Die Transmissionskanäle in der Geldpolitik


Term Paper (Advanced seminar), 2006

18 Pages, Grade: 2,3


Excerpt


Inhalt

1. Einleitung

2. Der Preiskanal
2.1. Die Klassisch-Neoklassische Quantitätstheorie
2.2. Der Cambridge-Effekt
2.3. Eine Übertragung in die heutige Zeit

3. Der Vermögenskanal
3.1. Der Pigou-Effekt – Ein Vermögenseffekt
3.2. Der Patinkin-Effekt – Eine Weiterentwicklung des Pigou-Effektes
3.3. Das Tobin’s-q –Ein Investitionseffekt
3.4. Eine abschließende Betrachtung

4. Der Wechselkurskanal

5. Der Zinskanal

6. Der Kreditkanal
6.1. Der Bankkreditkanal
6.2. Der Bilanzkanal
6.2.1. Der Cash-Flow Kanal
6.2.2. Der Kanal unvorhergesehener Preise
6.2.3. Der Haushaltsliquiditätskanal

7. Eine abschließende Beurteilung des Kredit- und des Zinskanals

8. Schlussteil

1. Einleitung

Die unterschiedlichen Theorien über Transmissionsmechanismen versuchen abzubilden, wie sich Änderungen im monetären Bereich auf z.B. den wirtschaftlichen Output, die Beschäftigung und das Preisniveau, die so genannten realen Größen einer Volkswirtschaft, auswirken. Die monetären Änderungen können zum einen durch das Auftreten unvorhersehbarer Schocks verursacht werden, oder durch ein Intervenieren der Zentralbank und einer damit einhergehenden Veränderung der Geldbasis oder des Zinssatzes.[1]

Eine genaue Analyse der ökonomischen Wirkungszusammenhänge der Transmissionsmechanismen ist für geldpolitische Fragestellungen von zentraler Bedeutung. Im Laufe der Zeit konnten viele Kanäle identifiziert werden, über welche sich geldpolitische Impulse auf reale Größen übertragen. Diese so genannten Transmissionskanäle stellen die Verbindungen zwischen dem monetären und dem realen Sektor einer Volkswirtschaft dar und zeigen die Auswirkungen monetärer Einflüsse auf die realen Größen. So weiß man zum Beispiel heute, dass Zinssätze, Wechselkurse, Inflationserwartungen, Vermögenseffekte, etc. wichtige Determinanten der Transmissionsprozesse sind. Jedoch herrscht in der Literatur immer noch Uneinigkeit, in welcher Weise und Intensität sich geldpolitische Impulse auf die realen Größen auswirken. Daher spricht man in der Praxis auch oft von einer Black Box, die die Transmissionswege einschließt und die Außenwelt über ihre genauen Wirkungsweisen im Unklaren lässt.[2] Um mit Hilfe geldpolitischer Steuerungsmechanismen die wirtschaftliche Entwicklung positiv beeinflussen zu können, gilt es einen Einblick in diese „Black Box“ zu erlangen, da es ohne Kenntnis von den Wirkungszusammenhängen nicht möglich ist abzusehen, ob die ergriffene Maßnahme den gewünschten Effekt erzielt.

Hierzu möchte ich im Folgenden einen Überblick über die verschiedenen uns heute bekannten Transmissionskanäle geben. Dabei werde ich im Einzelnen auf die wesentlichen, den Kanälen zugrunde liegenden, Transmissionsmechanismen eingehen und eine Einschätzung über ihren tatsächlichen Erkenntnisgehalt vornehmen.

2. Der Preiskanal

Bei dem Preiskanal bildet die Betrachtung von Kassen- bzw. Preiseffekten die Grundlage. Hierbei wird ausgeschlossen, dass reale Größen beeinflusst werden. Diese Betrachtungsweise schlägt sich vor allem in der Quantitätstheorie nieder. Im Folgenden sollen die Grundzüge dieser Theorie mit ihren dazugehörigen Ansätzen diskutiert werden.

