Anglizismen und Amerikanismen: Anreicherung oder Bereicherung der deutschen Gegenwartssprache?


Dossier / Travail, 2002

17 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1.1 Definition Anglizismus
1.2 Einleitung
1.3 Historischer Hintergrund
1.4.1 Anglizismen in Presse und Musik
1.4.2 Anglizismen i. d. Werbung am Bsp. eines T-Mobile-Prospektes
1.4.3 Anglizismen in der Jugendsprache
1.5 Der Verein Deutsche Sprache
1.6 Fazit und Ausblick
1.7 Verwendete Literatur

Anlage

T-Mobile-Prospekt [NICHT ENTHALTEN]

1.1 Definition Anglizismus

Ang-li-zis-mus

[a?gli-] der; -, Ang-li-zis-men; Ling; ein engl. Wort od. e-e englische Wendung, die in e-e andere Sprache übernommen wurden: „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ ist ein A.1

1.2 Einleitung

Die Modemacherin Jil Sander im Frankfurter Allgemeine Magazin: „Ich habe vielleicht etwas Weltverbesserndes. Mein Leben ist eine giving-story. Ich habe verstanden, daß man contemporary sein muß, das future-Denken haben muß. Meine Idee war, die Hand-tailored-Geschichte mit neuen Technologien zu verbinden. Und für den Erfolg war mein coordinated concept entscheidend, die Idee, daß man viele Teile einer collection miteinander combinen kann. Aber die audience hat das alles von Anfang an auch supported. Der problembewusste Mensch von heute kann diese Sachen, diese refined Qualitäten mit spirit eben auch appreciaten. Allerdings geht unser voice auch auf bestimmte Zielgruppen. Wer Ladyisches will, searcht nicht bei Jil Sander. Man muß Sinn haben für das effortless, das magic meines Stils.“ (Hervorhebungen durch den Verfasser); Jil Sander = Deutsche Modemacherin2

Liest man Jil Sanders Aussage zum ersten Mal, kommen berechtigte Zweifel auf, dass sie das wirklich so gesagt haben soll. Zu unglaublich, fast schon wie eine Farce, eine Karikatur der deutschen Sprache wirken ihre Sätze. Somit sind sie aber auch ein Paradebeispiel für all die Dinge, die im Moment Kritikwürdig sind an der deutschen Gegenwartssprache, und gießen Öl ins Feuer der Anglizismus-Gegner.

In meiner Abhandlung „Anglizismen und Amerikanismen: „Anreicherung“ oder „Bereicherung“ der deutschen Gegenwartssprache?“ möchte ich untersuchen, ob am „Denglisch“ wirklich alles schlecht ist, möchte die historische Entwicklung kurz nachzeichnen, in Presse und Werbung sowie Jugendsprache zwei Hauptgebiete beleuchten und abschließend einen persönlichen Ausblick geben.

1.3 Historischer Hintergrund

Um zu verstehen, wie englische Einflüsse so massiv Einlass in die deutsche Sprache finden konnten, hilft es sich daran zu erinnern, dass der Deutsche an sich (ganz entgegen des gängigen Klischees, das ihn als konservativ beschreibt), zumindest in bestimmte Bevölkerungsschichten, schon immer eine Vorliebe für Fremdsprachen gehabt hat. So etablierte sich Latein im 16. Jahrhundert als internationale Wissenschaftssprache und Französisch wurde durch den Aufstieg der französischen Kultur zumindest in Adelskreisen Mode. Beleg dafür war ein breiter Strom von Wörtern aus diesen Sprachen, die selbst 500 Jahre später noch verwendet werden, z.B. Wein, Keller oder Fenster (Entlehnungen aus dem Lateinischen) und Blamage, Chef, Chiffre, Dekolleté, echauffieren, makaber, naiv, Parfum, Rendezvous, Souvenir, souverän (aus dem Französischen).

Der Einfluss des Englischen, wenn auch schon vorher vorhanden, schnellte ab 1945 ungeheuer in die Höhe. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Auf Grund der totalen Niederlage im 2. Weltkrieg, nicht nur auf militärischer, sondern auch auf nationaler und ideologischer Ebene, war das deutsche Volk am Boden zerstört. Der Stolz auf die einst vielgerühmten und gepriesenen „deutschen Tugenden“ wie Ordnung und Disziplin war erloschen und einer gewissen Orientierungslosigkeit gewichen. Deutschland sehnte sich nach einem starken Vorbild, und dafür eignete sich niemand besser, als die Siegermächte aus England und den USA. Der „American Way of Life“ hatte den Krieg gewonnen, und „blue jeans, comics und rock & roll“ fand man ja seit jeher gut.

