Chancen und Grenzen der Erzeugung und Versorgung mit Biotreibstoffen unter Berücksichtigung Niedersachens


Bachelorarbeit, 2007

50 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Rohstoffe für die Erzeugung und die Produktion von biogenen Treibstoffen
2.1 Eignung und Nutzungspotential ausgewählter Rohstoffe
2.1.1 Zuckerrübe
2.1.2 Weizen
2.1.3 Gerste
2.1.4 Roggen
2.1.5 Triticale
2.1.6 Mais
2.1.7 Kartoffeln
2.2 Anforderungen an das Getreide zur Bioethanolproduktion
2.3 Verfahren und Bedingungen des Getreideanbaus
2.4 Definition und Potential von Biomasse
2.5 Erzeugung von Bioethanol
2.6 Erzeugung von Biodiesel

3 Nutzungspotentiale Niedersachsens zur Rohstoffproduktion biogener Treibstoffe
3.1 Stilllegungsflächen
3.2 Nutzungspotenzial auf Böden mit guter oder sehr guter Fruchtbarkeit
3.3 Nutzungspotenzial auf Böden mit mäßiger oder geringer Fruchtbarkeit

4 Chancen und Risiken für die niedersächsische Landwirtschaft
4.1 Chancen der niedersächsische Landwirtschaft
4.2 Risiken für die niedersächsische Landwirtschaft

5 Vergleich biogener und konventioneller Treibstoffe
5.1 Herkunft und Verfügbarkeit der Rohstoffe
5.2 Emissionen
5.3 Preise
5.4 Bezugsmöglichkeit

6 Chancen biogener Treibstoffe
6.1 Ökologische Chancen
6.2 Ökonomische Chancen

7 Risiken biogener Treibstoffe
7.1 Ökologische Risiken
7.2 Ökonomische Risiken
7.3 Sonstige Risiken

8 Exkurs: Bio-Ölwerk Magdeburg GmbH

9 Fazit

10 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

In der aktuellen Euphorie um Bioenergie und damit auch Biotreibstoffe aus heimischen Feldfrüchten, scheint eine adäquate Antwort zur autarken Energiepolitik gefunden zu sein. Vielen Vorteilen für Ökologie und Ökonomie stehen allerdings ernsthafte Risiken auf diesen Feldern gegenüber, die nicht durch politisches Wunschdenken zu relativieren sind.

Nach Auffassung vieler Politiker, wie z. B. der EU-Kommissarin für Landwirtschaft oder dem Bundeslandwirtschaftsminister, sollen dabei Landwirte neben der Funktion der Ernährer der Bevölkerung auch zu Energiewirten werden, um energiepolitisch nicht weiter abhängig sein zu müssen. Diese betrifft auch Niedersachsens Landwirte, die in zunehmendem Maße auf die Rohstoffproduktion im Kraftstoffbereich setzen.

Daher soll im Folgenden diskutiert werden, welchen Beitrag zur Versorgungssi-cherheit die Landwirtschaft, insbesondere die niedersächsische, zu leisten im Stande ist und mit welchen Zielkonflikten die Landwirte, Biokraftstoffproduzenten, der Staat und die Gesellschaft zu rechnen haben. Dazu soll neben der aktuellen Situation auch ein Ausblick in eine mögliche Zukunft der Landwirtschaft, insbesondere der Nieder-sächsischen, gegeben werden. Zusätzlich wird auch auf die Lage der Biokraftstoff-produzenten am Beispiel des Bioölwerks Magdeburg eingegangen, um eine detail-lierte und differenzierte Sichtweise auf diesen Komplex zu vermitteln.

2 Rohstoffe für die Erzeugung und die Produktion von biogenen Treibstoffen

Generell lassen sich nahezu alle land- und forstwirtschaftlichen Erzeugnisse über verschiedene Prozesswege zu biogenen Treibstoffen weiterverarbeiten. Die landwirt-schaftliche Fläche nimmt in der Bundesrepublik Deutschland ungefähr 48% der Ge-samtfläche ein1. Dies entspricht ca. 17 Mio. ha, wovon wiederum 12 Mio. ha auf Ackerland entfallen2.

