Der Tomboy von Meinecke bietet sowohl ein Archiv der wichtigsten feministischen Veröffentlichungen und Strömungen als auch eine Momentaufnahme der zeitgenössischen Kultur der 90er Jahre.Der Roman ein Multimix-Song aus unzähligen Quellen, in dem die Figuren lediglich als Diskurs-Interpreten agieren: Sie dienen ausschließlich der Performance auf der Gender Trouble -Bühne, sie sind „Typen“ ohne eigenen ausgearbeiteten Charakter.
Die Tomboy Figuren verkörpern jede für sich gewisse Typen, die dem von Judith Butler proklamierten „Gender Trouble“ zugeordnet werden können, z.B. Vivian als ambiger „Tomboy“, Angela als „Cross-Dresser“ oder Frauke als „Butch“-Lesbierin. Keine der Charaktere entspricht vordergründig einer klassischen, eindeutig zuschreibbaren Geschlechterrolle. Auch ihre gesamten Lebensweisen präsentieren sich als pure Reproduktion der Gender- und Feminismusdiskurse, „Handlung wie Personen tragen das Buch nicht, sondern dienen allein dem Transport des Diskurses und seiner Reflexion“ (Baßler 137).
Somit stellt sich die Frage, ob gelebter „Gender Trouble“ im Tomboy als persönlichkeitsnegierend transportiert wird, d.h. nicht nur in einer Verkünstlichung der eigenen Persönlichkeit, sondern auch in einer Minimierung persönlicher Beziehungen resultiert. Am Ende steht zur Debatte, ob der von Meinecke integrierte „Gender Trouble“ in der Textrealität erfolgreich ist, d.h. das binäre heteronormative Geschlechtermodell aufzubrechen schafft, oder vielmehr als künstlich angeeignete Rollenimitation gewertet werden sollte, die Persönlichkeit unterdrückt anstatt sie neu zu kreieren und letztendlich im alten Oppositionsentwurf verhaftet bleibt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Ambiguität des Tomboys (Vivian)
- 3. Butch/Femme Lesbierinnen und Bisexualität
- 3.1 Das Klischee der „Kampflesbe“ (Frauke)
- 3.2 Die phallische Mutter (Korinna)
- 4. Cross Dressing und Transidentitäten (Angela)
- 5. Der effeminierte Mann (Hans)
- 6. Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Darstellung von Gender- und Queer-Theorien in Thomas Meineckes Roman "Tomboy". Ziel ist es, zu untersuchen, inwiefern die im Roman präsentierten Figuren als Inkarnationen gelebter feministischer Theorien verstanden werden können und welche Auswirkungen dies auf ihre Persönlichkeiten und sozialen Beziehungen hat. Die Analyse fokussiert auf die Frage, ob der "Gender Trouble" im Roman als persönlichkeitsfördernd oder -negierend dargestellt wird.
- Ambiguität von Genderidentitäten
- Darstellung verschiedener Lesbischer und queerer Identitäten
- Der Einfluss feministischer Theorien auf die Figuren
- Die Auswirkungen gelebten "Gender Trouble" auf Beziehungen
- Personalisierung vs. Depersonalisierung der Figuren
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt den Roman "Tomboy" als einen "Diskursgenerator", der verschiedene feministische Strömungen und die zeitgenössische Kultur der 90er Jahre reflektiert. Sie stellt die zentralen Figuren als "Typen" vor, die feministische Theorien verkörpern, und kündigt die Analyse der Frage an, ob der gelebte "Gender Trouble" im Roman als persönlichkeitsnegierend dargestellt wird, indem er zu einer Verkünstlichung der Persönlichkeit und einer Minimierung persönlicher Beziehungen führt.
2. Ambiguität des Tomboys (Vivian): Dieses Kapitel analysiert die Figur Vivian Atkinson, die den Titel des Romans trägt. Vivian wird als ambivalenter Tomboy dargestellt, der sowohl männliche als auch weibliche Eigenschaften und Verhaltensweisen zeigt. Die Analyse beleuchtet Vivians bewusstes Unterlaufen klassischer Geschlechterrollen und ihre kritische Auseinandersetzung mit feministischen Stereotypen. Es wird gezeigt, wie Vivian ihre Gender-Ambiguität als Machtposition nutzt und wie sie ihre Sexualität primär durch die Linse feministischer Theorien erlebt und analysiert, was zu einer Distanzierung von authentischen emotionalen Erfahrungen führt. Der Fokus liegt auf Vivians Depersonalisierung durch die Überbetonung theoretischer Diskurse.
