Der bedeutende Atheist im 19. Jahrhundert, Ludwig Andreas Feuerbach (1804 Landshut - 1872 Nürnberg), trug zur Philosophie des anthropologischen Sensualismus bei, indem er die vorherrschende Philosophie von dem in der philosophischen Auseinandersetzung längst verehrten Idealismus bis zu dem absoluten Idealismus befreite. Neben der Beschäftigung mit der vergangenen Philosophie des Okzidents bis Hegel, mit den literarischen Schriften von Lessing, Herder, Goethe und Schiller, die seinen humanistischen Ansichtsquellen zugrunde liegen, und den Naturwissenschaften, studierte er die Geschichte des philosophischen Denkens unter dem Gesichtspunkt des
Humanismus, den er durch seine Theismus- und Pantheismuskritik fundierte. Der Ausgangspunkt der anthropologischen Philosophie war seine Erkenntnis, daß sich der irrtümlich weiterentwickelte Idealismus und Theologie, sich in Widersprüche verwickelnd, zur Aufklärung der Wirklichkeit nicht mehr befähigt war. Beide nahmen
die Wirklichkeit der Menschen nicht wahr, wie sie real leben/existieren, als Gegenstand für die Erweiterung ihres Systems, sondern sie versenkten sich in ihre selbst aufgebaute ideale Spekulation1, die nichts mit dem Menschen der wirklichen Realität zu tun hat. Feuerbach übte angesichts des Elendes der Arbeiterschaft der Unterschicht und der Vorzeichen des kommenden Ausbruchs der sozialen Revolution in Deutschland von 1848 scharfe Kritik gegen die irrationalen spekulativen „Autoritäten“ aus und unternahm einen Versuch, den Menschen im Zentrum der Philosophie zu stellen. Seine ausgezeichnete Religionskritik zeigt sich im Werk „Das Wesen des
Christentums“(1841), in dem Feuerbach erst bewies, daß Gott ein vom Menschen bloß vorgestelltes Wesen ist. Ein nicht existierendes Wesen, das aus dem Selbstbildnis des Menschen entsprungen ist, das aber auch reich mit nicht-realen Vermögen und mit der ewigen Glorie ausgestattet ist, nach denen die Menschen angesichts der Nöte im
leidvollen Leben und der Angst vor den Tod nichts anderes als Sehnsucht haben müßten.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Feuerbachs Kritik an der unangebrachten Herrschaft der Abstrakten über die Menschheit der Wirklichkeit
- 2. Feuerbachs Analyse des Übergangs zur spekulativen Philosophie
- 3. Hegels Wahrheit und Wirklichkeit - Seine spekulative Philosophie
- 4. Feuerbachs Wahrheit und Wirklichkeit
- 4.1 Feuerbachs Kritik an Hegels System
- 4.2 Feuerbachs Wirklichkeit und Wahrheit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht Feuerbachs Kritik am Idealismus und seine Entwicklung einer anthropologischen Philosophie. Sie analysiert seinen Übergang zur spekulativen Philosophie und seine Auseinandersetzung mit Hegel. Das Hauptziel ist es, Feuerbachs Verständnis von Wahrheit und Wirklichkeit zu beleuchten und seine Bedeutung für die Philosophiegeschichte zu verstehen.
- Feuerbachs Kritik am Idealismus und an der Theologie
- Die Entwicklung von Feuerbachs anthropologischer Philosophie
- Feuerbachs Auseinandersetzung mit Hegel und dessen spekulativer Philosophie
- Das Verhältnis von Wahrheit und Wirklichkeit bei Feuerbach
- Die Bedeutung von Feuerbachs Werk für die Philosophiegeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Feuerbachs Kritik an der unangebrachten Herrschaft der Abstrakten über die Menschheit der Wirklichkeit: Die Einleitung präsentiert Ludwig Feuerbach als bedeutenden Atheisten des 19. Jahrhunderts und Vertreter des anthropologischen Sensualismus. Sie beschreibt seinen humanistischen Ansatz, der sich gegen den Idealismus und die Theologie richtet, die seiner Ansicht nach die reale Lebenserfahrung der Menschen vernachlässigen. Feuerbach kritisiert die spekulative Philosophie, die sich in abstrakten Ideen verliert und die Not der Arbeiterklasse ignoriert. Seine Religionskritik, insbesondere in "Das Wesen des Christentums", wird als zentraler Punkt seiner Philosophie hervorgehoben, wo er Gott als vom Menschen erschaffenes Wesen darstellt, als Projektion menschlicher Sehnsüchte und Ängste, begründet im menschlichen Elend und der Todesangst. Die Verselbständigung des Gottesbildes als Illusion wird mit der Beeinflussung der okzidentalen Philosophie durch Theologen in Verbindung gebracht, die eine Realität widersprechende Denkweise aufrechterhielten.