2.1 Eignung und Nutzungspotential ausgewählter Rohstoffe

Bei der Bewertung der landwirtschaftlichen Rohstoffe zur Erzeugung von biogenen Treibstoffen soll der Fokus, bedingt durch Forschungsstand, auf die energetische Nutzbarmachung nachwachsender Rohstoffe zu Biokraftstoffen der sog. „Ersten Ge-neration“ gelegt werden. Während bei der „Zweiten Generation“ die gesamte Pflanze verwertet wird (Biomass-to-liquid=BtL), findet bei ersterer nur die Frucht als solche eine Verwendung. Dementsprechend sind im Allgemeinen die Outputmengen hierbei geringer.

2.1.1 Zuckerrübe

Nicht nur global betrachtet spielt die Zuckerrübe als zuckerhaltiger Rohstofflieferant eine bedeutende Rolle für die Ethanolerzeugung, denn von den ca. 12 Mio. ha Ackerland werden deutschlandweit 450.000 ha mit Zuckerrüben bestellt, was knapp 4% der Gesamtfläche3 entspricht. Der bundesdurchschnittliche Ertrag lag 2001 bei 55,2 t/ha4 und damit leicht über dem niedersächsischen Ertrag von 54,6t/ha5. Die Verteilung der Zuckerrübenfläche auf die Bundesländer determiniert die besondere Bedeutung Niedersachsens als wichtiges Agrarland. „Rund ein Viertel der gesamten Anbaufläche entfällt auf Niedersachen“.6 SCHMITZ verweist in Anlehnung an das Vo-gelbusch-Gutachten auf eine aus Zuckerrüben gewonnene Melassemenge von 3,3 bis 3,4 t je m3 Ethanol7. Die Zuckerrübe ist weiterhin als Rohstoff für die Ethanolher-stellung geeignet, weil sie über die höchste Flächenproduktivität und eine hohe Er-tragssicherheit verfügt und sich zudem positiv auf die Fruchtfolge im landwirtschaftli-chen Produktionsprozess auswirken kann.8 Zudem besteht in Deutschland eine au-ßerordentlich gut erschlossene Infrastruktur hinsichtlich der Erfahrungen in Anbau, Verarbeitung und Vermarktung.8

Dem gegenüber stellt der Zuckerrübenanbau besondere Ansprüche an die Boden-qualität und darf daher hinsichtlich seiner Ausbreitung als regional beschränkt ange-sehen werden. Zudem fallen bei Logistik und Transport, sowie bei der Abwasserbe-seitung im Verarbeitungsprozess relativ hohe Kosten an.9 Die mangelnde Lagerfä- higkeit der Rübe kann hingegen bei einer Verarbeitung zu Dicksaft überwunden wer- den, womit sie über das Jahr verteilt zur Verfügung steht.9

2.1.2 Weizen

Weizen spielt unter den stärkehaltigen Rohstoffen zur Ethanolherstellung zusammen mit der Gerste die wichtigste Rolle. Allgemein wird ca. 60% der bundesdeutschen Ackerfläche von Getreide vereinnahmt.10 Der Winter- und Sommerweizenanbau in Deutschland erstreckte sich 2001 auf knapp 3 Mio. ha (24,5%) des Ackerlandes.11 Der Anteil der Weizenflächen in Niedersachsen liegt mit ca. 22% leicht unter dem Bundesdurchschnitt, allerdings liegt die Erntemenge pro ha mit 8,8 t12 deutlich über dem durchschnittlichen Ertrag auf Bundesebene von 7,3 t/ha.13 Der für die Ethano-lerzeugung wichtige Stärkegehalt ist insbesondere beim Weizen hoch. Der Weizen-bedarf ist mit 2,7 t14 für die Produktion von 1 m3 Ethanol weniger gewichts- und damit transportkostenintensiver als bei der Zuckerrübe. Neben seiner guten Lager- und Transportfähigkeit spricht seine globale Verfügbarkeit für einen Einsatz zur Ethanol-herstellung. Besonders bedeutsam für die Landwirtschaft ist die hohe Flächenpro-duktivität, die ihm gegenüber anderen Getreidesorten einen wesentlichen wirtschaft-lichen Vorteil verschafft. Dieser gründet v. a. auf dessen hohen Stärkegehalt von 67,5%.15, womit er den höchsten Wert der für die biogene Treibstoffgewinnung rele-vanten Getreidearten darstellt. Im Zuge der Ethanolgewinnung werden ihm gute Ver-arbeitungseigenschaften bei der Ethanolerzeugung nachgesagt sowie ein geringer Anfall an Abwasser.