2.1 Die Klassisch-Neoklassische Quantitätstheorie

Die Quantitätstheorie des Geldes hat zum Inhalt, dass ein Anstieg der Geldmenge über eine zunehmende gesamtwirtschaftliche Nachfrage einen Anstieg des Preisniveaus zur Folge hat. Es wird davon ausgegangen, dass die Nachfrage von Geldmengenänderungen und nicht von anderen uns heute bekannten Einflussgrößen wie zum Beispiel dem realen Einkommen oder dem Zinsniveau determiniert wird. Zu beachten ist, dass diese Theorie für die Zeit einer Metallwährung entwickelt wurde, in der es keine definitive Papierwährung gab. Eine Ausweitung der Geldmenge konnte nur durch Gold- und Silberförderung mit anschließender Münzprägung entstehen.[3] In dieser Zeit fungierte Geld als allgemein anerkanntes Zahlungsmittel, sowie als allgemeiner Wertmaßstab. Eine eigenständige Wertaufbewahrungsfunktion wurde Geld abgesprochen[4], und „Geldvermögensbildung [galt als] eine irrationale Ausnahmeerscheinung“[5]. Eine überaus wichtige, an diese Überlegungen anknüpfende Erkenntnis ist die totale Unabhängigkeit von realem und monetärem Sektor einer Volkswirtschaft, die so genannte Dichotomie. Demnach dient Geld lediglich der Vereinfachung des Wirtschaftsprozesses und hat, abgesehen von Effizienzvorteilen, keinerlei Auswirkungen auf die realen Größen.[6] Die oben angeführten Überlegungen basieren auf der von Irving Fisher aufgestellten Quantitätsgleichung. Sie lautet:

M * u = P * Y

Dabei steht M für das Geldangebot, u für die Umlaufgeschwindigkeit, P für das Preisniveau und Y für das Volkseinkommen. Die Umlaufgeschwindigkeit und das Volkseinkommen werden in der klassischen Quantitätstheorie als konstant angesehen. Somit können nur noch die Geldmenge M und das Preisniveau P variieren. Aufgrund des funktionalen Zusammenhangs beider Größen in obiger Formel folgt bei einer Verdoppelung der Geldmenge zwingend eine Verdoppelung des Preisniveaus. Die Preisstruktur bleibt jedoch unverändert. Geld ist also vergleichbar mit einem Schleier, der sich lediglich über den realen Sektor einer Volkswirtschaft legt, ohne die Größen dieses Bereichs in verändernder Weise zu berühren.[7]

2.2 Der Cambridge-Effekt

Ein weiterer Ansatz der Quantitätstheorie ist die auf Marshall und Pigou zurückgehende Cambridge-Gleichung. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen die individuelle Geldnachfrage und ihre Determinanten. Die Gleichung stellt sich folgendermaßen dar:

L = k * P * Y

L ist die Geldnachfrage, welche aufgrund der Gleichgewichtsbedingung M = L mit dem Geldangebot M übereinstimmt, k ist der Kassenhaltungskoeffizient (mit k = 1/u) und P das Preisniveau. Dieser Ansatz führt zum gleichen Ergebnis wie die oben beschriebene Fisher’sche Verkehrsgleichung, da der Kassenhaltungskoeffizient als kurzfristig konstant angenommen wird. Geld fungiert also auch hier lediglich als Transaktionsmittel und erfüllt keine weiteren Funktionen, die sich auf den realen Sektor einer Volkswirtschaft auswirken könnten.[8] Den so genannten Cambridge-Effekt kann man aus neoklassischer Sicht mit Hilfe der Betrachtung der realen Kassenhaltung veranschaulichen. Erreicht die Kassenhaltung nach einer Geldmengenausweitung einen nicht erwünschten höheren Wert, wird dieser von den Wirtschaftssubjekten in Form einer erhöhten Nachfrage wieder abgebaut. Da das Güterangebot in Folge seiner Abhängigkeit von realen Größen konstant ist, findet nun solange ein Preisanstieg statt, bis die reale Geldmenge M/P wieder auf ihr ursprüngliches Niveau gesunken ist. Die Güterausgaben sind also abhängig vom Realkassenbestand.[9]