2. Feuerbachs Analyse des Übergangs zur spekulativen Philosophie: Dieses Kapitel analysiert Feuerbachs Kritik am Übergang vom theologischen Theismus zur spekulativen Philosophie. Feuerbach identifiziert einen Widerspruch im Konzept eines Gottes, der sowohl reiner Geist als auch sinnliches Wesen ist. Die neuen Philosophen, die versuchten, das Göttliche auf das Geistige zu reduzieren, werden kritisch beleuchtet. Der Einfluss von Descartes und Spinoza auf die Entwicklung der spekulativen Philosophie wird analysiert, mit Betonung auf Descartes' res cogitanz und Spinozas Pantheismus. Der weitere Verlauf der spekulativen Philosophie von Kant bis zu den deutschen Idealisten wird als eine Vervollkommnung des Pantheistischen betrachtet, eine Entwicklung, die sich von der Realität abwendet und in abstrakten Weltanschauungen resultiert.
Schlüsselwörter
Ludwig Feuerbach, Anthropologischer Sensualismus, Idealismus, Theologie, Religionskritik, Spekulative Philosophie, Hegel, Wahrheit, Wirklichkeit, Gott, Humanismus, „Das Wesen des Christentums“
Häufig gestellte Fragen zu Feuerbachs Kritik am Idealismus und seiner anthropologischen Philosophie
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht Ludwig Feuerbachs Kritik am Idealismus und seine Entwicklung einer anthropologischen Philosophie. Sie analysiert seinen Übergang zur spekulativen Philosophie und seine Auseinandersetzung mit Hegel, mit dem Hauptziel, Feuerbachs Verständnis von Wahrheit und Wirklichkeit zu beleuchten und dessen Bedeutung für die Philosophiegeschichte zu verstehen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Feuerbachs Kritik am Idealismus und an der Theologie; die Entwicklung von Feuerbachs anthropologischer Philosophie; Feuerbachs Auseinandersetzung mit Hegel und dessen spekulativer Philosophie; das Verhältnis von Wahrheit und Wirklichkeit bei Feuerbach; und die Bedeutung von Feuerbachs Werk für die Philosophiegeschichte.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Kapitel 1 (Einleitung) präsentiert Feuerbach als bedeutenden Atheisten und Vertreter des anthropologischen Sensualismus, der den Idealismus und die Theologie kritisiert, da diese die reale Lebenserfahrung vernachlässigen. Kapitel 2 analysiert Feuerbachs Kritik am Übergang vom theologischen Theismus zur spekulativen Philosophie und beleuchtet den Einfluss von Descartes und Spinoza. Weitere Kapitel befassen sich detailliert mit Feuerbachs Kritik an Hegels System, seinem Verständnis von Wahrheit und Wirklichkeit.
Was ist Feuerbachs zentrale Kritik?
Feuerbach kritisiert den Idealismus und die Theologie, weil sie seiner Ansicht nach die reale Lebenserfahrung der Menschen vernachlässigen und sich in abstrakten Ideen verlieren. Er sieht Gott als eine vom Menschen erschaffene Projektion menschlicher Sehnsüchte und Ängste.
Welche Rolle spielt Hegel in Feuerbachs Philosophie?
Hegel spielt eine zentrale Rolle, da Feuerbach sich intensiv mit dessen spekulativer Philosophie auseinandersetzt und diese kritisch bewertet. Feuerbachs Kritik an Hegels System ist ein wichtiger Bestandteil seiner eigenen philosophischen Entwicklung.
Was ist Feuerbachs Verständnis von Wahrheit und Wirklichkeit?
Die Arbeit beleuchtet Feuerbachs Verständnis von Wahrheit und Wirklichkeit als zentralen Aspekt seiner Philosophie. Seine anthropologische Perspektive betont die Bedeutung der sinnlichen Erfahrung und des menschlichen Daseins.
Welche Bedeutung hat Feuerbachs Werk für die Philosophiegeschichte?
Die Arbeit untersucht die Bedeutung von Feuerbachs Werk für die Philosophiegeschichte, betont seinen Einfluss und seine Relevanz für spätere philosophische Strömungen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Ludwig Feuerbach, Anthropologischer Sensualismus, Idealismus, Theologie, Religionskritik, Spekulative Philosophie, Hegel, Wahrheit, Wirklichkeit, Gott, Humanismus, „Das Wesen des Christentums“.
- Citation du texte
- Chise Onuki (Auteur), 1998, Die Wahrheit der Welt bei Feuerbach - aus: Grundsätze der Philosophie der Zukunft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84708