2.1.3 Gerste

Bundesweit wurden im Jahr 2001 ca. 2,2 Mio. ha mit Winter- und Sommergerste be-stellt, was einem Anteil von knapp 18% entspricht.16 Niedersachsenweit werden ca. 305.000 ha angebaut (knapp 17% der Ackerfläche)17. Die durchschnittlichen Ernte-mengen liegen bundesweit und auf Niedersachsen bezogen bei jeweils 6t/h18. Ihr Stärkegehalt liegt mit 66,1%19 auf einem für Ethanolausbeute relativ hohem Niveau.

2.1.4 Roggen

Bundesweit entfallen 850.000 ha (ca. 7%) der Ackerfläche auf Roggen, deren Durch-schnittsertrag auf 4,9t /ha beziffert wird.18 Niedersachsen liegt sowohl mit einem 8,5%igen Anteil Roggenanbau an seiner Ackerfläche leicht über dem Bundesdurch-schnitt, als auch mit dem Ertrag von 5,5 t/ha.17 Der Rohstoffbedarf zur Erzeugung eines m3 Ethanol ist mit 2,85 t20 durchaus mit dem anderer Getreidearten vergleich-bar, hat jedoch den entscheidenden Nachteil, dass sein hoher Pentosengehalt zu Schleimbildung führt. In dessen Folge wird die Maische zähflüssig und erfordert eine zusätzliche Gabe an Enzymen im Produktionsprozess und erhöht somit die Produkti-onskosten21. Zusätzlich liegt der Stärkegehalt des Roggens mit 64,6%19 auf dem niedrigsten Niveau aller relevanten Getreidearten, so dass dementsprechend auch die Ethanolausbeute geringer ist als bei Weizen oder Triticale. Roggen weist jedoch insofern v. a. beim Anbau erhebliche Vorteile auf, als sich stabile Erträge auch auf schwachem Boden erwirtschaften lassen, die zudem mit geringem Dünge- und Pfle-geaufwand zu erreichen sind.22 Zudem darf Roggen als ein kostengünstiger Rohstoff angesehen werden, weil für ihn ein Angebotsüberhang festzustellen ist.22

2.1.5 Triticale

Von den bundesweit 500.000 ha23 mit Triticale bestellten Feldern entfallen allein auf Niedersachsen 85.000 ha24 (ca. 4,5% der niedersächsischen Ackerfläche bzw. 17% der Triticalefläche Deutschlands). Dies unterstreicht auch auf diesem Gebiet die besondere Rolle Niedersachsens als Agrarland.

