ARMUT 3“ in West-Thessaloniki (1990-1994), „HORIZON“ (1994-1995) zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Sinti und Roma in Sofades. Seine Forschungen richteten sich besonders auf die Lebensbedingungen von Familien mit einem Elternteil, Pontiern aus der ehemaligen Sowjetunion, jugendlichen Straftätern, sozialen Gruppen mit sprachlichen/kulturellen Besonderheiten. Einen Teil seiner Arbeiten kann man im Internet unter http://eled.auth.gr/reds einsehen.

[4] Posselt, Ralf-Erik / Schumacher, Klaus: Projekthandbuch: Gewalt und Rassismus, AG-SOS Rassismus, NRW; Amt für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche von Westfalen, Mühlheim an der Ruhr 1993, S. 102.

[5] Es ist bemerkenswert, wie Begriffe aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen in Definitionen zusammengetragen werden, ohne dass weitergehende Reflexionen erfolgen. Darüber mehr im letzten Teil dieser Arbeit.

[6] Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Artikel 3,3: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen und politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“

[7] Kappeler, Manfred: Rassismus. Über die Genese einer europäischen Bewusstseinsform. Frankfurt a. M. 1994, S. 4. Kappeler weißt nach, dass von der Reqonquista – Conquista – Sklavenhandel - Kolonialismus eine direkte geistige Entwicklung zur faschistischen Rassenpolitik der Nazionalsozialisten geführt hat.

[8] Osterkamp, Ute: Rassismus als Selbstentmächtigung. Berlin 1996, S.201.

[9] Osterkamp, Ute: a. a. O.

[10] Vgl.: Kappeler, Manfred: a. a. O., S.2.

[11] Balibar, Etienne/Wallerstein, Immanuel: Rasse, Klasse, Nation. Ambivalente Identitäten. Berlin 1990 S. 28.

[12] Prof. Klaus Hornung, CDU, Politikwissenschaftler, Uni Stuttgart-Hohenheim, in: Der Stern, 17.10.1991. In dem zitierten Ausspruch kommt ein besonderer Aspekt der Fremdenfeindlichkeit zum Ausdruck, der für die Zeit nach der Wende charakteristisch erscheint. Öffentliche Personen (Politiker) traten auf und schürten offen soziale Ängste durch desorientierende Formeln. Besonders in der Debatte um das Asylrecht sind „berühmte Formeln“ entstanden, so z.B.: „Der Anspruch auf Asyl bedeutet eine unzumutbare Überforderung der Einheimischen“, siehe: Osterkamp, Ute: Das Boot ist voll! Typische Selbstrechtfertigungs - und Abwehrfiguren in der Asyldebatte. Forum Kritische Psychologie 32, 1993. Osterkamp stellt in solchen Argumentationsfiguren einen für rassistisches Denken typischen „Herr-im-Hause-Standpunkt“ fest, demzufolge die Anwesenheit der anderen nur solange tolerierbar ist, wie deren Kosten nicht ihren Nutzen übersteigen.

[13] Hoyerswerda hat in diesem Zusammenhang eine zweifelhafte Berühmtheit erlangt. Vom 17. - 22. September 1991 hatten eine Gruppe von zumeist rechtsextremen Jugendlichen mit Unterstützung der Bevölkerung fünf Tage lang ein Asylbewerberheim angegriffen.

[14] Möller, Kurt: Jugend - Gewalt - Rechtsextremismus, in: Posselt, Ralf - Erik / Schumacher, Klaus (Hrsg.): Projekthandbuch: Gewalt und Rassismus. Mühlheim a. d. Ruhr 1993, S. 35.

[15] Müller, Kurt: a. a. O., S.36.

