Jugend im Strafrecht
Eröffnungsvortrag zum 26. Deutschen Jugendgerichtstag
Winfried Hassemer
1. Einführung
Das Jugendstrafrecht steht wie das Erwachsenenstrafrecht ständig unter Beobachtung der Öffentlichkeit. Dadurch wird es folglich für die Medien interessant, die immer wieder ein Scheitern des Strafrechts, gestützt auf Fälle beschreiben. Die Fälle der sich die Medien dabei bedienen sind unglaubliche Einzelfälle, aufgebaut als radikale Vereinfachungen. Als Konsequenz daraus wird eine Annäherung des Jugendstrafrechts an das Erwachsenenstrafrecht gefordert, welches einen Abbau traditioneller Differenzierungen zur Folge hätte. Um sich dieser Kritik zu stellen, müssen die guten Traditionen des Jugendstrafrechts neu bestimmt werden, welches auch den Erziehungsgedanken beinhaltet.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Ausgangspunkt - Fall
- Medien
- Was passiert hier? 5 Annahmen
- a.) Auffällige Jugendliche werden intensiv von Seiten der Gesellschaft und Politik beobachtet
- b.) Diese Beobachtung ist jedoch nicht analytisch und neutral
- c.) Um diese Verschärfungen durchzusetzen bedarf es in einer Demokratie der gewählten Vertreter des Volkes
- d.) Die manipulierten Faktoren sind heute vor allem Annahmen über die Gefahren
- e.) Das Jugendstrafrecht kann folglich mit an einer kommunikativen Unverständlichkeit scheitern
- Welche Gefahr entsteht?
- Kriminalpolitische Konsequenz - Was wird geordert?
- Das gute Jugendstrafrecht
- Forderungen gegen das Jugendstrafrecht
- Abschaffung
- Entdifferenzierung
- Traditionen und Gewissheiten
- Erziehungsgedanke
- Formalisierung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Artikel analysiert die Kritik am Jugendstrafrecht, die durch medial vermittelte Einzelfälle und eine daraus resultierende Verbrechensfurcht entsteht. Er setzt sich mit dem Ziel auseinander, die guten Traditionen des Jugendstrafrechts neu zu bestimmen und die Notwendigkeit des Erziehungsgedanken zu verdeutlichen.
- Die medial vermittelte Wahrnehmung von Jugendkriminalität
- Die Gefahr der Überreaktion und Überregulierung im Jugendstrafrecht
- Die Bedeutung des Erziehungsgedanken im Jugendstrafrecht
- Die Rolle der Medien bei der Manipulation von Gefahrenwahrnehmungen
- Die Notwendigkeit der Verständlichkeit des Jugendstrafrechts für die Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Der Artikel beginnt mit einem konkreten Fall, der in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlicht wurde, und illustriert damit die Art und Weise, wie Medien mit Einzelfällen umgehen und somit Ängste und Forderungen nach Strafverschärfungen schüren. Der Autor untersucht dann die Mechanismen, die zu dieser medialen Übertreibung führen. Er argumentiert, dass die medial vermittelte Wahrnehmung von Jugendkriminalität nicht der Realität entspricht und die Menschen durch die Verbrechensfurcht in ihren Reaktionen beeinflusst werden. Der Artikel beleuchtet anschließend die Kritik am Jugendstrafrecht und die Forderungen nach dessen Abschaffung oder Entdifferenzierung. Schließlich stellt er die Bedeutung des Erziehungsgedanken im Jugendstrafrecht heraus und argumentiert, dass das Jugendstrafrecht weiterhin auf diesem Prinzip basieren sollte.
Schlüsselwörter
Jugendstrafrecht, Medien, Verbrechensfurcht, Manipulation, Erziehungsgedanke, Traditionen, Entdifferenzierung, Strafverschärfung, Jugendkriminalität.
- Arbeit zitieren
- Sascha T. Bokhari (Autor:in), 2005, Jugend im Strafrecht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85121