Triticale ist dem Weizen brennereitechnologisch äquivalent, denn die beiden Getrei-dearten sind dank ihrer Eigenschaften substituierbar. Lediglich der geringfügig höhe-re Rohstoffbedarf von 2,75t je m3 Ethanol25 und der geringere Stärkegehalt von 66,5%26 schränkt die Gleichwertigkeit etwas ein. Somit sind vielmehr organisatori-sche und ökonomische Aspekte für den Einsatz von Triticale oder Weizen relevant. Dem im Vergleich zum Weizen geringeren Ertrag von 5,6 t/ha24 in der Bundesrepub-lik, wie auch in Niedersachsen, stehen noch Steigerungen im Ertragspotenzial ge-genüber, womit sich die momentan geringe Flächenproduktivität noch erhöhen lie-ße.27 Allerdings wird Triticale international nicht gehandelt und steht damit nur einge-schränkt zur Verfügung.27 Jedoch ist die Triticale hinsichtlich ihres Anspruchs an Bo-dengüte, Düngung und Pflege nicht so anspruchsvoll wie Weizen und kommt darüberhinaus als günstiger Rohstoff für die Ethanolerzeugung in Frage, weil sich mit ihrer hohen Ausbeute und ihren guten Verarbeitungseigenschaften, sowie dem rela-tiv hohen Stärkegehalt wichtige Parameter für den Produktionsprozess zu Gunsten der Triticale darstellen.27

2.1.6 Mais

Während auf den bundesdeutschen Äckern der Anbau von Mais im Laufe der letzten Jahre ca. 10%28 der Ackerfläche beanspruchte, betrug der Anteil Niedersächsischen Maises an der Ackerfläche im Jahr 2000 immerhin 16%29 und sein Input-Output-Verhältnis liegt bei 2,4 t/m3 Ethanol30. Den geringen Bodenansprüchen der Mais-pflanze stehen klimatische Begrenzungen im Anbau gegenüber, denen nur mit inten-siver Züchtung begegnet werden kann, um somit einen flächendeckenden Einsatz zu gewährleisten33. Da die Maispflanze durch keine Fruchtfolgeregelung restriktiert wird, kann sie in Monokultur angebaut werden und weist eine relativ hohe Flächenproduk-tivität auf. Allerdings bedarf es eines hohen Düngemittel- und Trocknungsaufwan-des.33

2.1.7 Kartoffeln

Die Kartoffel wird in Deutschland auf ca. 2,5% der Ackerfläche angebaut, was einer Fläche von rund 300.000 ha entspricht19. Im Jahr 2000 wurden mit 128.555 ha über 40% der Kartoffelfläche in Niedersachsen bewirtschaftet, was einem Anteil von 7% der niedersächsischen Ackerfläche29 entspricht. Bei hohen Ertragsschwankungen liegt der Durchschnittsertrag bei ca. 40 t/ha31 und einem Stärkegehalt von 14%32. Neben dem geringen Stärkeanteil schränken v. a. hohe Lager-, Verarbeitungs- und Rohstoffkosten den Einsatz für die Ethanolproduktion ein. Allerdings sind beim An-bau nur geringe Ansprüche an den Boden zu erfüllen, um eine relativ hohe Flächen-produktivität zu erzielen.33

2.1.8 Raps

Als ölhaltige Ackerfrucht spielt v. a. der Winterraps eine wesentliche Rolle bei der Herstellung von Biodiesel. Die zunehmende Nachfrage nach Rapssaat spiegelt sich auch in einer Ausweitung der Produktionsflächen wider. Wurden in Niedersachsen im Jahr 2005 noch 119.643 ha mit Raps bestellt, war zu 2006 ein Anstieg von ca. 10% auf 132.130 ha zu verzeichnen, was einem Anteil von knapp 6,5% der niedersächsi-schen Ackerfläche entspricht.34 Deutschlandweit erreicht die bisherige Fläche von ca. 1,3 Mio. ha35 unter Berücksichtigung einer nachhaltigen Fruchtfolge nahezu ihre bio-logische Anbaugrenze. In Relation zur bundesdeutschen Rapsanbaufläche beträgt der niedersächsische Anteil immerhin knapp 9%35. Der Ertrag lag 2005 mit 3,7 t/ha auf dem bundesweiten Niveau.35 Bei einem Ertrag von 3,4 t/ha und einer Ausbeute von 455 l/t ergibt sich somit ein Potenzial von fast 1.550 l Biodiesel je ha36.