Dies öffnete natürlich auch den Anglizismen Tür und Tor. Teils weil man sich durch die Verwendung als „weltoffen“ und „fortschrittlich“ portraitieren wollte, teils weil Begriffe geschaffen wurden, die der Einfachheit halber oder aus Gründen der Unübersetzbarkeit einfach übernommen wurden, z.B.: Activity, challenge, efficiency, frustration, impact, outfit, publicity, public relations, tutor, understatement. Aus dem Bild des strahlenden Siegers gewann die englische Sprache ihre geheimnisvolle, fast magische Anziehungskraft.3

1.4.1 Anglizismen in Presse und Musik

Basierend auf einer kürzlich durchgeführten sprachstatistischen Auswertung von Presseerzeugnissen ist der Anglizismenanteil seit 1945 jedes Jahr stetig angestiegen. Dies verwundert überhaupt nicht, wenn man die Mai-Ausgabe des „Premiere“-Programmheftes aufschlägt und bereits im Editorial/Inhaltsverzeichnis mit „Champions League“, „Top-Qualität“, „live“, „Service“, „Sex and the City“, „TV-Erstausstrahlung“, „TV-Events“, „Sexy Singles“, „Powerfrauen“, „Space Cowboys“, „V.I.P.s“, „Interview“, „Top-Serie“, „Flirt“, „Indy 500“, „Film-Highlights“, „Sport- Highlights“, „Plus-Highlights“, „Premiere Direkt Highlights“. „Premiere Erotik Highlights”, „Movie Guide”, „Erotik Guide”, „Eventreise”, „Premiere Collection”, „Digital-Receiver” und „Premiere Sport Interactive” ganze 26 (!) Anglizismen zählen kann.

Das Problem dabei ist: Viele Leser verstehen diese Anglizismen überhaupt nicht, die Journalisten verwenden sie allerdings trotzdem, ebenso in der Werbung. Der Konsument bekommt also gegen seinen Willen etwas aufgezwängt, mit dem er gar nicht richtig umgehen kann. Trotzdem wird dies nur allzu häufig nicht kritisiert, sondern im Zuge zunehmender Globalisierung (Stichwort: Vereinigtes Europa) als selbstverständlich und sogar wünschenswert betrachtet. Anders als in vielen anderen europäischen Ländern ist in Deutschland der Musikmarkt, ein weiterer sehr umsatzstarker Wirtschaftszweig, ebenfalls größtenteils englischsprachig. Laut einer GEMA-Studie (GEMA = Verein, der im Auftrag von Komponisten, Textdichtern und Musikverlegern Tantiemen von den Verwertern von Werken der Tonkunst einzieht, sowie die Urheberrechte ihrer Mitglieder überwacht und verwaltet4) beläuft sich dieser Anteil auf über 50%. Dies rührt daher, dass selbst Künstler und Gruppen, die Deutsch zur Muttersprache haben, sehr häufig bevorzugt auf Englisch singen. Zum Beleg hier die aktuelle deutsche Hitparade:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten5

[...]


1 "Anglizismus," Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2000. © 1993-1999 Microsoft Corporation.

Alle Rechte vorbehalten.

2 Der Spiegel 14/1996

3 Vgl. Wilss, Wolfram: Das Eindringen angloamerikanischer Fremdwörter in die deutsche Sprache seit

Ende des Zweiten Weltkrieges (bis 1958), S. 21ff; Artikel aus „Denglisch, nein Danke!“

4 "GEMA," Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2000. © 1993-1999 Microsoft Corporation.

Alle Rechte vorbehalten.

5 Quelle: http://www.mtv.de/hitlistgermany/index.php?historie=,,,Home,Charts&groupie=38&

© 2002 Media Control; Stand: 19.05.2002

Fin de l'extrait de 17 pages

Résumé des informations

Titre
Anglizismen und Amerikanismen: Anreicherung oder Bereicherung der deutschen Gegenwartssprache?
Université
University of Potsdam  (Germanistik)
Cours
Grundkurs II: Varietäten, Textsorten, Sprachstile
Note
2,0
Auteur
Année
2002
Pages
17
N° de catalogue
V8448
ISBN (ebook)
9783638154192
Taille d'un fichier
502 KB
Langue
allemand
Mots clés
Anglizismus, Anglizismen, Amerikanismus, Amerikanismen, Jugendsprache, Verein Deutsche Sprache, Thema Anglizismen
Citation du texte
Tim Leidecker (Auteur), 2002, Anglizismen und Amerikanismen: Anreicherung oder Bereicherung der deutschen Gegenwartssprache?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8448

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