„Nieder mit der WTO!“ oder „Die WTO ist die Achse des Bösen!“ waren Äußerungen vieler Demonstranten und Globalisierungsgegner um ihren Unmut gegenüber der Welthandelsorganisation im Zuge der Ministerkonferenz in Hongkong kund zu tun. Überschriften in den Zeitungen wie „Politisches Mikado bei der WTO“, „Hoffen auf ein Anti-Cancun“3 oder „WTO-Krisenkonferenz: Mehr Rück- als Fortschritt“ ließen wenig auf einen Erfolg der Verhandlungen hoffen. Offene Kritik wurde außerdem von Brasiliens Außenminister Celso Amorim geübt: „Im Welthandelssystem herrscht eine Struktur von Privilegien und Ungerechtigkeit.“ Dies war gewiss nicht die Intention der Gründungsväter des Handelsregimes nach dem zweiten Weltkrieg. Gegen dessen Ende vertraten die Demokraten der USA die Meinung, dass das Fehlen eines offenen Welthandelssystems in den 1930er Jahren die Hauptursache für die entstandenen Feindseligkeiten darstellte und somit seine Errichtung für notwendig hielten. Will man das Entstehen des Handelsregimes theoretisch begründen, muss man auf das „Wohlfahrtsdilemma“ in den internationalen Beziehungen zurückgreifen. Dieses Dilemma „resultiert aus einer Situation, in der die Staaten ihre Wohlfahrtsbeziehungen ohne die Existenz einer zentralen Autorität, die die internationalen Beziehungen
steuert, selbst regulieren müssen.“ Das „Wohlfahrtsdilemma“ kann sowohl kollektiv als auch individuell unerwünschte Interaktionsergebnisse verursachen, wenn alle oder viele Staaten der Verlockung den eigenen Anteil am Welthandel auf Kosten anderer Staaten zu vergrößern, nicht widerstehen können. Dies ist z.B. durch Festlegung von Importkontingenten, durch die Begünstigung inländischer Produkte mittels Subventionen oder durch die Diskriminierung ausländischer Produkte aufgrund spezieller technischer Standards möglich. Würden sich alle Staaten so verhalten, würden die Anteile aller am Welthandel weitgehend gleich bleiben. Zur gleichen Zeit würde jedoch das Gesamtvolumen des Welthandels sinken und somit ebenfalls der Außenhandelsbeitrag zum Bruttosozialprodukt jedes Staates. Um dieses unerwünschte Resultat zu verhindern, müssen Staaten kooperieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Regimetheorie
- 1.1. Entstehung des Regimeansatzes
- 1.2. Definition und Abgrenzung des Begriffs „Internationale Regime“
- 1.3. Regimestruktur
- 1.4. Regimeevolution
- 1.5. Regimefunktionen
- 2. Vom GATT zur WTO – Steigerung der Effektivität des Handelsregimes durch Regimeevolution
- 2.1. Regelsetzung und Regelanwendung von GATT/WTO
- 2.1.1. Prinzipien
- 2.1.2. Normen
- 2.1.3. Regeln
- 2.1.4. Verfahren
- 2.2. Informationelle Tätigkeit von GATT/WTO
- 2.3. Bewertung
- 2.1. Regelsetzung und Regelanwendung von GATT/WTO
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das internationale Handelsregime und seine Entwicklung vom GATT zur WTO. Sie analysiert die Funktionsweise des Regimes, die Rolle von Regelsetzung und -anwendung sowie die Bedeutung der Informationsfunktion. Dabei liegt der Fokus auf der Steigerung der Effektivität des Handelsregimes durch Regimeevolution.
- Die Entstehung und Entwicklung des Regimeansatzes in der internationalen Politik.
- Die Definition und Abgrenzung des Begriffs „Internationale Regime“ und die wichtigsten Merkmale.
- Die Funktionsweise von Regimen, insbesondere die Regelsetzung und -anwendung sowie die Informationsfunktion.
- Die Analyse der Regimeevolution vom GATT zur WTO und die damit verbundene Steigerung der Effektivität des Handelsregimes.
- Die Bewertung der Funktionsfähigkeit des internationalen Handelsregimes und die Herausforderungen in der Zukunft.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die Problematik des internationalen Handelsregimes vor und beschreibt die Kritik an der WTO, die sich in Demonstrationen und öffentlichen Äußerungen zeigt. Sie beleuchtet das „Wohlfahrtsdilemma“ als theoretische Grundlage für die Notwendigkeit eines internationalen Handelsregimes, um die Kooperation zwischen Staaten zu gewährleisten.
1. Regimetheorie: Dieses Kapitel untersucht die Entstehung und Entwicklung des Regimeansatzes in der internationalen Politik. Es definiert den Begriff „Internationale Regime“ und beleuchtet die wichtigsten Merkmale, die Struktur, die Evolution und die Funktionen von Regimen.
2. Vom GATT zur WTO – Steigerung der Effektivität des Handelsregimes durch Regimeevolution: Dieses Kapitel analysiert die Funktionsweise des GATT/WTO-Handelsregimes, indem es die Regelsetzung und -anwendung, die Prinzipien, Normen, Regeln und Verfahren sowie die Informationelle Tätigkeit beleuchtet. Dabei wird auf die Steigerung der Effektivität durch die Regimeevolution vom GATT zur WTO eingegangen.
Schlüsselwörter
Internationale Regime, Regimetheorie, Regimeevolution, GATT, WTO, Welthandelsorganisation, Handelsregime, Regelsetzung, Regelanwendung, Informationelle Tätigkeit, Wohlfahrtsdilemma, Kooperation, Internationaler Handel.
- Quote paper
- Claudia Fischer (Author), 2006, Das internationale Handelsregime - Regimewandel vom GATT zur WTO, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85186