Für eine Verwendung von Rapsöl respektive dem daraus gewonnen Biodiesel spricht die bereits relativ gut ausgebaute Infrastruktur (landwirtschaftliche Anbauflä-che und -technik, Händler, Tankstellennetz), die Verwendung im Kraftstoffsektor oh-ne aufwändige technische Umrüstung im Motorbereich sowie eine relevante Redukti-on von Partikelemissionen und eine ausgereifte Technik. Demgegenüber haben die Produzenten nach wie vor mit schwankenden Qualitäten zu kämpfen, können nur auf ein begrenztes heimisches Rohstoffpotenzial zurückgreifen und benötigen für die Herstellung fossiles Methanol.

2.2 Anforderungen an das Getreide zur Bioethanolproduktion

Die Bioethanolausbeute ist wie oben dargestellt maßgeblich vom Stärkegehalt des Rohstoffs sowie vom Ertrag/ha abhängig. Zur Stärkeverzuckerung während des Maischprozesses sind teilweise Fremdenzymgaben erforderlich, die aber die Getreidearten Weizen, Triticale und Roggen nicht benötigen. Sie verfügen über sog. autoamylolytische Enzyme, die ein Kaltmaischverfahren mit geringeren Energie- und Betriebsstoffkosten ermöglichen.37 Die autoamylolytischen Aktivitäten, die durch die „Summe der an der Stärkehydrolyse beteiligten Enzyme“38 des jeweiligen Getreides bestimmt wird, dienen u. a. der Stärkeverflüssigung. Mit zunehmender Lagerdauer konnte eine um 70% gestiegene Amylaseaktivität nachgewiesen werden, die somit in Relation zu einer gesteigerten Bioethanolausbeute steht.39

Weitere Parameter stellen hinsichtlich der Ethanolgewinnung die Protein- und Stärkeanteile des Korns dar. Deren Proportionen sind in interdependenter Relation zu sehen, da einem hohen „Kornproteingehalt ein abnehmender Stärkegehalt gegenüber steht“40, der sich in einer Ethanolausbeuteminderung niederschlägt.

2.3 Verfahren und Bedingungen des Getreideanbaus

Für die Bioethanolproduktion ist es unerheblich, ob das Getreide aus Reinbeständen mit anschließender Mischung der Reinpartien stammt oder aus arten- und/oder sor-tengemischten Beständen.41 Gleichwohl ergibt sich bei Mischbeständen „häufig ein verbessertes Puffervermögen gegenüber biotischen und abiotischen Schadeffek- ten“41. Daraus resultiert ein geringerer Pflanzenschutzbedarf, der sich sowohl ökolo- gisch wie auch ökonomisch als Vorteil darstellt. Mischbestände können demnach zu einem nachhaltigen Anbau von Getreiderohstoffen zur Bioethanolproduktion beitra-gen.

Einen Zusammenhang zwischen einem hohen Stickstoffdüngungsniveau und erhöhten Amylasewerten weist SCHÄFER insofern nach, als dass ein später Aussaattermin für einen verringerten Wert verantwortlich ist.42 Allerdings kommt der Stickstoffdüngung auch hinsichtlich der zweiten, bedeutenderen Hauptbestimmungsgröße bzgl. der Bioethanolausbeute eine erhebliche Bedeutung zu, denn sie hat für die Bioethanolherstellung v. a. einen ertragssteigernden Charakter, da er eine positive, katalytische Wirkung auf das Pflanzenwachstum hat.

Als essentiell darf die Versorgung mit Wasser, Mineralstoffen und, insbesondere zur Erntezeit, die nötige Sonnenstrahlung mit einhergehenden Temperaturen für die ent-sprechenden Früchte angesehen werden. Darüberhinaus ergibt sich ggf. der Bedarf an zielgerichtetem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um zum Beispiel Schädlings-, Pilz- und Unkräuterbefall entgegen zu treten. Da ein Einsatz des Getreides für Nah-rungszwecke nicht in Frage kommt, ist auch ein mögliches Totspritzen kurz vor der Ernte zulässig.