Schlüsselwörter
Gender Trouble, Tomboy, Butch/Femme, Crossdressing, Transidentität, Feministische Theorien, Judith Butler, Persönlichkeit, soziale Beziehungen, Geschlechterrollen, zeitgenössische Kultur der 90er Jahre, Diskurs, Depersonalisierung.
Häufig gestellte Fragen zu "Tomboy" - Eine Analyse feministischer Theorien
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Darstellung von Gender- und Queer-Theorien in Thomas Meineckes Roman "Tomboy". Der Fokus liegt darauf, wie die Figuren des Romans als Inkarnationen gelebter feministischer Theorien verstanden werden können und welche Auswirkungen dies auf ihre Persönlichkeiten und sozialen Beziehungen hat. Ein zentrales Thema ist die Frage, ob der "Gender Trouble" im Roman als persönlichkeitsfördernd oder -negierend dargestellt wird.
Welche Figuren werden im Roman analysiert?
Die Analyse konzentriert sich auf mehrere Schlüsselfiguren, darunter Vivian (der "Tomboy"), die als ambivalente Figur mit männlichen und weiblichen Eigenschaften untersucht wird. Weitere Figuren sind Frauke (im Kontext des Klischees der "Kampflesbe"), Korinna (im Hinblick auf die "phallische Mutter"), Angela (in Bezug auf Cross Dressing und Transidentitäten) und Hans (als Beispiel für den effeminierten Mann). Diese Figuren repräsentieren verschiedene lesbische und queere Identitäten.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die Ambiguität von Genderidentitäten, die Darstellung verschiedener lesbischer und queerer Identitäten, den Einfluss feministischer Theorien auf die Figuren, die Auswirkungen des gelebten "Gender Trouble" auf Beziehungen sowie die Personalisierung versus Depersonalisierung der Figuren. Der Roman "Tomboy" wird als "Diskursgenerator" betrachtet, der feministische Strömungen und die Kultur der 90er Jahre reflektiert.
Wie wird Vivian Atkinson, die Titelfigur, dargestellt?
Vivian wird als ambivalenter Tomboy beschrieben, der bewusste Geschlechterrollen unterläuft und sich kritisch mit feministischen Stereotypen auseinandersetzt. Ihre Gender-Ambiguität wird als Machtposition dargestellt, jedoch wird auch ihre Distanzierung von authentischen emotionalen Erfahrungen aufgrund der Überbetonung theoretischer Diskurse analysiert. Die Analyse konzentriert sich auf Vivians mögliche Depersonalisierung durch die Überbetonung theoretischer Diskurse.
Welche Rolle spielen feministische Theorien in der Analyse?
Feministische Theorien bilden den analytischen Rahmen der Arbeit. Die Figuren werden als Verkörperungen verschiedener feministischer Strömungen interpretiert, und die Analyse untersucht, wie diese Theorien die Persönlichkeiten und Beziehungen der Figuren beeinflussen. Die Arbeit hinterfragt, ob die Anwendung und das Leben dieser Theorien zu einer positiven oder negativen Entwicklung der Figuren führen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Gender Trouble, Tomboy, Butch/Femme, Crossdressing, Transidentität, Feministische Theorien, Judith Butler, Persönlichkeit, soziale Beziehungen, Geschlechterrollen, zeitgenössische Kultur der 90er Jahre, Diskurs, Depersonalisierung.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in Kapitel gegliedert, beginnend mit einer Einleitung, die den Kontext und die Zielsetzung der Arbeit erläutert. Es folgen Kapitel, die sich jeweils mit einzelnen Figuren und Aspekten des Romans auseinandersetzen. Die Arbeit schließt mit einem Schlusswort.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
Die Arbeit untersucht, ob der im Roman dargestellte "Gender Trouble" zu einer Verkünstlichung der Persönlichkeit und einer Minimierung persönlicher Beziehungen führt. Die detaillierten Schlussfolgerungen zu dieser Frage ergeben sich aus der Analyse der einzelnen Kapitel und Figuren.
- Quote paper
- Alexandra Oswald (Author), 2007, "Gender/Queer/Feminist Studies" in Thomas Meineckes Roman "Tomboy", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85180