2.3 Eine Übertragung in die heutige Zeit

Die Übertragung der Quantitätstheorie in die heutige Zeit ist problematisch. Einkommen und Zinsniveau stellen keine vernachlässigbaren Determinanten mehr dar und können daher nicht mehr aus der Betrachtung ausgeschlossen werden. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage wird also nicht mehr von Geldmengenänderungen allein bestimmt. Der oben beschriebene Transmissionsweg könnte in einer Welt mit definitiver Papierwährung nur dann funktionieren, wenn notenbankfinanzierte Staatsdefizite gesetzlich nicht ausgeschlossen werden. Dann könnte eine Ausweitung der Geldmenge mit steigenden Staatsausgaben einhergehen. Zum Schutze vor inflationären Entwicklungen ist dies in der heutigen Zeit jedoch nicht mehr möglich.[10] Darüber hinaus kann es zu Entwicklungen kommen, welche die Quantitätstheorie nicht zu erklären vermag. So können zum Beispiel vorübergehende Portfolioumschichtungen stattfinden, durch welche die Geldhaltung beeinflusst wird. Denkbar ist auch, dass die Neutralitätshypothese des Geldes kurzfristig verletzt ist, und reale Größen in diesem Fall doch durch Geldmengenänderungen beeinflusst werden. Es kann darüber hinaus problematisch sein, dass die Umlaufgeschwindigkeit lediglich geschätzt und nicht präzise vorausgesagt werden kann.[11] Abschließend lässt sich festhalten, dass der Preiskanal und die ihm zugrunde liegenden Theorien mit den Gegebenheiten der heutigen Zeit scheinbar nicht mehr in Einklang zu bringen sind.

3. Der Vermögenskanal

Insofern sich geldpolitische Impulse über eine Veränderung der Preise von Vermögenswerten übertragen, kann man von einem Vermögenskanal sprechen. Indikatoren für Vermögenswerte sind z.B. Aktienkurse und Immobilienpreise. Innerhalb des Vermögenskanals können reale Größen durch Vermögens- und Investitionseffekte

beeinflusst werden.[12] Die folgenden Theorien bieten einen Einblick in mögliche Transmissionswege des Vermögenskanals. Es gilt insbesondere bei den Ausführungen über die Vermögenseffekte zwischen der nominalen Geldmenge M, welche durch die Notenbank bestimmt wird und somit exogen gegeben ist und der realen Geldmenge, „die aus dem Wirtschaftsprozeß heraus zu erklären ist“[13] und daher eine endogene Größe darstellt, zu unterscheiden. Die reale Geldmenge ergibt sich, wenn man die nominale Geldmenge mit dem Preisniveau abdiskontiert. Ihre Höhe wird durch die von den Wirtschaftssubjekten gewünschten, so genannten „realen Kasse“ beeinflusst.[14]

[...]


[1] Vgl . Issing, O., Einführung, 1998, S. 147.

[2] Vgl. Morsink, J., Bayoumi, T., Peek: IMF Staff Papers Vol. 48 No.1, 2001, S. 22.

[3] Vgl. Bofinger, P., Reischle, J., Schächter, A., Geldpolitik, 1996, S. 550ff.

[4] Vgl . Felderer, B., Homburg, S., Makroökonomik, 2003, S.77f.

[5] Felderer, B., Homburg, S., Makroökonomik, 2003, S.78.

[6] Vgl. Felderer, B., Homburg, S., Makroökonomik, 2003, S.78f.

[7] Vgl. Borchert, M., Geld, 2001, S. 113f.

[8] Vgl. Borchert, M., Geld, 2001, S. 114.

[9] Vgl. Felderer, B., Homburg, S., Makroökonomik, 2003, S.82.

[10] Vgl. Bofinger, P., Reischle, J., Schächter, A., Geldpolitik, 1996, S. 554.

[11] Vgl. Deutsche Bundesbank, Monatsbericht Januar 2005, S. 18f.

[12] Vgl. Österreichische Nationalbank, Geldpolitik, in: www.oenb.at/de/geldp_volksw/geldpolitik/wirtschaft/wie_wirkt_geldpolitik_auf_die_wirtschaft_.jsp, 2006.

[13] Issing, O., Einführung, 1998, S. 147.

[14] Vgl. Issing, O., Einführung, 1998, S. 146.

Excerpt out of 18 pages

Details

Title
Die Transmissionskanäle in der Geldpolitik
College
University of Cologne  (Wirtschaftspolitisches Seminar)
Course
Hauptseminar zur Geldpolitik
Grade
2,3
Author
Year
2006
Pages
18
Catalog Number
V85015
ISBN (eBook)
9783638002936
ISBN (Book)
9783638911153
File size
487 KB
Language
German
Keywords
Transmissionskanäle, Geldpolitik, Hauptseminar, Geldpolitik
Quote paper
Karin Friedrich (Author), 2006, Die Transmissionskanäle in der Geldpolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85015

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