2.4 Definition und Potential von Biomasse

Die Literatur offenbart eine Vielzahl an Definitionen zur Bestimmung des Begriffs Bi omasse. Nach KLEEMANN/MELIß versteht man unter Biomasse „Stoffe organischer Herkunft, also die in der Natur lebende und wachsende Materie und die Abfallstoffe von lebenden und toten Lebewesen. Die Abgrenzung gegenüber fossilen Energieträgern beginnt beim Torf, dem fossilen Sekundärprodukt der Verrottung.“43 Entscheidend für die Entstehung organischen Materials ist der hochkomplexe Vorgang der Photosynthese aus anorganischer Materie.

Das globale Potential der Biomasse schätzen KLEEMANN/MELIß auf 2. 1012 t, wobei dies 30.1012 J bzw. 1.000 Mrd. t SKE(Steinkohleeinheiten) entspräche44. Der Holzan-teil spielt hier die bedeutendste Rolle mit bis zu 90%.44 Allerdings ist die für die Nut-zung maßgebliche Kennziffer die jährliche Zuwachsrate an Biomasse, die mit rund 8%44 angegeben wird. Es muss an dieser Stelle allerdings der Einwand geltend ge- macht werden, dass die Waldfläche und somit auch die Biomasseproduktion der Na-tur global unterschiedlich verteilt ist. Bei einer groben Einteilung der Erde nach Wald-flächen ist auffallend, dass sich die meisten Waldflächen zwischen 40° und 60° N, sowie zwischen 10° N und 10° S befinden. Infolge der Kontinentalflächenverteilung in diesen Breiten entfallen somit rund 60% der Biomasseproduktion auf die Nordhalb-kugel44, was wiederum bedeutet, dass einem Großteil der Erdbevölkerung der Zu-gang zum Rohstoff Biomasse aus Holz verwehrt ist. Dennoch postulieren KLEE-MANN/MELIß, dass die jährlichen globalen Zuwächse von 44 Mrd. t SKE, abzüglich Laubmassen und Wurzelwerk und in trockenem Zustand, „6-7 mal größer als der ge-samte Welt-Primärenergieverbrauch“45 sind. Das Problem des Zugangs zu bzw. der Verteilung der Biomasse bleibt hier unbeachtet, macht aber die besondere Dimen-sion des Nutzungspotenzials der Biomasse deutlich.

2.5 Erzeugung von Bioethanol

Wie bereits dargelegt, beruht die Bioethanolherstellung aus Getreide auf dessen Stärkenutzung. Im Produktionsprozess wird dabei die Maische entweder durch Erhit-zen zum Sieden gebracht46, wobei Stärke unter Zugabe von Fremdenzymen, Bakte-rien und Schimmelpilzen zu vergärbarem Zucker abgebaut wird. Das aufsteigende Dampfgemisch, bestehend aus Ethanol und geringen Wasserdampfanteilen konden-siert durch Abkühlung zu einer wässrigen Ethanollösung.47 Der Wasseranteil und weitere Nebenbestandteile der Gärung werden während der folgenden Rektifikation als Seitenabzüge entfernt, wodurch sich ein hochkonzentriertes (96%) Ethanol ge-winnen lässt.47

Oder aber es kann durch entsprechende Eigenenzymaktivität der Getreidearten Wei-zen, Triticale und Roggen auf eine energieaufwändige Erhitzung verzichtet werden und unter Zusatz von Hefe die verzuckerte Maische zu Ethanol vergären. In beiden Fällen entsteht bei der alkoholischen Gärung aus Glucose Kohlendioxid und Ethanol.

[...]