[16] siehe: Tagesspiegel, 12. 8. 2000, zitiert wird ein Thesenpapier mit dem Titel „Historische Ursachen der Fremdenfeindlichkeit in den Neuen Bundesländern“ des Zentrums für Zeithistorische Forschung in Potsdam. Nach Hans-Hermann Hertle, sei die DDR „eine verhältnismäßig geschlossene Gesellschaft gewesen“, in der die Anwesenheit von Fremden nicht als selbstverständlich wahrgenommen wurde. Der Aufenthalt von Fremden sei immer mit staatlichen Zielvorgaben verbunden gewesen, die bei der Bevölkerung oftmals keine Zustimmung fanden. Die Vertragsarbeiter aus Vietnam und Mocambique lebten abgekapselt in Heimen. Das Verhältnis der Bevölkerung zu den Ausländern sei gespannt gewesen, Konflikte jedoch tabuisiert und durch staatliche Propaganda unterdrückt worden. So konnte sich keine „Kultur des Umgangs mit Fremden“ entwickeln.

[17] Vgl.: Tsiakalos, Georgios: Interkulturelle Beziehungen: steht ihnen die ‘Natur’ entgegen ? in: Foitzik, A (Hrsg.): „Ein Herrenvolk von Untertanen“. Rassismus - Nationalismus - Sexismus. DISS - Studien, Duisburg 1992. Tsiakalos führt den Nachweis, dass „Konzepte, die in biologischen Begriffen formuliert werden und eine ‘angeborene Xenophobie’ postulieren, nicht Ergebnis wissenschaftlicher Erkenntnissuche, sondern Produkte einer Rechtfertigungsideologie sind.“ So sollten die Auseinandersetzungen mit biologistischen Argumenten zuerst innerhalb der Biologie erfolgen, um danach der interkulturellen bzw. antirassistischen Praxis nützlich zu sein.

[18] Kongidou, Dimitra/Tsiakalos, Georgios: Rassismus und soziale Ausgrenzung unter Bedingungen von Armut, in: Jäger, Siegfried (Hrsg.): Aus der Werkstatt: „Antirassistische Praxen. Konzepte - Erfahrungen - Forschung“ DISS - Studien, Duisburg 1995.

[19] Möller, Kurt: a. a. O. S. 25. Möller bemerkt, „dass über 95% der rechtsextremistischen Straftäter, zwei Drittel der rechtsextremen Wählerschaft und etwa genau so viel Anteile in der Trägerschaft rechtsextremer Orientierungen männlich sind“.

[20] Holzkamp, Klaus: Antirassistische Erziehung als Änderung rassistischer "Einstellungen"? Funktionskritik und subjektwissenschaftliche Alternative, in: Das Argument 203, 1994, S. 41-58.

[21] Insofern gleicht diese „moderne Demokratie“ auf frappierende Weise der Athener Demokratie des 5.Jahrhunderts v. Chr., wo ebenso nur Athener Vollbürger in der Volksversammlung abstimmen durften, Fremde und Sklaven waren davon ausgeschlossen.

[22] Lancaster, Oswald (1947) zitiert aus: Jannopoulos, Georgios, N.: Die internationalen Implikationen des griechischen Problems, in: Nikolinakos, Marinos (Hrsg.) Die verhinderte Demokratie: Model Griechenland. Frankfurt a M. 1969, S. 88.

Final del extracto de 50 páginas

Detalles

Título
Tsiakalos' "Handbuch für antirassistische Erziehung" im Vergleich mit westeuropäischen Konzepten der Interkulturellen Erziehung
Universidad
Free University of Berlin  (Institut für Interkulturelle Erziehungswissenschaft)
Calificación
"bestanden"
Autor
Año
2000
Páginas
50
No. de catálogo
V84449
ISBN (Ebook)
9783638891233
ISBN (Libro)
9783638891288
Tamaño de fichero
676 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Tsiakalos, Handbuch, Erziehung, Aspekt, Vergleich, Literatur, Interkulturellen
Citar trabajo
Berno Lilge (Autor), 2000, Tsiakalos' "Handbuch für antirassistische Erziehung" im Vergleich mit westeuropäischen Konzepten der Interkulturellen Erziehung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84449

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