Um der im Thema gestellten Frage näher kommen zu können, war es nötig, Übereinstimmungen beziehungsweise Unterschiede, die in den Theorien Emile Durkheims und Max Webers zu finden sind, herauszuarbeiten. Um nachvollziehen zu können, wie die Ergebnisse dieser Arbeit zustande gekommen sind, ist eine fundierte Kenntnis der inhaltlichen Bedeutung „gesellschaftlicher Rationalisierungsprozesse“, wie Weber und Durkheim sie verstanden haben, unabdingbar.
In Kapitel zwei sind deshalb die Auffassungen beider Autoren, was unter „gesellschaftlichen Rationalisierungsprozessen“/diesem Phänomen zu verstehen sei, in vergleichender Weise gegenüber gestellt, wobei – trotz verschiedenartiger Terminologie – grundsätzlich eine inhaltliche Übereinstimmung der beiden Klassiker zu bemerken ist. Als Grundlage für diese Darstellungen dienten die Werke „Über soziale Arbeitsteilung“ (Durkheim) und „Über die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ (Weber).
In Kapitel drei wird unter Berücksichtigung der Aussagen Durkheims, der sich in seinem Buch „Der Selbstmord“ mit verschiedenen Formen des Suizids und seinen gesellschaftlichen Ursachen beschäftigt hat, eine Antwort auf die im Thema gestellte Frage angeboten.
Im nächsten Kapitel wird versucht, die mehrfach erwähnte Frage, welchen Einfluss gesellschaftliche Entwicklungen und Rationalisierungsprozesse auf individuelle Entscheidungen, besonders derjenigen eines Freitodes haben, mit Hilfe der Thesen von Weber, zu beantworten. Besondere Schwierigkeiten ergeben sich dabei, weil Weber zum Thema Selbstmord nicht explizit Stellung bezogen hat. In Anlehnung an seine übrigen theoretischen Konzepte können zur Beantwortung nur Vermutungen geäußert werden.
Im letzten Kapitel werden die Ergebnisse, die unter Berücksichtigung der Theorien von Durkheim und Weber angenommen werden können, zusammenfassend einander gegenüber gestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Verständnis des Begriffs „gesellschaftliche Rationalisierungsprozesse“ bei Emile Durkheim und Max Weber
- „Egoistischer Selbstmord“ als Folge von Rationalisierungsprozessen
- Reaktionsmöglichkeiten, die Weber den Menschen nach dem Wandel der gesellschaftlichen Ordnung einräumt
- Zusammenfassende Gegenüberstellung der beiden Lösungsmöglichkeiten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert, inwieweit Suizid als Folge gesellschaftlicher Rationalisierungsprozesse verstanden werden kann, indem sie die Theorien von Emile Durkheim und Max Weber heranzieht.
- Der Wandel von segmentären Gesellschaften zu modernen, funktional differenzierten Gesellschaften
- Die Rolle des Kollektivbewusstseins in traditionellen und modernen Gesellschaften
- Der Einfluss gesellschaftlicher Rationalisierungsprozesse auf die individuelle Entscheidungsfreiheit
- Die Verbindung zwischen gesellschaftlichen Strukturen und Selbstmord
- Die Bedeutung von Emile Durkheims und Max Webers Theorien für das Verständnis von Suizid im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und erläutert die Notwendigkeit, die Theorien von Durkheim und Weber im Hinblick auf gesellschaftliche Rationalisierungsprozesse und Suizid zu vergleichen.
Kapitel 2: Verständnis des Begriffs „gesellschaftliche Rationalisierungsprozesse“ bei Emile Durkheim und Max Weber
Dieses Kapitel vergleicht die Auffassungen von Durkheim und Weber über den Begriff der gesellschaftlichen Rationalisierungsprozesse. Es zeigt auf, wie beide Autoren einen grundlegenden Wandel in der Ordnung der Gesellschaft konstatieren und wie dieser Wandel mit der funktionalen Differenzierung und der Auflösung des Kollektivbewusstseins verbunden ist.
Kapitel 3: „Egoistischer Selbstmord“ als Folge von Rationalisierungsprozessen
Kapitel 3 analysiert Durkheims Theorie des „egoistischen Selbstmords“ im Kontext der gesellschaftlichen Rationalisierungsprozesse. Durkheim argumentiert, dass die Auflösung des Kollektivbewusstseins in modernen Gesellschaften zu einem erhöhten Risiko des „egoistischen Selbstmords“ führt.
Kapitel 4: Reaktionsmöglichkeiten, die Weber den Menschen nach dem Wandel der gesellschaftlichen Ordnung einräumt
Dieses Kapitel erörtert Webers Ansichten über die Reaktionsmöglichkeiten, die dem Individuum im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen offen stehen. Es werden Vermutungen angestellt, wie Weber die Rolle von gesellschaftlichen Rationalisierungsprozessen im Zusammenhang mit dem Phänomen des Suizids betrachtet hätte.
Schlüsselwörter
Gesellschaftliche Rationalisierungsprozesse, funktional differenzierte Gesellschaften, Kollektivbewusstsein, Selbstmord, Durkheim, Weber, egoistischer Selbstmord, protestantische Ethik, Kapitalismus.
- Citar trabajo
- Sibylle Leichtl (Autor), 2002, Betrachtungen inwieweit ein Suizid als Ergebnis gesellschaftlicher Rationalisierungsprozesse verstanden werden kann auf Basis der Theorien von Emile Durkheim und Max Weber, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8462