1 Vgl. Datenreport 2006, 2006 S. 262.

2 Vgl. Datenreport 2006, 2006 S. 266.

3 Vgl. SCHMITZ 2003, S. 39.

4 Vgl. Datenreport 2006, 2006 S. 269.

5 Vgl. http://www.nls.niedersachsen.de/Tabellen/Landwirtschaft/bee_text/texte/er_f.htm vom 23.07.2007.

6 SCHMITZ 2003 S. 39.

7 Vgl. SCHMITZ 2003, S. 100.

8 Vgl. SCHMITZ 2003, S. 60.

9 Vgl. SCHMITZ 2003, S. 60.

10 Vgl. ebd., S. 43.

11 Vgl. Datenreport 2006, 2006 S. 268.

12 Vgl. http://www.nls.niedersachsen.de/Tabellen/Landwirtschaft/bee_text/texte/er_f.htm vom 23.07.2007.

13 SCHMITZ, 2003 S. 43.

14 Vgl. SCHMITZ 2003, S. 101.

15 Vgl. ebd. S. 46.

16 Vgl. Datenreport 2006, 2006 S. 268 f..

17 Vgl. http://www.nls.niedersachsen.de/Tabellen/Landwirtschaft/bee_text/texte/bo_f.htm vom 23.07.2007.

18 Vgl. SCHMITZ 2003, S. 43.

19 Vgl. ebd. S.46.

20 Vgl. SCHMITZ 2003, S. 102.

21 Vgl. SCHMITZ 2003, S. 101ff..

22 Vgl. SCHMITZ 2003, S. 60.

23 Vgl. Datenreport 2006 2006, S. 268f..

24 Vgl. http://www.nls.niedersachsen.de/Tabellen/Landwirtschaft/bee_text/texte/er_f.htm vom 23.07.2007.

25 Vgl. SCHMITZ 2003, S. 101.

26 Vgl. SCHMITZ 2003, S. 46.

27 Vgl. SCHMITZ 2003, S. 61.

28 Vgl. Datenreport 2006 2006, S. 268.

29 Vgl. http://www.nls.niedersachsen.de/Tabellen/Landwirtschaft/bee_text/texte/er_f.htm vom 23.07.2007.

30 Vgl. SCHMITZ 2003 S. 102.

31 Vgl. Datenreport 2006 2006, S. 269.

32 Vgl. KLEEMANN/MELIß 1988, S. 197.

33 Vgl. SCHMITZ 2003, S. 61.

34 Vgl. http://cdl.niedersachsen.de/blob/images/C40042178_L20.pdf vom 23.07.2007.

35 Vgl. http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Publikationen/Querschnittsveroeff entlichungen/StatistischesJahrbuch/Downloads/LandForstwirtschaft,property=file.pdf vom 09.08.2007.

36 Vgl. http://www.bio-kraftstoffe.info/cms35/Biodiesel.831.0.html vom 09.08.2007. 9

37 Vgl. SCHÄFER 1995, S. 8 f..

38 SCHÄFER 1995, S. 9.

39 Vgl. ebd. 1995, S. 17.

40 SCHÄFER 1995, S. 17.

41 SCHÄFER 1995, S. 26.

42 Vgl. ebd. S. 20.

43 KLEEMANN/MELIß 1988, S. 157.

44 Vgl. ebd., S. 160 f..

45 KLEEMANN/MELIß 1988, S. 162.

46 Vgl. SCHMITZ 2003, S. 66 f..

47 Vgl. http://www.lab-biokraftstoffe.de/Herstellung.html vom 23.07.2007. 12

Ende der Leseprobe aus 50 Seiten

Details

Titel
Chancen und Grenzen der Erzeugung und Versorgung mit Biotreibstoffen unter Berücksichtigung Niedersachens
Hochschule
Universität Hildesheim (Stiftung)  (Institut für Geographie)
Veranstaltung
Bachelor of Science-Arbeit
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
50
Katalognummer
V85069
ISBN (eBook)
9783656951605
ISBN (Buch)
9783656951612
Dateigröße
773 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Chancen, Grenzen, Erzeugung, Versorgung, Biotreibstoffen, Bachelor, Science-Arbeit
Arbeit zitieren
Alexander Fricke (Autor:in), 2007, Chancen und Grenzen der Erzeugung und Versorgung mit Biotreibstoffen unter Berücksichtigung Niedersachens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85069

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